Lebensdaten
1877 – 1933
Geburtsort
Oberndorf/Neckar
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118835351 | OGND | VIAF: 46922382
Namensvarianten
  • Karg, Sigfrid Theodor (Doppelname erst seit circa 1902)
  • Karg-Elert, Sigfrid Theodor
  • Karg, Sigfrid Theodor (Doppelname erst seit circa 1902)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Karg-Elert, Sigfrid Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835351.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Baptist Karg (1823–89, kath.), Redakteur d. „Schwarzwaldboten“ in O., S d. Schlossermeister Joseph Anton in Augsburg u. d. Anna Maria Aloisia Pfanzelt;
    M Marie (1839–1908, ev.). T d. Joh. Karl Anton Ehlert, Dienstknecht, später Gutsverwalter in Königshorst/Neumark, u. d. Maria Kath. Frieder. Louise Müller;
    1910 Minna Louise, T d. Musikdir. Reinhold Oscar Kretschmar u. d. Minna Henriette Kropp;
    T Katharina Ingeborg Annelies (* 1914), Oratoriensängerin, Klavierpäd. u. Organistin in Freiburg/Brsg.

  • Biographie

    Nach den in der Schwarzwaldheimat verbrachten Kinderjahren kam K. 1883 mit seiner Familie nach Leipzig, wo der begabte 11jährige in den Chor der Johanniskirche aufgenommen wurde. Sehr bald fiel auch sein schöpferisches Talent auf. Nach dem frühen Tod des Vaters sollte er Lehrer werden. Den Zwängen und Mißerfolgen seiner Präparandenjahre in Grimma entzog er sich jedoch 1893 durch „Flucht“ nach Markranstädt, wo er, mit Blasinstrumenten schon vertraut, in der Stadtpfeiferei angenommen wurde. Der Gewinn dieser entbehrungsreichen Zeit war Erfahrung in der Handhabung vieler Orchesterinstrumente. Sein eigentliches Musikstudium konnte erst 1896 nach seiner Rückkehr nach Leipzig beginnen. Die Fürsprache des Komponisten E. N. von Reznicek erwirkte ihm ein 3jähriges Freistudium am Konservatorium. Seine Lehrer wurden dort Homeyer, Wendling, Reinecke und Jadassohn. Zwei weitere Freistudienjahre dankte er der Vermittlung des Lisztschülers A. Reisenauer. Bei R. Teichmüller vollendete er seine pianistische Ausbildung. Nach ersten Konzertreisen übernahm er 1902 für 2 Jahre eine Klavierklasse am Konservatorium in Magdeburg. Wieder in Leipzig (nun für immer), wurde 1904 die Bekanntschaft mit Edvard Grieg für ihn wichtig; durch ihn gewann er Verbindung mit bedeutenden Musikverlagen (so mit Novello in London), die dem Hochbegabten, unermüdlich Schaffenden existenzsichernde Dauerverträge boten. Die fortan im Druck erscheinenden Kompositionen, vor allem die Werke für Harmonium und Orgel, fanden nun wachsend Anerkennung und Verbreitung, namentlich in England, in den USA und in Australien. Ein Zeichen seines Ansehens in England wurde 1914 die Verleihung des Dr. mus. honoris causa durch die Universität Edinburgh, ein späteres (1930) die Veranstaltung eines 4tägigen K.-Festes in London. Nach vielen Jahren unabhängig freien Schaffens und Konzertierens wurde er 1919, als Nachfolger Max Regers, an das Leipziger Konservatorium berufen. Dort erwarb er sich einen hervorragenden Ruf als Theorie- und Kompositionslehrer. Zu den besonderen Erfolgen seiner späten Jahre gehörte (1931/32) eine ausgedehnte USA-Tournée als Organist.

    K.s Schaffen umfaßt etwa 200 Werke, unter denen die für Tasteninstrumente geschriebenen den Schwerpunkt bilden. Doch trat er auch mit Kammermusiken (unter Bevorzugung der Blasinstrumente) sowie mit zahlreichen Liedern hervor, nur selten aber mit Orchester- und Chorkompositionen. Stilistisch steht das Oeuvre des ideenreichen, experimentierfreudigen Künstlers zeitbedingt zwischen Romantik, Impressionismus und freitonalen Bestrebungen. Vom anfänglich akzeptierten kühnen Modernismus der zeitgenössischen Entwicklungen wandte er sich später ab. Seine – auch durch eine glänzende kompositionelle Technik bemerkenswerten – Werke lassen einen schöpferischen Musiker erkennen, der trotz Einflüssen von Debussy, Skrjabin, Schönberg, und anderer zu einer zwar eklektischen, aber doch durch Eigentümliches an harmonischer Farbigkeit, expressiver Stimmungsintensität und formprägender kontrapunktischer Kunst zu charakteristischen Gestaltungen und Aussagen fand. Sein Bestes gab er in kleinen Formen, vor allem in lyrischen Orgelstücken. Ein Sondergebiet seines Schaffens wurden Kompositionen für das damals hochgeschätzte Harmonium. Dem Harmoniumspiel widmete er auch einige Lehrwerke. Im letzten Lebensjahrzehnt veröffentlichte er scharfsinnige musiktheoretische Arbeiten zur Harmonik.

  • Werke

    u. a. Kompp. f. Orgel: Passacaglia es-moll op. 25;
    Fantasie u. Fuge op. 39;
    66 Choralimprovisationen op. 65;
    Passacaglia u. Fuge üb. BACH op. 150. -
    Harmonium: Gradus ad Parnassum (138 Stücke) op. 95. -
    Klavier: Sonaten fismoll op. 50, b-moll op. 80, cis-moll op. 105. -
    Kammermusik;
    Orchesterwerke: Sinfonia brevis F-dur op. 1;
    1. Klavierkonzert d-moll op. 6;
    Suite a-moll (nach „Jeux d'enfants“ v. Bizet) op. 21;
    2. Klavierkonzert Des-dur, 1913;
    Kammer-Sinfonietta A-dur, 1919;
    Lieder mit Klavier;
    Chorwerke;
    Lehrwerke f. Harmonium. -
    Zur Musiktheorie: Die Grundlagen d. Musiktheorie, 1922;
    Akust. Ton-Klang- u. Funktionsbestimmung, 1930;
    Polarist. Klang- u. Tonalitätslehre, 1931. -
    Ausführl. Verz. s. MGG VII.

  • Literatur

    H. Avril, S. K.-E., Komp.-Verz. d. Werke, mit e. monograph. Skizze, 1908, ²1930;
    W. Niemann, in: Die Musik d. Gegenwart, 1913 u. 1922;
    K. Beringer, S. K.-E. als Orgelkomp., in: Neue Musikztg. 38, 1917;
    P. Schenk, S. K.-E., e. monograph. Skizze, 1927;
    ders., K.-E.s polarist. Harmonielehre, in: Btrr. z. Musiktheorie d. 19. Jh., 1966;
    B. Weigl, Hdb. d. Orgellit., 1931;
    A. Heuss, in: Zs. f. Musik 100, 1933;
    G. Sceats, The organ works of S. K.-E., 1940, ²1950;
    St. E. Young, The organ works of S. K.-E., Diss. Univ. of North-Carolina 1968;
    W. Kwasnik, K.-E.-Renaissance, in: Das Musikinstrument 18, 1969;
    ders., S. K.-E.,|Sein Leben u. Werk in heut. Sicht, 1971 (W-Verz., P);
    A. Einstein, Das Neue Musiklex., 1926;
    Grove;
    Moser;
    MGG VII (W, L);
    Riemann,

  • Autor/in

    Anton Würz
  • Zitierweise

    Würz, Anton, "Karg-Elert, Sigfrid Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 154-156 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835351.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA