Lebensdaten
1703 – 1763
Geburtsort
Gaispoint bei Wessobrunn (Oberbayern)
Sterbeort
Maria Steinbach bei Memmingen (Allgäu)
Beruf/Funktion
Stukkator in Wessobrunn
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118878557 | OGND | VIAF: 42635816
Namensvarianten
  • Üblher, Johann Georg
  • Üblhör, Georg
  • Uebelher, Georg
  • mehr

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Üblher, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118878557.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus weitverzweigter, mit Georg II. (erw. 1598–1607), Abt v. W., nachweisbarer Fam., zu der auch Augustin, erster Stukkator, 1594–99 am hzgl. Hof in München, später in Mantua, u. Johann Baptist (* 1702), Kramer, Stukkator in W. (s. L), gehören;
    V Vitus (1655–1721, 1] Ursula Üblher, erw. 1684, n. 1696), Zimmerer, S d. Johann (erw. 1651–70), Zimmerer, Hausbes. in G. (beide s. L), u. d. Appollonia Sedlmayr, aus Oberalting b. Seefeld;
    M Katharina Stiller ( 1743);
    5 Halb-Schw, 3 Schw u. a. Afra (1706-v. 1783, Joseph Scheffler, 1700–83, Stukkator („gypsator“), Hausbes. in G., s. L), übernahm d. väterl. Anwesen in G.;
    1) 1741 Maria Agatha (1722–59), T d. Joseph Schmuzer (1683–1752), Stukkator in W. (s. NDB 23), u. d. Therese Schnell (1682–1765), 2) 1763 Scholastika (um 1741/42–1813, 2] Matthäus Günther, 1705–88, Freskant, Dir. d. Kunstak. in Augsburg, s. NDB VII), T d. Johann Raffler, Klostergärtner in W.; kinderlos.

  • Biographie

    Ü. wurde nicht Zimmerer wie sein Vater, sondern erlernte, naheliegend für Wessobrunn, das Stuckatorenhandwerk. 1719 ist Ü. erstmals archivalisch als Mitarbeiter in einem Augsburg-Wessobrunnischen Stuckatorentrupp faßbar. Um 1730 wirkte er im Umkreis des Münchner Hofs als Gehilfe Johann Baptist Zimmermanns (1680–1758) und François Cuvilliés’ (1695–1768), von denen er erste entscheidende Einflüsse erfuhr. Als Münchner Künstler kam Ü. 1736/37 nach Dießen/Ammersee, wo er auf die Brüder Johann Michael (1709–72) und Franz Xaver Feichtmayr (1698–1763) traf; mit ihnen arbeitete er bei der Ausstattung der Augustinerchorherrenstiftskirche (jetzt Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt) zusammen und in der Folge an zahlreichen weiteren Projekten. Wohl über Franz Georg Hermann (1692–1768) entstand eine Verbindung nach Kempten, wo Ü. zu Beginn der 1740er Jahre zum Hofstuckateur des Fürstabts Anselm (Anselm Reichlin v. Meldegg, 1679–1747) ernannt wurde. 1741 heiratete er in erster Ehe eine Tochter Joseph Schmuzers und erwarb gleichzeitig dessen Anwesen. 1741 und 1744 wird Ü. zusammen mit Johann Michael Feichtmayr im oberösterr. Wilhering genannt, 1745 allein. 1743 erscheint er in Fiecht in Tirol. Danach ist der Freskant Matthäus Günther (1705–88) öfter in Verbindung mit Ü. anzutreffen. Ende der 1740er Jahre läßt Ü. sich archivalisch in Amorbach und Münsterschwarzach nachweisen. Aus der verwandtschaftlichen Beziehung zu den Schmuzer wird seit 1750 auch eine künstlerische; so arbeitete Ü. in Ettal und in Maria Steinbach mit Franz Xaver Schmuzer (1713–75) zusammen. 1756 war Ü. in Seekirch, zwischen 1757 und 1759 in Obermarchtal tätig. Ebenfalls 1759 nahm er – nach fast zehnjähriger Unterbrechung – die Werkstattgemeinschaft mit den Brüdern Feichtmayr in Vierzehnheiligen wieder auf. Vier Jahre später verstarb er während der Arbeiten am Hochaltar der Wallfahrtskirche in Maria Steinbach.

    Ü. gehörte zu den gutbezahlten Künstlern und wurde dabei nur von wenigen Wessobrunnern übertroffen, etwa von Johann Michael Feichtmayr oder teilweise von den Brüdern Zimmermann. Sein Einkommen verschaffte ihm eine solide finanzielle Basis; ihm gehörten ein Haus in Haid und eines in Gaispoint.

    Ü. beherrschte sowohl den Ornamentstuck wie auch die Stuckplastik in besonderem Maße. Im ornamentalen Bereich ist für ihn der asymmetrisch angesetzte C-Bogen kennzeichnend. Großflächig und plastisch finden sich zudem agraffenartige Kartuschen und pilasterartige Bänder. Ü. legte den Muschelkern der Rocaillen frei und verwendete Kapitelle kompositer Ordnung, bei denen er die Akanthusblätter durch asymmetrische Muschelfigurationen ersetzte. Zudem treten bei ihm C-Bogen-Friese und Reihungen von C- und S-Bögen auf. Entwicklungsgeschichtlich gilt er als einer der fortschrittlichsten Stuckateure seiner Zeit: Er versah in Dießen als einer der ersten einen Kirchenraum mit Rocaillen. Berühmt wurde er aber v. a. durch seine Figuralplastik, die er während der Werkstattgemeinschaft mit Feichtmayr weiter ausprägte und verfeinerte. Ü.s Plastiken weisen im Unterschied zu seinen ornamentalen Arbeiten eine zügige, weiche und homogene Modellierung auf. Seine gedrungenen, reichbewegten und ausdrucksstarken Putten sind dabei charakteristisch.

    Als Ü.s Hauptwerke sind seine Arbeiten im Kemptener Thronsaal, in der ehem. Augustinerchorherrenstiftskirche in Dießen, in der Zisterzienserabteikirche in Wilhering, in der Wallfahrtskirche Maria Steinbach und in der Zisterzienserabteikirche in Engelszell zu nennen.

  • Auszeichnungen

    A Ybelherstr. in Weilheim.

  • Werke

    W u. a. München, Residenz, Reiche Zimmer, archival. erschlossene Beteiligung an d. v. F. Cuvilliés u. J. B. Zimmermann ausgeführten Stuckarbb., um 1730–33;
    Kempten, Residenz, Fürstäbtl. Schlafzimmer, Tagzimmer, Audienzzimmer, Beteiligung an d. v. a. v. J. Schütz ausgeführten Stuckarbb., um 1735–37;
    Münsterschwarzach, ehem. Benediktinerabteikirche (abgebrochen 1821–27), Langhausstuck mit d. Brüdern Feichtmayr, Beteiligung an d. Altarplastik, um 1739–50;
    Kempten, Residenz, ehem. Benediktinerfürstabtei, Thron-, Fest- oder Spiegelsaal, um 1740–43;
    Wilhering (Oberösterr.), Zisterzienserabteikirche Mariä Himmelfahrt, Ausführung d. Stuckarbb. in Chor u. Querhaus sowie d. Figuren am Hochaltar mit J. M. Feichtmayr, alleinige Ausführung d. Stuckarbb. in d. Sakristei u. v. Elementen d. Seitenaltarplastik, 1742–51;
    Fiecht bei Schwaz (Tirol), Benediktinerabteikirche St. Joseph, Beteiligung an den v. d. Brüdern Feichtmayr ausgeführten Stuckarbb., 1743–44;
    Amorbach, ehem. Benediktinerabteikirche St. Maria, jetzt Hof- u. ev. Pfarrkirche, u. a. Stuckarbb. mit J. M. Feichtmayr, um 1745 u. 1745–51;
    Ettal, Benediktinerabtei- u. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Stuck in d. Gemeinderotunde mit F. X. Schmuzer (zugeschr.), ab 1744;
    Maria Steinbach, Pfarr- u. Wallfahrtskirche, Stuckierung d. Kirchenraums, d. vier Seitenaltäre u. d. beiden Kanzeln, begonnene Stuckierung d. Hochaltars, 1751–65;
    Seekirch, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Stuckierung im Langhaus, 1756; Obermarchtal, ehem. Prämonstratenserabteikirche, jetzt Pfarrkirche St. Petrus u. Paulus, Stuckierung d. Altäre in d. Abseiten d. Chors, 1757–59; Engelszell b. Passau (Oberösterr.), ehem. Zisterzienserabteikirche, jetzt Trappistenkirche Mariä Himmelfahrt, Stuckierung v. Orgelempore, Kapitellen u. Plastik v. 6 Seitenaltären u. d. Hochaltars, um 1758–64; Kempten, Residenz, ehem. Benediktinerfürstabtei, Gastzimmer, um 1758–60; Vierzehnheiligen, Wallfahrtskirche, Stuckierung u. Altäre, vor 1759–63.

  • Literatur

    L R. Guby, J. G. Ü., Des Hochstifts Kempten Hofstukkadorer, in: Münchner Jb. d. Bildenden Kunst XI, 1921, S. 13–19;
    F. Wolf, Johann Michael Feichtmayrs Werkverhältnis zu J. G. Ü., in: Alte u. moderne Kunst 75, 1964, S. 24–28;
    E. C. Vollmer, Ybelherstr., in: Weilheimer Heimatbll., 1984, S. 53–77;
    N. Jocher, J. G. Ü., 1703–1763, Ein Wessobrunner Stuckator im 18. Jh., Diss. München 1988 (W);
    N. Jocher, in: H. Schnell u. U. Schedler, Lex. d. Wessobrunner, 1988, S. 298–305 (W) (auch zu Johann, Vitus, Joseph Scheffler);
    E. Mascha, Ein|genialer Wessobrunner Stuckateur d. Spätbarock, J. G. Ü. vor 240 J. gestorben, in: ders., Ges. Essays, 2009, S. 69–76;
    ThB (unter Üblhör).

  • Autor/in

    Norbert Jocher
  • Zitierweise

    Jocher, Norbert, "Üblher, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 520-522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118878557.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA