Lebensdaten
unbekannt
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119385783 | OGND | VIAF: 20489558
Namensvarianten
  • Spreti, Marchese und Grafen

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Zitierweise

Spreti, Marchese und Grafen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119385783.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S., die nach der Überlieferung des Serafino Pasolini („Lustri Ravennati“, 1678–89) erstmals 1096 in Ravenna erwähnt sind, waren dort sicher schon früher als Patrizier ansässig. Vittorio S. (1887–1950) führt in seiner „Enciclopedia storica nobiliare italiana“ (Vol. VI, 1932) aus, daß die von Vincenzo Carrari aufgestellte Reihenfolge der ersten S. genau der urkundlichen Überlieferung im erzbfl. Archiv in Ravenna entspricht: Talamon und Rudolfus, Söhne des Stammvaters Arardus (* um 1130), lebten 1232. Talamon hatte einen 1235 nachgewiesenen Sohn Spretus, dieser einen Sohn Arardus und einen Enkel Spretus. Von dessen Söhnen Arardus, Tamagninus und Marcus stammen alle in Ravenna lebenden Zweige der S. ab. Das lat. Werk „De origine et amplitudine urbis Ravennae“ (3 Bde., gedr. 1793) des Geschichtsschreibers Desiderio S. (1414–74) wurde von Camillo S. (1743–1830) ins Italienische übersetzt und ergänzt. Die Annahme einer Herkunft der S. aus Deutschland ist nicht zu belegen. Da ein ehemals großer Besitz nahe Ravenna den Namen „la Spreta“ führt, kann vermutet werden, daß sich der Name der Familie von einem Ortsnamen herleiten läßt.

    Die ersten bekannten S. waren Feldhauptleute und gelangten durch ihre militärische Betätigung zu Macht, Ansehen und Adel. Seit dem 17. Jh. wurden die S. auch in das Patriziat von Ferrara, Cervia, Bagnacavallo und San Marino aufgenommen. Eine Anerkennung ihres Adels erfolgte durch Kg. Carl Emanuel von Sardinien, der 1736 Giulio VI. (1692–1750) den erblichen Titel „Marchese“ verlieh. Die S. besaßen Güter um Ferrara, Cervia und Ferrara und standen u. a. als päpstl. Cavalliere in Hof-, Staats- und Militärdiensten.

    Um 1701 kam Franz Johann Hieronymus (1695–1772, s. P) als kurfürstl. bayer. Edelknabe an den Hof nach München. Wohl bereits um 1711 erfolgte eine ausdrückliche Anerkennung des Adels der S., indem die österr. Landesadministration Kurbayerns diesen als Graf ausschrieb. Seitens der Behörden wurden Hieronymus und seine Söhne meist als Reichsgrafen bezeichnet. Die S. selbst bedienten sich dieser Bezeichnung nie. 1729 verlieh Kf. Karl Albrecht von Bayern dem kfl. Kämmerer und Oberstküchenmeister Hieronymus, seiner Ehefrau Carlotta (Caroline) Freiin v. Ingenheim (um 1704?–1749), Hofdame der Kfn. Therese Kunigunde von Bayern, und ihren Nachkommen die Edelmannsfreiheit. Im selben Jahr wurde er auch in den bayer. Georgi-Ritter-Orden aufgenommen, 1742 wurde er Geheimer Rat, 1752 Generalfeldmarschalleutnant.

    Sein Sohn Sig(is)mund (I.) (1732–1809, s. P), verheiratet mit Clementine Freiin v. Schurff gen. Than (1738–1802), war gleichfalls kfl. Kämmerer, zudem Hofrat, Ehrenmitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften (1759, Vizepräs. 1793), Vizedom in Straubing, 1763 Wirklicher Geheimer Rat mit dem Titel Exzellenz, 1772 und nochmals 1791 Präsident des geistlichen Rats und Bücherzensur-Kollegiums in München, 1784 Vizedom zu Neuburg/Donau und 1798 Präsident des obersten bayer. Wechsel- und Merkantilgerichts. Sein Sohn Cajetan Sales (1770–1807, s. P) war Malteserritter und fiel als Artillerie- und Pionierführer im Rang eines bayer. Majors bei der Belagerung der preuß. Festung Cosel.

    1813 wurden die S., namentlich Joseph (1734–1813), Kämmerer, bayer. Generalleutnant und Kapitularkomtur des Ordens vom hl. Georg, seine Nachkommen und die seines Bruders Sigmund in die Grafenklasse der bayer. Adelsmatrikel (Wappen: in goldenem Felde grünes Farnkraut auf silbernem Dreiberg) eingetragen. 1759–2005 war Schloß Kapfing b. Vilsheim (Niederbayern) Stammsitz der S.

    Josephs Sohn Maximilian (1766–1819) war bayer. Generalmajor und Kommandant von Augsburg, zuletzt Kommandeur der 4. Infanterie-Brigade des Generalkommandos München, dessen Sohn Friedrich (1797–1869, s. L) war 1848 Major, 1851–52 im bayer. Kriegsministerium, 1852 Oberst und Kommandeur des 2. Chev.-Regiments, 1857 Generalmajor und Brigadekommandeur. Bernhard (1849–1930, s. Wi. 1905), Sohn des Eduard (1805–87), war bayer. Kämmerer und ebenfalls Generalmajor. Heinrich (1868–1944), Sohn des Fideikommißherrn Theodor (1838–1908), war bayer. Kämmerer, Ministerialdirektor im Innenministerium, seit 1917 letzter Chef des Kabinetts Kg. Ludwigs III. von Bayern und 1923–33 Regierungspräsident von Schwaben und Neuburg. Anna geb. Reichsgfn. v. Yrsch (1874–1944, s. BBKL 20), Ehefrau des Adolf Maria (1866–1945), betätigte sich als Vorsitzende des bayer. Landesverbandes des Kath. Dt. Frauenbundes sowie der Landfrauenvereinigung. Deren Sohn Karl|(1907–70, s. A, L), Dipl.-Ing. und Architekt, war 1949–56 Abgeordneter des ersten dt. Bundestages (CSU), 1956–60 erster Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, 1960–63 in Kuba, 1963–65 in Jordanien, 1967–69 in Santo Domingo, seit Jan. 1969 in Guatemala, wo er entführt und am 5.4.1970 von Rebellen der FARC ermordet wurde. Seine Tochter Maria Gaetana (Tana) (1943–2001), die mit dem New Yorker Galeristen und Kunstsammler Pierre Matisse (1900–89), einem Sohn des Malers Henri Matisse (1869–1954), verheiratet war, gründete testamentarisch bei der Bayerischen Volksstiftung den „Karl Graf Spreti Sonderfonds“ (seit 2008 selbständige Karl Graf Spreti Stiftung), um wissenschaftliche und kulturelle Projekte zur Erforschung der historischen und aktuellen Außenbeziehungen Bayerns zu fördern. Karls Bruder Franz (1914–90, s. Klimesch; A) war 1945 Bürgermeister in Vilsheim, 1946–64 Landrat des Lkr. Landshut, 1958–62 Bezirkstagspräsident von Niederbayern und 1964–79 Präsident der Kanzlei und Verwaltung des Herzogs von Bayern. Dessen Sohn Heinrich (* 1953, s. SZ v. 8.2.2000 u. 11.1.2008) ist als Kunstsachverständiger seit 2000 Präsident von Sotheby's Deutschland. Der Filmproduzent Hubert (* 1950, s. SZ v. 14.8.1999 u. 7.10.2003), aus der Weilbacher Linie, Sohn des Verkehrsdirektors und Amberger Bürgermeisters Karl (1912–69), 1999–2002 Leiter d. ARD-Office in Los Angeles, seit 2002 stellv. Programmbereichsleiter des Bayer. Rundfunks, gründete 1978 das Filmmagazin „Kino Kino“ im Bayer. Fernsehen. Er ist verheiratet mit der Fernsehredakteurin Verena geb. v. Hase (* 1954), Tochter der Botschafters, Staatssekretärs und ZDF-Intendanten Karl Günther v. Hase (* 1917, s. Munzinger). Seit 2008 werden in der neuen Schriftenreihe der „Spreti-Studien“ Arbeiten zur Familiengeschichte publiziert.

  • Auszeichnungen

    A zu Franz: bayer. Verdienstorden (1964);
    bayer. Hubertusorden (1979);
    zu Karl: Großkreuz Adolph v. Nassau (1958);
    Großkreuz d. luxemburg. Eichenkrone (1960);
    Großkreuz d. jordan. Stern Wisam al-Kawkab Uriduni (1964);
    Großkreuz 2. Kl. Cristobal Colon d. Dominikan. Rep. (1969);
    BVK (1969);
    Gr. BVK Verdienstkreuz mit Stern u. Schulterband;
    Großkreuz d. El Quechigal Ordens v. Guatemala (beide postum);
    – Karl Gf. S. Sonderfonds (2003–08) bzw. Stiftung (seit 2008).

  • Literatur

    S. Pisolini, Lustri Ravennati, 1678–89;
    Desiderius Spreti, De origine et amplitudine urbis Ravennae, 3 Bde., 1793;
    F. Mondani, Vite de Ravegnani illustri, 2 Bde., 1847;
    B. Ortmann, Gesch. d. altadligen S.’schen Hauses, 1806;
    K. H. Rr. v. Lang, Adelsbuch d. Kgr. Baiern, 1815;
    Vittorio Spreti, Enciclopedia Storico-Nobiliare Italiana, Bd. VI, 1932–41, bes. S. 439–57;
    Heinrich Gf. v. Spreti, Die S., Gesch. d. altadligen Hauses S., 1995 (P);
    Adel in Bayern, Rr., Grafen, Industriebarone, Ausst.kat. Haus d. bayer. Gesch., 2008;
    Gotha. Geneal. Taschenbuch d. gräfl. Häuser, 1840–1941;
    GHdA Gräfl. Häuser u. Adelslex. 13;
    GHdA Bayern 27, 2008;
    zu Friedrich:
    Heinrich Gf. v. Spreti u. Suzane Freifrau v. Seckendorff, Das Reisejournal d. Gf. F. v. S., Brasilian. Ks.hochzeit 1829, 2008;
    zu Karl:
    J. Zedler, K. Gf. v. S., Bilder e. dipl. Karriere, 2008;
    Munzinger;
    Schumacher, M. d. B.;
    Biogr. Hdb. MdB;
    zu Heinrich (T 1953):
    SZ v. 8. 2. 2000 u. 11. 1. 2008;
    zu Hubert:
    SZ v. 14. 8. 1999 u. 7. 10. 2003. P zu Hieronymus: Öl/Lwd., dt. Schule, 18. Jh., Abb. in: H. Gf. v. Spreti, Die S., 1995, S. 103, u. in: Adel in Bayern, 2008, S. 210 (beide s. L);
    zu Sigmund:
    Öl/Lwd., dt. Schule, 18. Jh., Abb. in: H. Gf. v. Spreti, Die S., 1995 (s. L), S. 111;
    zu Cajetan Sales:
    Öl/Lwd., dt. Schule, um 1800 (alle Fam.bes. Heinrich Gf. v. Spreti), Abb. in: Adel in Bayern, 2008 (s. L), S. 166.

  • Autor/in

    Heinrich Graf von Spreti
  • Zitierweise

    Spreti, Heinrich Graf von, "Spreti, Marchese und Grafen" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 753-754 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119385783.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA