Lebensdaten
1716 – 1794
Geburtsort
Kaltenbrunn (Tirol)
Sterbeort
Steinamanger (Ungarn)
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119334747 | OGND | VIAF: 30344413
Namensvarianten
  • Hefele, Melchior
  • Hafele, Melchior
  • Hefele, Menyhért

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Zitierweise

Hefele, Melchior, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119334747.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Bauer (?), Maurermeister;
    M Katharina Auer;
    1754 Katharina Jeklein.

  • Biographie

    H. war zuerst Schreinermeister, lernte dann in Deutschland Architekturzeichnung und war um 1734 beim bischöflichen Schlossermeister Georg Oegg in Würzburg tätig. Vielleicht hatte er Anteil an den Entwürfen des berühmten schmiedeeisernen Gitters des Würzburger Ehrenhofes. Jedenfalls scheint B. Neumann und sein Würzburger Kreis H.s Entwicklung beeinflußt zu haben. H. leitete in Würzburg auch eine „Reißschule“ (Schule für Handwerkszeichner). Wann er nach Wien übersiedelte, ist unbekannt. 1742 erwarb er den I. Preis und eine goldene Medaille für Architektur der Wiener Akademie der bildenden Künste, wurde Zeichenlehrer der ungarischen Leibgarde Maria Theresias und war auch an der Schmutzerschen Kunstschule als Zeichenlehrer tätig. Er scheint bald zu Ansehen gelangt zu sein, 1756 unterschrieb er als kaiserlich und königlicher Architektur Baumeister. – Lebensgang, künstlerische Entwicklung und Wirksamkeit H.s sind in vieler Hinsicht noch unerforscht.

    1751 errichtete H. den Hauptaltar, 1756 die Kanzel der Wallfahrtskirche zu Sonntagsberg/Nd.österr., 1763/64 den Hauptaltar der Neulerchenfelder Kirche in Wien. 1765 war er viermal in Esterháza (heute Fertöd, Ungarn), sein Anteil am Schloß ist noch ungeklärt. 1763-70 war er mit der Umgestaltung, dem nahezu völligen Neubau der fürstbischöflichen Residenz in Passau beschäftigt; er unterschrieb als fürstbischöflicher passauischer Hofarchitekt. Nach 1770 war er zumeist in Ungarn tätig. Erster Auftraggeber scheint der Bischof von Györ, Graf Franz Zichy, gewesen zu sein, der ihm die Umgestaltung des früher schon barockisierten mittelalterlichen Domes auftrug (wegen späteren Umbaus nur der Hauptaltar und das vielleicht von H. stammende Stiegenhaus in der bischöflichen Residenz erhalten). H. war um diese Zeit auch in der Sommerresidenz des Bischofs in Fertörákos tätig, erhalten blieb das Treppenhaus und das vielleicht von ihm errichtete Sanktuarium der Pfarrkirche. 1778-81 baute er das Palais des Fürstprimas Graf Josef Batthyányi in Preßburg, sein bedeutendster, gut erhaltener Palastbau. – In diesen Jahren kam H. mit seinem größten Bauherrn, Johann Szily, Bischof von Steinamanger (Szombathely), in Berührung, der viel von ihm erwartet zu haben scheint. Er baute 1778 die Pfarrkirche zu Nova mit pilastergegliederter eintürmiger Fassade, 1780 die Pfarrkirche in Zanat/Ungarn (später völlig erneuert), 1778-83 die bischöfliche Residenz, eine konsequente Weiterentwicklung des bischöflichen Palais in Passau, mit der pilastergegliederten Fassade, würdevollem Treppenhaus und sorgsam ausgestatteten Prunksälen eines der Hauptwerke der Zeit in Ungarn. 1791 bis 1797 wurde die Kathedralkirche in Steinamanger errichtet, H.s Hauptwerk, mit zweitürmiger, zweigeschossiger Fassade, einem Grundriß in Form eines lateinischen Kreuzes und Tonnengewölbe; die Entwürfe für Hochaltar, Chorgestühl, die größere Kanzel und der Altar der Michaeliskapelle stammen ebenfalls von ihm. Die Bauführung hat H. bis zu seinem Tode – unterstützt von Franz Xaver Müller aus Steinamanger, seit 1792 vom Wiener Johann Oescher – beibehalten. 1793 trat Josef Georg Anreith (1750–1823) an seine Stelle, der auch seine übrigen Bauten zu Ende führte. Mit Fresken von Winterhalder nach Plänen von F. A. Maulbertsch geschmückt, gehört die Kirche zu den bedeutendsten Denkmälern der Zeit (im 2. Weltkrieg stark beschädigt, dann – außer den Fresken – völlig wiederhergestellt). – Obwohl H. in den 80er Jahren in Steinamanger und Umgebung stark beschäftigt war, wird er im Kommerzialschema von Wien als wohnhaft in Währing, no. 8 erwähnt. Er verfertigte aber in Wien nur Festdekorationen. H. scheint auch in Architekturtheorie gebildet und bewandert gewesen zu sein, besonders ist der Einfluß von Vitruvius und Palladio zu bemerken. Der würdevolle Ernst und die Monumentalität seiner Bauten gemahnen noch an den Barock. Die strenge Pilastergliederung, die zurückhaltende Schichtung des Baukörpers verkünden den Klassizismus. Die fein und vielfältig geformte Innenausstattung seiner Werke erheben ihn zu den Meistern des Interieurs des Spätbarocks.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Wiener Ak. d. bild. Künste (1757).

  • Werke

    Weitere W u. a. Nebenaltar im nördl. Querschiff d. Wallfahrtskirche Sonntagsberg, 1766;
    Innenausstattung d. Peregrinikapelle d. Servitenkirche, Wien, 1767;
    Entwürfe f. sämtl. Altäre d. Pfarrkirche in Pápa/Ungarn, 1777 (nicht ausgeführt);
    Seminargebäude, Szombathely/Ungarn, 1773-83;
    Pfarrei, ebd., 1779;
    Wohnhaus d. Domherrn Szegedy, ebd., 1784-87;
    Waisenhaus, Köszeg/Ungarn, 1784/85 (vielfach umgebaut);
    - Festdokorationen, Wien: Trauerkatafalk f. Kaiser Josef II., 1790 (Plan: Wien, Stadtmus.);
    Triumpfpforte f. Leopold II. aus Anlaß v. dessen Krönungsfeierlichkeiten, 1790;
    Trauerkatafalk f. Leopold II. im Stephansdom, 1792.

  • Literatur

    J. Kapossy, A szombathelyi székesegyház és mennyezetképei (Die Kathedrale zu Steinamanger u. ihre Deckengem.), Budapest 1922;
    ders., Késöbarock épitészet Magyarországon (Spätbarocke Architektur in Ungarn), in: Magyar Müvészet III, ebd. 1927, S. 276-91;
    M. Szmrecsányi, A novai templom és falképei (Die Kirche zu Nova u. ihre Fresken), Budapest 1935;
    A. Hekler, Ungar. Kunstgesch., 1937;
    A Zádor u. J. Rados, A klasszieizmus épitészete Magyarországon (Die Baukunst des Klassizismus in Ungarn), Budapest 1943;
    G. Géfin, A szombathelyi székesegyház (Die Kathedrale zu Steinamanger), Szombathely 1945;
    A. Zádor, Some Problems of the Development of Classicism in Architecture, in: Acta Historiae Artium 6, Budapest 1959, S. 159 ff.;
    A magyarországi müvészet a honfoglalástól a XIX. századig (Ungar. Kunst v. d. Landnahme b. z. 19. Jh.), ed. L. Fülep u. D. Dercséniyi, ebd. 1956;
    I. Genthon, Magyarország müvészeti emlékei (Die Kunstdenkmäler v. Ungarn) I, ebd. 1959, S. 91, 101, 121, 176, 199, 227, 364-67, 369 f., 405, 439;
    M. Sallay, A fertödi Eszterházy-kastély (Das Eszterházy-Schloß zu Fertöd), ebd. 1959;
    Z. Kádár, T. A. Horváth u. G. Géfin, Szombathely, ebd. 1961;
    M. Mojzer, Werke Dt. Künstler in Ungarn, Architektur, 1962;
    ThB (falsche Todesdaten, W, L).

  • Autor/in

    Anna Zádor
  • Zitierweise

    Zádor, Anna, "Hefele, Melchior" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 200-201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119334747.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA