Lebensdaten
1794 – 1849
Geburtsort
Kupferzell
Sterbeort
Vöslau bei Wien
Beruf/Funktion
Titularbischof ; Wundertäter ; katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118861484 | OGND | VIAF: 5075640
Namensvarianten
  • Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Fürst von
  • Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Leopold Franz Emmerich Fürst von
  • Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118861484.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fürst Karl Albrecht II. (1742–96), k. k. Gen.-Major, S d. Fürsten Karl Albrecht I. (1719–93) u. d. Sophie Prn. zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort;
    M Judith (1753–1836), T d. Johannes Frhr. v. Reviczky de Revisnie (1703–78), k. k. GFMLt, u. d. Rosalia v. Perenyi v. Nagy-Szölöss-Sevlus;
    Ov Prinz Franz zu H.-W. (1745–1819), Domdekan u. Statthalter zu Ellwangen, 1818 Bischof v. Augsburg (s. L);
    N Chlodwig (s. 3), Gustav Adolf (s. 6).

  • Biographie

    H. studierte in Wien (Theresianum und Priesterseminar), Bern, Tyrnau und Ellwangen bei Gratz, Drey und Bestlin Theologie und|empfing 1815 die Priesterweihe, J. M. Sailer hielt die Primizpredigt. – Für die Heilmethode (Exorzismus und „Gesundbeten“) des Tiroler Pfarrers J. J. Gaßner schon im Elternhaus eingenommen – der Großvater Karl Albrecht I. von H. hatte sich in Briefen nach Rom für Gaßner eingesetzt †, unternahm er in Schillingsfürst ähnliche Versuche. Der wenig freundliche Empfang bei Pius VII. 1816 war wohl dadurch verursacht. Dagegen gewann er in München, wo er Eduard von Schenk in die katholische Kirche aufnahm, die Gunst des Kronprinzen Ludwig, dem er die Ernennung zum Vikariatsrat in Bamberg (1817–22) verdankte. Ermutigt durch den Bauern Martin Michel, der ihn von einem Halsleiden befreite, nahm er seine Wunderkuren wieder auf. Ein Heilerfolg in Würzburg bei der seit Jahren gelähmten Prinzessin Mathilde von Schwarzenberg, in Wirklichkeit dem Orthopäden J. G. Heine zuzuschreiben, brachte ihn in den Ruf als Wundertäter. Alsbald hatte er ungeheuren Zulauf von Hilfesuchenden. In Bamberg, wo H. 1821 Kapitular wurde, suchte der Magistrat mit widerrechtlichen Maßnahmen den Zustrom zu unterbinden. Dadurch verletzt, begab sich H. nach Wien, wo ihn Kaiser Franz 1824 ins Domkapitel von Großwardein berief. Seit 1839 dessen Großpropst, wurde er von Gregor XVI. 1844 zum Titularbischof von Sardika ernannt. Hoffnungen auf ein deutsches oder österreichisches Bistum erfüllten sich nicht. Im Revolutionsjahr 1848 wich er nach Tirol aus; auf der Rückreise ereilte ihn der Tod.

    Schon viele Zeitgenossen beurteilten seinen Charakter ungünstig. Eine psychopathische Veranlagung, die Phantasiegebilde für Wahrheit hielt, Mangel an Selbstzucht, glühender Ehrgeiz und Eitelkeit bis zur Selbstüberhebung verbanden sich mit der Unwahrhaftigkeit eines geistig Unbedeutenden, der sich nicht scheute, von anderen verfaßte Schriften als seine eigenen auszugeben. – Von wirklichen Heilungen durch H. kann keine Rede sein. Er betrieb Suggestions-Therapie, bei der Gebete an die Stelle der Verbalsuggestion traten. Seine Suggestivkraft beruhte in Geburt und Stand, vor allem im Glauben an seine Berufung.

  • Werke

    Predigten, erbaul. u. biograph. Schrr., insges. 47 Nrr. verz. b. L. Sebastian (s. L), S. IX-XII (Nr. 18 v. J. Kerner, Nr. 19 v. J. P. Silbert vf.);
    darunter Nr. 19 b: Lichtblicke u. Erlebnisse a. d. Welt u. d. Priesterleben, ges. in d. J. 1815–33, 1836;
    Nr. 37: S. Brunner, Aus d. Nachlaß d. Fürsten A. H., 1851;
    Nr. 39: Briefe u. Schrr. d. im Rufe d. Heiligkeit verstorb. Bischofs Prinz A. v. H. nebst d. Berichterstattungen üb. d. auf s. Gebet erfolgten wunderbaren Krankenheilungen, 1907.

  • Literatur

    ADB XII;
    C. G. Scharold, Lebensgesch. A.s Fürsten v. H. bis ins J. 1822, 1822;
    L. Sebastian, Fürst A. v. H.-Sch. 1794-1849, 1918 (P);
    S. Merkle, in: Ll. aus Franken I, 1919;
    ders., Zur Beurteilung d. Wundertäters A. v. H., in: HJb. 55, 1935;
    B. Bastgen, Der Hl. Stuhl u. A. v. H.-Sch., Nach Akten d. Vatikan. Geh.-Archivs, 1938;
    K. Reichert, Prinz A. v. H., Ein „Wunderdoktor“ zu Beginn d. 19. Jh., Ein Btr. z. Med.gesch. Frankens, med. Diss. Würzburg 1955 (ungedr.);
    A. Wendehorst, Der „Wundertäter“ Fürst A. v. H.-Sch., in: ders., Das Bistum Würzburg 1803-1957, 1965, S. 31-34 (P);
    ÖBL. - Zu Ov Franz:
    B. Bastgen, Die 1. Fühlungnahme d. Hzg. v. Württemberg mit d. Hl. Stuhl z. Errichtung e. Landesbistums in Ellwangen mit Fürst H. als Bischof, in: Theol. Quartalschr. 118, 1937.

  • Autor/in

    Theobald Freudenberger
  • Zitierweise

    Freudenberger, Theobald, "Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 486-487 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118861484.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst: Fürst Alexander Leopold Franz Emmerich H., katholischer Geistlicher, geboren den 17. August 1794 zu Kupferzell, den 14. November 1849 zu Vöslau bei Wien. Er war das 18. Kind des Fürsten Karl Albrecht aus dessen Ehe mit der ungarischen Freiin Judith v. Reviczky. Der Vater starb schon ein Jahr nach seiner Geburt. Von der Mutter für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt er seine Vorbildung 1804—8 im Theresianum zu Wien, 1808—10 an der Akademie zu Bern, 1810—13 in den Clericalseminarien zu Wien und Tyrnau. Im J. 1814 kam er auf den Wunsch des Königs Friedrich von Württemberg zu seinem Oheim, dem Weihbischof Fürst Franz Karl von Hohenlohe-Schillingsfürst, nach Ellwangen, wo er an der neu errichteten (später als theologische Facultät nach Tübingen verlegten) theologischen Lehranstalt seine Studien vollendete und, nachdem er schon im März 1814 von dem Domcapitel zu Olmütz zum Domicellar gewählt worden war, am 16. September 1815 zum Priester geweiht wurde. Satter hielt bei seiner Primiz in Ellwangen die Predigt. Im März 1816 wurde H. Mitglied des Johanniterordens. Im Herbst desselben Jahres reiste er nach Rom, hatte aber dort anfangs Mühe, eine Audienz bei dem Papste zu erlangen, da man ihn denuncirt hatte, er habe in deutscher Sprache getauft und er sei Mitglied der Bibelgesellschaft, — Anklagen, von denen er sich, als er Audienz erhielt, völlig reinigen konnte. Im J. 1817 von Rom zurückgekehrt, hielt er sich einige Zeit in München auf, — er nahm dort Eduard v. Schenk in die katholische Kirche auf, — und wurde dann zum geistlichen Rathe, bei der Reorganisation der baierischen Bisthümer im J. 1821 zum Domherrn in Bamberg ernannt. 1822—25 hielt er sich in Wien auf ( Kaiser Alexander bat ihn dort einmal knieend um seinen Segen). 1824 zum Tomherrn in Großwardein ernannt, reiste er 1825 dahin ab. 1829 wurde er Großpropst daselbst, dann Generalvicar und 1844 (als Bischof von Sardica in partibus) Weihbischof. In den Jahren 1848 und 49 hielt er sich krank zu Innsbruck, Linz, Wien und Baden auf; er starb bei seinem Neffen, dem Grafen Fries zu Vöslau. — H. war ein frommer Geistlicher und eifriger Prediger und Seelsorger. (Bedenkliche Mittheilungen über seinen Lebenswandel in jüngeren Jahren macht A. v. Feuerbach, Biograph. Nachlaß, II. 167.) Er hat auch seit dem J. 1819 eine Reihe von Predigten, Gebetbüchern und anderen Erbauungsschriften drucken lassen, von denen mehrere ins Französische übersetzt wurden. In weiteren Kreisen wurde zuerst von ihm gesprochen, als er im J. 1819 den erkrankten protestantischen Redacteur des „Fränkischen Merkur“, Dr. Wetzel zu Bamberg, in die katholische Kirche aufgenommen; er vertheidigte sich in einer Broschüre gegen den Vorwurf der Proselytenmacherei (vgl. Scharold in der unten angeführten Schrift, S. 128). Noch größeres Aufsehen erregte er, als er, angeregt durch den fränkischen Bauern Martin Michel, durch Gebet und vertrauensvolle Anrufung des Namens Jesu Kranke zu heilen versuchte. Auf die Heilung der seit sieben Jahren contracten 17jährigen Prinzessin Mathilde Schwarzenberg zu Würzburg am 20. Juni 1821 (vgl. Bd. XI. S. 355) folgten in den nächsten Wochen viele Heilungen|in Würzburg, Bamberg und Brückenau (hier erklärte der Kronprinz Ludwig von Baiern, er sei durch H. von seiner Harthörigkeit geheilt worden; s. Katholik 1821, II. 111). Die Vorgänge riefen eine Reihe von Broschüren hervor (Scharold verzeichnet aus den J. 1821 und 22 21 für, 17 gegen H. erschienene, für ihn u. a. von Fr. Nik. Baur, Graf C. v. Arco, den Professoren Onymus und Chr. A. Fischer zu Würzburg und G. Riegler zu Bamberg, gegen ihn von den Professoren Fr. Brenner zu Bamberg und Cl. A. Gratz zu Ellwangen, Justizrath v. Hornthal, Fr. v. Spaur, Chr. Fr. Ammon; vgl. Schwab, Franz Berg, S. 507. Feuerbach a. a. O. II. 169, 171). Unter dem 28. Juli 1821 veröffentlichte H. von Brückenau aus eine Erklärung; gleichzeitig bat er den Papst um eine Weisung, „wie und wiefern er von der durch Gott den Allmächtigen ihm verliehenen Gabe Gebrauch machen solle“ (beide Aktenstücke abgedruckt im Katholik 1821, II. 197, 318, das erstere auch bei Scharold, Beilagen, S. 27). Die baierischen Behörden befahlen H., alle öffentlichen Heilungsversuche zu unterlassen und sonst solche Versuche nur unter polizeilicher Aufsicht vorzunehmen; wegen Uebertretung der letzteren Verordnung wurde H. in eine Geldstrafe genommen. Auch Papst Pius VII. untersagte H. alle öffentlichen Heilungsversuche (er äußerte einmal kopfschüttelnd zu Niebuhr: Questo far dei miracoli!), und H. änderte nun sein Verfahren dahin, daß er den Hülfesuchenden brieflich—in gedruckten Formularen—Tag und Stunde bestimmte, wann er mit ihnen gleichzeitig beten wolle (ein charakteristischer Brief von ihm vom J. 1834 steht in Rheinwald's Repertorium, XII. 83). Für diese Gebete veröffentlichte er 1822 ein Heftchen (gewöhnlich als das „Mirakelbüchlein“ bezeichnet) mit dem Titel: „Andacht, welche in allerlei Leiden, Drangsalen, Krankheiten und Nöthen der Seele und des Leibes nach abgelegter würdiger Beicht und empfangener h. Communion in dem festen Vertrauen auf die Kraft des Namens Jesu, in dessen Namen einzig unser Heil zu finden ist, heilsamst geübt werden kann“ (vgl. Tarmstädter Allg. K.-Z. 1822. 667). — Außer den oben erwähnten Schritten erschien von H. im J. 1836 „Lichtblicke und Erlebnisse aus der Welt und dem Priesterleben, gesammelt in den J. 1815—33. Vom Verfasser genehmigte Originalübersetzung aus dem Französischen“, und 1845 in den „Historisch-politischen Blättern“ (XV. 561) ein „Rundschreiben an die römischkatholische Geistlichkeit Deutschlands“.

    • Literatur

      C. G. Scharold, Lebensgeschichte Alexanders F. v. Hohenlohe bis ins J. 1822, 1822. G. M. Pachtler, Biographische Notizen über den Prinzen Alexander zu Hohenlohe, 1850. Seb. Brunner, Aus dem Nachlasse des Fürsten Alexander von Hohenlohe, 1851. Wurzbach, Biograph. Lex., IX. 197.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Alexander Prinz zu" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 683-684 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118861484.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA