Lebensdaten
1854 – 1921
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Politiker ; Staatssekretär des Inneren
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118802763 | OGND | VIAF: 18018675
Namensvarianten
  • Trimborn, Karl
  • Trimborn, Carl

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Zitierweise

Trimborn, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118802763.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Kölner Honoratiorenfam.;
    V Cornelius Balduin (1824–89), RA in K., 1880–82 Mitgl. d. Preuß. Abg. hauses, 1884–89 MdR (Zentrum), JR (s. Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I; Kölner Personenlex.), S d. Caspar Hubert Balduin (1774–1845), Notar in Bergheim, u. d. Franziska Heckeren (1789–1848);
    M Antonia (Antoinette) (1827–1903), T d. Joseph Pauli (1797–1862), Posthalter in K., u. d. Katharina Denhoven (1793–1864);
    B Wilhelm Joseph Balduin (* 1852), JR in K., Schw Elisabeth (1862–1913, Christian Veithen, 1850–1914, Schokoladenfabr. in K.), Franziska (1858–1917, Julius Piedmont, 1846–1910);
    Verviers (Belgien) 1884 Jeanne (1862–1919), kath. Ver.funktionärin, Aktivistin d. kath. Frauenbewegung (s. L), T d. Jules Marie Alfred Mali (1817–82), Tuchfabr. in Limbourg, u. d. Clary Marie Poswick (1832–1900);
    1 T Clary Marie Antoinette (1888–1977, 1] Cord Franz Maria Josef v. Hobe, 1886–1913, Offz., 2] Edgar August Emil Maria Josef v. Hobe, 1890–1973, 1922–33 Landrat im Lkr. B.);
    N Isabella (1891–1955, Rudolf Isay, 1886–1956, Wirtsch.jur., Hon.prof. in B., s. NDB X).|

  • Biographie

    T. erhielt sein Abitur 1873 am Kölner Apostelgymnasium. Anschließend studierte er zunächst Geschichte und Philosophie in Leipzig, dann 1874–77 hier sowie in München und Straßburg Jura. Unter seinen Kommilitonen waren seine späteren Parteifreunde Carl Bachem (1858–1945) und Adolf Gröber (1854–1919). In Leipzig war T. im Juni 1874 Mitgründer der kath. Studentenverbindung Teutonia. Nach dem Referendarexamen 1877 und dem Assessorexamen 1882 praktizierte er als Rechtsanwalt in Köln. Hier engagierte er sich intensiv in der Zentrumspartei und im kath. Vereinswesen (1894–1913 Stadtverordneter) und machte sich als Parteiredner über Köln hinaus einen Namen.

    1890 wurde T. auf Wunsch Ludwig Windthorsts (1812–91) 2. Vorsitzender des „Volksvereins für das kath. Deutschland“ (1914 1. Vors.), dessen rasche Ausbreitung in den 1890er Jahren wesentlich auf T.s Einsatz und Organisationstalent zurückzuführen ist. Seine Position als Vorsitzender der Zentrumspartei in der Rheinprovinz 1894–1920 nutzte T., um die wenig ausgeprägte Organisationsstruktur der Partei auszubauen, auf eine ausgewogene Zusammensetzung aller Gremien hinzuwirken (Berücksichtigung aller für das Zentrum relevanten gesellschaftlichen Interessengruppen) und die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken (Einführung regelmäßiger Parteitage). 1896 zog T. für den Wahlkreis Köln-Stadt in den Reichstag und das Preuß. Abgeordnetenhaus ein. Als Parlamentarier zeichnete er sich durch ausgeprägte Kompromißfähigkeit aus und profilierte sich in Zusammenarbeit mit Franz Hitze (1851–1921) insbesondere auf dem Gebiet der Sozialpolitik. Unter anderem wirkte er an der Novellierung diverser Sozialversicherungsgesetze und der Einführung einer Hinterbliebenenrente mit. Im Zentrums- und Gewerkschaftsstreit trat T. entschieden für die Interkonfessionalität des Zentrums und der Christlichen Gewerkschaften ein.

    Während des 1. Weltkriegs diente T. 1914–17 in der dt. Zivilverwaltung in Belgien als Leiter der Schulbehörde. 1917 unterstützte er die von Matthias Erzberger (1875–1921) initiierte Friedensresolution des Reichstags und vertrat zeitweilig den erkrankten Gröber als Fraktionsvorsitzenden. Dem Kabinett Maximilians v. Baden (1867–1929) gehörte T. vom 4. 10. –10. 11. 1918 als Staatssekretär des Reichsamts des Innern an. Die parteiintern umstrittene Zusammenarbeit des Zentrums mit der SPD in der Weimarer Koalition verteidigte er als alternativlos. 1918/19 setzte er sich dafür ein, die Rheinlande als eigenen Gliedstaat der neuen dt. Republik zu konstituieren (rhein. Rep.), was ihm den Vorwurf des Separatismus eintrug. Nach Gröbers Tod wählte die Zentrumsfraktion der Nationalversammlung T. im Nov. 1919 zum Vorsitzenden. Als die Zentrumspartei im Jan. 1920 erstmals einen Parteivorstand auf Reichsebene wählte, wurde er Reichsvorsitzender, nach der Reichstagswahl im Juni 1920 zudem Vorsitzender der Reichstagsfraktion. Das Amt des Reichskanzlers, das ihm Friedrich Ebert (1871–1925) anbot, lehnte T. ab und bewog Konstantin Fehrenbach (1852–1926) zu dessen Übernahme. Der von T. vorangetriebene Ausbau der Parteiorganisation, die Modernisierung der Parteistrukturen und seine geschickte Austarierung der verschiedenen Interessengruppen innerhalb der Partei trugen wesentlich zur dauerhaften Sicherung der Wahlerfolge des Zentrums und damit zur Stabilität des dt. Parteiensystems über die Verwerfungen von 1918 hinweg bei.

  • Auszeichnungen

    A Roter Adlerorden IV. Kl. (1903);
    preuß. Kronenorden III. Kl. (1911), II. Kl. (1917);
    Orden v. Zähringer Löwen.

  • Werke

    W Die Tätigkeit d. Gemeinden auf soz. Gebiet, 1900, ⁴1910;
    Die Pflichten d. höheren Stände auf soz. u. caritativem Gebiet, 1903, ³1908;
    Verz. d. gedr. Reden: G. Schoelen, Bibliogr.-hist. Hdb. d. Volksver. f. d. kath. Dtld., 1982, S. 535–38;
    Nachlaß: Hist. Archiv d. Stadt Köln.

  • Literatur

    L Mitt. d. Zentralstelle d. rhein. Zentrumspartei 4, Nr. 2, Dez. 1914 (P);
    H. Cardauns, C. T. nach seinen Briefen u. Tagebüchern, 1922 (P);
    R. Morsey, in: Zeitgesch. Lb. 1, 1973, S. 81–93 (P);
    Ch. Kuhl, C. T., e. pol. Biogr., 2011 (P);
    H. Maier (Hg.), Who is who d. soz. Arb., 1998;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    RTAbg. Zentrum;
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus;
    BBKL XII (W, L);
    LThK1–3;
    Kölner Personenlex. (P);
    Biogr. Lex. KV;
    Biogr. Lex. Sozialpolitik;
    zu Jeanne: G. Breuer, Frauenbewegung im Katholizismus, Der Kath. Frauenbund 1903–1918, 1998; LThK³.

  • Porträts

    P Statue v. S. Hürten, 1991/92 (Köln, Rathausturm)

  • Autor/in

    Christoph Kuhl
  • Zitierweise

    Kuhl, Christoph, "Trimborn, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 420-421 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118802763.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA