Lebensdaten
1869 – 1943
Geburtsort
Husum (Dithmarschen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Politiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118788477 | OGND | VIAF: 59880268
Namensvarianten
  • Reventlow, Ernst Graf von
  • Reventlow, Ernst zu
  • Reventlow, E.
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Reventlow, Ernst Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788477.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus holstein. Adelsfam., seit 1767 dän. Grafenstand;
    V Ludwig (1824–93), erster preuß. Landrat, Amtmann zu H., S d. Ludwig (1780–1857), dän. Kammerherr, Oberstlt., u. d. Agnes Freiin v. Hammerstein-Loxten (1795–1824);
    M Emilie (1834–1905), T d. Ernst Reichsgf. zu Rantzau (1802–62), dän. Kammerherr, Landrat u. Amtmann d. Stormarn’schen Ämter Reinbeck, Trittau u. Tremsbüttel in Holstein, Intendant d. Güter Wandsbeck u. Wellingsbüttel, u. d. Agnes Gfh. zu Rantzau a. d. H. Rastorff (* 1803);
    Ur-Gvv Hans Detlev Frhr. v. Hammerstein-Loxten (1768–1826), Oldenburg. Reg.-präs., hann. Geh. Rat u. Oberst, BT-Gesandter zu Frankfurt (s. ADB X);
    Schw Franziska (s. 2);
    Berlin 1899 Blanche Comtesse d'Allemont de Broutillot (1873–1937);
    1 S Roger (1896–1945 ⚔).

  • Biographie

    R. trat 1888 in die ksl. Marine ein, wurde 1898 Oberleutnant zur See und nahm 1899 im Rang eines Kapitänleutnants seinen Abschied, um als Pflanzer nach Mittelamerika zu gehen. 1905 nach Deutschland zurückgekehrt, machte er sich als politischer Schriftsteller einen Namen. In dem aufsehenerregenden Buch „Ks. Wilhelm II. und die Byzantiner“ (1-121906) zeichnete R. das Bild eines politisch handlungsschwachen, den Volksschichten weithin entrückten Monarchen. 1907 schrieb er als fester Mitarbeiter des „Berliner Tageblatts“ über Themen der Außenpolitik und Marine. Bei den Reichstagswahlen 1907 und 1912 kandidierte R. für die Deutschsoziale Partei vergeblich für den Wahlkreis Flensburg-Apenrade. 1912 saß er im Vorstand und Förderungsausschuß des „Verbandes gegen die Ueberhebung des Judentums“. Er avancierte zum Politischen Vertreter der Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes in Berlin und war 1908-14 Hauptschriftleiter der „Alldeutschen Blätter“. R. trat politisch für Flottenhochrüstung und einen englandfeindlichen Kurs ein, den er u. a. in Beiträgen für den „Illustrierten Dt. Flotten-Kalender“ akzentuierte. In leitender Position schrieb er auch für Heinrich Ripplers „Tägliche Rundschau“ sowie für die agrarkonservative „Dt. Tageszeitung“. Ende 1914 gehörte R. dem mit dem Kriegspresseamt zusammenwirkenden „Presse-Ausschuß“ der Journalisten an. Am 22.2.1918 kritisierte er in der „Dt. Tageszeitung“ aufs schärfste die Belgienpolitik der Politischen Abteilung in Brüssel und hielt weiterhin an kolonialen Kriegszielen fest. So stellt sein 1918 bereits in 10. Auflage erschienenes Werk „Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914“ eine Abrechnung mit der amtlichen dt. Diplomatie und Politik seit dem Sturz Bismarcks dar.

    Seit 1920 gab R. die sich auch mit religiösen Fragen beschäftigende, bis 1944 bestehende Wochenschrift „Reichswart“ heraus. Im Dez. 1922 war er Mitbegründer der aus dem judenfeindlichen Flügel der DNVP hervorgegangenen Deutschvölkischen Freiheitspartei. Er|bekämpfte die Stresemannsche Außenpolitik und forderte 1926 anläßlich der „Genf-Debatte“ die „Zurückziehung des Antrages auf Aufnahme in den Völkerbund“. Seit Dez. 1924 gehörte der wegen Verstoßes gegen das Republikschutzgesetz Vorbestrafte dem Reichstag an, zunächst als Abgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung, seit Februar 1927 der NSDAP, an deren Ausbreitung in Norddeutschland er maßgeblichen Anteil hatte. Nach 1933 bekundete er gelegentlich sein Mißfallen über SA-Ausschreitungen und die Verfolgung der Kirche, machte sich jedoch noch im Sept. 1942 „durch kriegspropagandistische Abgeordneten-Tätigkeit besonders verdient“.

  • Werke

    Weitere W Die dt. Flotte, Ihre Entwickelung u. Organisation, 1901;
    Gefahr in Verzug!, Betrachtungen üb. d. Beschleunigung d. Flottenbaus, ihren Nutzen u. ihre Möglichkeit, 1907;
    Weltfrieden oder Weltkrieg! Wohin geht Dtld.s Weg? Pol.-mil. Betrachtungen vor d. Haager Friedenskonferenz, ²1907;
    Die Reichsfinanzreform, eine nat. Frage, 1908;
    Reinertrag d. Reichspol. seit 1890, 1909;
    Was würde Bismarck sagen? 1909;
    Wird England uns angreifen? in: Ill. Dt. Flottenkal. f. 1910, 10. Jg., 1909, S. 113-21;
    Der Vampir d. Festlandes, Eine Darst. d. engl. Pol. nach ihren Triebkräften, Mitteln u. Wirkungen, 111916;
    Dtld.s auswärtige Pol. 1888-1914, 101918;
    Pol. Vorgesch. d. gr. Krieges, 1919;
    Wo ist Gott?, Mit e. Nachwort an die Kritiker, 1934;
    Von Potsdam nach Doorn, 1940.

  • Literatur

    H. Boog, Gf. E. zu R. (1869-1943), Eine Studie z. Krise d. dt. Gesch. seit d. Ende d. 19. Jh., Diss. Heidelberg 1965;
    Rhdb.;
    D. Lohmeier, in: Biogr. Lex. Schleswig-Holstein 7, 1985, S. 221-24;
    M. Peters, in: U. Puschner, W. Schmitz u. J. H. Ulbricht (Hg.), Hdb. z. „Völk. Bewegung“ 1871-1918, 1996, S. 923 f.;
    H. Weiß (Hg.), Biogr. Lex. z. Dritten Reich, ²1998. |

  • Quellen

    Qu BA Berlin.

  • Autor/in

    Michael Peters
  • Zitierweise

    Peters, Michael, "Reventlow, Ernst Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 476-477 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788477.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA