Lebensdaten
1858 – 1940
Geburtsort
Kiel
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
klassischer Philologe ; Kirchenhistoriker ; Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118795686 | OGND | VIAF: 21421
Namensvarianten
  • Schwartz, Eduard
  • Schwartz, E.
  • Schwartz, Eduardo
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schwartz, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795686.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1821–90), aus Neuenkirchen (Holstein), Prof. d. Gynäkol. zuletzt in Göttingen, GHR, Geh. Med.rat (s. L), S d. Jacob Hermann ( 1867), Diakon in Neuenkirchen, Pastor in Giekau, Konsistorialrat, u. d. Henriette Justine Pauline Jess;
    M Sophie, T d. Gustav Adolph Michaelis (1798–1848), Prof. d. Gynäkol. in K. (s. ADB 21);
    Gr-Om Otto Jahn (1813–69), Prof. d. Klass. Philol. u. d. Archäol.;
    Ov Georg Heinrich Wilhelm (* 1819), Diakon in Wüster, Pastor in Garding, 1866 Propst in Eiderstedt (s. E. Alberti, Lex. d. Schleswig-Holstein-Lauenburg. u. Eutin. Schriftst. v. 1829 bis 1866, 1868);
    Om Adolf Michaelis (1835–1910), Prof. d. Archäol. (s. NDB 17); Tante mütterlicherseits Emma Michaelis (1829–83, verheiratet Johann Gustav Droysen, 1808–84, Historiker, Politiker, s. NDB IV);
    – ⚭ Emma Blumenbach;
    3 S Gerhard ( 1914), Hist., Ivo ( 1918), Gustav, RA.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Göttingen studierte S. ab 1875 zunächst dort Altertumswissenschaften bei Hermann Sauppe und Curt Wachsmuth, danach in Bonn bei Hermann Usener und Franz Bücheler, in Berlin bei Theodor Mommsen, in Greifswald bei Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff und schließlich wieder in Bonn, wo er 1880 mit der Arbeit „De Diouysio Scytobrachione“ promoviert wurde. Usener und Wilamowitz übten die stärkste Wirkung auf S. aus. 1881 erhielt er ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Danach ermöglichte der Vater ihm einige „Wanderjahre“. 1884 habilitierte er sich in Bonn und lehrte dort als Privatdozent bis zur Berufung zum o. Prof. der Klassischen Philologie in Rostock 1887. 1893 wechselte er nach Gießen, 1897 nach Straßburg, 1902 nach Göttingen, 1909 nach Freiburg (Br.), 1914 wieder nach Straßburg (1915/16 Rektor); 1918 mußte S. unter Verlust seines Besitzes Straßburg verlassen, vorgeworfen wurde ihm u. a. daß er eine „Denkschrift über die künftige Gestaltung der Reichslande“ verfaßt hatte. 1919 wurde er als Nachfolger von Otto Crusius nach München berufen.

    S. gehörte zu den herausragenden Vertretern der dt. Altertumswissenschaft nach Mommsen und neben dem etwas älteren Wilamowitz. Sein Schaffen und seine umfassende Kenntnis sowohl des klassischen Altertums|als auch der christlichen Antike wurden als beispielhaft für ganze Generationen angesehen. Seine der Mythographie geltende Dissertation (1880) folgte der zuerst von Carl Robert für die „Bibliotheke“ Apollodors (1873) vorgenommenen kritischen Wertung der einzelnen Quellen für die Rekonstruktion eines Mythos sowie für das Erkennen seiner Entwicklung. Erfolgreicher als mit seiner Dissertation war S. mit seiner Preisschrift „De scholiis Homericis ad historiam fabularum pertinentibus“ (Jbb. f. Class. Philol., Suppl. XII, 1881). S. genoß den Ruf, der vielleicht gründlichste Kenner der antiken Mythographie zu sein (Otto Gruppe). Als Handschriftenforscher erwies sich S. mit der Herausgabe der „Scholia in Euripidem“ (2 Bde., 1887–91). Weitere Ausgaben der frühen Jahre waren die des Tatianos (Oratio ad Graecos, 1888) und des Athenagoras (Libellus pro Christianis Oratio de resurrectione Cadaverum, 1891). 1894-1907 erschienen etwa 200 Artikel von S. zu griech. Historikern in der RE (u. a. die Alexanderhistoriker, die Mythographen, Dionysios von Halikarnassos, Appianus, Cassius Dio, Diogenes Laertios und Eusebios, Einzelveröff. auch in: Griech. Gesch.schreiber, hg. v. d.Kommission f. Spätantike Rel.gesch. b. d. Dt. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1957). Seine textkritischen Forschungen setzte S. mit der Ausgabe der „Historia ecclesiastica“ des Eusebios (3 Bde., 1903–09) fort, die zugleich der Höhepunkt seiner historiographischem Arbeiten war. In enger Verbindung zu Eusebios standen die Forschungen „Zur Geschichte des Athanasios“ (1904-11), wo das reichhaltige Urkundenmaterial zu durchforschen war. Das führte S. zu den Quellen der Kirchengeschichte mit der Herausgabe des Monumentalwerkes der griech. und lat. „Acta conciliorum oecumenicorum“ von 431-553 (4 Bde., 1914-40). Für seine kirchengeschichtlichen Forschungen lernte S. Armenisch, Arabisch (vor allem Syrisch) und Russisch. Auf theologisches Gebiet begab sich S. auch mit seinen Forschungen zum Neuen Testament, die er vor allem während seiner Jahre in Göttingen betrieb, wobei auch der Kontakt zu Julius Wellhausen manche Anregung gab (Über den Tod der Söhne Zebedaei, 1904; Zur Chronologie des Paulus, 1907). Zur klassischen griech. Literatur sind seine Forschungen zu Homer und Thukydides zu nennen, besonders seine Prachtausgaben von „Ilias“ (1923) und „Odyssee“ (1924) für die Bremer Presse sowie einige Beiträge zur homerischen Frage, wobei er sich als scharfsinniger und überzeugter Anhänger der Analytiker erweist (Zur Entstehung der Ilias, 1918; Die Odyssee, 1924). Ebenfalls Analytiker war S. in seinem Buch „Das Geschichtswerk des Thukydides“ (1919, ²1929) bezüglich des zuerst von Franz Ullrich (1846) vorgetragenen Problems der Unvollendetheit des Werkes. Hinzu kamen eine Reihe kleiner Editionen, beispielsweise die des Kyrillos von Skythopolis (1939). In seinen „Fünf Vorträgen über den griech. Roman“ (²1943) verfocht S. die These, der griech. Roman habe sich aus der romanhaften Historiographie entwickelt. In einer Vortragsreihe „Konstantin und die christliche Kirche“ (1913, ²1936) stellte S. die Entwicklung der frühchristl. Kirche und ihre Verbindung zu Ks. Konstantin dar. Ebenfalls aus Vorträgen (1. R., 1903, ⁵1919; ital. 1937, 2. R., 1909) gingen die „Charakterköpfe aus der Antike“ (⁴1956) hervor, eine Sammlung von Biographien bedeutender antiker Schriftsteller.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (o. 1902, ausw. 1909), d. Preuß. Ak. d. Wiss. (korr. 1907), d. Bayer. Ak. d. Wiss. (o. 1919, Präs. 1927–30, Sekr. d. phil.philol. Kl. 1934–40). d. Österr. Ak. d. Wiss. (korr. 1922. Ehrenmitgl. 1932), d. Heidelberger Ak. d. Wiss., d. Ak. d. Wiss., St. Petersburg, d. Wiss. Ges. Straßburg, d. dän., d. ungar, u. d. schwed. Ak.;
    Dr. iur. h. c.;
    D. theol. h. c.;
    Dr. med. h. c.;
    Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1924);
    bayer. Maximilians-Orden f. Wiss. (1925);
    Mitgl. d. Hauptausschusses d. Notgemeinschaft d. Dt. Wissenschaft (1921–29);
    GR;
    Adlerschild (1933).

  • Werke

    Weitere W Ges. Schrr., 5 Bde., 1938-63 (P in Bd. 1 vor S. VII. berichtigte u. erg. Bibliogr. v. A. Rehm, E. S.' wiss. Werk, in: Bd. 5, S. 329-44), Bd. 1, ²1963

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ. München, darin: autobiogr. Aufzeichnungen, 1932 (Ms.).

  • Literatur

    E. S., Wiss. Lebenslauf (1932), in: Ges. Schrr., Bd. 2. 1956, S. 1-24;
    M. Grabmann, in: HJb. 59, 1939, S. 567 f.;
    H. Lietzmann, in: Dt. Allg. Ztg. 17. Febr. 1940;
    ders., in: Die Antike 16, 1940, S. 77-80;
    W. Otto, in: HZ 162, 1940, S. 442-44;
    M. Pohlenz, in: Jb. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen 1939/40, 1940, S. 46-59;
    L. Radermacher, in: Alm. Ak. Wien, 90, 1940 (1941), S. 236-47 (P);
    A. Rehm, in: Byzantin. Zs. 40, 1940, S. 349 f.;
    ders., E. S.' wiss. Werk, in: SB d. Bayer. Akad. d. Wiss., Philol.-hist. Kl., 1942, H. 4 (W-Verz. S. 67-75);
    J. Stroux, in: FF 16, 1940, S. 266-68;
    O. Gruppe, Gesch. d. klass. Mythol. u. Rel.gesch., in: W. H. Roscher, Ausführl. Lex. d. griech. u. röm. Mythol., Suppl. 4, 1921, S. 205;
    E. S., in: Annali della Scuola Normale Superiore di Pisa, Ser. III., 9.3.1979, S. 999-1088 (mit Btrr. v. A. Momigliano, G. Arrighetti, E. Gabba u. F. Parente);
    L. Canfora, Intellettuali in Germania, 1979;
    Glanz u. Niedergang d. dt. Univ., 50 J. dt. Wiss.gesch. in Briefen an u. v. H. Lietzmann (1892–1942), hg. v. K. Aland, 1979;
    L. Wickert, Btrr. z. Gesch. d. Dt. Archäol. Inst. 1879 bis 1929, 1979, bes. S. 125, 138 u. 196;
    Ch. Kirsten, Die Altertumswissenschaften an d. Berliner Ak., 1985, S. 134 f.;
    The preserved Letters of Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff to E. S., hg. v. W. M. Calder III u. R. L. Fowler. SB d. Bayer. Ak. d. Wiss., Philol.-Hist. Kl., H. 1.1986;
    Wilamowitz in Greifswald, hg. v. W. M. Calder III (u. a.),|2000;
    E. Mensching, „…ein seltsames Gemisch v. Liebe u. Hass.“, E. Powell's Dtld.-Bild in e. Brief an E. S., in: Nugae z. Philol.-Gesch. X, 2000, S. 31-39;
    Göttinger Gel., S. 302 f. (P); – zu Hermann:
    D. Tetzlaff, Jacob Heinrich Hermann S., der Frauenarzt, Diss. Göttingen 1949;
    G. B. Gruber, Zur Gesch. d. Frauenarztes H. S. in Göttingen, in: Sudhoffs Archiv f. Gesch. d. Med. u. d. Naturwiss. 38, 1954, S. 214-19.

  • Porträts

    Bronzebüste v. B. Bleeker, 1931, Abb. in: Ges. Schrr. (s. W) u. in: Geist u. Gestalt III, Abb. 212.

  • Autor/in

    Wolfhart Unte
  • Zitierweise

    Unte, Wolfhart, "Schwartz, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 797-799 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795686.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA