Lebensdaten
1855 – 1927
Geburtsort
Krefeld
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118779281 | OGND | VIAF: 72190167
Namensvarianten
  • Lehmann, Rudolf
  • Lehmann, Rudolph

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lehmann, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118779281.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V David Heinrich (* 1828), Sprachlehrer;
    M Elisabeth Wolff.

  • Biographie

    Nach dem Studium der klassischen Philologie und der Philosophie war L. 1881-1906 Oberlehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin. Nachdem er durch Publikationen zur Philosophie wie auch zu didaktischen Fragen des Deutschunterrichts auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde er auf Vorschlag Wilhelm Diltheys mit Unterstützung Friedrich Paulsens 1900 in Berlin für „Pädagogik und die angrenzenden Gebiete der Philosophie“ habilitiert. Er blieb neben seiner Oberlehrertätigkeit bis 1906 Privatdozent. In Berlin entstand die Freundschaft mit seinem ehemaligen Schüler Max Frischeisen-Köhler sowie die enge persönliche Beziehung zu Paulsen, dessen „Geschichte des gelehrten Unterrichts“ (2 Bde., 1885) er als Herausgeber der 3. Ausgabe (1921) mit einem Anhang über die Zeit 1892-1914 versah. Der Umgang mit Dilthey festigte seine wissenschaftstheoretische Position als Geisteswissenschaftler und bestärkte ihn in seiner Distanz zur Metaphysik und zur normativen Pädagogik. 1906 erhielt er den Lehrstuhl für Philosophie und deutsche Literatur an der Akademie in Posen, was ihm zwar die ersehnte freie Lehrtätigkeit, aber wegen der unbestimmten Zielsetzung der Akademie, deren Besuch zu keinerlei Berechtigungen führte, eine nur begrenzte Wirksamkeit bot.

    Die Fortbildungskurse für Volksschullehrer rückten aber nun die Pädagogik ganz in den Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Interesses. Damit betrat L. ein Feld, dem in jener Zeit erst die wissenschaftliche Anerkennung erstritten werden mußte. Er nahm daran regen Anteil, besonders seit er 1919 Honorarprofessor an der Breslauer Universität geworden war. Hatte er sich schon früh um die didaktische und methodische Fundierung des Gymnasialunterrichts bemüht (Erziehung und Erzieher, 1901, ²1912 u. d. T. Erzieher|und Unterricht), entwickelte er nun eine systematische Pädagogik (Das doppelte Ziel der Erziehung, 1925), die sich auf seine historischen Studien zumal der Pädagogik der deutschen Klassik gründete. Von der Tendenz geleitet, „der Pädagogik die Grundlagen und den Charakter der Geisteswissenschaft zu sichern“, entfaltete er die Pädagogik als Tatsachen- und Wertwissenschaft, gestützt auf die Psychologie und die Ethik. Sie hat für ihn die zweifache Aufgabe der Gewöhnung und der Bildung, der Bändigung des Trieblebens und der Befriedigung der geistigen Bedürfnisse durch die Erschließung der geistigen Werte. Die Beziehung zwischen praktischer und theoretischer Pädagogik ist die zwischen einer Kunstlehre als Technik der Erziehung und einer Philosophie der Erziehung als Wissenschaft.

    L., der selbst keine umwälzenden Theorien entwickelte, erkannte jedoch die Aufgaben, die der Pädagogik im Umbruch der Zeit gestellt waren. So engagierte er sich für eine wissenschaftliche Pädagogik, die ihren festen Platz an den Universitäten haben müsse, für eine akademische Ausbildung der Volksschullehrer, für die Einheitsschule, für die Förderung des Frauenbildungswesens und für einen auf dem persönlichen Umgang beruhenden, individualisierenden Unterrichtsstil.

  • Werke

    Weitere W u. a. Kants Lehre vom Ding an sich, Ein Btr. z. Kantphilol., Diss. Berlin 1878;
    Der dt. Unterricht, 1890, ³1909;
    Schopenhauer, 1894;
    Übersicht üb. d. Entwicklung d. dt. Sprache u. d. alten dt. Lit., 1894, 101921;
    Lehrbuch d. phil. Propädeutik, 1905, ⁵1922;
    Wege u. Ziele d. phil. Propädeutik, 1905;
    Dt. Poetik, 1908, ²1919;
    Die dt. Klassiker: Herder, Schiller, Goethe, 1921;
    Die päd. Bewegung d. Gegenwart, 2 Bde., 1922/23. -
    Autobiogr. in: Die Päd. d. Gegenwart in Selbstdarstellungen I, hrsg. v. E. Hahn, 1926 (P). - Hrsg.: Die großen Erzieher, 10 Bde., 1907-21. - W-Verz.:
    P. v. Fragstein, in: Die Akademie, hrsg. v. R. Hoffmann, 3. H., 1925, S. 246-50.

  • Literatur

    E. Saupe, Dt. Pädagogen d. Neuzeit, 1925;
    H. Rolle, in: Vj.schr. f. wiss. Päd. 1926, 1927, S. 312-19;
    K. Kesseler, in: Die Volksschule 23, 1927, H. 3, S. 81-86;
    ders., Päd. Charakterköpfe, ⁵1929;
    Beyer-Johannisburg (Ostpr.), R. L. u. s. päd. System, in: Die Volksschule 23, 1927, H. 3, S. 77-81;
    Lex. d. Päd. III, 1954.

  • Autor/in

    Günther Böhme
  • Zitierweise

    Böhme, Günther, "Lehmann, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 92-93 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118779281.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA