Lebensdaten
wohl 1492 – 1525 oder 1526
Geburtsort
Erfurt
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Mathematiker ; Astronom
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11949132X | OGND | VIAF: 34448367
Namensvarianten
  • Schreyber, Heinrich (eigentlich)
  • Schreyber, Heinricus (eigentlich)
  • Grammateus, Heinrich
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Zitierweise

Grammateus, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11949132X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    G. geht zum Studium nach Wien, wo er 1507 als „Henricus Scriptoris Erfordensis“ in die Matrikel der Artistenfakultät eingetragen wird. Nach weiteren Studien in Krakau (1514–17) kehrt er nach Wien zurück und erscheint nun in einem Sitzungsprotokoll als „Magister Henricus Gramatheus“. Als 1521 die Universität wegen der Pest geschlossen wird, geht G. über Nürnberg, wo er mehrere Schriften zum Druck bringt, nach Erfurt. Wir sehen ihn 1525 wieder in Wien als Examinator der Baccalaureanden und Prokurator der sächsischen Nation; bald darauf ist er dort etwa 33jährig gestorben. – G. ist ein hervorragender Vertreter der Wiener Schule. Er war der erste Deutsche, dessen Ausführungen über algebraische Probleme (Rechnen mit Binomen, quadratische Gleichungen) im Druck erschienen; in ihnen war er vor allem um eine Verbesserung der Zeichensprache besorgt. Für die Potenzen der Unbekannten führte er neue Symbole ein (pri, se, ter und so weiter), wodurch die jetzige Exponentendarstellung vorbereitet wurde. Er verwendete durchgängig (nicht nur zur Bezeichnung des Überschusses und des Defektes beim falschen Ansatz) die Zeichen + und – sowie die allgemeine Buchstabenzahl. So hat er zur Verbreitung der neuen algebraischen Kunst, besonders auch durch die Schriften seines bedeutendsten Schülers, Christoph Rudolff, wesentlich beigetragen. In seinem wichtigsten Werk „Ayn new kunstlich Buech…“ (Nürnberg 1521, kaiserliches Privileg und Vorrede von 1518) behandelt G. neben der Algebra das Rechnen auf den Linien, die neuen indischen Methoden, Regeldetri, Welsche Praktik, Regula falsi, Proportionen in der Musik, Buchführung sowie die Faßmessung mit der Visierrute; damit will er sich auch an den „gemeinen Mann“ wenden, wie ja auch die Mehrzahl seiner Schriften in deutscher Sprache geschrieben sind. Für „alle Scharfsinnigen“ führt er noch die „Historie“ von der Entstehung des delischen Problems mit der Lösung Herons an. – Die Quellen, aus denen G. schöpfte, sind im einzelnen noch nicht untersucht. Neben der Unterrichtung aus italienischen Werken und der Unterweisung durch seine Lehrer Georg Tannstetter (Collimitius) und Andreas Stiborius (dieser, Schüler von Aquinas, besaß in seiner Bibliothek „Demonstrationes cossae“) kommen vor allem Handschriften in Betracht aus Wien (Codices 4470 und 5277), München (Codes latinus Monacensis 14908, 19691), Krakau (568, 601) und Dresden (C 80). Dieser Dresdener Sammelband gehörte einst Johann Widman von Eger; auch Adam Ries, der die Algebra von G. kannte, hatte ihn in der Hand. Darin stehen unter anderem die Algebra Alchwarizmis sowie eine deutsche und eine lateinische Algebra, aus der sich ergibt, daß G. von der Handschrift Kenntnis hatte (Wappler, S. 12). Die Heronische Lösung der Würfelverdoppelung scheint aus G. Vallas Werk „De expetendis et fugiendis rebus“ (Venedig 1501, Liber XIII, Blatt u6v) entnommen zu sein. Auch im Codex Vindob. 5277 sind die „Opera Georgii Valle“ enthalten.

  • Werke

    u. a. Algorithmus proportionum…, Krakau 1514;
    Libellus de compositione regularum pro vasorum mensuratione…, Wien 1518;
    Behend u. khunstlich Rechnung…, Nürnberg 1521;
    Ein kunstreich u. behend Instrument…, ebd. 1522;
    Eynn kurtz newe Rechenn u. Visyrbuechleynn…, Erfurt 1523;
    Algorismus de integris…, ebd. 1523.

  • Literatur

    ADB IX;
    C. J. Gerhardt, Zur Gesch. d. Algebra in Dtld., in: Monatsberr. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Wiss. Berlin, Jg. 1867, S. 41-54, Jg. 1870, S. 141-53;
    H. E. Wappler, Zur Gesch. d. dt. Algebra im 15. Jh., Progr. Zwickau 1887;
    Chr. Frdr. Müller, H. G. u. s. Algorismus de integris, Progr. ebd. 1896 (W);
    M. Cantor, Vorlesungen üb. Gesch. d. Math. ²II, Nachdr. 1913, S. 395-97.

  • Autor/in

    Kurt Vogel
  • Zitierweise

    Vogel, Kurt, "Grammateus, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 738-739 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11949132X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Grammateus, mit seinem deutschen bürgerlichen Namen Heinricus Schreyber, der Sieben freien kunsten meyster. Er war in Erfurt geboren und verfaßte Schriften über Rechenkunst und Astronomie in dem ersten Viertheile des 16. Jahrhunderts. Er gehörte der damals mit Recht so berühmten Wiener Schule an. Sein Lehrer war Tannstetter; zu seinen Schülern gehörte Christoph Rudolff, und auch Adam Riese schöpfte aus seinen Schriften Material für den Coß. Die Rechenbücher des G. stehen unbedingt auf der vollen Höhe ihrer Zeit. Die Zeichen + und — sind durchweg in ihnen benutzt; es finden sich in ihnen Anfänge einer Buchstabenrechnung wenigstens so weit, daß auftretende Zahlencoefficienten durch die Buchstaben a und b ersetzt werden. Dabei ist G. den vorhandenen italienischen Mustern, insbesondere dem Lucas Paccioli nicht sklavisch gefolgt, sondern macht selbst auf eine gewisse Eigenarbeit Anspruch, wenn er sie auch nur ein „dienstliches Zusammenziehen etlicher schönen und behenden regeln zu villerlay sachen“ nennt.

    • Literatur

      Vgl. C. J. Gerhardt in den Monatsberichten der Berliner Akademie, Jahrgang 1867, S. 49—53 und Jahrgang 1870, S. 151.

  • Autor/in

    Cantor.
  • Zitierweise

    Cantor, Moritz, "Grammateus, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11949132X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA