Lebensdaten
1758 – 1840
Geburtsort
Mannheim
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119515822 | OGND | VIAF: 823993
Namensvarianten
  • Krahe, Peter Joseph
  • Krahe, Peter J.
  • Krahe, Peter Josef
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Zitierweise

Krahe, Peter Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119515822.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lambert (s. 1);
    B Nicolas, Kupferstecher;
    Schw Lambertine ( Heinrich Schmitz, 1758–87, Kupferstecher, s. ThB), Catharina ( Carl Christoph Heß, 1755–1828, Kupferstecher);
    - 1) Koblenz 1790 Marthe Nell (1768–92), 2) ebd. 1798 Caroline (1775–1805), T d. Christian Linz (1745–1813), kurtrier. GR u. Kammerdir., u. d. Elisabeth Embden;
    2 S, 3 T, u. a. Friedrich Maria (1804–88), Architekt (s. ThB);
    N Heinrich v. Heß ( 1863), Peter v. Heß ( 1871), beide Maler (beide s. NDB IX).

  • Biographie

    K. besuchte seit 1775 die von seinem Vater gegründete Düsseldorfer Kunstakademie, zunächst um Maler zu werden. 1778/79 gewann er mit zwei Bildentwürfen (unter anderem „Die Gefangennahme des Jugurtha“) und einem ersten architektonischen Entwurf mehrere Preise der Akademie-Wettbewerbe; 1780 wurde er zum Professor an der Akademie ernannt. Im folgenden Jahr veröffentlichte er die Schrift „Versuch über das sichtbare Erhabene in der bildenden Kunst“. Von Kurfürst Carl Theodor von Pfalzbayern erhielt er 1782 ein Stipendium für eine Studienreise nach Italien. In Rom entstanden viele Skizzen, Veduten und Bildentwürfe (Tod der Lucretia, Aeneas im Tempel), bald auch Bauaufnahmen und architektonische Entwurfsskizzen. 1783 entschied er sich zum Berufswechsel, der aufgrund eingereichter Probezeichnungen („Münchener Zeichnungen“, Graphische Sammlung München) vom Kurfürsten genehmigt wurde. In der folgenden Zeit entstanden Umformungen römischer Vorbilder, zunächst kleine und dann immer umfangreicher werdende Entwürfe, zuletzt die drei großen, utopischen Entwürfe „Landrüsthaus“, „Fürstliches Theater“ und „Bischöfliche Residenz mit Kathedrale“. Im Herbst 1785 reiste K. nach Neapel, Pompeji und Paestum; im Winter 1785/86 folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in Florenz, danach die Rückreise über Bologna, Padua und Vicenza.

    Die ihm zugesagte Ernennung zum Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie kam nicht zustande. Nach seinem ersten Auftrag, dem Bau des Theaters in Koblenz (1787), übernahm K. deshalb 1790 die Leitung der kurtrierischen Bauverwaltung in Koblenz. Von 1795 an – während der französischen Besetzung des Landes ohne feste Anstellung – baute er unter anderem Grabdenkmäler für die im Rheinland gefallenen Generäle Marçeau in Lützel (1797) und Hoche in Weißenthurm (1797–99) und lebte zeitweise vom Straßenbau und als Steuereinnehmer. 1803 sollte K. als 1. Architekt der kurfürstlichen Hofkammer und Baurat in Hannover angestellt werden, konnte diese Stelle jedoch nicht antreten, da das Land von den Truppen Napoleons besetzt wurde. Kurz darauf bot sich ihm eine Anstellung als Leiter des Bauwesens im Herzogtum Braunschweig, wo er als Kammer- und Klosterrat 1803-06 mehrere Bauten errichten und zahlreiche Entwürfe für Herzog Carl Wilhelm Ferdinand und auch|für private Auftraggeber anfertigen konnte. Während der französischen Besetzung Braunschweigs, von 1806 an wiederum ohne feste Anstellung, arbeitete K. bis 1813 am Ausbau des barocken Schlosses zu einer Residenz für König Jérôme. 1809 wurde er zum „Ingénieur en chef 1ère Classe“ des Oker-Departements im Königreich Westfalen ernannt. Nach der Befreiung des Landes erhielt K. 1814 wieder die Leitung des Bauwesens im Herzogtum Braunschweig, die erst 1832, nach der Einrichtung einer Baudirektion nach preußischem Muster, von einem Verwaltungsjuristen übernommen wurde. 1830 mußte K. erleben, wie beim Brand des Residenzschlosses die Arbeit vieler Jahre vernichtet wurde. Erst 1837 wurde er in den Ruhestand entlassen.

    Die in Rom entstandenen architektonischen Arbeiten zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit stadtrömischen Bauten der Antike und des Cinquecento, mit Bauten und Entwürfen Palladios, auch mit spätbarocken Typen und Gruppierungen. Sie zeigen auch, daß die damals neuesten Gedanken der sogenannten Revolutionsarchitektur nicht nur in Paris, sondern auch in Rom entstanden und daß K. daran intensiv beteiligt war. Manche Formbildungen, die auch bei E.-L. Boullée zu finden sind, lassen sich in K.s Entwürfen gleichzeitig, bisweilen auch früher nachweisen als bei diesem. Einige Entwürfe gehören zu den frühesten Ausformungen klassizistischer Architektur überhaupt und besitzen in der künstlerischen Durchbildung der Baukörper und Räume wie in ihrer oftmals ungemein reizvollen Darstellung in farbig lavierten Rissen Qualitäten ersten Ranges, die den Arbeiten C. F. Hansens vergleichbar, manchen Entwürfen F. Weinbrenners eindeutig überlegen sind. Darüberhinaus läßt sich an der Folge der römischen Zeichnungen ablesen, mit welcher Intensität K. seine autodidaktische Ausbildung zum Architekten durchzuführen verstand.

    Der Berufsweg K.s hielt ihn in kleinen Territorien fest, wo die Zahl bedeutender Bauaufgaben gering blieb und auch Umbauten und Baupflege zu betreiben waren. Aufgaben, die den römischen Entwürfen und seinem großen Können adäquat gewesen wären, wurden ihm nur selten gestellt; manche großen Projekte konnten in dieser unruhigen Zeit nicht ausgeführt werden. Dennoch geben manche Bauten, voran die Villa Salve Hospes (1805–08) und der Monumentenplatz (1819–23) in Braunschweig noch eine gute Vorstellung von schönen Raumfolgen, vorzüglich proportionierten Flächen und Körpern und einem sogleich erkennbaren eigenen Stil, der dem frühen Klassizismus immer verpflichtet blieb. Auch in den Dekorationen und Einrichtungen von 40 Räumen des Grauen-Hof-Schlosses in Braunschweig fand K. zu einer ebenfalls spezifischen Variation des französischen Empire von durchaus eigener Prägung. Erst in einigen späteren Arbeiten finden sich gelegentlich neugotische Formen und skeletthafte Gliederungen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Bildenden Künste in München (1814), Kunstak. Bologna, Kunstak. Florenz, dort auch Prof. f. Architektur E.h. (1786).

  • Werke

    Weitere W u. a. Erhaltene Bauten: Brunnenwache in (Nieder-)Selters, 1791;
    in Braunschweig: dorischer Portikus d. Augusttor-Wache, 1804/07 (im Bürgerpark);
    Gartenhaus Haeckel, 1805/08, Wallringanlagen mit Torhauspaaren am Wendentor, Fallerslebertor u. Steintor, Brücke am Neuen Petritor, Wohnhaus v. Arnsberg, Gutshaus Halchter b. Wolfenbüttel, 1820;
    Wallringanlagen u. Torhauspaar am Herzogstor in Wolfenbüttel, 1827/29. -
    Nicht erhaltene Bauten u. a.: Wohnhäuser in Koblenz, 1787-94;
    Braunschweig: Toranlagen, Hauptwache u. Torhauspaar am Augusttor, 1804/07, Palais f. Prinz Friedrich Wilhelm, 1805/06, Torhauspaare am Steinweg, Wilhelmitor u. Petritor, Schauspielhaus, Reithalle u. Orangerie, Ausbau d. Hoftheaters, Wohnhäuser am Wallring. - Zeichnerischer Nachlaß:
    vorwiegend im Städt. Mus. Braunschweig, einige Bll. u. a. in d. Graph. Slg. München (Kat. in: R. Dorn I u. II, s. L);
    Bildentwürfe, Zeichnungen u. architekton. Entwürfe aus Düsseldorf u. Rom (1778–86), zahlr. nicht ausgeführte Entwürfe.

  • Literatur

    ADB 17;
    R. Dorn, Die Villa Salve Hospes in Braunschweig, 1969;
    ders., P. J. K., Leben u. Werk, I: Die Studienj. … 1778-86, 1969 (L, P), II: Bauten u. Projekte … 1787-1806, 1971 (III in Vorbereitung);
    B. v. d. Dollen, Die Koblenzer Neustadt, 1979;
    ThB.

  • Porträts

    Bleistiftskizze v. Ph. J. Becker. 1784 (Braunschweig, Städt. Mus.), Abb. b. Dorn, P. J. K. I, 1969;
    Ölgem. v. F. G. Weitsch, um 1787 (Berlin, Fam. Krahe), Abb. ebd.;
    Ölgem. v. F. G. Schoener, 1825 (ebd., Kopie in Braunschweig, Städt. Mus.);
    Bleistiftzeichnung, wohl v. Carl Heß, 1839 (ebd.);
    Bronzierte Gipsbüste v. W. Habich (nach Gem. v. Schoener), um 1886/87 (ebd.).

  • Autor/in

    Reinhard Dorn
  • Zitierweise

    Dorn, Reinhard, "Krahe, Peter Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 658-659 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119515822.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA