Lebensdaten
1824 – 1895
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Feuerlöschgerätefabrikant ; Feuerwehrtechniker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 119392119 | OGND | VIAF: 18030805
Namensvarianten
  • Magirus, Konrad Dietrich
  • Magirus, Conrad Dietrich
  • Magirus, Konrad Dietrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Magirus, Conrad Dietrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119392119.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad Dietrich (1783–1869), Kaufm. in U., S d. Konrad Heinrich (1745–1818), aus Stuttgart, Kaufm., Ratsherr u. Handlungsvorstand in U., u. d. Magdalena Ursula Faulhaber;
    M Susanna Christiana (* 1798), T d. Kaufm. Kaspar Hocheisen in U. u. d. Christiane Philippine Hindenach;
    Ur-Gvv Christoph Matthäus Faulhaber (1707–54), Ing.-Hauptm. in U. (s. NDB V*);
    - Ulm 1851 Pauline (1830–1909), T d. Kaufm. Karl Egelhaf in U. u. d. Henriette Ludwig;
    6 S, 1 T, u. a. Otto (s. 2), Hermann (s. 3), Heinrich (1853–1916), KR, seit 1887 gemeinsam mit seinem Bruder Hermann kaufmänn. Leiter d. Firma, 1911-16 erster Aufsichtsratsvorsitzender d. Magirus AG, Adolf v. M. (württ. Personaladel 1907, 1801-1945), württ. Gen.-Lt., Chef d. Abt. f. Allg. Armee- u. f. persönl. Angelegenheiten im Kriegsmin., nach s. Ausscheiden aus d. Militärdienst (1921) unternehmerisch tätig, Gründer d. Photofirma Uvachrom AG in München, 1928-34 Aufsichtsratsvors. d. Magirus AG (s. Rhdb., P).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Elementarschule ging M. mit seiner Schwester Pauline nach Neapel und lernte dort vier Jahre bei seinem Schwager Karl Langensee den Kaufmannsberuf. 1846 kehrte er nach Ulm zurück und übernahm als einziger Sohn 1850 das väterliche Detailgeschäft. Nach seiner Heirat führte es seine Frau weiter, denn M. war mehr Denker und Erfinder als praktischer Kaufmann. Er interessierte sich für öffentliche Angelegenheiten und fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Seit 1847 war er Mitglied der Ulmer Turngemeinde, die sich auch als freiwillige Feuerwehr betätigte. Nachdem M. hier zwei Spritzenkompanien zu je 64 Mann aufgestellt hatte, wurde er Kommandant der Ulmer Feuerwehr und blieb es bis 1880. 1853 begann er in Plochingen, Landes-Feuerwehr-Versammlungen abzuhalten. Durch sie stieg die Zahl der Feuerwehren in Württemberg von 10 auf 125 (1863). 1854 veranstaltete M. in Ulm die Allgemeine Deutsche Feuerwehr-Versammlung mit 20 teilnehmenden Wehren. Bis 1870 arbeitete er in ihrem Komitee und führte seit 1861 den Vorsitz im Landes-Feuerwehr-Ausschuß für Württemberg. Auf dem ersten württ. Feuerwehrtag 1863 in Stuttgart gründete er den Württ. Landesfeuerwehr-Verband mit 106 Mitgliedswehren.

    M. bemühte sich auch um fortschrittliches Feuerwehr-Gerät, insbesondere Feuerwehrleitern, die nicht nur technisch gut sondern auch billig sein sollten, damit sie auch kleine Feuerwehren anschaffen konnten. 1847 baute M. eine verbesserte Hakenleiter. Bei den Steckleitern führte er die feste Verbindung der Teile untereinander ein sowie die günstige Hakenform bei Dachleitern. Alle Leitern ließ M. bei Ulmer Handwerksbetrieben bauen. Am meisten beschäftigte ihn die Schiebeleiter, von der die mechanische, fahrbare Leiter ausging. Wesentlich für sie war M.s Erfindung des selbsttätigen Fallhakens 1864 zur Sicherung eines ausgezogenen Leiterteiles. Die erste freistehende, fahrbare Leiter („Ulmer Leiter“) brachte M. 1872 auf den Markt. Es war eine Schiebeleiter mit bis zu 14m Steighöhe auf einer Achse, die von Hand aufgerichtet wurde, was eine geübte Mannschaft voraussetzte. Zur Bedienungserleichterung entwickelte M. 1875 die Elevator-Patentleiter; sie befand sich auf einem Schwenkrahmen mit Seilwinde, war mit Drahtseilen verspannt und wurde über ein Getriebe aufgerichtet. Der Wagen, auf dem diese Leiter stand, war lenkbar. Für höhere Leitern richtete M. den Achsabstand des Wagens veränderlich ein. Mit dieser Bauweise zeigte er als erster, daß Leitern schnell und für den Löschangriff auch freistehend einzusetzen sind, was leichte und standsichere Leitern voraussetzte. Montiert auf vierrädrige Wagen mit Pferdezug, auf denen noch einige Feuerwehrleute mitfahren konnten, stellte dieses Gerät den Grundtyp des späteren Feuerwehr-Sonderfahrzeugs dar. Als weiteres wichtiges Feuerlöschgerät erfand M. 1864 eine Wasserpumpe mit leicht zugänglichen Saug- und Druckventilen. Er suchte die üblichen Hand-Druckspritzen zu vereinfachen und ließ verbesserte Modelle bei der Ulmer Firma Wieland & Co herstellen. Nach 1880 entwickelte M. vor allem die Spritzen auf zwei- und vierrädrigen Wagen mit Pferdezug, vergaß aber nicht die abprotzbare Handdruckspritze.

    1864 trat M. bei der Ulmer Mechanischen Werkstätte Gebr. Eberhardt KG als Kommanditist und Prokurist ein. Seine dort gebauten Feuerlöschgeräte wurden bereits auf dem 7. Deutschen Feuerwehrtag 1865 in Leipzig gezeigt. Entgegen der Erwartung der Firma kümmerte sich M. nicht um das Kaufmännische, sondern verfolgte technische Feuerwehr-Projekte. Er konstruierte z. B. eine Spritze, deren Pumpe die Zugpferde durch Trab auf einem endlosen Gliederbande antrieben; sie stand noch 1900 im Angebot. 1867 gründete M. eine eigene „Feuerwehr-Requisiten-Fabrik“, ließ aber auch weiter durch Ulmer Handwerker und Werkstätten fertigen. In Reutlingen zeigte er zum ersten Mal Produkte unter seinem Namen. Die Firma Eberhardt verließ er erst 1873. 1881 baute er auf seinem Grundstück eine Schmiede- und Schlosserwerkstatt, bis 1885 fertigte er 175 Leitern. 1885 errichtete M. an der Stadtgrenze neben der Bahnlinie Ulm-München sein Stammwerk, das 100 Jahre bestand. 1886 übergab er seinen drei Söhnen Heinrich, Otto und Hermann die Firma, die 60 Beschäftigte hatte. Er selbst arbeitete in ihr noch bis zu seinem Tode. 600 Zweiradleitern waren zu diesem Zeitpunkt geliefert.|

  • Auszeichnungen

    KR (1886).

  • Werke

    Alle Theile d. Feuerlöschwesens, 1850, ²1851;
    Bemerkungen üb. d. Beschaffung d. Wassers, in: Dt. Feuerwehrztg. v. 12. u. 19.10.1860;
    Der Rauchapparat v. C.D.M., ebd. v. 18.2. u. 26.8.1870, 4.4.1873, u. 1874, S. 75 u. 129;
    Die Einführung gleicher Schraubengewinde, ebd. v. 30.11.1860 u. 4.9.1863;
    Exerzier-Reglements u. Gebrauchsanweisung zu Feuerwehr-Requisiten, 1864;
    Die Gründung v. Feuerwehren in Landstädten u. Dörfern, 1870, ²1872;
    Übungs- u. Feuerlöschregeln, 1872;
    Das Feuerlöschwesen in allen seinen Theilen nach seiner geschichtl. Entwicklung v. d. frühesten Zeiten b. z. Gegenwart, 1877 (Neudr. 1978);
    Ber. üb. d. Feuerwehr in Ulm 1847–80, in: Ulmer Schnellpost v. 1.1.1880, Beil.;
    Übersichtskarte üb. d. v. Ulm aus sichtbaren Alpen 1: 500 000, 1889;
    Johannes Magirus, 1894 (z. 70. Geb.tag mit Stammtafel M.s);
    DRP 7 616 v. 1875 (zweirädr. Elevatorleiter).

  • Literatur

    ADB 53;
    Matschoss, Technik, 1925;
    W. Kunath, Das Feuerwesen in Bayern rechts d. Rheins, Diss. Erlangen 1927;
    W. Heinrichs, Der Werdegang d. Feuerwehrleiter, in: Btrr. z. Gesch. d. Technik u. Industrie 18, 1928, S. 118-28.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Magirus, Conrad Dietrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 655-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119392119.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Magirus **)Zu Bd. LII, S. 152.: Konrad Dietrich M., Feuerwehrtechniker, stammt aus einer alten schwäbischen Familie. Stammherr ist der Stiftspropst Johannes M. (1537—1614), begraben in der Stiftskirche zu Stuttgart. M. wurde am 21. September 1824 zu Ulm geboren, vollendete in Neapel, wo seine ältere Schwester verheirathet war, seine kaufmännische Lehre. Mit 22 Jahren übernahm er in der Heimath das väterliche Geschäft. Seine Hünengestalt und|Gewandtheit befähigte ihn von jeher zum Turnen, und bald warb er zum Turnwart der Ulmer Turngemeinde erwählt. 1847 gründeten die Turner, da ihnen von der Gemeinde 1846 eine Spritze überwiesen worden war, eine Feuerwehr und der turnende Kaufmann wurde so dem Wege seines Lebens zugeführt. Schon in 3 Jahren war aus dem Spritzenführer M. ein Feuerwehr-Reformator geworden, denn seine damalige Veröffentlichung „Alle Theile des Feuerlöschwesens“ (1850) ist die erste deutsche Schrift über das moderne Löschwesen.

    Reisen zur Weltausstellung 1851 nach London, dann nach Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Holland und der Schweiz, veranlaßten ihn zur Herstellung von Modellen von Lösch- und Rettungsgeräthen, die heute auf der kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart ausgestellt sind. 1853 berief er die erste Feuerwehrversammlung nach Fochingen: sie wurde zum Ausgangspunkt der „Deutschen Feuerwehr-Versammlungen“. Zwei Mal saß M. deren Comité vor, 1853—59 und 1862—70.

    Obwohl M. nach und nach das Vereinswesen der Feuerwehren immer mehr befestigte, blieb er noch seinem kaufmännischen Beruf treu. Doch nicht nur an der Organisation, auch an dem mangelhaften Geräthewesen scheiterte die Verwirklichung seiner hohen Ideen. Darum gründete er 1864 mit ungeahntem Erfolg zu Ulm eine Fabrik für Lösch- und Rettungsgeräthe, und bewährte sich darin als ein tüchtiger Erfinder, dessen Ideen für das internationale Feuerwehrwesen vorbildlich wurden.

    Seine hervorragendste Schrift ist „Das Feuerlöschwesen in allen seinen Theilen, nach seiner geschichtlichen Entwicklung von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart“ (1877). Außerdem schrieb er noch mehrere Arbeiten seines Faches. Am 26. Juni 1895 starb Commerzienrath M., 71 Jahre alt, nach kurzer Krankheit, seine Firma den Söhnen Heinrich, Otto und Hermann überlassend.

    • Literatur

      „Der Feuerwehrmann“ 1905, S. 175. — Zeitschr. f. d. 14. Deutschen Feuerwehrtag, München 1893, Nr. 2, S. 20. — Mittheilungen der Firma.

  • Autor/in

    F. M. Feldhaus.
  • Zitierweise

    Feldhaus, Franz Maria, "Magirus, Conrad Dietrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 770-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119392119.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA