Lebensdaten
1860 – 1960
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Zell/Main bei Würzburg
Beruf/Funktion
Medizinhistoriker ; Seuchenforscher ; Internist ; Professor in Gießen, Münster und Würzburg
Konfession
-
Normdaten
GND: 119371863 | OGND | VIAF: 54956588
Namensvarianten
  • Sticker, Georg Matthias
  • Sticker, Georg Matthias Martin Josef
  • Sticker, Georg
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Zitierweise

Sticker, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119371863.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin, Dr. med., Arzt;
    M Theresia, T d. Georg König (1801–84), aus Cloppenburg (Oldenburg), Dr. med., Arzt in K., Mitgründer u. ltd. Arzt d. Marienhospitals am Glockenring u. d. Hauses d. Schwestern v. guten Hirten ebd., Sanitätsrat (s. Fischer);
    Ur-Gvm Anton Schmitz (1770 /71–1857, aus Aachen, Jur., Kunstsammler in K., Geh. JR, Senatspräs. (s. R. Steimel, Kölner Köpfe, 1958);
    B Anton (1861-n. 1929), Dr. med., Oberassistent an d. chirurg. Univ.klinik in Berlin, 1913 ltd. Arzt d. Radium-Inst. d. Charité, 1920 Badearzt in Bentheim, 1921–23 in Honnef/Rhein, 1924–29 prakt. Arzt u. Facharzt in Münster (Westf.), Mitgl. d. Ges. dt. Naturforscher u. Ärzte u. d. Centralkomités f. Krebsforsch. in Berlin (s. Wi. 1909; Fischer); – ledig;
    N Bernhard Rudolf (1906–77, 1953–58 apl. Prof. f. Astronomie in Bonn, 1960 ao., 1962 o. Prof. in Hamburg, Roberts-Klumpke-Preis d. Astronom. Ges. 1938, Wiss.hist., Mitgl. d. Joachim-Jungius-Ges. (s. Pogg. VI–VIII; Verz. d. Prof. u. Doz. d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Bonn 1818–1968, hg. v. O. Wenig, 1968; Meteorologen; Biogr. Index Astronomie).

  • Biographie

    S. besuchte das humanistische Gymnasium St. Aposteln in Köln und studierte seit 1880 in Straßburg und Bonn Medizin. 1884 legte er das Staatsexamen ab und wurde im selben Jahr über das anatomische Thema „Beschreibung eines Schädels mit veralteter traumatischer einseitiger Unterkiefer-Verrenkung“ promoviert. 1884–86 arbeitete S. in Gießen als Assistent des Internisten Franz Riegel (1843–1904), begann dann eine Tätigkeit als praktischer Arzt in Weilburg/Lahn, wechselte aber noch im selben Jahr nach Köln. 1895 gab er seine Praxis auf und habilitierte sich in Gießen für das Fach Innere Medizin; zudem arbeitete er wieder als Assistent bei Riegel. Als Mitglied der Reichskommission zur Erforschung der Pest reiste S. 1897 zusammen mit den Bakteriologen Georg Gaffky (1850–1918) und Robert Koch (1843–1910) nach Bombay, um die Ursachen der dortigen Pestepidemie zu klären. S. erkrankte selbst an der Pest, doch entdeckte er die sog. Pestformel (Übertragungsweg Ratte, Floh, Mensch). 1898 erhielt er in Gießen eine ao. Professur und wurde im selben Jahr zum Direktor des Städtischen Clemens-Hospitals in Münster ernannt. 1920 wurde ihm zusätzlich ein medizinhistorischer Lehrauftrag erteilt und S. wurde zum o. Honorarprofessor der Philosophie und Naturwissenschaften berufen, 1921 wurde ihm zudem die ao. Professur für Geschichte der Medizin in Würzburg übertragen. Noch im Jahr von S.s Emeritierung wurde letztere 1934 in eine Professur für Vererbungswissenschaft und Rasseforschung umgewandelt. Das von S. aufgebaute Würzburger medizinhistorische Institut wurde bis 1938 vollständig aufgelöst. Enttäuscht vom Vorgehen der med. Fakultät setzte S. in seinem Haus in Zell/Main seine wiss. Arbeit als Privatgelehrter fort.

    S. erforschte die Epidemiologie von Seuchen, insbesondere der Pest und der Cholera. Er publizierte über die „Loimologie des Typhus abdominalis“ (1933), den Keuchhusten, zu gastroenterologischen Fragestellungen und verfaßte mit Julius Keller den 23. Band des „Handbuchs der Haut- und Geschlechtskrankheiten“ (Die Haut- u. Geschlechtskrankheiten im Staats-, Straf-, Zivil- u. Sozialrecht, Entwurf e. Gesch. d. ansteckenden Geschlechtskrankheiten, 1931). Die ersten dermatovenerologischen Vorlesungen wurden 1890 in Gießen von dem Chirurgen Peter Poppert (1860–1933) und S. abgehalten. Nach S. ist das Erythema infectiosum benannt (Ringelröteln, Stickersche Krankheit), eine gutartig verlaufende Infektionskrankheit, die v. a. bei Kindern auftritt.

    S.s medizinhistorische Hauptforschungsbereiche waren die antike Medizin, die Seuchengeschichte und das Wirken des Paracelsus. Auf diesen Gebieten leistete er Pionierarbeit. Hervorzuheben sind seine Untersuchung über den Wandel der Begriffe „Fieber“ und „Entzündung“ von Hippokrates zu Galen, seine Mitarbeit an der Neuübersetzung des „Corpus hippocraticum“ und seine Studien über die Heilkräuter in der Ära Karls d. Gr. sowie zu Krankheiten in Amerika zur Zeit des Kolumbus. Auch in seinen unmittelbar für die ärztliche Praxis verfaßten Schriften findet sich vielfach historisches Material. Schließlich verfaßte S. eine noch heute gültige Geschichte der Würzburger med. Fakultät.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1936, Ehrenmitgl. 1960);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Tropenmed. Ges. (1938);
    Goethe-Medaille (1940);
    Cothenius-Medaille d. Leopoldina (1941);
    Rinecker-Medaille d. med. Fak. Würzburg (1950).

  • Werke

    Der Keuchhusten, 1896;
    Abhh. aus d. Seuchengesch. u. Seuchenlehre, 2 Bde., 1908–12;
    Geschlechtsleben u. Fortpflanzung v. Standpunkt d. Arztes, 1916, ³1919;
    Hippokrates, Der Volkskrankheiten I. u. III. Buch, aus d. Griech., 1923 (Übers.);
    Die Entwickelung d. ärztl. Kunst in Dtld., 1927;
    Entwicklungsgesch. d. Med. Fak. an d. Alma Mater Julia, in: Aus d. Vergangenheit d. Univ. Würzburg, hg. v. M. Buchner, 1932, S. 383–799;
    Die Werke d. Hippokrates, Die hippokrat. Schrr.slg. in neuer dt. Übers., 1934 (Hg. mit R. Kapferer);
    Paracelsus, Ein Lb., 1941;
    Hippokrates u. Paracelsus, 1949;
    – Zur hist. Biol. d. Krankheitserreger, 6 Bde., 1910–14 (Hg. mit K. Sudhoff);
    Nachlaß:
    Univ.bibl. Würzburg.

  • Literatur

    P. Diepgen, G. S., 1930 (P);
    J. Steudel, in: Sudhoffs Archiv 44, 1960, S. 81 f.;
    M. Quick, S. versus Herrlinger, Zur Benennungsmotivation d. Würzburger med.hist. Inst., in: Würzburger med.hist. Mitt. 5, 1987, S. 13–40 (P);
    G. Olpp, Hervorragende Tropenärzte in Wort u. Bild, 1932;
    Pagel (P);
    Fischer;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Biogr. Enz. Med.;
    Enz. Med.gesch., hg. v. W. E. Gerabek u. a., 2005, Nachdr. 2007.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Sticker, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 316-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119371863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA