Lebensdaten
1865 – 1922
Geburtsort
Telsze (Litauen)
Sterbeort
Warschau
Beruf/Funktion
Wasserbauingenieur ; polnischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118866192 | OGND | VIAF: 64805152
Namensvarianten
  • Narutowicz, Gabriel
  • Narutavičius, Gabrielius
  • Narutovičs, Gabriels
  • mehr

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Zitierweise

Narutowicz, Gabriel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866192.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes, Gutsbes. in T.;
    M Viktoria Szezpowska;
    B Stanislaw (1862–1930), Jurist (s. Polski Słownik Biograficzny);
    – ⚭ Eva Maria Krzyzanowska (1875–1920);
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    N. studierte in St. Petersburg Mathematik und Physik. Infolge einer Lungentuberkulose mußte er diese Ausbildung 1886 abbrechen und in Davos eine einjährige Kur antreten. Anschließend schrieb er sich an der ETH Zürich ein und erlangte 1891 das Diplom eines Bauingenieurs. Diesen Beruf übte er zunächst 3 Jahre im Baubüro für Wasserversorgung und Kanalisation der Stadt St. Gallen aus. Dann war er ein Jahr lang Sektionsingenieur des Kantons St. Gallen beim Bau des rheintalischen Binnenkanals (Teil der österr.-schweizer. Rheinregulierung). 1895 trat er in das Ingenieurbüro von Louis Kürsteiner (1862–1922) in St. Gallen ein. Im selben Jahr erwarb er das Bürgerrecht der benachbarten Gemeinde Untereggen. Das Ingenieurbüro Kürsteiner nahm in der Schweiz eine führende Position im Wasserbau ein. N. hatte hervorragenden Anteil an den Kraftwerkbauten Kübel bei St. Gallen, Andelsbuch bei Bregenz, Refrain im Jura und Monthey im Wallis sowie an mehreren bedeutenden Wasserversorgungs- und Kanalisationsanlagen. In kurzer Zeit stieg er vom Ingenieur zum Bürochef und schließlich zum Teilhaber auf. 1906 erhielt er von der ETH Zürich einen Lehrauftrag für Wasserversorgung und Kanalisation, 1907 wurde er vom Schweizerischen Bundesrat zum o. Professor für Wasserbau mit Amtsantritt 1908 gewählt. N. zog darauf mit seiner Familie nach Zürich. Bei den Studenten war seine praxisnahe Lehre beliebt. Der Forschung widmete er sich nur wenig. Mit großem Einsatz betrieb er aber nebenher ein eigenes Ingenieurbüro für Wasserbau. Dort erhielt er Aufträge aus der Schweiz und später auch aus Italien und Spanien. Zudem vertrat er die Schweiz in der österr.-schweizer. Rheinregulierungskommission. Als Krönung seiner Ingenieurlaufbahn gilt das Aarekraftwerk Mühleberg unterhalb von Bern. Es wurde unter seiner Projekt- und Oberbauleitung 1917-20 erstellt und fand damals als modernstes Mitteldruck-Speicherwerk europaweit Beachtung. Die damit verbundene berufliche Belastung zwang ihn 1919 zum Rücktritt von seiner Professur an der ETH Zürich.

    N. unterhielt in der Schweiz sehr viele Kontakte mit Exilpolen. Er trat jedoch keiner ihrer Parteien bei, versuchte zwischen den zerstrittenen Flügeln zu vermitteln und den Opfern des 1. Weltkriegs zu helfen. Infolge seines Ansehens und weil er mit Marschall Josef Pilsudski befreundet war, wurde er 1920 in die poln. Regierung berufen. Er übernahm das Amt des Ministers für öffentliche Arbeiten und übersiedelte zunächst provisorisch und dann definitiv nach Warschau. Dort erlebte er mehrere Regierungsumbildungen und wurde 1922 schließlich Außenminister. Anfang Dezember 1922 wählte ihn die poln. Nationalversammlung zum ersten Präsidenten der noch jungen Republik. Eine Woche später erlag er dem Attentat eines politischen Fanatikers.

  • Werke

    Vom Elektrizitätswerk Mühleberg, in: Schweizer. Bauztg. 72, 1918, S. 65-67.

  • Literatur

    F. Iselin, in: Schweizer. Bauztg. 80, 1922, S. 295-97;
    A. Rohn, in: Vj.schr. Naturforschende Ges. Zürich 67, 1922, S. 426-29;
    ders., Erinnerung an Prof. G. N., ersten Präs. d. Poln. Republik, 1938;
    M. Andrzejewski, in: Schweizer. Zs. f. Gesch., 1989, S. 304-10;
    Polski Słownik Biograficzny;
    P.-G. Franke u. A. Kleinschroth, Kurzbiogrr. Hydraulik u. Wasserbau, 1991, S. 326 (P);
    N. Schnitter, in: Wasser, Energie, Luft 85, 1993, S. 148-50.

  • Porträts

    Gedenktafel v. H. Gisler, 1932 (ETH Zürich).

  • Autor/in

    Daniel Vischer
  • Zitierweise

    Vischer, Daniel, "Narutowicz, Gabriel" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 736-737 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118866192.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA