Lebensdaten
1889 – 1966
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin(-Ost)
Beruf/Funktion
Historiker, Professor der Geschichte in Leipzig
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119186187 | OGND | VIAF: 59888871
Namensvarianten
  • Sproemberg, Heinrich
  • Sproemberg, H.
  • Sproemberg, Heinrich Friedrich Adolf Emanuel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sproemberg, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119186187.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alfred (1857–1903), Architekt, preuß. Kreisbauinsp.;
    M Elisabeth (1864–1946), T d. Heinrich Dernburg (1829–1907), ao. Prof. d. Rechte 1854 in Zürich, 1862 o. Prof. in Halle, 1873 in B. (s. NDB III), u. d. Auguste Schaffner (1830–68);
    1930 Lily (eigtl. Lieselotte) (1906–90), aus Kelbra, Übers. (s. W), T d. Ernst Bruno Krüger (1870–1933), aus Groß Dedeleben, Landwirt, zuletzt in Weimar, u. d. Katharina Spitta (1880–1955), aus Dessau; 1 S.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs S. bei seinem Großvater Heinrich Dernburg in Berlin auf und besuchte das Ksn.-Augusta-Gymnasium in Charlottenburg. Seit 1909 studierte er Geschichte, Nationalökonomie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Berlin, u. a. bei Gustav Schmoller (1838–1917) und Otto Hintze (1861–1940). 1914 wurde er bei Dietrich Schäfer (1845–1929) zum Dr. phil. promoviert. Seine Dissertation über die Bischöfe von Lüttich im 11. Jh. zeigt S.s Begeisterung für die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Geschichtsauffassung Henri Pirennes, mit dem er bis zu dessen Tod im Briefkontakt stand.

    Seit 1914 versah S. Kriegsdienst als Krankenpfleger und im Nachrichtenbüro der Obersten Heeresleitung. Er lehnte die dt. expansionistischen Kriegsziele ab, was zum Zerwürfnis mit Schäfer führte und S.s Karriere behinderte. Als Privatgelehrter blieb er abhängig von Unterstützung, die er bei dem 1929 nach Berlin berufenen Frankreich-Spezialisten Robert Hartmann fand. Dieser machte S. 1931 zum Mitarbeiter in der neu gegründeten „Organisation zum Austausch wissenschaftlicher Publikationen“. Ausgehend von seinem Kontakt zu Pirenne, konnte er hier die Verständigung mit westeurop. Historikern, wie Marc Bloch, fördern. 1935 publizierte S. als zweites Buch eine von Pirenne hochgelobte Darstellung der „Entstehung der Grafschaft Flandern“ (Nachdr. 1965). Die Einengung in der NS-Zeit beraubten S., der Mitglied der bekennenden Kirche war und den Nationalsozialismus ablehnte, weitergehender Publikations- und Arbeitsmöglichkeiten; seine 1940 fertiggestellte Geschichte der Niederlande und Belgiens konnte nicht mehr erscheinen.

    1943 in Berlin ausgebombt, erlebte S. das Kriegsende in Badersleben (Harz) und war nach dem Krieg kurzzeitig Kulturdezernent in Halberstadt sowie in der Provinzialverwaltung von Sachsen-Anhalt in Halle tätig. 1946 erhielt er auf Vermittlung von Robert Holtzmann (1873–1946) und Heinrich Mitteis (1889–1952) ein Ordinariat an der Univ. Rostock, wo er sich für die personelle und methodische Erneuerung der Geschichtswissenschaft engagierte. 1950 wechselte er als Nachfolger Rudolf Kötzschkes (1867–1949) an die Univ. Leipzig (em. 1958). Hier fungierte er als Direktor des Instituts für Allgemeine Geschichte und Leiter der Abteilung für dt. Landesgeschichte und vertrat in der Lehre auch die sorb. Geschichte an dem von ihm 1951 miteingerichteten Sorbischen Institut in Bautzen. Mit seiner umfänglichen Lehrtätigkeit zu sozialreligiösen Bewegungen des Hochmittelalters und zur Sozialgeschichte des Stadtbürgertums sowie zur vergleichenden Territorialgeschichte Nordwesteuropas beeinflußte S. einen erheblichen Teil der Mediävisten, die seit den späten 1950er Jahren Lehrstühle an DDR-Hochschulen übernahmen, u. a. Ernst Werner (1920–93). Zwar scheiterte die angestrebte Mitgliedschaft in der Sächs. Akademie der Wissenschaften (SAW) an negativen Gutachten Fritz Rörigs und Martin Lintzels, jedoch leitete S. 1950–57 die Historische Kommission des Landes Sachsen (seit 1956 bei der SAW) und arbeitete in der 1955 von ihm gegründeten Arbeitsgemeinschaft des Hansischen Geschichtsvereins eng mit Walter Markov (1909–93) zusammen. Seine exzellenten Kontakte zu belg., niederl. und franz. Historikern ermöglichten DDR-Historikern die Einladung zu Gastvorträgen, die die Isolation der ostdt. Hochschulen zu durchbrechen halfen. Auf dem Internationalen Historikerkongreß in Rom 1955 wurde S. in die Kommission für Verfassungsgeschichte des „Comité International des Sciences Historiques“ gewählt. Sein Engagement in der SBZ/DDR trug ihm Anfeindungen von westdt. Kollegen ein. Seine Leistungen um die Aufrechterhaltung der dt.-dt. Wissenschaftskommunikation v. a. im Rahmen des Hansischen Geschichtsvereins wurden erst nach 1990 eingehender gewürdigt.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Rostock 1964/65);
    Mitgl. d. Hist. Genootschap, Utrecht.

  • Werke

    Weitere W Alivisius, der Abt v. Arras, 1931;
    Btrr. z. franz.-flandr. Gesch., 1931, Nachdr. 1965;
    Judith, Kgn. v. England, Gfn. v. Flandern, 1936;
    Btrr. z. belg.-niederländ. Gesch., 1959;
    MA u. demokrat. Gesch.schreibung, Ausgew. Abhh., hg. v. M. Unger unter Mitarb. v. Lily Sproemberg u. W. Eggert, 1971;
    Hg.:
    Abhh. z. Handels- u. Soz.gesch. (25 Bde., seit 1958);
    Forsch. z. ma. Gesch. (31 Bde., seit 1956) – Bibliogr.: Lily Sproemberg, in: Wiss. Zs. d. Univ. Rostock, 17, 1968, Gesellschafts- u. sprachwiss. Reihe, H. 1, 75–79;
    Nachlaß:
    Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss., Berlin.

  • Literatur

    Vom MA z. Neuzeit, Zum 65. Geb.tag v. H. S., hg. v. H. Kretzschmar, 1956;
    Hans. Gesch.studien, H. S. z. 70. Geb.tag, hg. v. G. Heitz u. M. Unger, 1961;
    G. Heitz, in: Wiss. Zs. d. Univ. Rostock, 17, 1968, Gesellschafts- u. sprachwiss. R., H. 1, S. 3–8 (P);
    V. Didczuneit u. a., Geschichtswiss. in Leipzig, H. S., 1994 (P);
    Gesch.forsch. in Sachsen, hg. v. R. Groß u. a., 1996;
    E. Grothe, Zw. Gesch. u. Recht, 2005, S. 348;
    Wegbereiter d. DDR-Gesch.wiss., 1989 (P);
    Grewolls, Meckl.-Vorpommern (P);
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Lex. DDR-Historiker;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    – Internet: Sächs. Biogr. (P).

  • Autor/in

    Matthias Middell
  • Zitierweise

    Middell, Matthias, "Sproemberg, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 765-766 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119186187.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA