Lebensdaten
1886 – 1944
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin-Plötzensee
Beruf/Funktion
General ; Militärbefehlshaber in Frankreich ; Widerstandskämpfer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118855433 | OGND | VIAF: 50022907
Namensvarianten
  • Stülpnagel, Carl-Heinrich Rudolf Wilhelm von
  • Stülpnagel, Karl-Heinrich
  • Stülpnagel, Carl-Heinrich von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stülpnagel, Carl-Heinrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118855433.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Linie Falkenberg d. uckermärk. Adelsfam.;
    V Hermann (1839–1912, preuß. Gen.lt. (s. Wi. 1911; BJ 18, Tl.; Priesdorff VIII, S. 357–59, Nr. 2642), S d. Karl (1794–1875, preuß. Adelslegitimation 1803), preuß. Gen.lt. (s. Priesdorff VI, S. 372, Nr. 1999), u. d. Eleonore (Laurette) v. Bismarck a. d. H. Briest (1805–76;
    M Luise (1856–1907, Ehrendame d. bayer. Theresienordens, T d. Ludwig Frhr. v. u. zu der Tann-Rathsamhausen (1815–81, bayer. Gen. (s. NDB 25, Fam.art.), u. d. Anna Gfn. v. Voß (1829–1905, bayer. Palastdame, Ehrendame d. bayer. Theresienordens;
    Ur-Gvv Alexander Ferdinand S. (1766–1809, auf Falkenberg, Deichhptm. d. Prignitz, Premierlt.;
    Brandis (Sachsen) 1916 Helene (1889–1965), T d. Friedrich Frhr. v. Pentz (1843–1902, sächs. Frhr. 1901), Fideikommißherr auf Brandis usw., u. d. Marie Steinmetz (1847–1924;
    2 S Joachim (1917–2004, Renate, * 1926, Fürsorgerin, T d. Oskar v. , 1892–1961, Dr. iur., Senatspräs., s. Kürschner, Gel.-Kal. 1950), Dipl.-Ing., Baudir., Walter (* 1919, Annemarie, * 1929, T d. Curt v. Specht, 1888–1964, preuß. Oberlt., Oberreg.rat), Dipl.-Ing., Ltd. Baudir., Kammerdir. d. Klosterkammer Hannover, 1 T Marie-Luise (* 1923), Gewerbeoberlehrerin;
    E Albrecht (* 1953), Dr. rer. nat., Dipl.-Meteorol., Wichard (* 1957), Reg.dir., Karl Heinrich (* 1960), Ltd. Restaurator, Möbelhist.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium in Frankfurt/M. trat S. im Okt. 1904 in das Leibgarde-Infanterie-Regiment 115 in Darmstadt ein und erlebte den 1. Weltkrieg als Offizier zunächst an der Front und später in verschiedenen Stäben im Westen, Osten und auf dem Balkan. In der Zwischenkriegszeit wechselten sich in seiner Karriere Stabs- und Truppenverwendungen ab. Bei Beginn des 2. Weltkriegs 1939 war er Oberquartiermeister II bzw. I im Generalstab des Heeres. Wie fast alle Offiziere hatte auch S. zunächst die NS-Diktatur begrüßt, kam aber bereits vor Kriegsausbruch zur Überzeugung, daß Hitlers Politik Deutschland militärisch in den Abgrund stürzen würde. S. war daher in die militärischen Staatsstreichüberlegungen von 1938 sowie vor dem Frankreichfeldzug 1939/40 unter Ludwig Beck (1880–1944) und Franz Halder (1884–1972) eingeweiht. Aufgrund fehlender privater Überlieferung muß offen bleiben, ob S.s Motive hierfür rein militärischer oder auch politischer Art waren.

    Im Frankreichfeldzug 1940 befehligte S. das II. Armeekorps und wurde anschließend zum Vorsitzenden der Dt. Waffenstillstandskommission ernannt. Im Febr. 1941 zum Oberbefehlshaber der 17. Armee im Osten ernannt, war S. in dieser Position in die verbrecherische dt. Kriegführung während des „Unternehmens Barbarossa“ eingebunden. Auch in seinem Befehlsbereich wurden völkerrechtswidrige Befehle wie der „Kommissarbefehl“ umstandslos weitergegeben; ebenso sind antisemitische Befehle von S. überliefert. Inwieweit er die Anregung aus seinem Stab guthieß, Pogrome der einheimischen Bevölkerung gegen Juden auszulösen, ist umstritten. Bereits Anfang Okt. 1941 wurde S. aus bisher nicht einwandfrei geklärten Gründen von seinem Kommando abgelöst.

    Seit Frühjahr 1942 stand S. als Militärbefehlshaber in Frankreich an der Spitze der dortigen Militärverwaltung. Im Rahmen der Bekämpfung des franz. Widerstands stützte er zwar ein hartes Vorgehen gegen Kommunisten und Juden, bemühte sich aber gleichzeitig gegenüber dem Großteil der franz. Bevölkerung um eine eher schonende Besatzungspolitik. Seine Haltung zu den Judendeportationen ist unklar, diese fielen nur in Randfragen in seinen Zuständigkeitsbereich. Überliefert ist S.s erfolgreicher Einspruch vom Juni 1944 gegen die Deportation der 30 000 in Paris noch lebenden Juden. In seinem Stab in Paris sammelte S. Frankophile, Oppositionelle und Intellektuelle um sich, u. a. Ernst Jünger. Als einer der Motoren der Umsturzpläne gegen Hitler gelang es S., am 20. 7. 1944 das gesamte SS-Personal in Paris festzunehmen. Nach dem Scheitern des Putsches wurde er nach Berlin befohlen und nach einem vergeblichen Selbstmordversuch am 30. 8. 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Forschung nahm lange Zeit allein S.s Widerstandstätigkeit zum Beurteilungsmaßstab seiner Persönlichkeit, heute wird auch seine Einbindung in die NS-Verbrechen im Rußlandfeldzug 1941 betont.

  • Auszeichnungen

    A E. K. I u. II mit Spange;
    Rr.kreuz d. E. K. (1941), Dt. Kreuz in Silber (1944);
    – Ehrentafel auf d. Hauptfriedhof in Frankfurt/M.

  • Literatur

    H. Bücheler, C.-H. v. S., Soldat, Philosoph, Verschwörer, 1989;
    F.-C. Stahl, Gen. d. Inf. K.-H. v. S., in: G. Ueberschär (Hg.), Hitlers mil. Elite, Bd. 1, Von d. Anfängen d. Regimes bis Kriegsbeginn, 1998, S. 240–47;
    J. Hürter, Hitlers Heerführer, 2006 (P);
    P. Lieb, Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg, Kriegführung u. Partisanenbekämpfung in Frankr. 1943/44, 2007;
    „Für Dtld.“, die Männer d. 20. Juli, hg. v. K. v. Klemperer u. a., 1993 (P);
    Enz. NS;
    Lex. Widerstand;
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Frankfurter Biogr.;
    Brandenburg. Biogr. Lex.;
    – Nachlaß: im Herbst 1944 v. d. Gestapo beschlagnahmt u. seither verschollen.

  • Autor/in

    Peter Lieb
  • Zitierweise

    Lieb, Peter, "Stülpnagel, Carl-Heinrich von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 630-631 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118855433.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA