Lebensdaten
1358 – 1421
Geburtsort
(Paderborn ?)
Sterbeort
Büren-Böddeken
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119067323 | OGND | VIAF: 73109431
Namensvarianten
  • Person, Gobelin (nicht Persona)
  • Gobelinus Persona
  • Gobelin Person
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gobelin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119067323.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Der Familienname Person (nicht Persona) in Paderborn um 1400 bekannt. Übersetzung des Namens Schemen?

  • Biographie

    G., wohl in Paderborn gebildet, ist seit Sommer 1384 am päpstlichen Hof in der apostolischen Kammer beschäftigt und läßt sich am 21.4.1386 zum Priester weihen. Im gleichen Jahre wird er als Rektor (Vicepfarrer) von Sankt Pankratius in Paderborn Subkollektor der apostolischen Kammer in Stadt und Bistum Paderborn. Von Bonifacius IX. am 2.11.1390 mit der Pfarrkirche Sankt Pankratius providiert, läßt er sich am 8.2.1392 an der Universität Erfurt immatrikulieren. Wegen Streitigkeiten mit dem Magistrat tauscht er 1405 seine Pfarre mit der der Andreaskirche in Warburg. Als Kaplan seines Bischofs Wilhelm von Berg, des Administrators des Bistums Paderborn, betreibt er mit diesem seit 1408 die Umwandlung des Frauenstiftes Böddeken in ein Stift der Augustinerchorherren (Windesheim). 1409 Offizial des Bischofs, kommt er beim Versuch einer Reform des Klosters Abdinghof in Streit mit dessen Abt und verlegt 1411 seinen Amtssitz nach Bielefeld. Dort erhält er ein Kanonikat an der Marienkirche in der Neustadt, muß aber auf das Offizialat verzichten. 1416 rückt er zum Dechant des Marienstifts auf, das er reformiert. 1421 wird er zuletzt als Dechant des Marienstiftes genannt. Sein Eintritt ins Kloster Böddeken ist nicht erwiesen.

    G.s bedeutendstes Werk ist sein Cosmidromius, eine nach den 6 Zeitaltern geordnete Weltgeschichte, die für den 1. Teil, bis Kapitel 68 des 6. Zeitalters, ältere, zum Teil auch verlorene Quellen (darunter die Annales Patherbrunnenses) ausschöpft, im 2. Teil, worauf G. eigens hinweist, zumeist auf Berichten von Augenzeugen und eigener Anschauung beruht. Dieser Teil, der bis 1418 fortgeführt ist, hat eigenständigen Charakter. G. übt freimütig Kritik an den obwaltenden Zuständen, was ihm bei Späteren großes Ansehen verliehen hat, steht aber bei allem Eifer für Besserung der Verhältnisse treu zum Reich und zur Kirche, und zwar zur römischen Obödienz. Weitere Werke, auch das musikalische, sind durch seine Reformtätigkeit veranlaßt.

  • Werke

    Cosmidromius, ed. H. Meibom sen., Frankfurt 1599, ²ed. H. Meibom jun., in: Scriptores Rerum Germanicarum I, Helmstedt 1688, S. 61|-343, Neue Ausg. u. als Anh. dess. Vf. Processus translacionis et reformacionis monasterii Budecensis v. M. Jansen, 1900;
    Vita s. Maynulphi, in: AA SS Okt. III;
    Tractatus musicae scientiae, in: Kirchenmusikal. Jb. 20, 1907, S. 177-96;
    Über verlorene andere kleinere Werke vgl. M. Jansen, s. o., S. XXXVI ff u. XLVIII.

  • Literatur

    ADB IX;
    P. Scheffer-Boichorst, Ann. Patherbrunnenses… (wiederhergestellt), 1870, S. 44 ff.;
    M. Jansen, Das Todesj. d. G. P., in: HJb. 23, 1902, S. 76-80 (W);
    K. A. Kehr, Ein verschollenes karoling. Annalenwerk, in: NA 28, 1903, S. 323-35;
    B. Vollmer, UB d. Stadt u. d. Stiftes Bielefeld, 1937;
    H. Grundmann, Pol. Gedanken ma. Westfalen, in: Westfalen 27, 1948;
    Th. Hamacher, G. P., Musiktheoretiker u. Musikreformator im Bistum Paderborn, in: Heimatbote, Paderborn 1958;
    Rep. Germanicum II, ²1961;
    B. Schmeidler, in: Vf.-Lex. d. MA III, Sp. 846-48 (unter Person) (W, L);
    H. Hüschen, in: MGG V, Sp. 386 f. (W, L).

  • Autor/in

    Klemens Honselmann
  • Zitierweise

    Honselmann, Klemens, "Gobelin" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 491-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119067323.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gobelinus Person oder Persona, geb. 1358, nach Januar 1421, Geschichtsschreiber, entstammte einem angesehenen Bürgergeschlechte Paderborns. Er zog nach Italien und fand dann Stellung in der päpstlichen Kammer Urbans VI., dessen Wahl 1378 das große Schisma veranlaßt hatte. Mit treuer Liebe hat G. allezeit an seinem Herrn gehangen, obgleich dieser sich durch seine maßlose Leidenschaftlichkeit ebenso zu den größten politischen Fehlern, wie zu Handlungen der äußersten Rohheit hinreißen ließ und daher fast allgemein Haß und Verachtung fand. Auch die traurige Zeit, welche Papst und Curie in eigensinniger Verbannung in Nocera zubrachten, durchlebte G. zum Theil mit, bis er von Urban nach Benevent geschickt wurde, wo er sich von nicht geringen Gefahren und Beschwerden umringt sah. Als der Papst am seiner Flucht dorthin kam, schloß sich G. ihm wieder an und gelangte so nach Genua. Aber da er bei der Kurie nicht das gehoffte Glück fand, ging er, nachdem er 1386 die Priesterweihe erhalten, nach Deutschland zurück. Wenn sein späteres Leben ihn auch nicht mehr in so abenteuerliche Verhältnisse und in so enge Beziehungen zum großen Weltlauf führte, so bot es ihm doch Arbeit und Mühsal genug. Aeußerlich gestaltete sich seine Stellung zwar recht günstig: er wurde 1389 Rector der Kapelle zur heil. Dreifaltigkeit in seiner Vaterstadt Paderborn, später erhielt er eine Pfarrstelle an der Marktkirche, und Bischof Wilhelm ernannte ihn zum Official des geistlichen Gerichtshofes und zum Dechanten des Collegiatstiftes in Bielefeld. Der rege und thatkräftige Eifer, mit welchem G. daran ging, die arg verfallene klösterliche Zucht wiederherzustellen, die Entschiedenheit, mit welcher er auch den Stadtbehörden gegenüber seine kirchlichen Anschauungen verfocht, zogen ihm manche Anfeindungen zu, ohne daß er sich in seiner Ueberzeugung wankend machen ließ; lieber gab er irdische Vortheile auf. Auch der üble Gang der großen Kirchenreform, die er mit ganzer Seele ersehnte, erfüllte ihn mit bitterer Betrübniß. Noch einmal im J. 1410 reiste er, wahrscheinlich von seinem Bischofe gesandt, nach Italien: weltmüde zog er sich einige Jahre später in das von ihm reformirte Kloster Boeddeken zurück, in welchem er im Januar 1421 sein Testament machte und wol bald darauf die letzte Ruhestätte fand. Wie G. sich als Mensch und in seinem Amte trefflich erwies, so ist er auch nicht ohne Bedeutung als Geschichtsschreiber. Er verfaßte, mit guten litterarischen und historischen Kenntnissen ausgerüstet, eine große Weltchronik, an welcher er gegen dreißig Jahre arbeitete und welche er selbst „Cosmodromium“ nannte. Eingetheilt ist sie in sechs Bücher nach den sechs Weltaltern; von diesen ist nur das letzte, welches an Umfang die anderen zusammen weit übertreffend die Zeit nach Christus bis zum Jahre 1418 behandelt, für uns von Werth. Einmal hat G. dort Quellen benutzt, welche uns sonst verloren sind, wie die Paderborner Annalen; dann aber gibt er für die letzten Jahrzehnte, in denen er selbst die Dinge miterlebte, uns reichhaltige Nachrichten|theils über sein westfälisches Heimathland, theils über die kirchlichen Verhältnisse, welche den Charakter jener Zeit bestimmen. Als litterarisches Kunstwerk ist freilich das Cosmodromium nur sehr gering anzuschlagen — G. stand wol mitten in seiner Zeit, doch ist er ihr nirgends voraus —, aber mit Recht ist in neuerer Zeit der Werth des Inhaltes betont worden, welcher durch die freimüthige Art, mit der G. seine Ansichten ausspricht, durch die verständige Theilnahme, welche er den Ereignissen widmet, noch gesteigert wird. Mehre kleine, zum Theil poetische Nebenwerke scheinen verloren zu sein. Das Cosmodromium ist gedruckt bei Meibom, Script. I; die Literatur über G. hat Lorenz in Deutschlands Geschichtsquellen II, 87 zusammengestellt.

  • Autor/in

    Lindner.
  • Zitierweise

    Lindner, Theodor, "Gobelin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 300-301 unter Gobelinus Persona [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119067323.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA