Lebensdaten
erwähnt 1242, gestorben 1265
Sterbeort
Passau
Beruf/Funktion
Bischof von Passau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118999257 | OGND | VIAF: 812465
Namensvarianten
  • Otto von Passau
  • Otto
  • Otto von Lonsdorf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Otto von Lonsdorf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118999257.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus im Land ob d. Enns ansässigen Ministerialengeschl.;
    V Heinrich (erw. zw. 1188 u. 1223), Truchseß in passau. Diensten;
    B Ulrich, Siboto u. Arnold.

  • Biographie

    O. schlug die geistliche Laufbahn ein und stieg nach seiner Berufung zum bischöfl. Kaplan in höhere geistliche Ämter auf. Seit 1242 ist er als Mitglied des Passauer Domkapitels nachweisbar, seit 1246 als Archidiakon. Zu seinen Pfründen zählten die Pfarreien Wartberg (Krems) und Linz. Seine Wahl zum Bischof von Passau erfolgte am 10.2.1254, seine Weihe am 26.7.1254 zu Mühldorf.

    Politisch mußte sich O. zwischen Bayern, Böhmen und Österreich behaupten. Um sich der bayer. Expansion zu erwehren, schloß er am 23.4.1257 mit Kg. Ottokar II. v. Böhmen zu Linz einen Vertrag, der aber die Erwartungen der Bündnispartner nicht erfüllte. Im Dezember 1262 erfolgte der Ausgleich mit Bayern, das nun die schon früher der Passauer Kirche abgenommenen Besitzungen von O. als Lehen zugestanden erhielt. In Verwaltung und Gerichtswesen leitete O. zahlreiche Reformen ein. Das Verhältnis zu den Ministerialen im Lande der Abtei wurde im sog. Ilzstadtweistum 1256 neu geordnet. Zur Erfassung der Rechte und des Besitzstandes der Passauer Kirche ließ O. eine Sammlung von Urkunden anlegen, den nach ihm benannten „Codex Lonsdorfianus“. Von wirtschaftlicher Bedeutung waren seine Förderung von Handel und Handwerk sowie die Einführung eines „Ewigen Pfennigs“. Als Diözesanoberhaupt suchte er die Disziplin des Klerus zu heben und der im östlichen Bistumsteil auftretenden waldensischen Häresie im Zusammenwirken mit Ottokar II. Einhalt zu gebieten. O. führte die Passauer Kirche aus der Krise heraus, in die sie unter seinen Vorgängern in der Auseinandersetzung zwischen Staufern und Papsttum geraten war, und verschaffte ihr so eine Phase der Erholung und des Friedens.

  • Literatur

    ADB 24;
    A. Leidl, Die Bischöfe v. Passau 739-1968 in Kurzbiogrr, ²1978;
    J. Breinbauer, O. v. L., Bf. v. Passau 1254-1265, 1992.

  • Autor/in

    Josef Breinbauer
  • Zitierweise

    Breinbauer, Josef, "Otto von Lonsdorf" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 691 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118999257.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Otto, Bischof von Passau (1254—1265, 9. oder 10. April), einer der besten Vorstände dieses großen, damals bis an die ungarische Grenze ausgedehnten Sprengels, entstammte dem bairischen Edelgeschlechte von Lonsdorf, das in der Gegend von Abensberg ansässig war. Gleich im Beginn seiner Regierung hob er das von seinem Vorgänger über die baierischen Herzogslande verhängte Interdict auf, versöhnte sich (1255) zu Vilshofen unter Vermittlung des Regensburger Bischofs Albert mit Herzog Heinrich von Niederbaiern und trat zu Straubing dem für Niederbaiern festgesetzten Landfrieden bei. Eine schiedsgerichtliche Regelung der mannigfachen Streitigkeiten, die zwischen Passau und Riederbaiern schwebten, über den Curs der Münzen, über Gerichtsbarkeit, über bairische und ortenburgische Lehen, wurde in's Auge gefaßt, kam jedoch nicht zu Stande. Vielmehr schloß O., den die reichen Besitzungen seiner Kirche in Oesterreich auf ein gutes Verhältniß zu der neuen böhmisch-österreichischen Monarchie hinwiesen, am 23. April 1257 zu Linz ein Schutz- und Trutzbündniß mit König Ottokar gegen die bairischen Herzoge. Doch die Böhmen wurden bei ihrem Einfalle in Baiern bei Mühldorf auf's Haupt geschlagen und O. sah sich vereinsamt und sein Stift von schweren Kriegsdrangfalen heimgesucht. Erst im December 1262 ward der Frieden mit Baiern hergestellt, indem jede Partei etwas von ihren Ansprüchen opferte; immerhin errang der Bischof den großen Vortheil, daß Herzog Heinrich auf Gericht und Vogtei in der Stadt Passau selbst verzichtete. Trotz des Krieges mit Baiern bezeichnet Otto's milde Regierung für das Stift im Vergleich zu den Stürmen, welche es unter seinen kriegerischen Vorgängern bestanden hatte, eine Periode der Erholung und des friedlichen Aufschwunges. In vielseitiger Sorge für die öffentliche Wohlfahrt hat O. unter den Kirchenfürsten seines Jahrhunderts wenige Genossen. Rechtspflege und Steuerwesen, Verkehr. Handel und Gewerbe verdankten ihm wohlthätige Gesetze, die Bürgerschaft seiner Hauptstadt wichtige Freiheiten, der Passauer Salzhandel seine Begründung, die Passauer Judenschaft zum Entgelt ihrer Darlehen zweijährige Steuer- und Mautfreiheit. Für den Ausbau des Passauer Doms, der die letzte Zeit her sehr langsame Fortschritte gemacht hatte, bestimmte er die Einkünfte des ersten Jahres aller erledigten Pfarreien. Im November 1256 eröffnete er in der Ilzstadt den ersten der Passauer Landtage, die bis in's 17. Jahrhundert gedauert haben. Durch die Sammlung der wichtigsten urkundlichen Passauer Denkmäler in den nach ihm sogenannten Lonsdorfischen Copialbüchern (Mon. Boic. XXIX, b) wollte er die Besitztitel für Rechte und Güter seines Hochstiftes sichern, und leistete, ohne dies zu beabsichtigen, auch der Geschichtswissenschaft einen wichtigen Dienst. Erhalten ist uns auch ein Katalog der Dombibliothek aus seiner Zeit; er weist 338 Bände auf. Daß Otto's Wege nicht zusammentrafen mit denen des Passauer Erzdiakons Albert Behaim, entspricht den Bildern, die von dem friedliebenden und maßvollen Bischofe einerseits, von dem fanatischen Agitator anderseits überliefert sind. Der Zwiespalt zwischen beiden Männern ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß Albert als Caplan des päpstlichen Legaten, Cardinals Peter Carpoccio, dessen von O. zu hoch befundene Steuerforderung unterstützte. Es kam (1258) soweit, daß der Bischof den Erzdiakon gefangen setzen ließ; seine Befreiung scheint derselbe einem Befehle des Papstes verdankt zu haben. Ueberhaupt war man nicht überall in kirchlichen Kreisen mit O. zufrieden. In Kremsmünster klagte man, er habe durch Verrath des dortigen Custos die Urkunde in seinen Besitz gebracht, welche dem Abte das Recht der Inful verlieh. Im allgemeinen aber galt O. den Zeitgenossen als Vater des Clerus wie Volkes, als Friedensfürst und wahrhaft frommer, durch tadellofe Sitten ausgezeichneter Charakter.

    Mon. Boic. XXVIII, b; XXIX, b. — Buchinger, Gesch. d. Fürstenthums Passau. — Erhard. Gesch. der Stadt Passau. — Ratzinger, Albertus Bohemus, in den Histor.-polit. Blättern, Bd. 64 u. 85.

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Otto von Lonsdorf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 711-712 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118999257.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA