Lebensdaten
1856 – 1918
Geburtsort
Neuhaus/Elbe
Sterbeort
Woltorf bei Peine
Beruf/Funktion
Kolonialpolitiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118790536 | OGND | VIAF: 19980848
Namensvarianten
  • Fels, C. (Pseudonym)
  • Peters, Carl
  • Fels, C. (Pseudonym)
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Peters, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118790536.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl;
    M Elisabeth Engel;
    B Hermann (s. 1);
    - 1909 Thea Herbers, aus Iserlohn (evtl. verwandt mit Wilhelm Herbers, Mitinh. v. Stephan Witte & Co., Iserlohn, Mitgründer v. Hobrecker, Witte & Herbers, Hamm); Verwandter Gustav Schimmelpfeng (* 1829), Dr. phil., Dir. d. Klosterschule in Ilfeld.

  • Biographie

    Bis 1876 besuchte P. das Gymnasium in Lüneburg und Ilfeld. Anschließend studierte er Geschichte, Philosophie und Geographie in Göttingen, Tübingen und Berlin. 1879 folgte die Promotion mit den „Untersuchungen zum Frieden von Venedig“, 1880 das Oberlehrerexamen. Während eines längeren Englandaufenthaltes 1880-83 entwarf P., ausgehend von der angelsächs. Kolonialliteratur, ein Konzept für eine Expansion Deutschlands. Nach seiner Rückkehr begann er, in Deutschland durch Vorträge und Publikationen für seine kolonialpolitischen Vorstellungen zu werben. 1884 habilitierte er sich bei Wilhelm Wundt an der Univ. Leipzig (Inwieweit ist Metaphysik als Wiss. möglich?), 1884 war er an der Gründung der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“ beteiligt, aus der 1885 die „Deutsch-Ostafrikan. Gesellschaft“ hervorging. In deren Auftrag schloß P. im November und Dezember 1884 von Sansibar aus zahlreiche Protektoratsverträge mit den politischen Führern einzelner afrikan. Territorien ab und erwarb dadurch ein Küstengebiet von ca. 12 000 Quadratkilometern, das später Teil Deutsch-Ostafrikas wurde. Im Februar 1885 erhielt er für diese Gebiete einen kaiserl. Schutzbrief, der die Errichtung einer Verwaltung, die Erhebung von Steuern und die Ausbeutung der Bodenschätze legitimierte. Im September 1886 erfolgte auf P.s Initiative die Einberufung des „Ersten allgemeinen deutschen Kongresses zur Förderung überseeischer Interessen“ und die Gründung des „Allgemeinen Deutschen Verbands zur Förderung überseeischer deutsch-nationaler Interessen“. 1887-89 war P. stellvertretender Präsident der „Deutschen Kolonialgesellschaft“, die u. a. für eine Stärkung der Flottenpolitik agitierte. Nach dem an den Konventionen des Helgoland-Sansibar-Vertrags gescheiterten Versuch, in Verhandlungen mit Emin Pascha die deutschen Territorialansprüche auch auf Uganda auszudehnen, gehörte P. 1891 zu dem Kreis der Gründer des „Alldeutschen Verbandes“ (Ehrenmitgl. seit 1891), der aus dem ebenfalls von P. mitinitiierten „Allgemeinen Deutschen Verband“ hervorging. Am 18.3.1891 wurde er erster interimistischer „Kaiserl. Reichskommissar von Deutsch Ostafrika“ im Kilimandscharo-Gebiet. Seine grausame Amtsführung und die willkürliche Anwendung der Todesstrafe wurde 1895 vom Reichstag scharf kritisiert und führte 1897 nach einem Disziplinarverfahren zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst; später (1905) wurde ihm dennoch der Titel „Kaiserl. Reichskommissar a. D.“ zuerkannt. P. ging wieder nach England, unternahm von dort aus Expeditionen nach Angola und Rhodesien (heute Simbabwe), gründete die „Dr. Carl Peters' Estates and Exploration Co.“ sowie die „Deutsch-Engl. Gesellschaft“, deren Hauptziel in der Ausbeutung der rhodes. Goldfelder lag, und schloß sich der konservativen „Primrose League“ an. Bis 1911 folgten Reisen nach Südafrika im Auftrag der „South East Africa Ltd.“. Bei Beginn des 1. Weltkriegs kehrte P. nach Deutschland zurück und war in seinen letzten Lebensjahren vor allem publizistisch tätig. Insbesondere im Dritten Reich wurde er als einer der großen Kolonialpioniere geehrt und in Texten, Dokumentär- und Spielfilmen mythisiert. Heute hingegen betrachtet man P. meist als rassistisch-sozialdarwinistischen Kolonialimperialisten.

  • Werke

    Unterss. z. Frieden v. Venedig, 1879;
    Willenswelt u. Weltwille, Studien u. Ideen zu e. Weltanschauung, 1883;
    England u. d. Engländer, 1904;
    Die dt. Emin-Pascha-Expedition (1889–1890), 1905;
    Die Gründung v. Dt.-Ostafrika, 1906;
    Zur Weltpol., 1912;
    Afrikan. Köpfe, 1915;
    Lebenserinnerungen, 1918;
    Ges. Schrr., hg. v. W. Frank, 3 Bde., 1943/44 (darin u. a.: Konsolidierung d. dt. Kolonialbewegung, 1885; W-Verz. P
    ).

  • Literatur

    Salut f. Dr. P., in: Koloniale Zs. 15, 1914, S. 242 f.;
    P. Leutwein, C. P. u. seine weltpol. Bedeutung, 1919;
    H. T. Schorn, K. P., 1920;
    H. Schnee, C. P., 1928;
    F. C. Roegels, Mit C. P. in Afrika, 1933;
    E. G. Jacob, Dt. Kolonialpol. in Dok., 1938;
    H. Böhme, C. P., d. Begründer v. Dt.-Ostafrika, 1942;
    A. Knuck, Gesch. d. Alldt. Verbands (1890–1933), 1954;
    K Büttner, Die Anfänge d. dt. Kolonialpol. in Ostafrika, 1959;
    H. Krätschell, K. P. 1856-1918, Ein Btr. z. Publizistik d. imperialist. Nationalismus in Dtld., 1959;
    H. M. Bair, C. P. and German Colonialism, 1968;
    R. Cornevin, Gesch. d. dt. Kolonisation, 1974 (P);
    M. Reuss, The Disgrace and Fall of C. P., Morality, Politics, and „Staatsräson“ in the Time of Wilhelm II., in: Central European Hist. 14, 1981;
    C. Essner, Dt. Afrikareisende im 19. Jh., 1981;
    J. A. Winfield, C. P. u. Cecil Rhodes, 1983;
    H. Gründer, Gesch. d. dt. Kolonien, 1985;
    C. Nentsch u. K. H. Solbach, Reise in d. Kaiserzeit, 1994;
    H. Drechsler, Südwestafrika unter dt. Kolonialherrschaft, 1996;
    M. Peters, Der Alldt. Verband am Vorabend d. Ersten Weltkrieges (1908–1914), 1996;
    J. Bückendorf, „Schwarz-weiß-rot über Ostafrika!“, Dt. Kolonialpläne u. afrikan. Realität, 1998;
    G. Netzeband, Das „Heldenleben“ e. Abenteurers, Feindbilder, Skizzen zur hitlerfaschist. Filmpol. u. -
    propaganda, in: Film u. Fernsehen 11, 1998;
    Pogg. IV-V;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Braunschweigisches Biographisches Lexikon. |

  • Nachlass

    Nachlaß: BA Potsdam; Stadt- u. Univ.bibl. Hamburg.

  • Autor/in

    Karin Bruns
  • Zitierweise

    Bruns, Karin, "Peters, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 239-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118790536.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA