Lebensdaten
1382 – 1470
Sterbeort
Indersdorf (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Augustinerchorherr ; Klosterreformer ; mystischer Schriftsteller ; Propst von Indersdorf
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119441721 | OGND | VIAF: 263144756
Namensvarianten
  • Johannes
  • Johannes Rothuet
  • Rothuet, Johannes
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Johannes von Indersdorf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119441721.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter Rothuet;
    M Afra verw. Brunner ( 1407);
    Halb-B Erhard Brunner (fälschl. auch Rothuet gen., 1442), Propst v. Indersdorf (seit 1412), verdient um d. Reform d. Stifts (s. L).

  • Biographie

    Um zusammen mit seinem Halbbruder, Propst Erhard, die Mißstände am Augustinerchorherrenstift Indersdorf zu beseitigen, trat J., der hier Schulmeister war, 1413 in den Orden ein. Noch im gleichen Jahr wurde er Dekan. 1417 führte er die Reformstatuten von Raudnitz (Böhmen) aus Neuenkirchen am Brand ein. J.s Erfolg, den die Indersdorfer Visitationen Kardinal Brandas (1422) und des späteren Freisinger Bischofs Johann Grünwalder zusammen mit Hzg. Wilhelm III. (1427) bestätigten, machte Indersdorf zu einem Zentrum der bayer. Klosterreform im 15. Jh. J. reformierte mindestens 25 Klöster bzw. Stifte. Die „causa reformationis“ des Konstanzer Konzils (1414–18) wurde ihm zur Lebensaufgabe. Schon 1426/27 gehörte er zu den Begleitern Grünwalders auf dessen Visitationsreise durch Bayern. Als Reformer bestätigten ihn 1441 das Basler Konzil und 1451 die Provinzialsynode zu Salzburg unter Nikolaus von Kues. – Nach der Ermordung der Agnes Bernauer nutzte J. 1435 seinen Einfluß als Beichtvater Hzg. Albrechts, um diesen von einem Krieg gegen seinen Vater Hzg. Ernst von Bayern-München abzuhalten, und trug zur Versöhnung beider bei. Als Mitregent von Bayern-München erhob Albrecht J. nun auch zum Geheimen Rat. Wie sein verstorbener Onkel Wilhelm III. förderte Albrecht J.s Reformgedanken. Zugunsten des Benediktinerordens lehnte dieser jedoch 1442 Albrechts Angebot von 1440, ein Augustinerchorherrenstift auf dem Berge Andechs zu gründen, ab.

    Nach seiner Wahl zum 19. Propst von Indersdorf (1442) scheint J. sich ganz seinem Stift und der Reformbewegung gewidmet zu haben. Zum geistlichen Schriftsteller deutscher Sprache machten ihn seine seelsorgerischen Aufgaben. Neben kleineren – teilweise noch unerforschten – Schriften zur Klosterreform verfaßte er als Beichtvater Gebets- und Andachtsbücher für Elisabeth Ebran (1426 u. 1429) und wohl auch für Wilhelm III. (1432). Literarisch am fruchtbarsten waren aber seine geistlichen Bemühungen um Albrecht. Die „Tobiaslehre“ trug zu dessen Besänftigung nach der Agnes-Bernauer-Katastrophe bei. Mit den „Fürstenlehren“ und den „Tischreden“ suchte J. seinen frommen Einfluß auf ihn zu festigen. Aus diesem Beweggrund heraus entstand sein Hauptwerk „Von dreierlei Wesen der Menschen“, das die Forschung irrtümlich Geiler von Kaisersberg bzw. Gallus von Königssaal zugeschrieben hat, bevor es 1968 für J. gesichert werden konnte. Dieser umfängliche Traktat führt im mystischen Dreischritt der „via purgativa“, „illuminativa“ und „unitiva“, veranschaulicht durch Lazarus, Martha und Maria Magdalena, zum Jubel der Brautmystik empor. Der Moralprediger und Mystiker J. folgt stilistisch vor allem in der Zwei- und Dreigliedrigkeit der Rhetorik seiner Zeit. Dieses Werk, das in bayer. und schwäb. Klöstern, Adelsfamilien und Bürgerhäusern handschriftlich weit verbreitet war und 3mal in Augsburg (1510) und Straßburg (1511/16) gedruckt wurde, reiht J. in den Kreis bedeutender Schriftsteller der deutschen Mystik im 15. Jh. ein.

  • Werke

    u. a. In memoria dominice passionis latus thesaurus, quem tu frater sie devote cogita, daraus Utilitates memorie dominici passionis, dt. u. d. T. XV Nutzen vom Leiden Christi, Urfassung vor 1442;
    Zwei Gebet- u. Andachtsbücher, 1426 u. 1429 (f. Elisabeth Ebran);
    Fürstenlehren mit Tobiaslehre, 1437 (f. Hzg. Albrecht III. u. dessen Gemahlin Anna v. Braunschweig);
    Geistl. Tischreden, 1438 (ebenfalls f. d. Münchener Hzg.paar);
    Von dreierlei Wesen der Menschen, 1440. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammen auch d. Gebet- u. Andachtbücher f. Hzg. Wilhelm III., 1432, eine Abh. üb. d. Sünde d. Eigenbesitzes sowie e. Spruchslg. üb. d. Gehorsam im Kloster v. I.

  • Literatur

    L. Westenrieder, Geistl. Betrachtungen, welche d. Hzg. Albrecht III. üb. Tisch vorgelesen worden sind, in: Btrr. z. vaterländ. Hist., Geogr., Stat. u. Landw. V, 1794, S. 53-75, vgl. IV, 1792, S. 205-09, V, S. 38-52;
    F. Hundt, Die Urkk. d. Kl. Indersdorf I, in: Oberbayer. Archiv 24, 1863;
    E. Gf. Fugger, Gesch. d. Klosters Indersdorf, 1883;
    E. Gehr, Die Fürstenlehren d. J. v. I. f. Hzg. Albrecht III. v. Bayern-München, Diss. Freiburg i. Br. 1926;
    R. Bauerreiß, KG Bayerns V, 1955, S. 44 ff.: Die Klosterreformen;
    G. Eis, Die „Tobiaslehre“ d. J. v. I., in: Neophilologus 47, 1963;
    B. Haage, Der Traktat „Von dreierlei Wesen d. Menschen“, Diss. Heidelberg 1968;
    ders., Ein Vorausentwurf d. ma. Traktats „Von dreierlei Wesen d. Menschen“, in: Leuvense Bijdragen 58, 1969;
    ders., J. v. I. in d. zeitgenöss. Chronik s. Klosters, ebd.;
    ders., Ein neues Textzeugnis z. spätma. Traktat „Von dreierlei Wesen d. Menschen“, in: Zs. f. dt. Altertum 100, H. 3, 1971;
    Vf.-Lex. d. MA II;
    MG Necrol. III.

  • Autor/in

    Bernhard Haage
  • Zitierweise

    Haage, Bernhard, "Johannes von Indersdorf" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 554-555 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119441721.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA