Lebensdaten
1840 – 1908
Geburtsort
Osnabrück
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Indologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118961659 | OGND | VIAF: 66594791
Namensvarianten
  • Kielhorn, Franz
  • Kielhorn, F.
  • Kielhorn, Lorenz Franz
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Zitierweise

Kielhorn, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118961659.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Andreas Chrstn. Franz, aus Bernburg, Steinhauer;
    M Anna Marie (* 1814), T d. Krämers Gerhard Heinr. Hildebrandt u. d. Maria Sophie Schlüter;
    1872 Caroline Luise Kanzler.

  • Biographie

    K. studierte in Göttingen, Breslau und Berlin. Sein wichtigster Lehrer war Adolf Friedrich Stenzler, der erste Indologe an der Universität Breslau, der ihn zu sicherer Beherrschung des Sanskrit und zu strenger philologischer Methode führte. Nach der Promotion wurde er Mitarbeiter am Sanskrit-English Dictionary von Monier-Williams in Oxford, wo er in dem Indologen, Sprach- und Religionswissenschaftler Friedrich Max Müller einen väterlichen Freund und Förderer fand. Auf Müllers Fürsprache erhielt er bald eine Berufung als Professor für orientalische Sprachen in Poona (Britisch Indien), wo er am Dekkhan College mehr als 15 Jahre lang den Sanskrit-Unterricht leitete und 8 Jahre lang die Stellung des „Prinzipals“ einnahm. 1881 wurde er auf den Lehrstuhl für Indologie in Göttingen berufen, den er bis zu seinem Tode innehatte.

    K.s Bedeutung liegt in seinen philologischen Arbeiten. Kaum eine von ihnen wendet sich an einen weiten Kreis. Die Resultate seiner Forschungen hat er nirgends zu einem zusammenfassenden Bild gestaltet. Ihr Wert für die wissenschaftliche Methodik der indischen Altertumskunde ist nichtsdestoweniger unschätzbar, und ihre Ergebnisse sind von fundamentaler Wichtigkeit für das historische Verständnis der klassischen (nachvedischen) Sanskritliteratur, beginnend mit dem Grammatiker Pânini (etwa 500 vor Christus), und das Wissen von der politischen Geschichte des mittelalterlichen Indien. Streng, wortkarg und doch kristallklar hat K. auf seinen Spezialgebieten Grundlagen für alle zukünftige Forschung gelegt. Diese Spezialgebiete waren die für die Erschließung der „klassischen“ Sprachdenkmäler und die Kenntnis der mittelalterlichen Geschichte Indiens wichtigsten und zugleich die am schwierigsten zugänglichen: Die sich an Pânini (die Bekanntschaft mit seinem System im Anfang des 19. Jahrhunderts war die Geburtsstunde der modernen westlichen Sprachwissenschaft) anschließende und ihn fortsetzende sprachwissenschaftlich-logische Diskussionen: Sie gipfeln in dem von K. selbst zum ersten Mal herausgegebenen „Großen Prosawerk“ (Mahâbbâshya), dessen Eigentümlichkeit (nicht erläuternder Kommentar, sondern kritische Erörterung) und doppelte Verfasserschaft K. als erster Moderner richtig erkannt, bewiesen und in ihren Konsequenzen klargestellt hat; die mittelalterlichen indischen Inschriften, denen sich K. erklärend, datierend und herausgebend mit über 150, stets definitiven, Ausgaben in seinen Göttinger Jahren immer ausschließlicher gewidmet hat; das im Zusammenhang mit den Inschriften, die die einzigen datierten Urkunden des alten Indiens darstellen, erwachsende Problem der verschiedenen indischen Zeitrechnungen, das nur durch von genauer und geduldiger Beobachtung begleitete, komplizierte Komputation lösbar war.

    K.s Wirkung auf die eigene und die folgenden Generationen indischer Altertumswissenschaftler ist einzigartig. Zusammen mit seinem Freund Georg Bühler, mit dem er „15 Jahre in Indien des Tages Last und Hitze getragen“ und mit dem er sich in die Herausgabe des wohl berühmtesten Werkes der Sanskritliteratur, der Fabelsammlung „Panchatantra“, geteilt hat, leitete K. eine neue Epoche der indischen Philologie ein. Sie ist gegründet auf genauester Sprachkenntnis, sachbezogen, nüchtern, aller Spekulation abgeneigt und, schließlich, gekennzeichnet durch Zusammenarbeit historisch und philologisch geschulter westlicher und in der gelehrten Überlieferung ihrer heiligen Sprache tief verwurzelter indischer Gelehrter.

  • Werke

    Panchatantra I, 1869;
    The Paribhâshendusekhara of Nâgojībhatta, 2 Bde., 1871;
    Kâtyâyana and Patanjali: their relation to each other and to Panini, 1876;
    The Vyâkarana-Mahâbhâshya of Patanjali, 3 Bde., 1880/85, ²1892/1909;
    Kl. Schrr., hrsg. v. W. Rau, 2 Bde., 1969 (vollst. W- Verz.).

  • Literatur

    J. Wackernagel, Nachrr. d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Geschäftl. Mitt. 1908, S. 63-74;
    BJ 13 (Tl. L).

  • Porträts

    Phot. in: W. Rau, 100 Bilder dt. Indologen, 1965), u. in: Bildnisse Göttinger Professoren aus 2 Jhh., hrsg. v. M. Voit, 1937.

  • Autor/in

    Paul Thieme
  • Zitierweise

    Thieme, Paul, "Kielhorn, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 578-579 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118961659.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA