Lebensdaten
vermutlich vor 800 – 849 oder 853
Beruf/Funktion
Chorbischof von Trier ; Propst im Stift St.Cassius und St.Florentius in Bonn ; Verfasser der "Gesta Hludovici Imperatores"
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118838334 | OGND | VIAF: 7540523
Namensvarianten
  • Degan
  • Theganbert
  • Theganbertus
  • mehr

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Zitierweise

Thegan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118838334.html [17.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Über T.s Leben und seine Persönlichkeit liegen verhältnismäßig viele Angaben vor. Die detailliertesten Informationen liefert Walahfrid Strabo, der T. als junger Mönch zwei Gedichte widmete und später einer für den Schulgebrauch besorgten Ausgabe von T.s „Gesta Hludowici imperatoris“ einen Prolog über deren Verfasser voranstellte. Seine Nähe zu Adalung, dem Abt des Klosters Lorsch, läßt darauf schließen, daß T. dort zum Kleriker ausgebildet wurde. Möglicherweise war er dort 798 auch als Urkundenschreiber tätig. Unter Ebf. Hetti von Trier (reg. 814–47) übte T. das Amt eines Trierer Chorbischofs aus; in dieser Funktion ließ er auch die aus Rom überführten Gebeine der Märtyrer Chrysanthus und Daria 844 feierlich im Kloster Münstereifel beisetzen. Spätestens seit dem 3. 1. 842 war T. außerdem Propst im Stift St. Cassius und St. Florentius in Bonn. Als Todestag nennt der älteste Nekrolog von St. Maximin bei Trier den 20. März; urkundlich greifbar ist T. letztmals 848, sein Nachfolger im Bonner Stift, Propst Rutgar, ist erstmals am 1. 7. 853 bezeugt. Trotz kritischer Bemerkungen Walahfrid Strabos im zwischen 840 und 849 entstandenen Vorwort zu den „Gesta Hludowici“ ist davon auszugehen, daß T. über eine an klassischen Vorbildern (v. a. Vergil) geschulte Rhetorik verfügte und mit der Bibel, den Kirchenvätern, den Kanones und den Dogmatikern seiner Zeit bestens vertraut war.| T. verfaßte die „Gesta Hludowici“ noch zu Lebzeiten Ks. Ludwigs (des Frommen), wahrscheinlich zwischen Sommer 835 und Herbst 837, wobei er kaum auf schriftliche Vorlagen zurückgriff. Seine wichtigsten Informanten sind in einem Kreis befreundeter Äbte (Adalard v. Lorsch/St. Vaast, Grimald v. Weißenburg, Markward v. Prüm) zu suchen, die, ebenso wie Gf. Gebhard vom Lahngau als weiterer Gewährsmann, die Hauptereignisse als Augenzeugen und z. T. als Akteure miterlebten. Die Gesta setzen mit der Erhebung Ludwigs zum Mitkaiser 813 ein – Jugendzeit und Unterkönigtum in Aquitanien werden nicht behandelt – und enden mit dem Jahr 835. T. empört sich in seiner Schrift über die Ereignisse von 833, das Schwinden der kaiserlichen Autorität, den Abfall auf dem „Lügenfeld“, die Absetzung Ludwigs und dessen demütigende Behandlung als Gefangener. Daß der von Gott selbst eingesetzte Kaiser von seinen Söhnen abgesetzt wurde, war für T. unfaßbar. Mit seinem Werk ergreift er Partei für den Kaiser und rechtfertigt dessen Handeln, gleichzeitig tadelt er ihn aber auch, v. a. für seine Gewohnheit, unfreie Männer zu Bischöfen zu erheben und diesen – aus T.s Perspektive schlechten – Ratgebern zu großen Einfluß zu gewähren. Ein zweites Leitmotiv des Werks ist die harsche Kritik an den Bischöfen, die 833 über den Kaiser gerichtet hatten, v. a. an Ebf. Ebo von Reims, in dem T. berechtigterweise den Hauptverantwortlichen für Ludwigs Erniedrigung sieht. Als letztes Hauptanliegen leitete den Verfasser die Sorge um ein gutes Verhältnis zwischen Ks. Ludwig und dessen Sohn, dem ostfränk. Kg. Ludwig (dem Deutschen).

    Trotz der teilweise sehr heftigen Polemik ist der Wert der „Gesta Hludowici“ als historische Quelle sehr hoch. Nach Walahfrid Strabo immer wieder rezipiert, stellt das heute in 17 Handschriften überlieferte Werk neben dem „Carmen“ des Ermoldus Nigellus und der „Vita Hludowici imperatoris“ des sog. Astronomus die wichtigste zeitgenössische Quelle zur Herrschaft Ks. Ludwigs dar. Ein wahrscheinlich von einem Mitglied des Stifts St. Kastor in Koblenz verfaßter Nachtrag behandelt die Jahre 836 und 837.

  • Werke

    W Gesta Hludowici imperatoris, hg. v. E. Tremp, MGH SS rer. Germ. 64, 1995, S. 167–278 (mit dt. Übers. ebd., frz. Übers. v. F. Guizot, Collection des mémoires relatifs à l’histoire de France, Bd. 3, 1824, S. 269–309).

  • Literatur

    L ADB 37;
    W. Wattenbach, W. Levison, H. Löwe, Dtld.s Gesch.qu. im MA, III, S. 332–335;
    P. Godman, Louis ‚the Pious’ and his poets, in: Frühma. Studien 19, 1985, S. 239–69;
    E. Tremp, Studien zu d. Gesta Hludowici imperatoris, MGH Schrr. 32, 1988 (umfassendes L-Verz.);
    ders., T. u. Astronomus, die beiden Gesch.schreiber Ludwigs d. Frommen, in: P. Godmann u. R. Collins, Charlemagne’s Heir, New Perspectives on the Reign of Louis the Pious (814–840), 1990, S. 691–700;
    W. Berschin, Biogr. u. Epochenstil im lat. MA, III, 1991, S. 223–27;
    B. O. Murdoch, T. and the Astronomer, in: German Writers and Works of the High Middle Ages 1170–1280, hg. v. J. Hardin u. W. Hasty, 1994, S. 137 ff.;
    A. Weihs, Weltsicht u. Herrschaftsverständnis d. Bonner Propstes T., in: Bonner Gesch. bll. 53/54, 2004, S. 19–44;
    F. Brunhölzl, Gesch. d. lat. Lit. d. MA, I, 1975, S. 394 f.;
    Vf.-Lex. MA²;
    LexMA; BBKL 23.

  • Autor/in

    Johannes Bernwieser
  • Zitierweise

    Bernwieser, Johannes, "Thegan" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 86-87 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118838334.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Thegan oder Degan, auch Theganbert genannt, Landbischof der Trierer Kirche und Propst des Cassiusstifts zu Bonn, zuletzt erwähnt 847. Er war ein Franke von vornehmer Abkunft, vielleicht aus dem Reimser Sprengel, denn er hat einen ganz besonderen Haß gegen die Bischöfe, welche aus unfreiem Stande erhoben, stolz und übermüthig werden, nennt aber als solchen nur Ebo von Reims. Als stattlichen Mann von gewaltiger Statur und großer Gelehrsamkeit preist ihn (um 825) Walahfrid Strabo, mit welchem er in freundschaftlichem Verkehr stand, und welcher Thegan's Werk sehr hoch hielt und mit einer Vorrede versah, auch in Capitel theilte, um sich so noch besser daran erbauen zu können. Dieses Werk ist die Biographie Ludwig's des Frommen, den beide gleich sehr verehrten. Sie ist sehr unvollkommen in der Form, größtentheils in magerer annalistischer Weise verfaßt, durchaus panegyrisch; noch bei des Kaisers Lebzeiten geschrieben reicht sie nur bis 835. Bemerkenswerth ist darin die Hervorhebung der Verdienste Ludwig's des Deutschen neben scharfem Tadel Lothar's und seiner Anhänger; es ist sehr wahrscheinlich, daß seine Absicht war, der Vorliebe Ludwig's für Lothar entgegen zu wirken.

    • Literatur

      Ausg. von Pertz, Mon. Germ. SS. II, 585—604. Ueberf. von Jasmund, 2. Ausg. 1889 (Geschichtschr. der deutschen Vorzeit IX, 4). — Wattenbach, Geschichtsquellen (6. Ausg.) I, 208.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Thegan" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 669 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118838334.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA