Lebensdaten
1789 – 1865
Geburtsort
Züllichau
Sterbeort
Görlitz
Beruf/Funktion
Freundin Goethes
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119277387 | OGND | VIAF: 302112554
Namensvarianten
  • Herzlieb, Wilhelmine
  • Herzlieb, Mine
  • Herzlieb, Minna
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Herzlieb, Minchen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119277387.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Chrstn. Frdr. Karl (1760–94), geistl. Insp. u. Pastor, zuletzt Sup. in Z., Pastoren-S;
    M Christiane Wesenberg (1758–97);
    Pflege-V Frdr. Frommann ( 1837), Verleger (s. NDB V);
    B Karl Christian ( 1832), Sup. in Z.;
    - Jena 1821 Karl Wilh. Walch (1776–1853), Prof. d. Rechte, Oberappellationsgerichtsrat in Jena (S d. Karl Frdr. W., 1734–99, Prof. d. Rechte in Jena, s. ADB 40); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde H. von Friedrich und Johanna Frommann als Pflegetochter aufgenommen. Mit ihnen übersiedelte sie 1798 von Züllichau nach Jena. Dort wuchs sie zusammen mit den Frommannschen Kindern Friedrich Johannes und Alwina auf, denen sie ihr ganzes Leben hindurch eng verbunden blieb. Goethe lernte sie in der ihm befreundeten Familie schon als Kind kennen. Obwohl unmittelbare Zeugnisse von seiner und ihrer Seite fast völlig fehlen, bleibt es wahrscheinlich, daB zu Beginn des Winters 1807/08 seine bisherige väterliche Zuneigung sich jäh zu einer leidenschaftlichen Liebe steigerte, die in den während eines längeren Jenenser Aufenthaltes entstandenen Sonetten ihren Ausdruck gefunden hat. Freilich muß hierbei die literarische Anregung durch den Besuch Zacharias Werners mitbedacht werden, der gleichfalls H. in Sonetten besang. Schwer zu entscheiden bleibt, wieviel die Sonette dem Willen zur Selbstüberwindung und Entsagung verdanken, wieviel andererseits der petrarkistischen Tradition und der Freude am artistischen Spiel, an dem sich auch J. D. Gries und Fr. W. Riemer beteiligten. Es ist umstritten, welche Sonette Goethes unmittelbar an H. gerichtet sind. Mit Sicherheit trifft das wohl für „Epoche“ und „Charade“ zu; „Wachstum“ könnte auch der Prinzessin Karoline von Sachsen-Weimar gelten, anderes nahm Bettina Brentano für sich in Anspruch. Daß H. die Liebe Goethes erwidert hat, ist von ihr nur andeutend in einem Brief an die Jugendfreundin Christiane Selig ausgesprochen worden. Wenn H. im Mai 1808 Jena verließ und erst 1812 dorthin zurückkehrte, so geschah dies offensichtlich aus einem familiären Grund, nicht um ihre Trennung von Goethe herbeizuführen. Man hat in ihr das unmittelbare Vorbild für die Ottilie der „Wahlverwandtschaften“ gesehen. Obwohl unverkennbare Übereinstimmungen in Charakter und Schicksal zwischen Ottilie und H. bestehen, ist jedoch die Gestalt Ottiliens eine dichterische Schöpfung, die sich weit von dem persönlichen Anlaß einer Lebenskrise Goethes gelöst hat. Ähnliches trifft für die biographischen Zusammenhänge in der Entstehungsgeschichte der „Pandora“ zu – H.s weiteres Leben verlief unglücklich. Ihre Liebe zu H. Chr. Fr. v.Schweinitz zerbrach an ständischen Vorurteilen; eine Verbindung mit dem Berliner Pädagogen J. G. Pfund scheiterte an der eigenen inneren Ablehnung. Als sie 1821 die Ehe mit K. W. Walch geschlossen hatte, erwies sich ein Zusammenleben sehr bald als unmöglich. Ihre wiederholten Versuche, es dennoch zu ertragen, führten zu schweren psychischen Störungen. Lange Zeit lebte sie bei ihrem Bruder in Prittag, nach Walchs Tod auch wieder häufig bei der Frommannschen Familie in Jena. Zuletzt mußte sie in eine Heilanstalt für Geisteskranke gebracht werden.

  • Werke

    H.s Nachlaß (Briefe v. u. an H., Zeichnungen) im Frommannschen Familienarchiv (Weimar, Goethe- u. Schiller-Archiv).

  • Literatur

    H. Grimm, Goethe, M. H. u. Bettina Brentano, in: Preuß. Jbb. 30, 1872, S. 591-603;
    L. Seidler, Erinnerungen u. Leben, hrsg. v. H. Uhde, 1874;
    H. Düntzer, M. H. u. Goethes „Wahlverwandtschaften“, in: ders., Abhh. zu Goethes Leben u. Werken I, 1885, S. 212-319;
    K. Th. Gaedertz, Goethes Minchen, Auf Grund ungedr. Briefe geschildert, ²1889 (P);
    ders., Neue Mitt. üb. M. H., in: ders., Bei Goethe zu Gaste, Neues v. Goethe, aus s. Freundes- u. Ges.kreise, 1900, S. 1-32 (P);
    Kuno Fischer, Goethes Sonettenkranz, 1896;
    G. H. Wahnes, Freundl. Begegnen, Goethe, M. H. u. d. Frommannsche Haus, ²1927 (P);
    H. Vogel v. Frommannshausen, Goethes Beziehungen z. Frommannschen Hause in Jena, in: Chronik d. Wiener Goethe-Ver. 39, 1934, S. 13-26 (P);
    P. Hankamer, Spiel d. Mächte, Ein Kap. aus Goethes Leben u. Goethes Welt, 1943, S. 47-90;
    H. M. Wolff, Goethe in d. Periode d. Wahlverwandtschaften, 1952;
    L. Papendorf, Die Bildnisse d. M. H., Zu einem aufgefundenen unbek. Porträt, in: Goethe, NF d. Jb. d. Goethe-Ges. 19, 1957, S. 213-18 (P).

  • Porträts

    Miniatur v. Johanna Frommann, 1805 (Weimar, Goethe-Nat.mus.);
    2 Ölgem. v. L. Seidler, 1812 (ebd.), Abb. in: Goethe u. s. Welt, hrsg. v. H. Wahl u. A. Kippenberg, 1932, S. 178, 1815 (Weimar, Schloßmus.), Abb. v. beiden b. L. Papendorf, s. L, n. S. 216;
    Altersbildnis, Phot. n. e. Sepiazeichnung, Abb. in: K. Th. Gaedertz, Bei Goethe zu Gaste, 1900, n. S. 30.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Herzlieb, Minchen" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 737-738 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119277387.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA