Lebensdaten
1747 – 1825
Geburtsort
Lintorf (Ratingen)
Sterbeort
Nymphenburg bei München
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Porzellanmodelleur
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11878305X | OGND | VIAF: 40174372
Namensvarianten
  • Melchior, Johann Peter
  • Melchior, Johannes Peter
  • Melchior, Johann Pether
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Zitierweise

Melchior, Johann Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878305X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus kleinbäuerl. Fam.;
    1770 Maria Barbara Patz;
    4 S (1 früh †), 3 T, u. a. Georg Wilhelm (1780–1826), Lithograph, Porträt- u. Landschaftsmaler, Insp. in N., Heinrich Anton (1771–96), Maler, Zeichenlehrer d. Kgn. Luise v. Preußen;
    E Joseph Wilhelm (* 1810). Pferdemaler (alle s. ADB 21; ThB).

  • Biographie

    Über die Lehrzeit M.s gibt es kaum Nachrichten, er soll bei einem Bildhauer Boos in Aachen kurze Zeit gelernt haben. Seine Tätigkeit übte er insgesamt an drei verschiedenen Orten aus: 1765-79 war er Modelleur an der kurmainz. Porzellanmanufaktur in Höchst, 1770-79 zugleich Hofbildhauer in Mainz, 1779-93 Modellmeister an der Porzellanmanufaktur in Frankenthal und Hofbildhauer in Mannheim. Seit 1794 suchte er eine neue Beschäftigung und fand sie 1797 in Nymphenburg als Modellmeister an der Porzellanmanufaktur, zugleich war er dort auch kurfürstlicher bzw. königlicher Hofbildhauer. 1822 wurde er pensioniert.

    Im Werk M.s spiegelt sich die stilistische Entwicklung im letzten Drittel des 18. und in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh.. Die Anfänge wurzeln in den üppigen Formen des Rokoko mit den vielfältigen Bildthemen des ausklingenden Barock. So arbeitete M. nach|den Vorbildern der Zeit um 1750, z. B. nach Stichen Bouchers, und kopierte Werke Bustellis. Diese ersten Arbeiten zeigen zwar bereits seine unverkennbare Handschrift, übernehmen jedoch noch fremde Vorstellungen. Aber schon der knapp Zwanzigjährige wird künstlerisch selbständig, die Freundschaft mit dem jungen Goethe ist dabei sicher von Bedeutung. In der späteren Höchster Zeit entstehen zwar weitere Werke mythologischen und allegorischen Inhalts wie Schäferszenen und Chinoiserien, daneben aber nehmen Bildnisarbeiten und Kinderszenen nach der Natur einen immer bedeutenderen Raum ein. Von der Mitte der 70er Jahre an, noch vor seinem Wechsel von Höchst nach Frankenthal, ist in den Werken M.s ein empfindsamer Zug zu entdecken. M. wurde von dem Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph v. Breidbach-Bürresheim stark gefördert. Doch es gelang ihm nicht, unter dessen Nachfolger Friedrich Carl v. Erthal eine ähnlich bedeutende Stellung zu erwerben, weshalb er nach Frankenthal an den Hof von Carl Theodor ging. Hier ist eine weitere Reduzierung der Bildthemen zu beobachten: Es sind in diesen Jahren nur noch verhältnismäßig wenige große Gruppen entstanden, darunter eine allegorische zu Ehren des 50jährigen Regierungsjubiläums des Kurfürsten Carl Theodor im Jahre 1792, bei der die Bildnisse des Kurfürsten und seiner Gemahlin im Mittelpunkt stehen. In noch stärkerem Maße als in Frankenthal reduziert sich die Themenauswahl in Nymphenburg, wo er in den folgenden Jahren überwiegend Bildnisse geschaffen hat. M. wurde der bedeutendste Porträtist im München des frühen 19. Jh. Vor allem die Familie Max Josephs von Bayern, aber auch Persönlichkeiten des Hofes und Künstler hat er in Bildnissen charakterisiert. M.s Schüler war Landolin Ohnmacht, von dem auch ein Porträtmedaillon M.s von 1787 stammt.

  • Werke

    Weitere W Steinplastiken: Grabdenkmal f. Dompropst Karl Emmerich v. Breidbach-Bürresheim, 1770-75 (Mainz, Dom);
    Sandsteinrelief mit Porträt d. Kf. Emmerich Joseph u. Putten, um 1770 (Mainz, Landesmus.). – Porzellan aus Höchst: ca. 250-300 Porzellanmodelle, darunter: Chines. Kaiser, 1765/66;
    Kindermodelle, um 1770;
    Schlummer d. Schäferin, n. Boucher, um 1770;
    Bildnisbüste Kf. Emmerich Joseph, 1770;
    Kalvarienberg, drei Porzellanfassungen, um 1775;
    versch. Bildnisse. – Kurpfälz. Epoche: Badende Venus, gebrannter Ton, um 1780 (Speyer, Hist. Mus. d. Pfalz);
    etwa 75 Porzellanmodelle, darunter: Allegorie d. Vereinigung d. Pfalz mit Bayern, n. 1779;
    Apollo u. d. vier Elemente, um 1785;
    Kinderfiguren, 1780-90;
    Ruhende Venus, n. 1780;
    Chinesenfam., n. 1780;
    Die Schäferin im Turm, 1785;
    Allegorie auf d. 50j. Regierungsjubiläum v. Kf. Karl Theodor, 1792.

  • Literatur

    ADB 21;
    F. H. Hofmann, Frankenthaler Porzellan, 1911;
    ders., Gesch. d. bayer. Porzellan-Manufaktur Nymphenburg, 1921/23;
    ders., J. P. M., 1921;
    K. Röder u. M. Oppenheim, Das Höchster Porzellan auf d. Jahrtausend-Ausst. in Mainz 1925, 1930;
    Krone u. Vfg., Kg. Max I. Joseph u. d. neue Staat, Ausst.kat. München 1980;
    H. Reber, Frankfurter Bildnisse aus d. 2. Hälfte d. 18. Jh. v. J. P. M. u. L. Ohnmacht, in: Dt. Idealismus, Bd. 8, 1983, S. 373-96;
    ders., J. P. M. u. d. kurmainz. Plastik seiner Zeit, in: Keramos 119, 1988, S. 103-44;
    ders., Höchster Porzellan aus drei Jhh., 1988 (L): ThB.

  • Autor/in

    Horst Reber
  • Zitierweise

    Reber, Horst, "Melchior, Johann Peter" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 10-11 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878305X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Melchior: Johann Peter M., Bildhauer und Modelleur, geb. 1741 (1745?) zu Lindorf im Herzogthum Berg, kam nach einer harten Jugend und|unruhigem Wanderleben in Düsseldorf, Aachen und Köln an die Porzellanfabrik in Höchst und von da als Modellmeister nach Frankenthal, wo er auch zum kurmainzischen Hofbildhauer ernannt wurde. Hier fertigte er außer vielen Büsten und Figuren, darunter auch eine Ariadne, das große Grabdenkmal mit einem gewaltigen „Chronos“ für den kurmainzischen Domprobst von Breidenbach. Im J. 1796 wurde M. als Modellmeister und Director der Malerei nach Nymphenburg (bei München) berufen. Hier modellirte er, besonders im sogenannten Bisquit, viele Büsten des Königs und der Königin, der Prinzessinnen, desgleichen von Napoleon und Goethe, ferner unzählige Amorstatuetten. Außer verschiedenen malerischen Compositionen (z. B. „Kaiser Otto I. einen Dichter krönend“, gestochen von J. R. Schellenberg) handhabte er auch die Feder und schrieb eine Abhandlung „Versuch über das Sichtbare und Erhabene in der bildenden Kunst“ (Mannheim 1781) und lieferte Aufsätze in Meusel's „Museum“ sowie in die „Rheinische Thalia“. M. starb 1825 zu Nymphenburg. Zu seinen Schülern gehörte der treffliche Bildhauer Landolin Ohmacht, der Obermaler Anton Auer und sein Sohn Heinrich Anton M. Dieser, geb. um 1765, widmete sich neben der Plastik insbesondere der Malerei, machte viele Compositionen, z. B. „Friedrich der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz, gibt seinen gefangenen Gästen ein Mahl ohne Brod“ (gestochen von Karl Ernst Christoph Heß) und bildete sich dann auf weiteren Reisen. In Berlin, wo er jedoch schon 1796 in der Blüthe der Jahre starb, malte er ein berühmt gewordenes allegorisches Bild auf den Frieden zwischen Frankreich und Preußen, wofür M. den Preis der Akademie gewann. Sein Porträt des Königs Friedrich Wilhelm II. war so ähnlich und gelungen, daß er dasselbe 27 mal copiren mußte.

    Vgl. Nagler, Künstlerlexikon 1840, IX, 54 ff. Müller-Klunzinger 1864, III, 65. Maillinger, Bilderchronik, 1876, 1. Bd. (Nr. 1549 u. 2665).

    Georg Wilhelm M., Landschaftsmaler, geb. 1780 zu Frankenthal, der zweite Sohn des vorgenannten Johann Peter M., kam um 1805 nach Nymphenburg und starb daselbst 1826. Er malte und lithographirte Bildnisse (darunter ein Porträt des Königs Maximilian Joseph I.), dann schöne Landschaften von freundlicher Färbung mit Thierstaffage; seine Stiere, Kühe und Schafe sind kräftig gezeichnet und wahr in Stellung und Bewegung. Unter seinen Lithographien sind acht Pferdestudien nach Albrecht Adam und ein Wasserfall nach Dorner. — Sein erster Sohn Joseph Wilhelm M., geb. am 10. Januar 1810 zu Nymphenburg, machte sich nach Vollendung seiner Studien an der Münchener Akademie in vortheilhafter Weise als Pferde- und sogenannter Bataillenmaler bekannt. Sehr gelungen sind in seinen Bildern besonders die Pferderacen. Am liebsten bewegte er sich in Darstellungen von Reitergefechten zwischen polnischen Lanciers und russischen Kosaken, auch componirte er einen ganzen Cyclus mit Scenen vom Rückzug der französischen Armee aus Rußland. Auch friedlichere Landschaften mit Viehweiden und Kühen gelangen ihm; die Ausführung zeigte immer von größtem Fleiß und gediegener Zeichnung. Leider suche ich in meinen eignen Notizen und in allen mir zugänglichen Quellen vergeblich nach dem Todesdatum des Meisters.

    Vgl. Nagler 1840, IX, 57. Vincenz Müller, Handbuch 1845, S. 161. Nagler, Monogramm. 1861, III, 1101 (Nr. 2860). Maillinger 1876, II, 250.

    Wilhelm M., Thiermaler, wurde 1817 zu Nymphenburg als der Sohn des Georg Wilhelm M. (ein jüngerer Bruder des vorigen Joseph Wilhelm) geboren, studirte an der Akademie und widmete sich dann mit großem Geschicke der Thiermalerei, starb aber schon am 9. September 1860 zu München. Er malte mit Vorliebe Menageriethiere, dann Fische, Vögel, Wild (herrliche|Federwildstücke), Hausthiere, schilderte mit Vorliebe Scenen nach der Jagd (wir erinnern an die beiden ausgezeichneten Bilder in der Neuen Pinakothek: „Zwei Hunde bewachen einen Fuchs und todtes Federwild"), auch heiteres Genre, z. B. eine Katze, die sich zu einer Schüssel geschlichen hat, worin sich Fische und Krebse befinden, wird von einem der Letzteren mit der Scheere in den Kopf gezwickt. Eine „Vorrathskammer mit Wild und Früchten“ und ein großes „Still-Leben“ im Stile von Weenix malte M. im J. 1848 (vgl. Stuttgarter Kunstblatt 1848 S. 234). Ein „Gebirgs-Geier bei einem erlegten Gemsbock“ ist nach dem im König-Ludwig-Album befindlichen Original von J. Wölffle lithographirt.

    • Literatur

      Vgl. Vincenz Müller, Handbuch 1845. S. 161. Kunstvereins-Bericht f. 1860, S. 49. Seubert 1878. II, 552.

  • Autor/in

    , Hyac. Holland.
  • Zitierweise

    Holland, Hyacinth, "Melchior, Johann Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 289-291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11878305X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA