Lebensdaten
1576 – 1646
Geburtsort
Verna bei Lugano
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119073161 | OGND | VIAF: 54949915
Namensvarianten
  • Solarin, Santino
  • Solari, Santin
  • Solarin, Santino
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Zitierweise

Solari, Santin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119073161.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Cristoforo, Bildhauer;
    M Margherita Valnegro;
    B Giovanni Domenico (⚭ Francesca Bertoletto), Giovanni Battista, Schw Simplicia;
    1) Laura (Laurentia) N. N. ( 1628), 2) 1630 Anna Maria Antorfer ( 1668);
    14 K (7 früh) u. a. Ignaz (Ignatio, Ignazio) ( 1650), Maler in S.

  • Biographie

    Über S.s Ausbildung liegen keine Angaben vor; man nimmt an, daß er bei dem Baumeister Andrea Bertoletto aus seiner Heimatstadt Verna in die Lehre ging und danach bei dem in Graz und Seckau (Steiermark) tätigen Baumeister und Stukkateur Sebastian Carlone arbeitete. Für 1600 ist S.s Mitarbeit unter Carlone am Hochaltar der Stiftskirche Seckau belegt. 1612 trat S. in Salzburg die Stelle des Hofbaumeisters unter dem neugewählten Ebf. Marcus Sitticus v. Hohenems (1574–1619) an und übernahm den nach Plänen des ital. Architekten und Theoretikers Vincenzo Scamozzi 1608 begonnenen Neubau des Doms. In dessen Ausführung griff S., vermutlich auf Wunsch des neuen Erzbischofs, entscheidend ein, indem er die vom Vorgänger Wolf Dietrich v. Raitenau veranlaßte Nord-Süd-Orientierung aufhob und neue, wieder geostete Fundamente errichten ließ. Die von Scamozzi geplante Grundstruktur einer tonnengewölbten Wandpfeilerkirche mit halbrunden Apsiden behielt er bei, modifizierte sie aber geschickt, indem er die Anzahl der Joche in Lang- und Querhaus verringerte und dadurch ein kompakteres Erscheinungsbild erzielte. Der Innenraum ist geprägt durch ein Ensemble gliedernder Elemente, wie glatte Doppelpilaster und -gurtbögen, die in Abwechslung mit der plastischen Stuckausstattung den Raum rhythmisieren. In der Wölbung bereichern zusätzlich zahlreiche Malereifelder den Raumeindruck. In Verbindung mit der klar strukturierten und rhythmisch angelegten Doppelturmfassade zeugt der Dombau von S.s fundierten Kenntnissen sowohl der oberital. Renaissance als auch der frühbarocken Architektur Roms (Como, Dom, 1513–1669; Genua, S. Maria di Carignano, 1552–1603; Rom, Il Gesù, 1568–84; Sebastiano Serlio, Bücher über Architektur); alle diese Vorbilder sind jedoch eigenständig umgesetzt.

    S.s zweite große Bauaufgabe war die Planung der Sommerresidenz Hellbrunn im Stil einer ital. „villa suburbana“. Die Bauarbeiten wurden im Sommer 1613 begonnen und spätestens 1619 vollendet; bei der schlichten Gestaltung der Äußeren und der reichen Innenausstattung orientierte sich S. partiell (im Aufriß der Hauptfassade, in der Gestaltung des Gartenportals) an Musterentwürfen Sebastiano Serlios. Zusätzlich entwarf S. auch große Teile des Skulpturenschmucks für die Gartenanlage (z. B. Orpheusgrotte, 1615, u. das sog. Monatsschlößchen, 1616).

    S., der seit 1612 insgesamt 34 Jahre, seit 1619 unter Ebf. Paris Gf. v. Lodron (1586–1653), in Salzburg tätig war, prägte das barocke Bild der Stadt entscheidend. Neben den Arbeiten am Dom und für Hellbrunn vervollständigte und erweiterte S. zwischen 1620 und 1635 in mehreren Etappen die Stadtbefestigungen (u. a. Michaelstor, 1620–24; Wälle bei Schloß Mirabell, 1621 ff.; Linzer- oder Ruperttor, 1622; Mirabell- oder Virgiltor, 1627). Der Neubau des Doms und die Anlage von Schloß Hellbrunn beeinflußten darüber hinaus die Baukunst des 17. Jh. in ganz Mitteleuropa (z. B. Fassade: Passau, Dom, 1668–77; Kempten, ehem. Stiftskirche St. Lorenz, 1652–66; Salzburg, Kollegienkirche, 1696 ff.; Grundriß: Salzburg, St. Erhard im Nonntal, 1685–89; Pöllau, Stiftskirche St. Veit, 1701–12).

  • Werke

    Weitere W Salzburg, Fertigstellung d. Residenz u. d. Neugebäudes, Gymnasium, 1617;
    Lodronscher Primogeniturpalast, 1631 ff.;
    Univ., 1632 ff.;
    Loreto-Kloster, 1632 ff.;
    Stadtbefestigung;
    – Innsbruck, Neuplanung d. Jesuitenkirche, 1626 ff.;
    Brunnen:
    Salzburg, Fischmarktbrunnen, 1636;
    Altötting, Marienbrunnen, 1637.

  • Literatur

    I. Wallentin, Der Salzburger Hofbaumeister S. S. (1576–1646), Leben u. Werk aufgrund hist. Quellen, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde., 134, 1994, S. 191–310 (P);
    R. R. Bigler, Schloß Hellbrunn, 1996 (P);
    W. Lippmann, Der Salzburger Dom 1598–1630, Unter bes. Berücksichtigung d. Auftraggeber u. d. kulturgeschichtl. Umfelds, 1999;
    H. Lorenz (Hg.), Gesch. d. Bildenden Kunst in Österr., Barock, Bd. 4, 1999, S. 220, 235 ff. u. 507 f.;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Salzburger Kulturlex.

  • Porträts

    Ölgem., 1632 (Salzburg, Dommus.), Abb. in: Bigler (s. L), S. 27, u. Wallentin (s. L), S. 194;
    Marmorbüste, um 1635 (Salzburg, Mus. Carolino Augusteum), Abb. in: Wallentin (s. L), S. 202.

  • Autor/in

    Julia Rüdiger
  • Zitierweise

    Rüdiger, Julia, "Solari, Santin" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119073161.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA