Lebensdaten
1864 – 1935
Geburtsort
Brünn
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bühnenbildner ; Maler ; Graphiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118791036 | OGND | VIAF: 51790418
Namensvarianten
  • Roller, Alfred

Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Roller, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791036.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1833–93), aus Sternberg, Zeichenlehrer, Prof. an d. Dt. Oberrealschule in B., Graphiker, S d.|Johann (1783–1842), Amtsschreiber d. Herrschaft Karlsberg, Steuereinnehmer in Plumenau, u. d. Maria Neißer (1817–75);
    M Charlotte (1840–1904), T d. Josef Lauer (1788–1869), Sekr. d. Mähr.-schles. wechselseitigen Brandschadens-Vers.anstatt in B., u. d. Anne Bernart (1812–86);
    6 Geschw u. a. Paul (1875–1914), Architekt;
    1906 Mileva Stoisavljevic (1886–1949), Malerin;
    2 S Dietrich (* 1909), Dr. med., Ulrich (1911–41), Bühnenbildner (s. Kosch, Theater-Lex.).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am II. Dt. Obergymnasium in Brünn 1883 begann R. in Wien auf elterlichen Wunsch ein Jurastudium. 1884 wechselte er an die Akademie der Bildenden Künste, um bei Christian Griepenkerl und Eduard Peithner v. Lichtenfels Malerei zu studieren. Seit 1893 als freischaffender Künstler in Wien, zählte R. 1897 neben Gustav Klimt, Otto Wagner u. a. zu den Gründungsmitgliedern der Wiener Secession (Präs. 1900–02). Als Mitorganisator der berühmten Secessionsausstellungen entwarf er Raumausstattungen, Plakate und Kataloge und nahm mit eigenen Arbeiten an den Kunstschauen teil. Seit 1898 war er maßgeblich am Konzept und an der Gestaltung der Zeitschrift „Ver Sacrum“ beteiligt. 1899 wurde R. als Professor an die Kunstgewerbeschule des Österr. Museums für angewandte Kunst berufen (Dir. 1909–33).

    1902 lernte er Gustav Mahler (1860–1911) kennen, den damaligen Direktor der Wiener Hofoper. Dieser ernannte ihn 1903 zum Chef des Ausstattungswesens. Es folgten in sechsjähriger kongenialer Zusammenarbeit 21 Inszenierungen, von denen einige (Fidelio, 1904; Don Giovanni, 1906; Iphigenie in Aulis, 1907) als Meilensteine in der Geschichte des modernen Musiktheaters gelten. Zudem erhielt er Bühnenbildaufträge u. a. von Gerhart Hauptmann (1862–1946), Hugo v. Hofmannsthal (1874–1929), Max Reinhardt (1873–1943) und Richard Strauss (1864–1949), darunter mehrere Uraufführungen. Er arbeitete für Inszenierungen in München, Berlin, Dresden und New York. Nach Ende des 1. Weltkriegs wurde R. auch Ausstattungsleiter des Burgtheaters. 1920 gehörte er mit Hofmannsthal und Reinhardt zu den Gründervätern der Salzburger Festspiele. 1923-31 übernahm er die Klasse für Ausstattung, Kostüm und Maske am Wiener Reinhardt-Seminar.

    Zunächst von der impressionistisch geprägten Landschafts- und Porträtmalerei kommend, entwickelte sich R. bald zu einem Exponenten des Wiener Jugendstils. Kennzeichen seiner Plakatentwürfe für die Secessionsausstellungen und seiner Beiträge für „Ver Sacrum“ sind vereinfachende, flächige Stilisierung und ein hoher Grad an ornamentaler Abstraktion. Als Mitglied der „Stilkünstler“-Gruppe um Gustav Klimt verneinte er die traditionelle Hierarchie der Künste und propagierte „Kunst als Allgemeingut“. Das Bemühen um die Verbindung von Kunst und Handwerk prägte auch seine Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule und ließ ihn zu einem Pionier der Gebrauchskunst werden.

    Berühmtheit erlangte R. v. a. durch seine Bühnenbildentwürfe. Schon seine frühen Arbeiten für Mahlers Neuinszenierung von Wagners „Tristan und Isolde“ (1903) an der Wiener Hofoper bedeuteten eine Absage an den naturalistischen Bühnenraum. Die von der Kritik gelobte „große Einfachheit“ der Szene mit ihren impressionistischen Lichteffekten und harmonischen Farbstimmungen spiegelte nicht zuletzt den Wunsch Mahlers nach einer Ausstattung im Sinne der Bühnenreformer Adolphe Appia (1862–1928) und Edward Gordon Craig (1872–1966) wider. Für die Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ entwickelte R. ein stilisiertes Bühnenbild und überbrückte die Grenzen zwischen Zuschauerraum und Bühne durch viereckige, hohe Prismen. Die Modulbauweise der berühmten „Roller-Türme“, die als Häuser, Balkone oder Gassen dienten, machte die Bühne variabel und ließ schnelle Szenenwechsel zu. Bedeutung erlangte R. für das Sprechtheater durch seine antinaturalistischen Szenenentwürfe für Goethes „Faust“ I und II (1909/11) in der Inszenierung Max Reinhardts am Dt. Theater Berlin. Getreu seiner Devise, daß „jedes Kunstwerk das Gesetz der Inszenierung in sich trägt“, ließ er für Reinhardts Massentheater „Kg. Oedipus“ von Aischylos im Zirkus Schuhmann, Berlin (1910), eine antike Raumbühne entstehen.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Österr. Staatsoper (1935);
    R.-Gasse, Wien, 2. Bez. (seit 1938).

  • Werke

    u. a. Skizzen zu Kostümen u. Dekor v. R. Strauss' Die Frau ohne Schatten, 1919;
    Mahler u. d. Inszenierung, in: Musikbll. des Anbruch 2, Nr. 7/8, 1920, S. 272 ff.;
    Das Theater ist zweiern, in: Die Scene 18, 1928. H. 1;
    Theater, Bühne u. Ausstattung, in: Thespis, Das Theaterbuch, hg. v. R. Roessler, 1930;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Theaterslg. d. Österr. Nat.bibl., Wien; – Bühnenbilder u. a. zu: C. M. v. Weber, Euryanthe, 1903; R. Wagner, Lohengrin, 1904-06; ders., Das Rheingold, 1905; W. A. Mozart, Entführung aus d. Serail, 1906 (alle: Dirigent G. Mahler, Hofoper Wien); F. Schiller, Wilhelm Tell, Dt. Theater, New York, 1907; G. Hauptmann, Ks. Karls Geisel, 1908 (Regisseur O. Brahm, Lessingtheater Berlin); G. Puccini, Madame Butterfly, 1908 (Dirigent F. Petrino, Hofoper Wien); J. W. v. Goethe, Faust I, 1909 (Regisseur M. Reinhardt, Dt. Theater|Berlin); R. Strauss, Rosenkavalier, 1911 (Regisseur G. Toller, Dirigent R. Strauss, UA Semper-Oper Dresden); H. v. Hofmannsthal, Kg. Oedipus, 1911; ders., Jedermann, 1911 (beides: Regisseur M. Reinhardt, Zirkus Schuhmann, Berlin); G. Büchner, Woyzeck, 1912 (Kgl. Schauspielhaus München); R. Strauss, Salome, 1916 (Regisseur H. Gregor, Dirigent H. Reichenberger, Volksoper Wien); H. v. Hofmannsthal, Jedermann, 1920 (Regisseur M. Reinhardt, Festspiele Salzburg); A. Strindberg, Traumspiel, 1921 (Regisseur M. Reinhardt, Kgl. Schauspielhaus Stockholm).

  • Literatur

    M. Mell, A. R., 1922 (P);
    J. Gregor, A. R., 1940 (P);
    E. Buschbeck, A. R. u. d. Burgtheater, in. Jb. d. Ges. f. Wiener Theaterforsch. 1944, S. 63 ff.;
    L. Kitzwegerer, A. R. als Bühnenbildner, Diss. Wien 1959 (P);
    G. Pott, Die Spiegelung d. Secessionismus im österr. Theater, in: Wiener Forsch, z. Theater- u. Medienwiss., III, 1975, S. 43-61;
    E. Baker u. O. Pausch (Hg.), Das Archiv A. R., 1994 (P);
    C. Noll u. C. Prossinger, A. R., seine Freunde, sein Leben, sein Werk, 1995;
    M. Wagner, A. R. in seiner Zeit, 1996 (P);
    N. Eckert, Das Bühnenbild im 20. Jh., 1998, S. 44 ff., S. 212;
    C. Trilse u. a., Theaterlex., 1977;
    Brünner Köpfe, 1988;
    C. B. Sucher, Theaterlex., ²1999;
    ThB;
    Vollmer;
    NÖB;
    ÖBL (L);
    Hist. Lex. Wien;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Kosch, Theater-Lex.: – Ausst. u. a.: A. R., Gedächtnisausst., Landesmus. Troppau 1939;
    Traum u. Wirklichkeit, Wien 1870-1930, 93. Sonderausst. d. Hist. Mus. d. Stadt Wien, 1985, S. 165 ff.;
    A. R. u. seine Zeit, bearb. v. E. Greisenegger, Österr. Theaterrnus. Wien 1991;
    W. Tonner u. d. Künstlertradition d. Fam. R., Ausst. d. Adalbert-Stifter-Ver., München 1999.

  • Autor/in

    Ulrike Krone-Balcke
  • Zitierweise

    Krone-Balcke, Ulrike, "Roller, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 13-15 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791036.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA