Lebensdaten
1856 – 1939
Geburtsort
Guben (Schlesien)
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Pharmazeut ; Botaniker ; Bakteriologe
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119034654 | OGND | VIAF: 89709381
Namensvarianten
  • Tschirch, Wilhelm Oswald Alexander
  • Tschirch, Alexander
  • Tschirch, Wilhelm Oswald Alexander
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Zitierweise

Tschirch, Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119034654.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1815–75), Diakon u. Archidiakon (Stadtpfarrer) in G. (s. Brandenburg. Biogr. Lex.), S d. Johann Christoph (* 1755), Kantor in Lichtenau b. Lauban (Schlesien);
    M Marie (1827–1906), aus hugenott. Fam., T d. Wilhelm Sausse (1796–1866), Prorektor in G., u. d. Emilie v. Roeder;
    Ur-Gvm Carl Siegmund v. Roeder (1749–1819), aus Bayreuth, Lt.;
    Ov Rudolph (1825–72), Chordir. d. Krollschen Oper in Berlin, 1860 Gründer d. Märk. Zentralsängerbunds, Komp., preuß. Musikdir. (s. MGG²; Brandenburg. Biogr. Lex.);
    3 B u. a. Otto (1858–1941), Dr. phil., Hist., Studienrat, 1899–1929 Stadtarchivar v. Brandenburg/Havel, Ehrenbürger ebd., 1902 Prof., 1934 Leibniz-Medaille d. Preuß. Ak. d. Wiss. (s. Brandenburg. Biogr. Lex.), 2 Schw;
    Berlin 1885 Elisabeth ( 1935), T d. Otto Ziurek (1821–86), Apotheker, gründete 1858 e. chem. Privatinst. in Berlin, Gerichtschemiker, Fabr. f. chem. Präparate u. Albumin-Papiere (s. Dt. Apotheker-Biogr. II), u. d. Anna Sofia Mathilde v. Proeck (1826–1900);
    2 T.

  • Biographie

    T. verließ 1872 das Gymnasium in Guben ohne Abitur und begann eine Apothekerlehre in der Apotheke seines Vetters Paul Mündel (1845–1907) in Dresden-Loschwitz. Das notwendige theoretische Fachwissen eignete er sich im Selbststudium an. Im Sept. 1875 bestand er das Gehilfenexamen und konditionierte danach als Apothekenassistent in Oberlahnstein, in der Münsterplatz-Apotheke in Freiburg (Br.) und in der Berner Staatsapotheke. Zusätzlich besuchte er in Freiburg chem. und botan. Vorlesungen. In Bern widmete er sich eingehend der Mikroskopie und der berühmten Drogensammlung Friedrich August Flückigers (1828–94). Im Okt. 1878 immatrikulierte sich T. für Pharmazie an der Univ. Berlin. Zu seinen Lehrern gehörten der Chemiker August Wilhelm v. Hofmann (1818–92), der Pharmazeut Adolf Pinner (1842–1909), die Botaniker August Wilhelm Eichler (1839–87), Paul Ascherson (1834–1913) und August Garcke (1819–1904) sowie der Physiker Hermann v. Helmholtz (1821–94). 1880 bestand T. seine pharmazeutische Staatsprüfung und verfaßte unter der Betreuung des Berliner Botanikers Simon Schwendener (1829–1919) seine Dissertation über pflanzenanatomische Untersuchungen. Da die Promotion ohne Abitur in Berlin nicht möglich war, erfolgte diese 1881 an der Univ. Freiburg bei dem Botaniker Friedrich Hildebrand (1835–1915). Nach einer kurzen Assistentenzeit bei dem Berliner Botaniker Nathanel Pringsheim (1823–94) wurde T. im Okt. 1881 Privatassistent von Albert Bernhard Frank (1839–1900) am Pflanzenphysiolog. Institut der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. In seiner freien Zeit führte er hier Untersuchungen über die Rolle des Chlorophylls im Assimilationsprozeß durch und veröffentlichte deren Ergebnisse 1884. Gleichzeitig lernte T. im Chem. Institut seines Onkels Otto Ziurek die Methoden der gerichtlichen und technischen Verfahren der Nahrungsmittelchemie kennen. Einer Anregung Eicherls folgend, habilitierte sich T. 1884 mit der Schrift „Beiträge zur Kenntnis des mechanischen Gewebesystems der Pflanzen“. Da das Kultusministerium nicht mehr auf der Vorlage des Abiturzeugnisses und eines preuß. Doktordiploms bestand, erhielt er mit einer Probevorlesung die „venia legendi“ für Botanik und Pharmakognosie. Als Privatdozent lehrte T. über angewandte Pflanzenanatomie und Pharmakognosie und führte erstmals botanisch-mikroskopische Übungen für Pharmazeuten, Chemiker und Mediziner an einer dt. Universität ein. Da seine Anträge zum Ausbau und verbesserter Ausstattung unberücksichtigt blieben, folgte er 1890 einem Ruf als Professor der Pharmazie und Pharmakognosie nach Bern. (Dekan 1896–99, Rektor 1908/09, em. 1934). 1893 richtete er das von ihm neuerbaute Pharmazeutische Institut völlig neu ein. 1931 wurde ihm erneut der Bau eines Pharmazeutischen Instituts genehmigt, das noch im selben Jahr eingeweiht wurde und das modernste Institut dieses Fachbereiches weltweit war.

    Zu T.s umfassenden Forschungen gehören Untersuchungen über Sekrete und Sekretbehälter sowie die Arzneimittelprüfung. Seine Mitarbeit an den „Grundlagen der Pharmakognosie“ (1885, mit F. A. Flückiger), am „Schweizer Arzneibuch“ (1933) und sein „Handbuch der Pharmakognosie“ (3 Bde., 1908–25, ²1930–33) machten ihn in der Fachwelt bekannt. Seine zahlreichen Veröffentlichungen – er verfaßte 21 Werke und mehr als 500 Zeitschriftenbeiträge – über Arzneipflanzen und ihre Drogen ermöglichten ihm die Abfassung von grundlegenden pharmakologischen Werken, so daß er als der Begründer der modernen Pharmakognosie (heute Pharmazeutische Biologie) bezeichnet werden kann. Er war Gründer und Mitgründer mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und betreute seit 1891 insgesamt 150 Doktoranden.

  • Auszeichnungen

    A Mitbegr. u. Ehrenmitgl. d. Dt. Botan. Ges.;
    Gründungsmitgl. d. Dt. Pharmazeut. Ges. (1890, Ehrenmitgl. 1918);
    Werner-Plakette d. Schweizer. Chem. Ges. (1882);
    Flückiger-Medaille (1892);
    Dr. med. h. c. (Bern 1907);
    Hanbury-Medaille (1909);
    FS anläßl. seines 70. Geb.tags.

  • Werke

    Weitere W Über einige Beziehungen d. anatom. Baues d. Assimilationsorgane z. Klima u. Standort mit spezieller Berücksichtigung d. Spaltöffnungsapparates, 1881 (Diss.);
    Angewandte Pflanzenanatomie, 1889;
    Unterss. über d. Sekrete, Publikationsfolge im Archiv d. Pharm., seit 1890;
    Anatom. Atlas d. Pharmakognosie u. Nahrungsmittelkde., 1893–1900;
    Die Harze u. Harzbehälter, 1900, ²1906, ³1933–36;
    Erlebtes u. Erstrebtes, Lebenserinnerungen, 1921 (P).

  • Literatur

    L Th. Sabalitschka, in: Berr. d. Dt. Botan. Ges. 59, 1941, S. 67–108 (P);
    H. Heltmann, T., A. (1856–1939), Pharmazeut u. Botaniker, 50. Todestag, in: Ostdt. Gedenktage 1989, 1988, S. 193–95 (P);
    Ch. Friedrich, A. T., Koryphäe pharm. Botanik, in: Pharm. Ztg. 42, 2006, S. 3;
    K. Bork, A. T., Eine Stud. über d. Leben e. wegweisenden Pharmakognosten u. dessen Auffassung v. Pharmakognosie mit bes. Berücksichtigung seines Hauptwerkes, 2003;
    Biogr. Hdb. Pflanzenbau;
    Schweizer Apotheker-Biogr. (P); HLS

  • Autor/in

    Heinz Heltmann
  • Zitierweise

    Heltmann, Heinz, "Tschirch, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 479-480 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119034654.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA