Lebensdaten
1718 – 1801
Geburtsort
Grafenwörth bei Krems
Sterbeort
Stein/Donau
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Radierer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118892983 | OGND | VIAF: 227072920
Namensvarianten
  • Kremser Schmidt (genannt)
  • Schmidt, Martin Johann
  • Kremser Schmidt (genannt)
  • mehr

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Zitierweise

Schmidt, Martin Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118892983.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann(es) (1684–1761, 2] Anna Maria Tax, 1771), aus Bönstedt (Oberhessen), Bildhauer in G. seit 1714 (s. Nagler; Wurzbach; ThB);
    M Katharina Paumgartner (1688–1744), aus St. Pölten;
    1758 Elisabeth Müller (1727–1805);
    7 K.

  • Biographie

    Nach einer kurzen Lehre bzw. Zusammenarbeit mit dem Maler Johann Gottlieb Starmayr (nachweisbar seit 1724, 1767 Wien), mit dem er 1740/41 an der Ausmalung des Ratssaales im Alten Rathaus zu Retz beteiligt war, arbeitete S. seit 1741 in Krems-Stein selbständig.

    Bereits während der frühen 50er Jahre in Kontakt zu den Benediktinerklöstern in Niederösterreich, unterhielt er zu diesen bis an sein Lebensende Geschäftsbeziehungen. Seit 1754 stand er mit dem Benediktinerstift Seitenstetten in Verbindung (Ausstattung des Gästespeisesaals und des ehemaligen Benediktuszimmers bis 1758). Den Beziehungen zu diesem Stift verdankte er weitere Ausstattungen wie die Altäre für die Stiftswallfahrt am Sonntagberg (1767–74). Auch für das Benediktinerstift St. Peter in Salzburg war S. zeitlebens tätig. Seit 1775 lieferte er in Zusammenhang mit der Barockisierung der Stiftskirche eine Reihe von Werken, so bis 1782 Gemälde für den Hochaltar und die Seiten- sowie für die Altäre in den Querschiffen, die der benediktinischen Programmatik entsprechend der Marienverehrung und den Kirchenpatronen sowie Salzburger Lokalheiligen gewidmet waren. In dem Krems gegenüber liegenden Stift Göttweig entstanden neben den Benediktus- und Altmanni-Seitenaltären (1773) in der Stiftskirche v. a. Kirchenausstattungen für die inkorporierten Pfarren wie Grünau oder Kilb.

    S.s Wirkungskreis reichte über Niederösterreich hinaus auch nach Mähren, Ungarn und Slowenien. In den 80er und 90er Jahren entstanden zahlreiche Gemälde für Kirchen in Brünn, dazu kamen, vermittelt vorwiegend durch den Wiener Kardinal Christoph Gf. Migazzi (1714–1803), Aufträge für den neuen Dom des Bistums Waitzen, das Migazzi als Administrator zeitweilig verwaltete. 1771 arbeitete S. für das Dominikanerinnenkloster in Michelstetten und malte in Laibach seit 1777 die Kapelle im Palais des Abbé Gabriel Gruber (1740–1805) aus.

    S. gilt als der bedeutendste Vertreter des „Rembrandtismus“ im 18. Jh. auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie. In den Graphiksammlungen der Stifte Göttweig und Dürnstein hatte er besonders das Werk des Holländers studiert; von ihm übernahm S. nicht nur die Zeichenweise und v. a. den Radierstil, sondern auch die visionäre Ausdruckskraft seiner Gemälde. Viele Figuren, die im Typus auf Rembrandt zurückgehen, versammeln sich bereits auf seinen in den 50er Jahren entstandenen Altarbildern, die von kräftigen Rot- und Brauntönen dominiert und durch gelegentliches Funkeln des Lichts bis zur Expressivität gesteigert werden (Himmelfahrt Mariens, 1756, Piaristenkirche Krems, 21 Gemälde f. d. Sommerrefektorium in Stift Seitenstetten, 1760–63).

    Neben den Einfluß Rembrandts trat in den 60er Jahren auch jener Franz Anton Maulbertschs (1724–96), als S. zusammen mit diesem die Pfarrkirche in Schwechat bei Wien ausstattete. In seinem Hochaltarbild „Hl. Jakobus predigend“ (1764) verdichtete S. die Intensität der Farben zu einem bewegenden Drama, das auch die wenig später entstandenen Altargemälde in Melk bestimmt (Himmelfahrt Mariens, Martyrium d. hl. Sebastian u. Martyrium d. hl. Katharina, alle 1772, Stiftsmus.). Besonders in den 70er und 80er Jahren dominieren stumpfe Rot-Brauntöne in seinen Gemälden, die durch silbrige und blaue Lichtreflexe akzentuiert werden. In ihnen verinnerlichte S. eine kontemplativ-lyrische Stimmung, in der selbst gewalttätige Martyrien eine andächtige, transzendentale Spiritualität verbreiten.

    Um die zahlreichen Aufträge erfüllen zu können, zog S. seit den 70er Jahren in zunehmendem Maße Werkstatt-Mitarbeiter heran; die letzten beiden Dekaden seines Schaffens sind darüber hinaus vom gesellschaftlichen und künstlerischen Umbruch bestimmt. Durch die Josephinischen Reformen wurden zahlreiche Stifte – potentielle Auftraggeber – aufgelöst; zugleich stellte das Eindringen franz. Einflüsse S. vor neue malerische Aufgaben: Seine Beschäftigung mit der Gattung des Genres (Der Zahnbrecher, 1787, Laibach, Privatslg.) oder der Mythologie – 1768 war er mit den beiden Gemälden „Venus in der Schmiede des Vulkan“ und „Das Midasurteil“ in die Wiener Akademie aufgenommen worden – blieben allerdings nur Episode; seine bleibende Leistung liegt in der Entwicklung des Altarbildes zum kontemplativen Andachtsbild – zuletzt noch einmal prägnant vorgetragen im Hochaltarbild der Pfarrkirche Biberbach (Steinigung d. hl. Stephanus, 1792), in dem S. den Realismus des dramatischen Ereignisses mit der religiösen Andacht verbindet. Wenige Jahre vor seinem Tod ist es der Versuch, den Bedürfnissen der neuen Zeit gerecht zu werden: unter Bewahrung seiner „rembrandtesken“ Maltradition sich auf den von den Akademien propagierten Klassizismus einzustellen.

  • Werke

    u. a. Pfarrkirche Grünau (Niederösterr.): Hl. Georg, Hochallarblatt, 1756;
    Waitzen (Ungarn), Dom: Die Glorie d. hl. Johannes Nepomuk, 1770, Hl. Nikolaus als Patron d., Schiffer, 1771, Kreuzigung Christi, 1774 (alle in situ);
    Dominikanerinnenkloster Michelstetten (Slowenien): sechs Seilenaltarbilder, 1771, Hochaltarblatt mit d. Verkündigung Mariae, 1773;
    Prämonstratenserstift Brünn-Zábrdovice: Hl. Augustinus beim Schreiben gegen d. Irrlehrer u. d. Hl. Norbert v. Xanten verehrt d. Eucharistie, 1782;
    Brünn, Dom: Taufe Christi, 1790, Martyrium d. hl. Barbara, 1791;
    Pfarrkirche Kilb (Niederösterr.): Hll. Simon u. Judas Thaddäus, Hochaltargem. mit zwölf auswechselbaren Tabernakelbildern, 1796-1800 (alle in situ).

  • Literatur

    ADB 32;
    Anton Mayer, Der Maler M. J. S., gen. d. „Kremser S.“, Ein Btr. z. österr. Kunstgesch. im XVIII. Jh., 1879;
    K. Garzarolli-Thurnlackh, Das graph. Werk J. M. S.s. 1925;
    R. Feuchtmüller, Handzeichnungen v. M. J. S., Neuerwerbungen d. Niederösterr. Landesmus., 1953;
    F. Dworschak, R. Feuchtmüller, K. Garzarolli-Thurnlackh u. J. Zykan, Der Maler M. J. S., 1955;
    M. J. S. dela v Sloveniji, Ausst.kat. Narodna Galerija, Ljubljana 1957;
    J. Zykan, Kremser S. in Slowenien, in: Mitt. d. Ges. f. vergleichende Kunstforsch. 10, Nr. 1, 1957;
    ders., Der Gem.zyklus v. M. J. S. in d. ehem. Benediktinerstiftskirche Asbach in Niederbayern, in: Mitt. d. Kremser StadtA 1966;
    R. Feuchtmüller, Zeichnungen d. M. J. S. gen. Kremser S. aus d. Niederösterr. Landesmus. in Wien u. aus eigenen Beständen, Ausst.kat. Barockmus. Salzburg 1982;
    ders., Der Kremser S. 1718-1801, 1989;
    Göttweig & Kremser S., Zum 200. Todesj. d. Malers M. J. S. (1718-1801), Ausst.kat. Göttweig 2001;
    E. Vavra, M. J. S., Im Rausch d. Sinne. 2001;
    A. Hahnl u. a., Das Werk d. „Kremser S.“ f. St. Peter in Salzburg, Ein Vademecum durch d. 5. Sonderausst. in d. Johann-Michael-Haydn-Gedächtnisstätte d. Erzabtei St. Peter in Salzburg, 2001;
    ThB;
    Dict. of Art;
    BBKL;
    Hist. Lex. Wien (P);
    LThK³.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Öl/Lwd., 1752/53 (Graz, Alte Gal. d. Steiermärk. Landesmus. Joanneum).

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Schmidt, Martin Johann" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 205-206 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118892983.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schmidt: Martin Johann S., genannt der „Kremser Schmidt“, Maler, geboren am 25. September 1718, am 28. Juni 1801. S. wurde am 25. September 1718 zu Grafenwörth in Niederösterreich als Sohn des Malers und Bildhauers Johann S. geboren, besuchte die Schule seines Geburtsortes und trat dann als Lehrling in das Geschäft seines Vaters ein, der ihn bei Gottlieb Starmayer, einem Schüler Peter Strudel's, im Zeichnen tüchtig ausbilden ließ. Im übrigen sind wir über seinen Bildungsgang schlecht unterrichtet, denn es läßt sich nicht beweisen, daß er, wie die Ueberlieferung lautet, Schüler Altomonte's gewesen sei. Im J. 1741 finden wir S. in Retz mit einem Maler Gottlieb zusammen an der malerischen Ausschmückung des Rathhauses thätig. Er malte dort die Brustbilder der römischen Kaiser und renovirte die Porträts Kaiser Ferdinand's II. und seiner Gemahlin. Seit 1745 lebte er zumeist in Stein, mit der Anfertigung von Altar- und Staffeleibildern für die Kirchen der Nachbarschaft beschäftigt und nebenbei einen Handel mit Kehlheimer Platten betreibend. Bon Jahr zu Jahr mehrte sich die Zahl der ihm ertheilten Aufträge, namentlich nachdem er am 6. April 1768 wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste zu Wien geworden war. Als Aufnahmestücke sandte er zwei Oelgemälde, „Ovidische Fabeln“ betitelt, ein, von denen das eine den Schiedsspruch des Königs Midas zwischen Apollo und Marsyas, das andere Vulcan's Schmiede darstellte. In demselben Jahre soll S. auch das Bildniß der Kaiserin Maria Theresia gemalt haben und von ihr durch Verleihung der großen goldenen Medaille sammt Kette ausgezeichnet worden sein. Da er sich einer festen Gesundheit erfreute, konnte er bis in's hohe Alter hinein seine Kunst ausüben. Bereits 70 Jahre alt, im J. 1787, malte er die Fresken in der Pfarrkirche zu Krems und noch mit 80 Jahren brachte er eines seiner größten Altarbilder, die Enthauptung St. Johannis, gleichfalls in Krems, zu stande. Er starb als wohlhabender Mann am 28. Juni 1801. S. war kein genialer, bahnbrechender Künstler, aber ein solider und tüchtiger Handwerksmeister, der eine geradezu fabelhafte Productivität entwickelte. Er hat allein über 1000 Oelgemälde und außerdem zahlreiche Wandmalereien in Kirchen und Stiftern Niederösterreichs geschaffen. Sein Stil war anfänglich der der italienisirenden Barockkunst, die im 18. Jahrhundert in Oesterreich vorherrschend war. Später muß er die Niederländer, namentlich Rubens und Rembrandt, studirt haben. So wurde er ein richtiger Eklektiker, dem es doch auch nicht ganz an Originalität fehlte. Dies zeigt sich am meisten in seiner kindlichen, naiven Auffassung religiöser Stoffe, welche wir als den Ausfluß seiner tiefen Frömmigkeit anzusehen haben. Auf diese Weise erhielten seine Schöpfungen volksmäßigen Charakter und erfreuten sich bei seinen engeren Landsleuten der größten Beliebtheit. Die meisten Bilder Schmidt's gehören dem Gebiete der religiösen Malerei an. Er hat fast alle darstellbaren Momente aus dem Leben Christi und Maria's gemalt und ebenso in der Heiligenlegende,|namentlich in der des heiligen Sebastian, eine unerschöpfliche Fundgrube für seine Zwecke erkannt. Zu seinen besten Bildern gehört eine Maria „voll holdseliger Anmuth“ in der Stiftskirche zu St. Peter in Salzburg, für welche er auch eine heilige Theresia in Verzückung malte. Sehr zahlreich sind Schmidt's Bilder in der Stiftskirche zu Steinstetten vertreten. Unter ihnen verdient eine heilige Familie beim Mittagsmahle besondere Hervorhebung. Ziemlich schwach in der Zeichnung, ist er hervorragend als Colorist und versteht sich in erster Linie auf die Technik des Helldunkels vortrefflich. In späteren Jahren, als die Zahl der Bestellungen überhand nahm, mußte er sich der Mitwirkung von Schülerhänden bedienen. Erst in zweiter Linie sind Schmidt's Freskomalereien zu nennen. Als die besten seiner Arbeiten auf diesem Gebiete gelten die in der Stadtpfarrkirche zu Krems, die in Anlage und Ausführung durchaus tüchtig erscheinen. Außer dem Pinsel führte S. auch die Nadel. Wir besitzen im ganzen 18 eigenhändige Radirungen von ihm, die entweder in Rembrandt's oder in Castiglioni's Manier gehalten sind und seine eigenen Bilder reproduciren.

    • Literatur

      Vgl. Anton Mayer, Der Maler Martin Johann Schmidt. Mit zwei Kunstbeilagen. Wien 1879. — Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei. Berlin 1890, S. 560, 561.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Schmidt, Martin Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 3-4 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118892983.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA