Lebensdaten
1852 – 1938
Geburtsort
Heddesdorf bei Neuwied/Rhein
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Bakteriologe ; Hygieniker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119057948 | OGND | VIAF: 108742886
Namensvarianten
  • Hueppe, Ferdinand
  • Hueppe, Adolf T.
  • Hueppe, F.
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Zitierweise

Hueppe, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119057948.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand (1815–1903), Kreissekr. in H.;
    M Anna Eva Reiffenberg;
    ⚭ Else N. N. ( 1913);
    T.

  • Biographie

    Einem eingehenden Eigenbericht H.s entnimmt man den positiven Einfluß seines verwaltungstechnisch und wirtschaftlich gut bewanderten, mathematisch begabten Vaters auf den Sohn und dessen naturwissenschaftliche Neigungen. Hier floß dem Knaben stärkerer Bildungsgewinn zu als aus den Gymnasien in Neuwied, Koblenz und Weilburg. Dem Studium der Medizin oblag er in Berlin als Eleve der militärärztlichen Bildungsanstalt (Promotion zum doctor medicinae 1876). Nach der ärztlichen Staatsprüfung wurde er aktiver Sanitätsoffizier in Rastatt, von wo er 1879 an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin kommandiert wurde, noch ehe Robert Koch dort wirkte, dessen Schüler und Mitarbeiter er 1880 geworden ist. Ihn hat er als genialen Methodiker und Bahnbrecher anerkannt, wenn er sich auch mit ihm in theoretischen Fragen über die Konstanz der Bakterien oder über das Wesen von Infektion und Infektionserregern kritisch auseinandersetzte. 1885 richtete er im Rahmen des Freseniusschen Chemie-Instituts in Wiesbaden eine bakteriologisch-hygienische Abteilung ein und folgte 1889 einem Ruf als Hygiene-Professor an die Karls-Universität in Prag. 1912 zog er sich nach Dresden zurück, weiterhin lebhaft beteiligt an Vortrag und Verteidigung aktueller hygienischer Erkenntnisse, eine selbstbewußte, energische Persönlichkeit mit Neigung zu synthetischer Kritik leitender Ideen biologischer Natur.

    Die Hygiene erschien H. als eine soziale Kunst, hervorgerufen durch die soziale Not; sie werde deshalb immer Sozialhygiene sein oder sie werde nicht sein. Die Weite des Begriffes einer Volkshygiene erwarb er ausgehend von der Mikrobenrolle im Rahmen kranken und gesunden Lebens. Im Kochschen Kreis trug er bei zur Begründung und zum Ausbau der bakteriologischen Methodik, zur Klärung von Fragen nach Desinfektion, Fäulnis und Gärung. Er konnte zeigen, daß bestimmte pathogene Bakterienarten, die man zunächst für konstant spezifisch infektiös gehalten hatte, nur parasitische Anpassungsformen vielgestaltiger Mikroben sind. Von ihm stammt der Begriff des „Wohnparasitismus“. Er beschäftigte sich mit Fragen der Milchzersetzung, förderte die biologische Seite des Molkereiwesens und wandte sich frühzeitig den Lebens-Leistungen, der Assimilation und dem Stoffabbau der Mikroben zu. Fragen der Wasserversorgung und Abwasser-Behandlung traten an ihn heran. Wesen und Besserung der Volksernährung, Besonderheiten des Alkoholismus, des Vegetarianismus und so weiter waren zu bedenken in Rücksicht auf den kalorischen Bedarf und die chemodynamische Arbeit des Organismus. Besonders erforschte H. infektiöse Seuchen bei Mensch und Tier: Die Konstitution der Patienten war hier, der Krankheitserreger dort in Rechnung zu setzen. Er untersuchte, ob gegen die Angriffskraft giftig wirkender Bakterien eine Impfung mit artverwandten harmlosen Mikroben schützen könne. Bedeutsam wurde seine Kritik des Ursachenbegriffs, indem er dem dynamischen Sinn nach die in gärungsfähigen Körpern angehäuften Spannkräfte als ursächliche Faktoren ansprach. Den kausalen Zusammenhang pathologischer und hygienischer Vorstellungen hat er durchleuchtet und Virchows Standpunkt verteidigt, in der geweblichen, beziehungsweise organismischen Reaktion das Wesen der von Erregerstoffen veranlaßten Krankheit zu sehen. Krankheit faßte er energetisch als Funktion ererbt und erworben veränderlicher Anlagen des Organismus (Konstitution) unter veränderlichen Bedingungen (Disposition) gegenüber der Erregerwirkung auf. Mehr als 300 Arbeiten hat H. veröffentlicht, darunter sozialhygienische und sozialanthropologische Darlegungen, der körperlichen Ertüchtigung gewidmete Belehrungen, Fragen der sogenannten Rassenhygiene, der Wohnungsfürsorge, der Städtesanierung, des Verhältnisses von gelehrter Medizin und sogenannter Naturheilkunde, Überlegungen zum Schulwesen, historisch-kritische Betrachtungen aus dem Blickpunkt der Hygiene, sowie biographische Aufsätze über J. Lister, I. Semmelweis, L. Pasteur, M. Pettenkofer, R. Virchow, H. Buchner und R. Koch.

  • Werke

    u. a. Bedingungen d. Ovarial- u. Abdominalschwangerschaft, Diss. Berlin 1876;
    Die Methoden d. Bakterienforschung, 1885;
    Über d. Kampf gegen d. Infektionskrankheiten, 1889;
    Über d. Ursachen d. Gärungen u. Infektionskrankheiten in d. Beziehungen z. Causalproblem u. z. Energetik, 1893;
    Hdb. d. Hygiene, 1899;
    Über Krankheitsursachen v. Standpunkt d. naturwiss. Med., 1901;
    Autobiogr. in: L. R. Grote, Die Med. d. Gegenwart in Selbstdarst. II, 1923, S, 77-138 (W-Verz., P).

  • Literatur

    A. Gothein, in: Klin. Wschr., 1922, Nr. 35;
    J. Kaub, in: Münchner Med. Wschr., 1922, Nr. 44;
    F. Martius, in: Med. Klinik, 1922, Nr. 34, S. 1106;
    K. Zaunik, in: Abhh. d. Naturwiss. Ges. Isis Dresden v. 1.12.1938;
    F. Schwangart, in: FF 14, 1938, S. 404;
    G. B. Gruber, Robert Koch, in: Jb. d. Ak. d. Wiss. Göttingen 1944-1960, S. 45;
    Fischer.

  • Autor/in

    Georg B. Gruber
  • Zitierweise

    Gruber, Georg B., "Hueppe, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 742-743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119057948.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA