Lebensdaten
um 1300 – 1378
Geburtsort
in Norddeutschland
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
aszetischer Schriftsteller ; Dominikaner ; Kartäuser
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118817736 | OGND | VIAF: 4949605
Namensvarianten
  • Landulfus
  • Leutolphus
  • Litoldus
  • mehr

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Zitierweise

Ludolf von Sachsen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817736.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    L. war ca. 25 Jahre lang Dominikaner und wurde in Theologie promoviert, ehe er 1340|in die neu errichtete Kartause zu Straßburg eintrat. Hier dürfte er unter Benützung von Vorlagen seinen Psalmenkommentar verfaßt haben. Dieser weist nämlich nicht die gleiche Fülle an Lesefrüchten und persönlicher geistlicher Erfahrung auf wie sein Hauptwerk, die „Vita Christi“. Die Erklärungen schließen mit Gebeten aus dem 5. Jh.

    Bereits 1343 wurde L. zum Prior der Kartause in Koblenz gewählt. Aus dieser Zeit hinterließ er eine nur handschriftlich erhaltene Sammlung von Predigten, die er als Prior vor den Mitbrüdern zu halten hatte. 1348 trat er von seinem Amt aus unbekannten Gründen zurück und ging als einfacher Mönch in die Kartause von Mainz, wo er um 1360 die Vita Christi abgeschlossen hat. Die große Anzahl von patristischen, mittelalterlichen und zeitgenössischen Quellen – letztere sind oft kurz vorher entstanden – lassen darauf schließen, daß der Abfassung Jahre des Sammelns vorausgegangen sind. Manche der benützten Texte sind bei L. einmalig, so z. B. Pseudo-Chrysostomus, „In Mathaeum opus imperfectum“, und in der Herkunft der Quelle nicht geklärt. Zeitgenössische Autoren, z. B. David von Augsburg, Heinrich Seuse, Meditationes Vitae Christi, Mechthild v. Hackeborn, Michael v. Massa ( 1337) u. a., werden ohne Namensnennung übernommen, da sie noch nicht als Autoritäten gelten. Die Quellen der Vita Christi sind bisher nur für den berühmten Prolog und die Passionsbetrachtungen kritisch untersucht. Für ihren Aufbau dienten L. als wichtigste Vorlagen die pseudo-bonaventurianischen Meditationes Vitae Christi und die Vita Christi des Michael v. Massa. Da im Werk Michaels keine Texte aus der Zeit nach 1337 verarbeitet sind, kann es keine spätere Bearbeitung der Vita Christi L.s sein.

    Theologische Vertiefung erreicht L. durch Prologe, Epiloge, Zitate und umfangreiche Entlehnungen aus besten Werken der christlichen Tradition, die er an gegebener Stelle für die Übernahme als geeignet hielt und aus denen er die wichtigsten Stellen entnahm. Vielen verhalf er damit zur größeren Verbreitung. Die Vita Christi L.s ist keine Biographie Jesu, sondern eine Darstellung des gesamten Heilsmysteriums Christi, das anhand einer Evangeliensynopse und der eingearbeiteten Quellen für das christliche Leben erschlossen wird. Sie wurde daher auch eine Summa Evangelica genannt.

    Den größten Einfluß erzielte L. mit seinem Hauptwerk in den benediktinischen Reformbewegungen in Österreich und Süddeutschland im 15. Jh., in der Devotio Moderna und in Spanien im 16. Jh. Die Vita Christi war das Bekehrungsbuch des Ignatius von Loyola, der sie in seinen Exerzitien verarbeitet hat. In Frankreich erfuhr sie mehrere Übersetzungen und Auflagen; ebenso wurde sie ins Spanische, Portugiesische und ins Italienische übersetzt. Über 200 Jahre lang war sie ein beliebtes Erbauungsbuch. Eine vollständige Übersetzung ins Deutsche fehlt. L.s Vita Christi wurde in allen christlichen Kreisen gelesen und gilt als eines der erfolgreichsten und bedeutendsten christologischen Werke des deutschen Spätmittelalters.

  • Werke

    Enarratio in Psalmos, 1491;
    dass., 1891;
    Vita Christi quatuor Evangeliis et scriptoribus orthodoxis concinnata (kurz: Vita Christi), 1470, 1472 (bis 1870 mehr als 60 Aufll.);
    dass., hrsg. v. A.-C. Bolard, L.-M. Rigollot u. J. Carnandet, 1865 (P, keine krit. Ausg.);
    dass., 4 Bde., 1870, ²1870;
    Sermones Magistri Ludolphi (Bernkastel-Kues, Bibl. d. Cusanus-Stiftes, Codex 121);
    Flores et fructus arboris vitae Iesu Christi d. Kartäusers L. v. S., ed. W. Baier, in: Mysterium d. Gnade, Festschr. f. J. Auer, hrsg. v. H. Roßmann u. J. Ratzinger, 1975, S. 321-41.

  • Literatur

    W. Baier, Unterss. z. d. Passionsbetrachtungen in d. „Vita Christi“ d. L. v. S., Ein quellenkrit. Btr. z. Leben u. Werk L.s u. z. Gesch. d. Passionstheol., 1977 (W, Spuria, Überss., Qu., Einfluß, L);
    ders., in: Vf.-Lex. d. MA² V;
    G. Hendrix, Refutatie van W. Baier inzake de relatie Michael de Massa/L. van Saaksen, in: Ons Geestlijk Erf 59, 1985, S. 17-26 (Entgegnung folgt).

  • Autor/in

    Walter Baier
  • Zitierweise

    Baier, Walter, "Ludolf von Sachsen" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 300-301 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817736.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludolph (Leutolph, irrig auch Landulph) von Sachsen, einer der beliebtesten ascetischen Schriftsteller des späteren Mittelalters, von dessen Lebensumständen wir jedoch nur wenig Sicheres wissen. Nachdem er ungefähr 30 (nach Anderen 26) Jahre dem Dominicanerorden angehört, trat er um 1330 in den Carthäuserorden und wurde einige Jahre später Prior der Carthause zu Straßburg, wo er in hohem Alter gestorben ist. Da man zur Zeit des Arnold Bostius ( 1499, vgl. Bd. III, S. 192) die Urschrift seiner Vita J. Christi in der Mainzer Carthause aufbewahrte, so hat Wharton die Vermuthung ausgesprochen, daß L. daselbst Carthäuser geworden sei, während viele andere Literarhistoriker Mainz als den Ort seines Todes angeben. Sein Hauptwerk: „Vita D. Jesu Christi ex 4 evangeliis aliisque scriptoribus orthodoxis concinnata“ (ein starker Folio-Band) ist im 15., 16. und 17. Jahrhundert sehr oft gedruckt worden. Die einzelnen Ausgaben findet man bei Hain (Nr. 10 288 ff.), Grässe (Trésor IV, 491 ff.), Brunet, Fabricius und Echard-Quétif verzeichnet. 1729 erschien noch zu Augsburg und 1865 zu Paris bei Palmé eine neue Folio-Auflage, sowie ebenda 1870 eine Octavausgabe in 2 Theilen (4 Bände). Die letztgen. Folio-Ausgabe beruht auf der von Antwerpen vom J. 1618 mit Berichtigungen aus der von Venedig 1572 und der von Lyon 1517. Es wurde davon auch schon früh ein Auszug gemacht und Uebersetzungen in mehrere lebende Sprachen (die französische, spanische, portugiesische und italienische) veranstaltet, von denen mehrere (namentlich die französische) öfter aufgelegt wurden. Genauere Angaben hierüber geben Hain, Grässe und Brunet. Auch seine Psalmenerklärung: „In psalmos Davidicos enarratio juxta spiritualem praecipue sensum“ wurde öfter gedruckt. Ohne genauere bibliographische Angaben wird ihm auch eine Abhandlung „De remediis contra tentationes spirituales novissimi temporis“, ferner Sermones, endlich mit wenig Wahrscheinlichkeit ein Tractat „De officio missae“ (s. Echard) zugeschrieben.

    • Literatur

      Vgl. Echard et Quétif, Script. O. Praed. l, 568, II, 819. Theod. Petrejus, Bibliotheca Carthus. (Colon. 1609) 233 ff. Fabricius-Mansi, Bibl. lat. med. et inf. 4, 286. Dupin, Bibliothèque des auteurs ecclés. (Par. 1700) XI, 74. Cave-Wharton II, II, 31, Labbé, Dissert. de script. eccles. (Par. 1660) II, 32. Byovius, Annal. eccl. ad a. 1337. n. 19. Lit. Handweiser von Hülskamp und Rump, Münster 1872, Nr. 114, 100 ff.; Nr. 123, 394 f.

  • Autor/in

    Stanonik.
  • Zitierweise

    Stanonik, "Ludolf von Sachsen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 388 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817736.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA