Berger, Gottlob
Berger, Gottlob Christian
1896 – 1975
SS-Obergruppenführer, Chef des SS-Hauptamts
- Lebensdaten
- 1896 – 1975
- Geburtsort
- Gerstetten (Jagstkreis, Württemberg)
- Sterbeort
- Stuttgart
- Beruf/Funktion
- SS-Obergruppenführer ; Chef des SS-Hauptamts ; Lehrer ; Offizier ; Soldat ; Volksschullehrer
- Konfession
- evangelisch, seit 1937 „gottgläubig“
- Normdaten
- GND: 118837419 | OGND | VIAF: 50022493
- Namensvarianten
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- Berger, Gottlob Christian
- Berger, Gottlob
- Berger, Gottlob Christian
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Gottlob Berger war einer der engsten Mitarbeiter des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler (1900–1945), und leitete von 1940 bis 1945 das SS-Hauptamt. In dieser Funktion war er hauptverantwortlich für die Rekrutierung, Ausstattung sowie ideologische Schulung der Waffen-SS, als deren eigentlicher Begründer er gilt.
Lebensdaten
Geboren am 16. Juli 1896 in Gerstetten (Jagstkreis, Württemberg) Gestorben am 5. Januar 1975 in Stuttgart Grabstätte Friedhof in Gerstetten Konfession evangelisch, seit 1937 „gottgläubig“ -
Lebenslauf
16. Juli 1896 - Gerstetten (Jagstkreis, Württemberg) -
Genealogie
Vater Johannes Berger geb. 1855 aus Söhnstetten (Baden-Württemberg); evangelisch; Zimmermann und Sägewerksbesitzer; in 1. Ehe am 3.2.1880 in Gerstetten verh. mit Christina Joos (1855–1894) Großvater väterlicherseits Johann Georg Berger geb. 1820 aus Gerstetten (Baden-Württemberg) Großmutter väterlicherseits Maria Agnes Berger, geb. Schneider geb. 1826 aus Balingen (Baden-Württemberg) Mutter Christine (Christina) Berger, geb. Moser geb. 1857 aus Söhnstetten (Baden-Württemberg) Halbbruder Johannes Berger geb. 1881 Halbbruder Jakob Berger geb. 1883 Halbschwester Anna Maria Berger geb. 1884 Bruder Friedrich Berger gest. 1915 Bruder Gustav Berger gest. 1918 Heirat 23.4.1921 Ehefrau Maria Berger, geb. Dambach 1900–1956 Tochter Krista Berger 1922–1942 Sohn Wolf Gustav Berger 1923–1942 Soldat, gefallen bei Charnow (Russland) Tochter Helgart Berger geb. 1926 Sohn Volkart Berger geb. 1938 Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Berger, Gottlob (1896 – 1975)
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Vater
Johannes Berger
geb. 1855
aus Söhnstetten (Baden-Württemberg); evangelisch; Zimmermann und Sägewerksbesitzer; in 1. Ehe am 3.2.1880 in Gerstetten verh. mit Christina Joos (1855–1894)
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Großvater väterlicherseits
Johann Berger
geb. 1820
aus Gerstetten (Baden-Württemberg)
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Großmutter väterlicherseits
Maria Agnes Berger
geb. 1826
aus Balingen (Baden-Württemberg)
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Mutter
Christine Berger
geb. 1857
aus Söhnstetten (Baden-Württemberg)
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Großvater mütterlicherseits
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Großmutter mütterlicherseits
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Bruder
Friedrich Berger
gest. 1915
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Bruder
Gustav Berger
gest. 1918
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Heirat
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Ehefrau
Maria Berger
1900–1956
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Biografie
Nach Abschluss der Realschule in Gerstetten (Württemberg) besuchte Berger von 1910 bis 1914 das Lehrerseminar in Nürtingen und leistete seit August 1914 als Freiwilliger an der Westfront Kriegsdienst (1918 Ordonnanzoffizier). Ende Januar 1919 aus dem Heer entlassen, stellte er sich im selben Jahr württembergischen Einwohnerwehren zur Verfügung, gründete 1922 den Wehrverband Ulm/Land und wurde im November desselben Jahres Mitglied der NSDAP. Nach beruflichen Stationen als Seminar- und Volksschullehrer wurde Berger Ende 1933 aufgrund eines Bittschreibens an Gauleiter Wilhelm Murr (1888–1945) zum Rektor der Volksschule in Esslingen ernannt. Zuvor war die Parteikarriere Bergers, der 1932 zum SA-Oberführer Württemberg ernannt worden war, ins Stocken geraten. Seinen Posten als Sonderkommissar der Obersten SA-Führung im Württembergischen Ministerium des Innern (März 1933) musste er infolge einer Intrige jüngerer SA-Führer nach wenigen Wochen aufgeben.
Seit Oktober 1935 im Rang eines Oberregierungsrats als Referent für körperliche Erziehung der Jugend im Württembergischen Kultministerium tätig, trat Berger im Januar 1936 der SS bei. Im Juli 1938 wurde er von Heinrich Himmler (1900–1945) zum Chef des neu geschaffenen Ergänzungsamtes im SS-Hauptamt nach Berlin berufen, das für das Personalwesen und Rekrutierungen zuständig war. Er entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der engsten Mitarbeiter des Reichsführers-SS, der ihn im September 1938 als Verbindungsoffizier beim Chef der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein (1898–1945), einsetzte.
Als Chef des SS-Hauptamts organisierte Berger von April 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in- und außerhalb des Reichs die Anwerbung neuer Rekruten für die Waffen-SS und forcierte deren ideologische Schulung; zu „Führungszwecken“ gab er antisemitische Pamphlete heraus, die in Millionenauflage Verbreitung fanden. Bereits 1940 setzte er die Aufstellung einer Sondereinheit der Waffen-SS unter Führung seines Vertrauten Oskar Dirlewanger (1895–1945) durch, die im Rahmen der „Bandenbekämpfung“ im Generalgouvernement und in Weißrussland schwerste Kriegsverbrechen beging. In seinen intensiven Bemühungen um die Rekrutierung „volksdeutscher“ SS-Truppen aus dem deutschen Besatzungsgebiet verstand sich Berger als Vordenker einer nationalsozialistischen Europapolitik, die auf das Konzept eines militärisch unterworfenen, deutschen Interessen dienenden Kontinents hinauslief.
Im Juni 1943 zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS ernannt, war Berger bei Himmlers Posener Rede vom 4. Oktober 1943 anwesend. Seit Juli 1942 war er als Vertreter Himmlers in Alfred Rosenbergs (1893–1946) Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete eingesetzt, wo er seit August 1943 den u. a. für die Themen „Volksdeutsche“ und „Europapolitik“ zuständigen „Führungsstab Politik“ leitete. Im September 1944 kommandierte Berger in Preßburg (heute Bratislava, Slowakei) unter Einsatz des SS-Sonderkommandos Dirlewanger die militärische Zerschlagung des slowakischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung. Zugleich war er mitverantwortlich für die Verschleppung tausender 10- bis 15-jähriger osteuropäischer Kinder und Jugendlicher zur Zwangsarbeit in Deutschland im Sommer 1944 („Heuaktion“).
Im September 1944 wurde Berger von Himmler zum Stabsführer des „Deutschen Volkssturms“, einen Monat später von Adolf Hitler (1889–1945) zum Chef des Kriegsgefangenenwesens ernannt, traf in diesem Amt jedoch kaum mehr Entscheidungen, obwohl ihm die schlechte Versorgung der ihm anvertrauten Kriegsgefangenen bekannt war. Im Rahmen der Verfolgungen infolge des Attentats vom 20. Juli 1944 setzte er sich hinter den Kulissen für einige im Visier der Behörden stehende und angeklagte Verschwörer und Mitwisser ein, die im Unternehmen Robert Bosch GmbH für den Widerstand tätig waren. Ausschlaggebend war höchstwahrscheinlich die Hoffnung, nach dem bereits absehbaren Ende des Weltkriegs einer Bestrafung zu entgehen.
Am 19. April 1945 von Hitler zum militärischen Bevollmächtigten für den Bereich Bayern ernannt, wurde Berger am 8. Mai 1945 in Berchtesgaden verhaftet. Seit November 1946 in Nürnberg inhaftiert, wurde er im April 1949 im Wilhelmstraßen-Prozess in den Anklagepunkten „Kriegsverbrechen“, „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, „Sklavenarbeit“ und „Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation“ für schuldig befunden und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Nachdem der US-amerikanische Hohe Kommissar John Jay McCloy (1895–1989) die Strafe im Januar 1951 auf zehn Jahre gemindert hatte, wurde Berger im Dezember 1951 vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg am Lech entlassen, zog sich anschließend in seinen Heimatort Gerstetten zurück und fand von 1953 bis 1964 eine Anstellung in der Vorhangschienenfabrik MHZ in Musberg nahe Stuttgart.
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Auszeichnungen
1914 Eisernes Kreuz II. Klasse 1918 Eisernes Kreuz I. Klasse 1941 Präsident der flämischen Separatistenorganisation „DeVlag“ 1943 Deutsches Kreuz in Silber 1943 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP 1944–1945 Vorsitzender der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft 1944 Großorden der Krone König Zvonimirs mit Schwertern -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Robert Bosch GmbH – Unternehmensarchiv, Stuttgart. (mehrstündige Tonbandaufzeichnung Bergers mit „Lebenserinnerungen“ aus den frühen 1960er Jahren)
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, Bestand BDC. (Personalakten)
Bundesarchiv Koblenz, NS 31. (SS-Hauptamt)
Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, München, ZS 427. (Zeugenschrifttum Gottlob Berger, Band I u. Band II)
Gedruckte Quellen:
Trials of War Criminals before the Nuernberg Military Tribunals under Control Council Law No. 10, 1952.
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Gottlob Berger, Chef des SS-Hauptamtes in Berlin und Chef der Gesamtrekrutierung der Waffen-SS. Dokumentensammlung, bearb. v. Tuviah Friedman, hg. v. Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes (Haifa), 1996. (unsystematisch)
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Werke
Auf dem Wege zum Germanischen Reich. Drei Aufsätze von Gottlob Berger, 1944. (ursprünglich erschienen 1937/38 in „Odal. Monatsschrift für Blut und Boden“)
Zum Ausbau der Waffen-SS, in: Nation Europa. Monatsschrift im Dienste der europäischen Neuordnung 2 (1953), S. 55 f.
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Literatur
Monografien:
Bernd Wegner, Hitlers politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945. Leitbild, Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite, 61999.
Joachim Scholtyseck, Robert Bosch und der liberale Widerstand gegen Hitler, 1999, bes. S. 161–164 u. 515–532.
Andreas Zellhuber, „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu ...“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945, 2007, bes. S. 207–209, 284 f. u. 328 f.
Bastian Hein, Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925–1945, 2012, S. 139, 277–280.
Jakob Müller, Die importierte Nation. Deutschland und die Entstehung des flämischen Nationalismus 1914 bis 1945, 2020, S. 298–306.
Aufsätze und Lexikonartikel:
Hellmuth Auerbach, Die Einheit Dirlewanger, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 10 (1962), H. 3, S. 250–263. (Onlineressource)
Gerhard Rempel, Gottlob Berger and Waffen-SS Recruitment. 1933-1945, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen 27 (1980), S. 107–122. (Onlineressource)
Gerhard Rempel, Gottlob Berger. „Ein Schwabengeneral der Tat“, in: Roland Smelser/Enrico Syring (Hg.), Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe, 2. durchges. u. aktual. Aufl. 2003, S. 45–59. (P)
Joachim Lilla (Bearb.), Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch, 2004, S. 33–35.
Joachim Scholtyseck, Art. „Berger, Gottlob Christian“, in: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), S. 13–16. (Onlineressource)
Alfred Hoffmann, Der „maßlose Drang, eine Rolle zu spielen“. Gottlob Berger, in: Wolfgang Proske (Hg.), Täter, Helfer, Trittbrettfahrer, Bd.1: NS-Belastete von der Ostalb, 2010, S. 21–51.
Hermann Weiß, Art. „Berger, Gottlob“, in: ders. (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 37 f.
Joachim Scholtyseck, Der „Schwabenherzog“. Gottlob Berger, SS-Obergruppenführer, in: Michael Kißener/Joachim Scholtyseck (Hg.), Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, 32016, S. 77–110.
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Onlineressourcen
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Porträts
Fotografie, 1941, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.
Fotografie, 1949, Abbildung in: Morris Cargill (Hg.), A Gallery of Nazis, o. J., S. 126.
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Autor/in
→Joachim Scholtyseck (Bonn)
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Zitierweise
Scholtyseck, Joachim, „Berger, Gottlob“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118837419.html#dbocontent