Lebensdaten
1876 – 1970
Geburtsort
Königsberg (Ostpreußen)
Sterbeort
Flensburg
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118958275 | OGND | VIAF: 36993397
Namensvarianten
  • Schlegelberger, Louis Rudolph Franz
  • Schlegelberger, Franz
  • Schlegelberger, Louis Rudolph Franz
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Zitierweise

Schlegelberger, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118958275.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolph (1838–1907), aus Tilsit, Kaufm. in K.;
    M Louise Busche (1851–1917);
    2 B;
    1902 Olga Kloth (1878–1952), aus K.;
    2 S Günther (1909–74, Hella Rerup), Dr. phil., Dipl., 1958-63 dt. Gen.konsul in Osaka-Kobe (Japan), 1963/64 in Manila (Philippinen), 1964 Botschafter in Saigon, dann in Rio de Janeiro, 1968 in Bern, 1972 in Panama, ital. Verdienstorden 1956, griech. Phoenix-Orden 1957, Hartwig (1913–97, Luise Freiin v. Rotberg, 1913–82), Dr. iur., Vorstandsvors. d. Landesbank u. Girozentrale Schleswig-Holstein, 1961 Finanzmin. in Schleswig-Holstein, 1963 stellv. Min.präs, Präs. d. DRK in Berlin, Gr. BVK mit Stern u. Schulterband 1974 (beide s. W; Munzinger).

  • Biographie

    Nach der Schulzeit in Königsberg begann S. dort 1894 das Studium der Rechtswissenschaften, wechselte 1895 für ein Jahr nach Berlin und legte 1897 in Königsberg das Referendarexamen ab. 1899 in Leipzig mit einer Arbeit zur Abgeordnetenimmunität promoviert, trat er nach dem Assessorexamen 1901 in Berlin als Gerichtsassessor am Amtsgericht Königsberg in den preuß. Justizdienst ein. 1904 Landgerichtsrat in Lyk, wurde er 1908 an das Landgericht Berlin versetzt, stieg 1914 zum Kammergericht auf und wechselte 1918 in das Reichsjustizamt, wo er 1920 zum Ministerialrat ernannt wurde und seit 1921 die Abteilung für Handels-, Gewerbe-, Arbeits- und Völkerrecht leitete. Seine intensive publizistische Tätigkeit zum Recht der freiwilligen Gerichtsbarkeit, zur Kriegs- und Übergangsgesetzgebung, aber auch zur Landarbeiterfrage führte 1922 zu einem Ruf an die Univ. Berlin. S. entschloß sich jedoch zum Verbleib im Reichsjustizministerium und wurde zum Honorarprofessor an der Univ. Berlin mit einem Lehrauftrag für Industrie- und Wirtschaftsrecht sowie Recht der freiwilligen Gerichtsbarkeit ernannt. Er wirkte an der Reichsgesetzgebung v. a. zum Aufwertungsrecht und später zum Aktienrecht vorbereitend mit. war um die systematische Erschließung und rechtswissenschaftliche Erläuterung der neuen Gesetzgebung bemüht und begründete 1927 das Projekt eines „Rechts vergleichenden Handwörterbuchs für das Zivil- und Handelsrecht des In- und Auslandes“. 1927 zum Ministerialdirektor, 1931 zum Staatssekretär berufen, stand er seit der Auflösung der Landesjustizverwaltungen 1934 gemeinsam mit Roland Freisler (1893–1945) an zweiter Stelle der Justizbürokratie in Deutschland. Nach dem Tode des Ministers Franz Gürtner 1941 leitete er vorübergehend das Reichsjustizministerium. Kurz nach der Ernennung Otto Thieracks (1889–1946) zum Minister gab S. mit Wirkung vom 20.8.1942 sein Amt auf. 1947 im Nürnberger Juristenprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt, 1951 aber wegen einer Herzerkrankung entlassen, wirkte S. weiterhin als rechtswissenschaftlicher Publizist. 1959 wiederholte er seine bereits 1928 vorgetragene Parlamentarismuskritik, wonach das Parlament die „behördliche Tätigkeit“ lähme. Auf Betreiben von Regierung und Opposition wurden S. 1960 nach mehrfachen Debatten im Bundestag über seine Rolle im NS-Regime seine Ruhegehaltsansprüche aberkannt; seine Versuche, hiergegen gerichtlich vorzugehen, blieben im Ergebnis erfolglos, auch wenn ihm 1966 in einem Prozeßvergleich der Bezug einer Rente zugestanden wurde.

    Zwar hatte sich S., 1938 auf persönliche Anordnung Hitlers NSDAP-Mitglied geworden, immer wieder darum bemüht, Übergriffe aus Parteikreisen in die Rechtspflege abzuwehren, doch unterstützte er- in der Kontinuität konservativer Zivilrechtskritik – mit großem Nachdruck v. a. die nationalsozialistischen Bestrebungen zur Umgestaltung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Als kommissarischer Leiter des Reichsjustizministeriums griff er massiv steuernd in die Strafrechtspflege ein und bewirkte einen sprunghaften Anstieg der Todesurteile. Die berüchtigte „Verordnung über die Strafrechtspflege gegen Polen und Juden in den eingegliederten Gebieten“ vom Dez. 1941 wurde von S. konzeptionell mitvorbereitet S. wirkte auch mit bei der Umsetzung des im Dez. 1941 ergangenen „Nacht-und-Nebel-Erlasses“ zur Verfolgung von Personen in den besetzten Gebieten, die des Widerstands verdächtig waren. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die Vernichtung der jüd. Bevölkerung in Europa schlug S. vor, „Mischlingen“ die Wahl zwischen Abschiebung oder Sterilisierung zu lassen.

  • Auszeichnungen

    Dr. rer. pol. h. c. (Königsberg 1926);
    stellv. Präs. d. Ak. f. Dt. Recht;
    schles. Adler-Orden I. u. II. Kl.

  • Werke

    Weitere W Das Zurückbehaltungsrecht, 1904;
    Das Landarbeitenecht, 1907;
    Die Gesetze über d. Angelegenheiten d. Freiwilligen Gerbarkeit f. d. Reich u. Preußen (2. Aufl. d. Kommentars v. R. Schultze-Görlitz u. H. Oberneck), ²1919, ³1927, ⁴1935, ⁵1937, 6. Aufl. u. d. T.: Gesetz üb. d. Angelegenheiten d. Freiwilligen Gerbarkeit, 1952, ⁷1956;
    Gesetz üb. wertbeständige Hypotheken v. 23. Juni 1923, Kommentar, 1923, ²1924;
    Gesetz üb. d. Aufwertung v. Hypotheken u. anderen Ansprüchen v. 16. Juli 1925 (mit R. Harmeling). ²1925, 3. u. 4. Aufl. 1926, 5. Aufl. u. d. T.: Das Aufwertungsgesetz (Gesetz üb. d. Aufwertung v. Hypotheken u. anderen Ansprüchen v. 16. Juli 1925) nebst d, Erg.gesetz v. 9. Juli 1927 u. d. Durchführungsbestimmungen d. Reichs u. d. Länder. 1927;
    Zur Rationalisierung d. Gesetzgebung, 1928;
    Zur Rationalisierung d. Gesetzgebung, in: JW 1928, S. 29-31;
    Vom Beruf unserer Zeit z. Gesetzgebung, Vortrag in d. Ak. f. dt. Recht, 1934;
    Das Wirtsch.recht d. Dritten Reichs, Vortrag, gehalten in d. Univ. Königsberg v. 28. Juni 1935, 1935;
    Abschied vom BGB, Vortrag, gehalten in d. Univ. zu Heidelberg am 25. Jan. 1937, 1937 (in Auszügen abgedr. in: Dt. Justiz 1937, S. 168 f.);
    Der Weg ins Reich, in: F. Gürtner (Hg.), 200 J. Dienst am Recht. Gedenkschr. aus Anlaß d. 200j. Gründungstages d. Preuß. Justizmin., 1938, S. 173-90;
    Vertragsgestaltung d. Richter, in: VV. Mettgenberg (Hg.), Erwin Bumke z. 65. Geb.tag, 1939, S. 1-17;
    Seehandelsrecht (mit R. Liesecke) (zugl. Erg.bd. zu S., Kommentar z. Handelsgesetzbuch), 1958/59, ²1964;
    Zur Rationalisierung d. Gesetzgebung. 1959;
    Hg.:
    Dt. Übergangsrecht, d. Gesetzgebung d. Reiches u. Preußens nach d. Beendigung d. Krieges v. Umsturz bis z. neuen Reichsvfg. mit d. gesamten Rechtsprechung u. Rechtslehre (mit T. v. Olshausen u. W. Hoche);
    Jb. d. Dt. Rechts (Hg.), Jg. 13/14, 1916 (mit T. v. Olshausen), 22, 1924, 24-36, 1926-38 (mit W. Boschan u. a.);
    Das Recht d. Gegenwart, Ein Führer durch d. in d. BRD geltende Recht (mit Hartwig Schlegelberger, F. Gürtner), 1955, ²1956, ³1957, ⁴1958 (weitere Aufll. postum 1974, 1994);
    Rechtsvergl. Hdwb. f. d. Zivil- u. Handelsrecht d. In- u. Auslandes, 7 Bde., 1929-39 (mit C. Heinrici u. a.);
    Handelsgesetzbuch in d. ab 1. Okt. 1937 geltenden Fassung Bd. 1, 1938, in 2. Aufl. u. d. T.: Kommentar z. Handelsgesetzbuch (begr. v. S.), 1950/1953, ³1955-57, ⁴1960, 1963, 1965, 1966, weitere Aufll. postum.

  • Literatur

    Btrr. z. Recht d. Neuen Dtld., FS f. F. S., hg. v. E. Bumke, W. Hedemann u. G. Wilke, 1936 (P);
    H. Luther, Pol. ohne Partei, 1960, S. 116;
    H. Weinkauff, Die dt. Justiz u. d. NS, 1968, S. 141-50;
    H. Hattenhauer, in: Vom Reichsjustizamt z. Bundesmin. d. Justiz, 1977, S. 9-117, bes. S. 96-98;
    L. Gruchmann, Justiz im Dritten Reich, 1988;
    E. Nathans, F. S., 1990;
    W. Schubert, Vorwort, in: ders. (Hg.), Ak. f. Dt. Recht 1933-1945, S. I, VII-LXX u. LX f.;
    A. Wulff, Staatssekr. Prof. Dr. Dr. h. c. F. S. 1876-1970, 1991 (unvollst. W-Verz., P);
    M. Förster, Jurist im Dienst d. Unrechts, Leben u. Werk d. ehem. Staatssekr. im Reichsjustizmin., F. S. (1876-1970), 1995 (unvollst. W-Verz.);
    Wi. 1935;
    Munzinger;
    R. Kuhn, Dt. Justizmin. 1877-1977, 1977, S. 84 f. (P);
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Altpreuß. Biogr. IV/2.

  • Autor/in

    Andreas Thier
  • Zitierweise

    Thier, Andreas, "Schlegelberger, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 44-45 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118958275.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA