Lebensdaten
1503 – 1553
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Glasmaler ; Kunsthandwerker ; Zeichner ; Kartograph ; Steinschneider ; Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118774530 | OGND | VIAF: 37078815
Namensvarianten
  • Hirsvogel, Augustin
  • Hirschvogel, Augustin
  • Hirsvogel, Augustin
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Zitierweise

Hirschvogel, Augustin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774530.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Veit d. Ä. (1461–1525), Glasmaler, 1495-1525 Stadtglaser in N., führte in s. Werkstatt nach Scheibenrissen aus d. Umkreis Dürers u. v. Hans Süß v. Kulmbach Glasfenster in d. Nürnberger Kirchen St. Lorenz, St. Sebald, in d. St. Rochuskapelle, d. Pfarrhaus St. Sebald, in d. Allerheiligenkapelle d. Landauerschen Zwölfbrüderhauses u. an anderen Orten aus, S d. Glasmalers Heinz (Heinrich, vor 1485) in N.;
    M Barbara N. N. ( vor od. 1528 Goldschmied Mercurius Herdegen, gen. 1528-77);
    Ov Hanns (15./16. Jh.), Glaser u. Glasmaler in N.;
    B Veit d. J. (1485–1553), Glasmaler, übernahm d. Werkstatt s. Vaters, 1525-53 Stadtglaser in N., führte m. s. B Hanns in d. väterl. Werkstatt das Maximilian I.-Fenster in St. Sebald aus, seiner Werkstatt werden 9 größere Glasscheiben m. antiken Gottheiten u. Darst. d. Herkulestaten, wohl nach oberital. graph. Vorlagen, im Tucherschen Landhaus in N. (um 1545) zugeschrieben, e. Zeichnung, Aschaffenburg m. d. alten Schloß (ca. 1530–40), von ihm in Bamberg (Staatl. Bibl.), Hanns ( 1516), Glaser u. Glasmaler in N.;
    - Eva N. N., wohl aus Laibach;
    K, u. a. Veit (1543–74), Goldschmied in W.;
    N Sebald (1517–89), Glasmaler, e. Scheibe v. ihm (1578?) in Bamberg, Altenburg.

  • Biographie

    H. erhielt seine erste Ausbildung in der väterlichen Werkstatt. Einige Handzeichnungen (um 1530) im Stil der Donauschule, darunter Illustrationen zur „Hystoria … ritter Peter von Provenz und … Magelona“ ( ehemals Berlin, Preußische Staatsbibliothek, Kriegsverlust) und die sogenannte Windsor-Kreuzigung (Windsor Castle Library), mit deren „Meister“ H. identisch ist, lassen vermuten, daß er auf der Wanderschaft oder nach 1528 in die österreichischen Donauländer gekommen ist. In Nürnberg eröffnete er nach dem Tode des Vaters zunächst eine eigene Werkstatt für Glaswaren nach venezianischen Vorbildern; 1531 trat er in die Werkstatt der Hafnermeister Hanns Nikkel und Osswald Reinhart ein, die bis 1535 Keramik (Krüge, Häfen, besonders Fayencen) herstellten. Daneben arbeitete er als Wappensteinschneider und fertigte Matrizen für emaillierten Silberguß und ähnliches (Münzstempel in Wien, geschmelzte Wappengläser, 1548, archivalisch belegt). – 1536 ging H. nach Laibach/Krain, blieb aber Nürnberger Bürger. Vermutlich arbeitete er hier zunächst als Majolika-(Fayence-) Maler in der Werkstatt des Peter Reicher (Arbeiten sind nicht erhalten), wandte sich dann aber der Kartographie zu. Hier machte er sich bald einen Namen und wurde von Christoph Khevenhüller gefördert, der ihm Aufträge erteilte und Arbeiten für König Ferdinand I. vermittelte. Für diesen schuf H. 1542 eine Karte des Landes ob der Enns (Holzstock von Hans Weygel in Nürnberg), 1544 die von Kärnten und Krain. In Wien führte er 1543 (verlorengegangene) Glasgemälde für Khevenhüller aus. Seit 1542 arbeitete H. auch als Radierer von Landschaften und kunsthandwerklichen Entwürfen (insgesamt circa 300 Blatt). Er schuf 1544-46 für S. Freiherr von Herbersteins „Rerum Moscoviticarum Commentarii“ (1549) die Illustrationen und Karten (im Dedikationsexemplar für Ferdinand ausgemalt). 1544 ließ sich H. in Wien nieder, blieb jedoch auch hier Nürnberger Bürger, wurde 1546 Kartograph der Stadt Wien und begann die Vermessung der Stadt und ihrer Umgebung. Er konstruierte hierfür eigene Instrumente (Aufnahmequadranten, Scheibeninstrumente etc., Wien, Historisches Museum), mit deren Hilfe er als erster das Stadtgebiet nach einer wissenschaftlichen Vermessungsmethode, einer Verbindung von Streckenmessung und Winkelvisierung, aufnahm (Beschreibung im Archiv der Stadt). Sein erster (verlorengegangener) Rundplan von 1547 mit eigenen Bauvorschlägen bildete die Grundlage für die Neubefestigung Wiens. Ebenfalls 1547 radierte er eine Nord- und eine Südansicht Wiens und begann mit der Arbeit an einem weiteren Rundplan (auf 6 Platten radiert, 1552 vollendet). 1549 entstand die Zeichnung eines Rundplans von Wien auf einer Holzplatte nach dem Stadtplan 1547 sowie das Manuskript über den Gebrauch der Aufnahmsquadranten (Wien, Historisches Museum). Manuskripte einer nicht mehr im Druck erschienenen „Meßkunst“ (1552) mit Holzschnitten von anderer Hand nach Vorlagen H.s und eigenen Radierungen befinden sich im Historischen Museum der Stadt Wien und in der Nationalbibliothek. Zuletzt ist eine Karte von Ungarn zu nennen, gedruckt 1565 bei Hans Weygel in Nürnberg (Breslau, Stadtbibliothek). Neben diesen städtischen Aufträgen, für die er den Ehrentitel „Mathematicus“ erhielt, arbeitete H. 1547-49 für den in Österreich gefangengehaltenen ungarisch calvinischen Staatsmann Peter Perényi von Ferd an dessen geplanter Bilderbibel mit, die unvollendet blieb. H. gab davon 1550 die von ihm übersetzte und im Original (Wien, Albertina) mit 112 Radierungen versehene „Concordantz vnnd vergleychung des alten und neuen Testaments“ heraus (verschiedene Drucke mit 104 Radierungen, andere ohne Illustrationen).

    H. gehört zu den vielseitigsten Künstlern des 16. Jahrhunderts; durch handwerkliche Ausbildung war er gleichermaßen auf technischen wie malerisch-zeichnerischen und dekorativen Gebieten erfolgreich tätig. In seinen Entwürfen und Zeichnungen nimmt er zwar vielfache künstlerische Anregungen auf, zeigt jedoch Originalität und Erfindungsgeist. Schulbildend hat er wohl hauptsächlich wegen seiner wechselnden Arbeitsgebiete nicht gewirkt.

  • Literatur

    (auch f. Fam.) ADB XII;
    Ch. G. v. Murr, Description du cabinet de Paul de Praun, 1797, S. 54, 64, 221;
    W. Stengel, Stud. z. Gesch. d. dt. Renaissance-Fayencen, in: Mitt. d. German. Nat.mus., 1911, S. 83-91;
    ders., Neue Btrr. z. Lösung d. H.-frage, in: Kunst u. Kunsthandwerk 16, 1913;
    ders., Öfen, Krüge u. Bilder auf antiquität. Art, H.-Stud., in: Jb. f. Kunstwiss. 1924/25, 1925;
    K. Schwarz, A. H., 1917 (mit Oeuvre-Kat. d. Graphik, L, P);
    M. Eisler, Hist. Atlas d. Wiener Stadtbildes, 1919, S. 10 ff. (P, Abb. d. Rundplans d. Stadt Wien v. 1547 [Tafel III], Nord- u. Südansicht v. Wien);
    L. Bagrow, A. Ortelii Cat. cartographorum, in: Petermanns Mitt., Erg.-H. 199, 1928;
    G. Habich, Die dt. Schaumünzen d. XVI. Jh., I. T., 1. Bd., 2. Hälfte, 1931, Nr. 1227, S. 171, Tafel CXL, 11;
    E. Buchner, Albrecht Altdorfer u. s. Kreis, Kat., 1938, Nr. 681-82 a (Meister d. Windsor-Kreuzigung);
    E. Baumeister, Zeichnungen A. H.s aus s. Frühzeit, in: Münchener Jb. d. bildenden Kunst NF 13, 1939 (L);
    W. Boeck, Zwölf Landschaftsradierungen A. H.s, 1947;
    Ausstellungskat. Aufgang d. Neuzeit 1530-1650, Nürnberg, Germ. Nat.mus., 1952, J 208-15, S. 64;
    A. May, Kat. d. Gedenkschau A. H. (1503-53), Hist. Mus. d. Stadt Wien, 1953;
    D. Brinkmann, A. H. u. Paracelsus, in: Paracelsus-Schrr.- reihe d. Stadt Villach, H. 6, 1957;
    G. Frenzel, Veit Hirsvogel, e. Nürnberger Glasmalerwerkstatt d. Dürerzeit, in: Zs. f. Kunstgesch. 23, 1960;
    ders., Entwurf u. Ausführung in d. Nürnberger Glasmalerei d. Dürerzeit, in: Zs. f. Kunstwiss. 15, 1961;
    ders., Die Farbverglasung aus St. Lorenz in Nürnberg, 1968, S. 84, 87, 98, 108;
    L. Grote, Die Tucher, Bildnis e. Patrizierfam., 1961, S. 27, Abb. 75-78 (9 Scheiben, Veit H. d. J. zugeschr.);
    F. Schnelbögl, Gesch. d. älteren Nürnberger Kartographie, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 51, 1962;
    K. Oettinger u. K. A. Knappe, Hans Baldung Grien u. Albrecht Dürer in Nürnberg, 1963;
    ThB (L);
    K. Sitzmann, Künstler u. Kunsthandwerker in Ostfranken, 1957;
    Pogg. I.

  • Porträts

    Bronzemedaille v. M. Gebel, 1543;
    Selbst-P, Radierungen, 1548, 1549, Abb. b. Schwarz, s. L.

  • Autor/in

    Kurt Pilz
  • Zitierweise

    Pilz, Kurt, "Hirschvogel, Augustin" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 231-232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118774530.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA