Lebensdaten
1546 – 1611
Geburtsort
Antwerpen
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Radierer ; Bildhauer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118826085 | OGND | VIAF: 74650107
Namensvarianten
  • Spranger, Bartholomäus
  • Spranger, Bartholomäus
  • Spranger, Bart.
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Zitierweise

Spranger, Bartholomäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826085.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joachim, Kaufm. in A.;
    M Anna Roelandts;
    Ov N. N., Kaufm. in Rom;
    B Mathäus, Quirin(us) ( 1617), Maler, übernahm 1601 S.s Garten in P., Schw Anna, alle übersiedelten v. A. n. P.;
    Prag 1582 Christina (um 1566–1600, s. P), T d. Nicolaus Müller, Goldschmied, Juwelier in P.;
    K (früh †).

  • Biographie

    S. ging seit 1557 bei den Landschaftsmalern Jan Mandyn, Frans Mostaert und zuletzt bis 1664 bei Cornelis van Dalem in Antwerpen in die Lehre. Danach eignete er sich durch das Kopieren von Stichen von Frans Floris und Parmigianino selbständig die verfeinerte Formensprache des Manierismus an. 1565 reiste S. nach Paris, von dort über Lyon nach Mailand, wo er die Technik der Freskomalerei erlernte. Im Frühjahr 1566 begab er sich nach Parma, um unter der Leitung von Bernardino Gatti an den Kuppelfresken in S. Maria della Steccata mitzuarbeiten. Dort machten die Arbeiten von Correggio und Parmigianino auf ihn großen Eindruck. Nach einem Streit mit dem Sohn seines Meisters verließ S. Parma und reiste noch 1566 nach Rom, wo er zunächst kleine Landschaften malte und sich Michel Joncquoy, einem fläm. Maler aus Tournai, anschloß. Sein wichtigster Mäzen wurde Kard. Alessandro Farnese, für den er unter der Aufsicht Giulio Clovios arbeitete und in dessen Palazzo della Cancelleria er seit Juni 1567 für zwei Jahre lebte. Als Assistent von Federigo Zuccari war S. 1570 wohl auch an der Ausstattung der Villa Farnese in Caprarola bei Rom beteiligt (Landschaftsfresken, in situ). Inzwischen hatte sich S. so viel Anerkennung gesichert, daß Papst Pius V. ihn 1570 zum päpstl. Maler ernannte. Unter dem Einfluß Zuccaris stehend, produzierte S. aber auch Gemälde und Fresken für eine Vielzahl weiterer Auftraggeber, die allerdings teilweise nicht mehr erhalten oder nur aus Stichen und Dokumenten bekannt sind.

    S., der sich nach dem Tod des Papstes 1572 noch rund drei Jahre in Rom aufhielt, wurde 1575 auf Empfehlung Giovanni da Bolognas an den Hof Ks. Maximilians II. nach Wien berufen. Dort stattete er das ksl. Lustschloß „Neugebäude“ im Osten von Wien mit Fresken aus (im 18. Jh. übermalt), und schuf für Maximilians Nachfolger, Ks. Rudolf II., drei Gemälde (Jungfrau Maria u. Allegorie auf Rom, beide nicht erhalten, doch durch Nachstiche Jacob Mathams bekannt; Merkur führt Psyche auf d. Olymp, 1576/77, ehem. Kunsthandel).

    Für den Einzug des Kaisers in Wien am 17.7.1577 war er zusammen mit Karel van Mander I und dem Bildhauer Hans Mont an der Errichtung eines Triumphbogens beteiligt. Im Herbst 1580 reiste S. erstmals nach Prag, wohin er 1581 als ksl. Hofmaler übersiedelte. 1582 hielt sich S. im Gefolge Rudolfs auf dem Reichstag in Augsburg und im folgenden Jahr in Wien auf, um

    den neuerbauten Teil der Hofburg, die sog. Amalienburg, mit Fresken auszustatten (im 19. Jh. zerstört). 1584 kehrte er nach Prag zurück, wurde in die Malergilde der Kleinseite aufgenommen und durch Rudolf II. zum Kammermaler ernannt. Neben Arbeiten mit religiösen Themen (Hl. Ursula, um 1581, Prag, Nat.gal.; Hl. Barbara, um 1582, Budapest, Mus. d. schönen Künste; Hl. Margaret, Hl. Ursula, Hl. Katharina, um 1583, alle Austin, Huntington Art Gallery) entstand in diesen Jahren eine Folge von mythologischen Paaren, für die eine elegante, androgyn anmutende und unter dem Einfluß Giovanni da Bolognas stehende Figurenauffassung charakteristisch ist (Salmacis u. Hermaphroditus, Claucus u. Scylla, beide Wien, Kunsthist. Mus.; Angelica u. Medoro, München, Alte Pinakothek). S.s gesellschaftliche Reputation steigerte sich noch, als er 1588 Wappen und Lehenmannstitel erhielt und 1595 in Anerkennung seiner Leistungen in den Adelsstand erhoben wurde. Werke wie der Triumph der Weisheit (um 1591, Wien, Kunsthist. Mus.) und die Allegorie auf Ks. Rudolf II. (um 1592, ebd.) gehören zu S.s intellektuell anspruchsvollsten Arbeiten, in denen der Kaiser als gerechter Herrscher und Förderer der Künste verherrlicht wird. 1601 schließlich erhielt S. die Erlaubnis, private Aufträge anzunehmen, und reiste 1602 zusammen mit Hans von Aachen nach Deutschland und in die Niederlande; Gemälde aus seinen letzten Lebensjahren haben sich jedoch nicht erhalten. Seinem Testament vom 11.1.1611 zufolge starb er als wohlhabender Mann.

    S.s Karriere ist das prägnanteste Beispiel für die Etablierung des Hofmalers nach ital. Vorbild nördlich der Alpen. Neben Joseph Heintz d. Ä., Hans von Aachen, Giuseppe Arcimboldo und Adrian de Vries war S. der wichtigste Künstler am rudolfin. Hof. Er wurde zum Ahnherrn des „rudolfinischen Manierismus“ eines internationalen Stiles, der das europ. Kunstgeschehen um 1600 wesentlich bestimmte. In seinen den Kaiser verherrlichenden Mythologien und Allegorien, in den oft auch erotischen Gemälden vereinigte S. die niederl. Tradition mit den Neuerungen des röm. Manierismus zu einem eigenen Stil, der die großfigurigen Kompositionen der Brüder Zuccari, die „figura serpentinata“ Giovanni da Bolognas und Giulio Clovios feine Miniaturmalerei miteinander verbindet. S.s Werk wurde vorbildlich weit über Prag hinaus, es beeinflußte neben Heintz, von Aachen und de Vries Matthäus Gundelach in Bayern ebenso wie die Künstler der sog. Haarlemer Akademie, die von Cornelis von Haarlem, van Mander und Hendrick Goltzius gegründet worden war. Großen Anteil an der Verbreitung von S.s Arbeiten hatten Nachstiche, die seit den 1580er Jahren entstanden. Aegidius Sadeler, Lucas Kilian und insbesondere Goltzius, der berühmteste Kupferstecher seiner Zeit, stachen nach Gemälden S.s, in denen er den Manierismus ital. Prägung nach Nordeuropa vermittelte und der barocken Malerei den Weg ebnete.

  • Werke

    Weitere W u. a. Gem.: Auferstehung Christi, 1576/80 (Prag, Nat.gal.);
    Der hl. Lukas malt d. Madonna, 1582 (München, Alte Pinakothek);
    Peterle-Epitaph, 1588 (Prag, St. Stephan);
    Ceres u. Bacchus verlassen Venus, 1590;
    Venus u. Adonis;
    Herakles u. Omphale (alle Wien, Kunsthist. Mus.);
    Venus, Merkur u. Amor, 1597 (Nürnberg, German. Nat.mus.);
    Amor u. Psyche, 1599 (Oldenburg, Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch.);
    Die Taufe Christi, 1603 (Breslau, Mus. Narodowe).

  • Literatur

    ADB 35;
    E. Diez, Der Hofmaler B. S., 1909;
    H. Weihrauch, Rötel- u. Kreidezeichnungen B. S.s, in: Münchener Jb. 12, 1937, S. VI–IX;
    K. Oberhuber, Die stilist. Entwicklung im Werk B. S.s, Diss. Wien 1959;
    ders., Die stilist. Entwicklung im Werk v. B. S., in: Mitt. d. Ges. f. vgl. Kunstforsch. in Wien, 1963–65, S. 35–40;
    ders., Die Landschaft im Frühwerk B. S.s, in: Jb. d. staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ. 1, 1964, S. 173–87;
    N. Dacos, S. e i pittori rudolfini, 1966;
    E. K. J. Reznicek, B. S. als Bildhauer, in: FS Ulrich Middeldorf, 1968, S. 370–75;
    K. Oberhuber, Anmm. zu B. S. als Zeichner, in: Umení 18, 1970, S. 213–23;
    M. Henning, Die Tafelbilder B. S.s (1546–1611), Höf. Malerei zw. „Manierismus“ u. „Barock“, 1987;
    M. Fabiański, S. and Italian painting, Mannerism versus early Baroque in central Europe, in: Apollo 141, 1995, S. 20–24;
    S. Metzler, The Alchemy of Drawing, B. S. at the Court of Rudolf II, Diss. Princeton 1997;
    T. DaCosta Kaufmann, S. before Prague, Additions and reconsiderations, in: Pictura verba cupit, sborník příspěvků pro Lubomíra Konečného, 2006, S. 403–12;
    Th. Schauerte, Dürer u. S., Ein Autographenfund im Spiegel d. europ. Slg.gesch., in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 93, 2006, S. 23–70;
    ThB;
    Dict. of Art;
    BBKL X;
    Hist. Lex. Wien.

  • Porträts

    Selbstbildnis, 1580/85 (Wien, Kunsthist. Mus.);
    Allegor. Darst. v. S. mit seiner Ehefrau, Kupf. v. Ae. Sadeler II., 1600.

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Spranger, Bartholomäus" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 742-743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826085.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Spranger: Bartholomäus S., Maler, geboren zu Antwerpen am 21. März 1546. Er kam noch sehr jung nach Paris, ging dann über Lyon nach Mailand, wo er in der Geschichtsmalerei regelmäßigen Unterricht genoß. Darauf hielt er sich in Parma auf, wo ihn Bern. Sojaro, ein Schüler des Correggio beeinflußte. Endlich kam er nach Rom, wo er unter fleißiger Arbeit sich mehrere Jahre aufhielt. Der Cardinal Farnese fand Gefallen an seiner Kunst und ließ durch ihn Wandgemälde in seinem Landhaus Caprarola ausführen und durch denselben Prälaten wurde der strebsame Künstler dem Papst Pius V. empfohlen, für den er verschiedene Bilder, so namentlich ein colossales Bild mit dem jüngsten Gericht mit 500 Personen ausführte. Auch in der Kirche S. Luigi de' Francesi sind Wandbilder mit Heiligen von seiner Hand, ebenso eine Geschichte des h. Johannes Evang. in der Kirche der Porta latina. Auch soll er in Rom eine Hexenversammlung im Kolosseum gemalt haben, die verloren ging. Auf die Empfehlung des Bildhauers Giovanni da Bologna wurde S. 1575|vom Kaiser Maximilian II. berufen; er folgte dem ehrenvollen Rufe und malte in Wien mehrere Bilder für denselben. Als der Kaiser starb, wurde S. Hofmaler des Nachfolgers desselben, des Kaisers Rudolf II., der in Prag residirte und blieb volle 17 Jahre in dessen Dienst. S. war ausschließlich für diesen Kaiser beschäftigt, der ein großes Wohlgefallen an dessen Kunst fand und auch dem Maler ein sehr gewogener Mäcen war. Oefters hielt er sich lange in dessen Arbeitsstube auf. S. führte ein glänzendes Leben, der Kaiser erhob ihn in den Adelstand (1588) und beschenkte ihn mit einer goldenen Kette. Nach 37jähriger Abwesenheit von seiner Vaterstadt, wünschte sie der Künstler noch einmal zu sehen. Der Kaiser ertheilte ihm den Urlaub dazu, gab ihm 1000 Gulden Reisegeld, und S. wurde in seinem Vaterlande von den Künstlern aller Städte mit großen Ehren und Gastmälern empfangen. Sein Eintritt in die Vaterstadt gestaltete sich zu einem Triumphzug. Der Meister kehrte alsdann zu seinem kaiserlichen Wohlthäter zurück und starb in Prag im J. 1625. Er hinterließ sehr viele Bilder, davon die wenigsten nach Deutschland kamen. Der Gegenstand derselben ist meist der h. Geschichte und der antiken Mythologie entlehnt. Sie fanden aber bald eine scharfe Kritik, da sie vielfach manierirt erscheinen. Mariette urtheilt über den Künstler: „Zu seiner Zeit mußte man, um Ruhm zu erlangen, die Charaktere übertreiben, die Muskeln stark ausdrücken, den Figuren falsche und wunderliche Verdrehungen geben.“ S. wollte offenbar Michel Angelo überbieten und verfiel in Manier. Sehr viel wurde nach seinen Bildern gestochen, so von den Brüdern Sadeler, von Goltzius und seiner Schule, C. Cort, de Gheyn und vielen mehr. Auch zwei Radirungen hinterließ der Meister, einen h. Sebastian und einen Johannes Evang. Schön ist des Künstlers Bildniß mit seiner Frau in allegorischer Einfassung, von Eg. Sadeler gestochen.

    • Literatur

      Vgl. Sandrart's Akademie, Dlabacz, Immerzeel, Kramm, Bryan.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Spranger, Bartholomäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 278-279 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826085.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA