Lebensdaten
1806 – 1885
Geburtsort
Sandymount bei Dublin
Sterbeort
Pempelfort bei Düsseldorf
Beruf/Funktion
Bergbauindustrieller ; Verbandspolitiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119491311 | OGND | VIAF: 42649526
Namensvarianten
  • Mulvany, William Thomas
  • Mulvany, W. T.
  • Mulvany, Wilhelm T.
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Zitierweise

Mulvany, William Thomas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119491311.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas James (1779–1845), Maler u. Dir. d. Royal Hibernian Academy in Dublin (s. ThB);
    M Mary (1779–1865), T d. Dr. Cyrus Field;
    Ov John George (um 1766–1838), Maler (s. ThB);
    B George (1809–69), Maler, seit 1864 Dir. d. Nat.gal. in Dublin (s. ThB), Thomas John (1821–92), Bergbauindustrieller in Westfalen;
    1832 Alicia (1800–86) aus Cloghan, Gfsch. Fermanagh, T d. Daniel Winslow u. d. Elisabeth Nesbitt;
    1 S Thomas Robert (1839–97), brit. Gen.konsul f. d. preuß. Provinzen Rheinland u. Westfalen, 4 T.

  • Biographie

    Nach einem kurzen Studium der Medizin, das er wegen mangelnder Geldmittel der Familie aufgeben mußte, trat M. mit 19 Jahren als Lehrling in das irische Vermessungsamt ein, wo er jahrelang Straßen, Wege und Grenzen vermaß. 1835 erhielt er eine Anstellung als Zivilingenieur beim Board of Public Works in Dublin. Mit Gutachten und Denkschriften war er am Shannon-Schiffahrtsgesetz (1839) beteiligt und als einer von zwei Bezirksingenieuren anschließend für die Durchführung der Regulierung des Flusses verantwortlich. Aufgrund der dabei bewiesenen administrativen Kompetenz und seines technischen Geschicks erfolgte 1842 die Berufung in den Regierungsausschuß für Entwässerung und die Ernennung zum Fischereiinspektor. 1846 wurde M. Kommissar des Amtes für öffentliche Bauten, das angesichts von Mißernten und Hungersnöten zu einer riesigen Organisation mit Wohlfahrtsaufgaben ausgebaut wurde. Neben zahlreichen infrastrukturellen Maßnahmen setzte sich M. vor allem für die Verbesserung der Verkehrsverbindungen ein. Nach einem Regierungswechsel schied er 1853 nach 27jähriger Tätigkeit aus dem irischen Staatsdienst aus.

    Kurz darauf erreichte ihn das Angebot einer Gruppe irischer Kapitalgeber unter Führung|des in Belgien lebenden Michael Corr van der Maeren, für diese Steinkohlenfelder in Westfalen zu erwerben und die Leitung der Abteufarbeiten für ein Bergwerk zu übernehmen. Mit dieser neuen Aufgabe – M. nahm 1855 seinen Wohnsitz in Düsseldorf – begann seine zweite berufliche Karriere als Unternehmer und Pionier des Ruhrbergbaus, dessen Übergang zum Tiefbau und dessen wirtschaftlichen Aufschwung er fast drei Jahrzehnte begleitete und maßgeblich beeinflußte. 1856 gründete M. im Auftrag seiner irischbelg. Geldgeber die Zeche „Hibernia“ bei Gelsenkirchen und wurde zugleich Anteilseigner, Repräsentant und technischer Leiter des Unternehmens. Bei dem unter seiner Verantwortung abgeteuften Förderschacht, mit dem bereits 1858 die Kohlenförderung aufgenommen werden konnte, kamen erstmals im deutschen Bergbau sog. Tübbinge, gußeiserne Ringe, zum Einsatz, mit deren Hilfe der Schacht ausgekleidet wurde. Dafür hatte M. den engl. Bergingenieur William Coulson, den Erfinder des eisernen Tübbingbaus, gewonnen. Für die Abteufarbeiten warb er ausschließlich engl. Arbeiter an. Die Eigentümer der Gewerkschaft Hibernia erwarben 1857 fünf Bergbauberechtigungen, die unter dem Namen „Shamrock“ (Kleeblatt), dem Wahrzeichen Irlands, vereinigt wurden. Zum Direktor der neuen Gesellschaft bestimmte M. seinen Bruder Thomas John. In den 70er Jahren gehörte die Gesellschaft „Ver. Hibernia und Shamrock“ zu den drei größten Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets. Die Erschließung neuer Kohlenfelder an der Ruhr wurde nun vorwiegend nach dem Tübbing-Verfahren vorgenommen. M. hatte sich durch sein unternehmerisches und technisches Engagement im Steinkohlenbergbau schnell einen ausgezeichneten Ruf erworben: 1860 begleitete er die preuß. Kohlenkommission als Sachverständiger auf einer Studienreise nach Großbritannien. Gleichzeitig weitete er seine industriellen Aktivitäten weiter aus: 1866 gründete er die Preuß. Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft, die die Dortmunder Zechen „Hansa“ und „Zollern“ erwarb, und teufte die Zeche „Erin“ ab. Mit dem Erwerb der Eisenhütte „Vulkan“ bei Duisburg erfolgte die Ausweitung zu einem gemischten Unternehmen.

    In einer Periode stürmischen, aber unkontrollierten Wachstums der rhein.-westfäl. Industrie war M. einer der ersten, die nach Regelungen für ein gemeinsames wirtschaftliches Handeln suchten. 1858 war er Gründungsmitglied des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, dessen Vorstand er bis zu seinem Tod angehörte. In zahlreichen verkehrs- und wirtschaftspolitischen Denkschriften trat er für die Verbesserung der Verkehrswege bei günstigen Frachtraten für die Bergbauunternehmen ein. Aus seiner Tätigkeit im irischen Staatsdienst rührte dabei seine Vorliebe für den Ausbau der Wasserstraßen, ohne daß zu seinen Lebzeiten größere Kanalbauprojekte realisiert worden wären. Zunächst bis in die 1870er Jahre als Freihändler agierend, suchte er unentwegt nach Wegen zur Ausdehnung des Absatzgebietes für Steinkohle auf den deutschen und ausländischen Märkten. Im Zusammenhang mit der Abwendung rhein.-westfäl. Montanindustrieller von wirtschafts-liberalen Prinzipien und ihrem Streben nach interessenpolitischer Konzentration und Schutzzöllen wurde unter M.s Führung 1871 der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen (Langnamverein) gegründet, dessen erster Präsident er bis 1883 war. Schließlich gehörte M. auch dem 1874 gegründeten Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller als Vorstandsmitglied an. Nach Auseinandersetzungen mit Gewerken schied M. zwar Mitte der 70er Jahre aus der Führung der Zechen „Hibernia“ und „Shamrock“ aus, behielt aber den Aufsichtsratsvorsitz in dem von der Berliner Handelsgesellschaft und dem Bankhaus S. Bleichröder gekauften Bergwerksunternehmen bis zu seinem Tod.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Gelsenkirchen (1880).

  • Werke

    u. a. Dtld.s Fortschritte d. Kohlen- u. Eisenindustrie in ihrer Abhängigkeit v. d. Eisenbahnen, 1868;
    Prakt. Vorschläge z. Beseitigung d. Transportnot, hrsg. v. Ver. z. Wahrung d. gemeinsamen wirtsch. Interessen in Rheinland u. Westfalen, 1872;
    Der Strike d. Bergleute im Essener Revier d. Oberbergamtsbez. Dortmund, 1872;
    Dtld.s Handelspol. u. deren Wirkung auf d. dt. Nationalwohlstand, 1876;
    Dtld.s Wasserstraßen, 1881.

  • Literatur

    K. Bloemers, W. Th. M. (1806-1885), 1922;
    J. Winschuh, Der Ver. mit d. langen Namen, 1922, S. 24 ff.;
    W. Serlo, Westdt. Berg- u. Hüttenleute u. ihre Familien, 1936, S. 1-18;
    ders., Männer d. Bergbaus, 1937, S. 107 f.;
    A. Pilz, in: Glückauf 81/84, 1948, S. 189-94;
    J. Wilden, Gründer u. Gestalter d. Rhein-Ruhr-Industrie, 1951, S. 174-78;
    W. O. Henderson, W. Th. M., 1970;
    W. Salewski, Personalien u. Dokumente z. Vorgesch. d. dt. Eisenverbände, 1974 (P);
    H. Radzio, Unternehmen Energie, 1979, S. 33-47;
    H. Seeling, W. Th. M. u. d. Hibernia in Düsseldorf (1855), in: Düsseldorfer Jb. 65, 1994, S. 87-98.

  • Porträts

    Phot. (Bergbau-Archiv b. Dt. Bergbau-Mus., Bochum).

  • Autor/in

    Evelyn Kroker
  • Zitierweise

    Kroker, Evelyn, "Mulvany, William Thomas" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 577-578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119491311.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA