Lebensdaten
erwähnt 912, gestorben 921
Beruf/Funktion
Herzogin von Böhmen ; Heilige
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119163950 | OGND | VIAF: 263664275
Namensvarianten
  • Ludmilla
  • Ludmila von Pšov
  • Ludmila
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Zitierweise

Ludmilla von Pšov, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119163950.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Ludmila, die Heilige, Tochter des slawischen Häuptlings Slawibor und Gemahlin des böhmischen Fürsten Borschiwoy, wird mit Recht als die erste und einigste Beförderin des Christenthums in Böhmen verehrt. Sie selbst erhielt die Taufe mit ihrem Gemahl am Hofe des großmährischen Fürsten Swatopluk, vielleicht von Methudios des Slavenapostels eigener Hand. Nach dem Tode Borschiwoy's wurden unter dessen und Ludmila's Sohne Spythiniew die einzelnen Stammesfürstenthümer in Böhmen zu einem einheitlichen Herzogthum vereinigt (912). Nach Spytihniew's Tode übernahm sein Bruder Wratislaw die Herrschaft im Lande (912†920). Aus dessen Ehe mit Drahomira, einer Fürstentochter des noch heidnischen Stodorerstammes, erwuchsen als älteste Söhne Wenzel und Boleslaw, die nachmaligen Herzoge Wenzel der Heilige und Boleslaw der Grausame. L., die fromme Großmutter, nahm auf die Erziehung ihres Enkels, des jungen Wenzel, den nachhaltigsten Einfluß, selbstverständlich im Sinne des von ihr mit so vielem Eifer propagirten Christenthums. Sie selbst unterrichtete ihn in der slawischen. Kirchensprache, und der junge Prinz lernte, wie der älteste Bericht erzählt, „gleich einem Pfarrer“. Die Legende hat einen persönlichen Gegensatz zwischen L. und ihrer Schwiegertochter Drahomira herausgebildet. Derselbe findet seine tiefere Begründung in den am herzoglichen Hofe gegen einander arbeitenden christlichen und heidnischen Adelsparteien, als deren hervorragendste Vertreterinnen die beiden Frauen angesehen wurden. Nach dem Tode des Herzogs Wratislaw (920) führte die Regentschaft bis zum Jahre 928 für den noch unmündigen Wenzel die Wittwe Drahomira. Ludmila's Einfluß sank, ja sie fiel als Opfer der nunmehr zur vollen Herrschaft gelangten nationalheidnischen Reaktion. Zwei Mörder drangen mit einer Kriegerschaar in den Wittwensitz Tetin, einer Burg bei Beraun, und erwürgten die hochbetagte L. nach der Volkssage mit ihrem eigenen Schleier (15. September 921). Es ist historisch nicht entschieden, ob Drahomira, die in der Volkssage als wilde fanatische Heidin dargestellt wird, die unmittelbare Anstifterin des Mordes gewesen. Der Leichnam Ludmila's wurde in der St. Georgskirche bei der Prager Burg am Hradschin beigesetzt, und die Grabstätte der Heiliggesprochenen bildet bis heute alljährlich am Gedächtnißtage den Sammelpunkt zahlreicher Andächtiger.

    • Literatur

      Vgl. Dobrowsky, Ludmila und Drahomira. Königl. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. III, 1807; Palacky, Böhm. Gesch.; Büdinger, Oesterreich. Geschichte u. a.

  • Autor/in

    Schlesinger.
  • Zitierweise

    Schlesinger, Ludwig, "Ludmilla von Pšov" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119163950.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA