Lebensdaten
1740 – 1819
Geburtsort
Allstedt
Sterbeort
Freiberg
Beruf/Funktion
Montanist
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 11889448X | OGND | VIAF: 64805737
Namensvarianten
  • Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von
  • Trebra, F. W. H.
  • Trebra, Fr. Wilh. Heinr. von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11889448X.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Trebra: Friedrich Wilhelm Heinrich v. T., ein bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen stehender, in theoretischer wie praktischer Richtung ausgezeichneter Montanist, war am 5. April 1740 zu Altstadt im Thüringschen geboren und besuchte nach Beendigung des vorbereitenden Unterrichtes als einer der ersten Zuhörer die zu Ostern 1766 neu eröffnete Bergakademie in Freiberg behufs weiterer Ausbildung. Nachdem er hier seine montanistischen Studien zum Abschluß gebracht hatte, wurde T. schon 1767 als Bergmeister zur Betriebsleitung der Silberzeche Marienberg berufen, die er vor drohendem Verfall rettete und ihr neuen Aufschwung verschaffte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde T. rasch zum Bergcommissionsrath (1769) und 1773 zum Viceberghauptmann befördert. In diese Zeit fällt seine erste schriftstellerische Thätigkeit mit der Abhandlung: „Nachrichten von einigen merkwürdigen Stufen aus dem Revier Marienberg“ 1776 (Beschäftig. d. naturf. Gesell. in Berlin II). T. trat dann 1780 in den hannöverschen Dienst, zuerst 1780 als Viceberghauptmann in Zellerfeld und dann 1791 als Berghauptmann in Clausthal zur Leitung verschiedener Bergwerke am Harz. Troß vielfacher praktischer Thätigkeit beschäftigte sich T. auch eifrig mit wissenschaftlichen Arbeiten. Unter den Veröffentlichungen aus dieser Periode verdienen hervorgehoben zu werden: „Ueber kalkhaltiges, phosphorescirendes Steinmark“ (1784, Crell's Ann.); „Erfahrungen aus dem Innern|des Gebirges“ (1788), eine ausgezeichnete Schrift, in welcher er namentlich die im Kleinen und gleichsam im Stillen unter dem Einfluß von Feuchtigkeit und Wärme in großartigem Maaßstabe vor sich gehenden Umänderungen der Gesteine nachwies und die Ausfüllung der die Felsmassen durchziehenden Klüfte und Spalten mit solchen Ausscheidungsstoffen andeutete, damit die Theorie der Lateralsecretion anbahnend. Diese Schrift ist namentlich durch gute landschaftliche Bilder und durch vorzügliche farbige Darstellungen von Erzgängen ganz besonders ausgezeichnet. 1789—1790 folgte ein zweibändiges Werk: „Bergbaukunde“, welches er gemeinschaftlich mit J. v. Born herausgab. Hierin findet sich alles Wissenswerthe des Bergfachs nach dem damaligen Stande der Wissenschaft und Erfahrung vortrefflich und eingehend erörtert. Aus dem Jahre 1790 stammt eine kleinere Arbeit: „Ueber den Harzer Spießglanz“ und 1795 eine genaue Beschreibung seines Mineraliencabinets. Als allseitig anerkannt ausgezeichneter Bergbeamte trat T. 1801 in die Stellung eines sächsischen Oberberghauptmanns in Freiberg an die Spitze des sächsischen Bergwesens, dem er bis zu seinem am 16. Juli 1819 erfolgten Tode in umfassender und erfolgreicher Thätigkeit vorstand. In Anerkennung seiner großen Verdienste erhielt T. das Comthurkreuz des k. sächs. Civilverdienstordens. Auch wissenschaftlich blieb T. thätig. 1802 erschien eine weitere Schrift: „Das Silberausbringen des chursächsischen Erzgebirges von 1762 bis 1801“, dann 1804 „Ueber einige chemische und geognostische Gegenstände“ (v. Zach, Monatl. Corresp. IX), 1808 „Einleitung zu der gewerkschaftlichen Salinen Peuditz-Kötschau Privilegien und Constitution“, 1810 „Bergmeisters Leben und Wirken in Marienberg“, eine Schilderung seines Lebens während des Aufenthaltes am bezeichneten Bergwerke, 1816 „Ueber die innere Temperatur der Erde“ (Geograph. Ephemer. 1816). Außerdem schrieb T. zahlreiche kleinere Aufsätze und Abhandlungen, welche im Teutschen Merkur, im Göttinger Magazin, in den Annalen der Soc. d. Forst- und Jagdkunde, der Allgemeinen Zeitung, in den Freyberger gemeinnützigen Nachrichten u. s. w. erschienen sind.

    • Literatur

      Meusel II. — Geschichte d. k. s. Bergakademie in Freiberg, 1866.

  • Autor/in

    v. Gümbel.,
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von; Rothpletz, August, "Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 550-551 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11889448X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Trebra: Wilhelm Heinrich von T. war einer jener im Bergbau thätigen Männer, die sich wie Charpentier, Veltheim, Voigt und manche Andere gegen das Ende des 18. Jahrhunderts durch einen weiten geologischen Blick vor ihren Zeitgenossen hervorthaten. Er stammte aus der Pfalz, wo er 1740 geboren worden war, aber das Feld seiner Thätigkeit fand er im Harz und im sächsischen Erzgebirge, wo er 1819 starb.

    Sein litterarisches Hauptwerk sind „Erfahrungen vom Inneren der Gebirge“, die auf Folio 1785 im Druck erschienen und 1787 von Dietrich ins Französische übersetzt wurden. Es zeichnet sich durch Klarheit des Ausdrucks und sehr gute Illustrationen aus. Wenn schon T., in den Anschauungen seiner Zeit befangen, ohne weiteres im Granit das Urgebirge sah, und wenngleich der damalige Tiefstand chemischer Kenntnisse ihn zu bedeutenden Irrthümern verführte, so hat er sich trotzdem zu geologischen Anschauungen durchgerungen, die uns selbst heute nach mehr als einem Jahrhundert oft ganz modern anmuthen. Energisch trat er dem damals von Bergleuten noch allgemein befolgten Schwindel mit der Wünschelruthe entgegen und zeigte, daß sich die Mangelhaftigkeit der mit ihr gewonnenen Angaben actenmäßig erweisen läßt. Sehr eingehend lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Thätigkeit des Wassers, das sich überall in der Erdkruste findet, dort circulirt und nicht nur in Hohlräumen der Gesteine oder Felsen Sinterkrusten, Stalaktiten und Stalagmiten bildet, sondern überall im Gestein selbst die chemischen Elemente umlagert und zu neuen Mineralien vereinigt. Wir finden da ganz vortreffliche Anfänge zu einer chemischen Geologie und die ausgesprochene Neigung, den kleinen langsamen und unscheinbaren Veränderungen in der Erdkruste diejenige Bedeutung zuzuerkennen, die sie, wie wir heute alle wissen, wirklich hat, und nicht alles auf Rechnung der Kraftmittel zu setzen, die, wie der Vulkanismus und die Erdbeben, doch nur local und zeitweilig wirksam sind, während das Wasser überall und immer thätig ist.

    Trebra's Stärke lag aber nicht allein in solch allgemeinen Erwägungen, sondern fast noch mehr in der Genauigkeit seiner Detailbeobachtungen. So wies er nach, daß die in den Harzer Grauwacken vorkommenden Versteinerungen keine sogen. Naturspiele sein können, sondern wirkliche Ueberreste ehemaliger Pflanzen und Thiere sein müssen; daß somit diese Grauwacke und die sie begleitenden Schiefer nicht wie der Granit primitive Gebilde sein können,|wofür man sie bis dahin nahm, und andererseits älter als die secundären Flötzgebirge sein müssen. Den Brockengranit hielt er allerdings für primitiv, aber gleichwohl beobachtete und beschrieb er seinen Contacthof ganz vorzüglich, erwähnt auch, daß Sandstein im Granit vorkommt. Er hat somit Beweise für die jüngere und eruptive Natur des Granites in der Hand gehabt, aber es blieb ihm versagt, die Schlußfolgerungen daraus in consequenter Weise zu ziehen.

    Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Erzgängen und ihrer Entstehung. Daß sie nachträgliche Ausfüllungen vorher klaffender Spalten seien, sucht er eingehend zu widerlegen an der Hand genauer Einzelbeschreibungen, die er mit guten Abbildungen ausstattete. Die Gangfüllung leitet er von dem Nebengestein ab unter Mitwirkung der circulirenden Gewässer. T. kann somit als einer der Begründer der Lateralsecretionstheorie gelten, wenn schon ihm aus dem oben erwähnten Grunde große Irrthümer unterliefen und er z. B. den Thon aus der Zersetzung des Quarzes ableitete. Freilich erwuchs ihm in Abraham Werner ein übermächtiger Gegner und so kam es, daß seine und die nahe verwandten Anschauungen Charpentier's zunächst in Deutschland keine ruhige Weiterentwicklung erfuhren und seine fallen gelassenen Fäden sind erst viel später von Anderen wieder aufgegriffen und weitergesponnen worden.

  • Autor/in

    A. Rothpletz.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA