Lebensdaten
1648 – 1708
Geburtsort
Cles (Südtirol)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119128330 | OGND | VIAF: 57418194
Namensvarianten
  • Strudel, Paul Freiherr von (seit 1707)
  • Strudel Freiherr von Vochburg, Paul
  • Strudel, Paul (bis 1707)
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Zitierweise

Strudel, Paul (bis 1707), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119128330.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jakob (1615–90), Bildhauer u. Maler in C., S d. Paul (v. 1593-n. 1615), aus Mittewald b. Brixen, 1626 (?) erw. als „Magister Paul de Mitebolt“, u. d. Antonie N. N. (v. 1596-n. 1615), aus C.;
    M Maria N. N. (1623–1705), aus C.;
    B Peter (s. 2), Dominik Frhr. v. Vochburg (1667–1715, österr. Adel u. Frhr. 1707), Ing., Schw; – Wien 1696 Maria Dorothea ( n. 1728), T d. Leonhard Saringer, ebfl. salzburg. Kammerdiener, u. d. Maria Dorothea N. N.;
    S Leopold (1701–29.

  • Biographie

    Nach einer ersten Lehre in der Heimat wurde Venedig für die künstlerische Ausbildung S.s bestimmend. Er wurde hier als Marmorbildhauer von dem Flamen Giusto Le Court ( 1679) geprägt und lernte auch die röm. Barockskulptur (Bernini, Algardi, Mochi) kennen. S.s erste Skulpturen in Trient und Wien zeigen ausgereifte szenische Komposition und bewegt-expressive Gewandfiguren, wie etwa die Wiener Pestsäule, deren abschließende Planung und Ausführung er 1687 im Auftrag Ks. Leopolds I. übernahm. Im selben Jahr entstand ein nicht ausgeführter Entwurf zum Neubau des Palais Dietrichstein in Wien – sonst sind keine Arbeiten als Architekt bekannt. Den Marmor für die Pestsäule organisierte er in Salzburg und die Metallarbeiten in Augsburg nach seinen Modellen (eingeweiht 1692, vollendet 1694). Danach wollte Kf. Johann Wilhelm von der Pfalz S. und seinen Bruder Peter nach Düsseldorf verpflichten, aber nach Peters Vorbild strebte auch S. einen Wiener Hoftitel an, so daß Gabriel Grupello die Stelle erhielt. 1695 vollendete S. im Auftrag von Johann Wilhelm, dem Schwager des Kaisers, sieben lebensgroße Marmorbüsten der Familie Ks. Leopolds (Wien, Kunsthist. Mus.) und von Johann Wilhelm von der Pfalz (München, Bayer. Nat.mus.) aus einem von ihm in Laas (Südtirol) gefundenen weißen Marmor. 1696 erhielt er als ksl. Bildhauer den Auftrag zu einer Serie lebensgroßer Standbilder der lebenden (männlichen) Habsburger (Wien, Prunksaal d. Nat.bibl.; Laxenburg, Habsburgersaal d. Franzensburg); hierzu gehörte auch das Brechen und der Transport des Marmors aus Südtirol nach Wien. Nach seiner Heirat 1696 bewarb sich S. 1698 – in der Nachfolge seines Trauzeugen Giovanni Pietro Tencalla – um die Stelle als Hofarchitekt,

    die jedoch an Lucas (v.) Hildebrandt (1668–1745) ging. Für das Statuenwerk und die Marmorbeschaffung gab es von Anfang an Probleme mit der Bezahlung. Bei S.s Tod waren 17 Statuen fertiggestellt und einige vorbereitet. Ein Gesamtplan und der Aufstellungsort (für Schloß Schönbrunn?) sind unbekannt. Daneben führte S. u. a. einen Marmoraltar für Josephs I. Hochzeit in der Kammerkapelle der Hofburg aus (1699, verschollen) und begann eine Serie von Marmorreliefporträts Ks. Leopolds I. und seiner beiden Söhne Joseph (I.) und Karl (VI.) als politische „Werbegeschenke“ des Wiener Hofes im span. Erbfolgekrieg (1700–12), von denen bisher 53 Stück bekannt wurden. 1703 half S. in Tirol den Truppen des Kaisers gegen die mit Bayern verbündeten Franzosen durch seine Ortskenntnisse. Über eine Zusammenarbeit mit seinem Bruder Peter bei dessen Akademiegründung ist nichts bekannt. 1709 wurde S.s Werkstatt von Peter übernommen; dieser setzte die Habsburgerstatuen sowie die Serie der ksl. Porträtreliefs mit den Werkstattmitarbeitern Pauls bis 1714 fort. S.s Anteil am wichtigsten Monument des barocken Wien, der Pest-/Dreifaltigkeitssäule prägte diesen Typus auch mit seinem expressiv-bewegten Figuren und Gewandstil in der ganzen Habsburgermonarchie. Sein künstlerischer Einfluß in Wien wurde allerdings bald durch den pathetischen Bewegungsstil des 1711 nach Wien gekommenen Lorenz Mattielli einerseits und den Barockklassizismus Raffael Donners andererseits überlagert. S.s formal der Repräsentation verpflichteten Porträt- und Statuenarbeiten als Hofbildhauer überzeugen auch durch eine perfekte technische Beherrschung der Marmorbearbeitung. Die merkantilistische Erschließung der weißen Südtiroler Marmore für die Wiener Hofkunst durch S. fand erst wieder bei der Ausgestaltung der Wiener Ringstraße im letzten Drittel des 19. Jh. eine Fortsetzung.

  • Werke

    Weitere W Hl. Maria Magdalena u. Veronika sowie alle Altarskulpturen, Trient, Dom, Capella del Crocefisso, 1685–87;
    Wien, Palais Dietrichstein (später Lobkowitz), Neubauentwürfe, 1687;
    Marmorbüsten v. Johann Philipp u. Lothar Franz v. Schönborn, Pommersfelden, 1707.

  • Literatur

    ADB 36;
    ThB (überholt);
    Hist. Lex. Wien (überholt);
    . L zu 2).

  • Autor/in

    Manfred Koller
  • Zitierweise

    Koller, Manfred, "Strudel, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 589 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119128330.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Strudel: Paul Freiherr v. St., Bildhauer, geboren 1648 zu Cles in Südtirol, am 20. November 1708 in Wien. Wie sein jüngerer Bruder, erlernte er wahrscheinlich im Hause seines Vaters die Bildhauerei, dürfte dann in Trient und Innsbruck gearbeitet und wie sein Bruder Dominik sich in der Ingenieurkunst ausgebildet haben. Ungefähr um das Jahr 1680 kam er nach Wien, trat im J. 1686 in die Dienste des Kaisers Leopold I. und erwarb sich hier als „welischer Bildhauer“ einen weitverbreiteten Ruf. Anfangs scheint er auch in der von seinem Bruder Peter errichteten Akademie als Lehrer beschäftigt gewesen, mit diesem jedoch später in Zwistigkeiten gerathen zu sein. Eine seiner ersten größeren Arbeiten in Wien war die nach dem Entwurfe von deutschen Wiener Künstlern begonnene und von Paul St. im italienischen Barokstil wesentlich abgeänderte Dreifaltigkeitssäule am Graben. Seine Betheiligung an diesem Werke begann bald nach dem Jahre 1687 und dauerte bis zu deren Vollendung im J. 1692. Er hatte Antheil an der Wolkenpyramide, den Figuren der Pest, des Kaisers mit dem Engel und dem großen Engel mit der Krone. Sein zweites größeres Werk sind: der Altar in der Josefi-Capelle der Hofburg und die aus weißem Tiroler Marmor ausgeführten Statuen der Mitglieder des Kaiserhauses, von welchen jedoch bei seinem Tode erst fünfzehn vollendet waren. Die Ausführung der übrigen fiel seinem Bruder Peter zu. Von diesen Statuen stehen gegenwärtig sechzehn im großen Saal der kaiserlichen Hofbibliothek; die übrigen im Habsburger-Saal der Franzensburg in Laxenburg. — Von anderen Werken erwähnt Nagler der Statuen der Veronika, Magdalena, Franz v. Assisi und eines Bischofs im Dome zu Trient und der Madonna am Koretischen Hause in Innsbruck. Auf seine und seines Bruders Dominik Bitte wurden beide Brüder in den Freiherrnstand mit dem Namen Barones de Strudel et Vochburg erhoben und sowie Peter in seinem Adelsbrief dem „Apelles" gleichgehalten wird, ebenso werden dieselben in ihrem Adelsbriefe als „Praxiteles“ und „Phidias“ gefeiert. Bei seiner Bewerbung um den Adel beklagte sich Paul St., daß sein Bruder Peter ohne sein Vorwissen die Standeserhöhung früher erwirkt habe und bemerkt, daß er und Dominik nicht geringere Verdienste wie Peter besitzen. Er hinterließ einen Sohn, von dem nichts näheres bekannt ist.

    • Literatur

      Nagler, Künstlerlexikon XVII, 496. — J. Schlager, Raphael Donner, Wien 1848, S. 26. —
      Lützow, Geschichte der Akademie der Künste, Wien 1877, S. 10 u. 140. — A. Hauser, Die Dreifaltigkeitssäule am Graben in den Berichten des Wien. Alterthumsvereines XXI, 82.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Strudel, Paul" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 640 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119128330.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA