Lebensdaten
1845 – 1918
Geburtsort
Wassertrüdingen (Mittelfranken)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Kirchenhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118773410 | OGND | VIAF: 52485438
Namensvarianten
  • Hauck, Albert Heinrich Friedrich Stepahn Ernst Louis
  • Hauck, Albert
  • Hauck, Albert Heinrich Friedrich Stepahn Ernst Louis
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Zitierweise

Hauck, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773410.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert (1810–54), Rechtsanwalt u. Notar, S d. Heinrich, Appellationsgerichts-Registrator in Ansbach u. Eichstätt, u. d. Charlotte Vetter;
    M Sophie, T d. Frdr. Greiner, Advokat in Ansbach;
    Vt Guido (s. 2);
    1876 Amalie, T d. Karl Helferich ( 1865), Dir. d. Landwirtsch. Akademie Weihenstephan;
    5 S, u. a. Friedrich (1882–1954), Studien- u. Univ.-Prof. (Theol.) in Erlangen;
    E Karl (* 1916), Prof. d. Gesch.

  • Biographie

    H. studierte Theologie seit Herbst 1864 in Erlangen, seit Sommer 1866 2 Semester in Berlin, wo er an dem preußischen Vorgehen lebhafte Kritik übte. Hatte das unabhängige Urteil des Studenten in Erlangen den Theologen Johann von Hoffmann am höchsten gestellt, so wurde ihm in Berlin neben dem Archäologen Piper Leopold Ranke zu dem zeitlebens verehrten Idealbild des Historikers. Nach dem im Sommer 1868 in Ansbach abgelegten 1. Examen wurde H. Kandidat im Münchener Prediger-Seminar, 1870 Vikar in München, 1871 in Feldkirchen und erhielt 1875 die Pfarrei in Frankenheim bei Schillingsfürst, deren Patron der katholische Fürst Hohenlohe war. In dem kleinen, konfessionell gespaltenen Ort erwarb der vom Luthertum der Erlanger Schule Geprägte in der Nachbarschaft eines toleranten katholischen Geistlichen eine dem künftigen Kirchenhistoriker nützliche Kenntnis katholischer Frömmigkeit und fand die Muße zu seinem Buch „Tertullians Leben und Schriften“ (1877). Seit 1878 außerordentlicher Professor der Kirchengeschichte und Christlichen Archäologie in Erlangen, veröffentlichte er 1880 die archäologische Arbeit über „Die Entstehung des Christustypus in der abendländischen Kunst“. Die Abhandlung „Die Bischofswahlen unter den Merowingern“ (1883) war die erste sichtbare Vorarbeit für das Werk, das H. berühmt machen sollte: die „Kirchengeschichte Deutschlands“. Seit 1882 Ordinarius mit weit gespannter Vortragstätigkeit, nahm sich H. der von J. J. Herzog begründeten „Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche“ (PRE) an, wobei er seit dem Tode des Mitherausgebers G. L. Plitt mit Band 8 (1881) als Mitherausgeber, seit dem Tode von Herzog mit Band 11 (1883) bis 1888 (Schluß-Band 18) als Fortführer der zweiten Auflage zeichnete. Der 1. Band der Kirchengeschichte trug ihm 1889 den Ruf nach Leipzig ein. Selbsterworbene Meisterschaft der Quellenbenutzung und Quellenkritik sowie die Verflechtung der mittelalterlichen Kirchengeschichte mit der Reichsgeschichte ließen den Theologen H. so sehr als Historiker geschätzt werden, daß ihm, der seit 1896 ehrenhalber Doktor der Philosophie, seit 1902 Mitglied der Münchener Historischen Kommission war, im selben Jahre der durch Scheffer-Boichorsts Tod freigewordene Berliner Lehrstuhl der Geschichte angeboten wurde – ohne Erfolg, da H. in der theologischen Fakultät zu bleiben wünschte. Von H.s kleineren Arbeiten sei als die vielleicht bleibendste herausgehoben der von der modernen kirchenrechtsgeschichtlichen Forschung (B. Tierney) aufgenommene Aufsatz über „Rezeption und Umbildung der allgemeinen Synode im Mittelalter“ (in: HV 10, 1907). Im übrigen widmete H., der sich von dem das Leipzig des frühen 20. Jahrhunderts aufregenden Historikerstreit um Lamprecht wie von diesem selbst fernhielt, sein geregeltes, sich sparsame Erholung gönnendes Tagewerk der Encyklopädie und seiner Kirchengeschichte. Beide Werke spiegeln ebenso seine persönliche Eigenart wie die wissenschaftlich unvergleichliche Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkriege. Schon hatte die Theologie, eben mit der seit 1853 erscheinenden Herzogschen Realencyklopädie, wie die Philologie mit Pauly's Realencyklopädie den Weg kollektiver Darbietung des Forschungsstandes betreten; noch aber war es einem Einzelnen möglich, der Vielheit die Einheit zu wahren: Mit unermüdbarem Fleiß, mit dem ihm eigenen, auch in der Universitätsverwaltung (Rektorat 1898/99) und im Ausbau der Leipziger Christlich-archäologischen Sammlung bewährten praktischen Sinn wurde H. der einzige Herausgeber der seit 1896 erscheinenden 3. Auflage der Encyklopädie, von der die beiden Ergänzungsbände (22, 23) in besonderem Maße sein Werk sind. Persönlich fest in seinem „Erlanger Luthertum“ stehend, faßte H. den Zweck der „der protestantischen Christenheit“ dienenden Encyklopädie als „nach wie vor nicht exklusiv“. Als eine gegen die frühere Auflage zu schließende Lücke bezeichnete er die genügende Darstellung der Gegenreformation, „die für das Verständnis der Lage des Protestantismus kaum von geringerer Wichtigkeit ist (als die Reformation)“. Nur stupende Gelehrsamkeit konnte auf der Grundlage des Herzogschen Schemas das Stichwörter-Verzeichnis neu aufstellen, nur allezeit parate Kenntnisse den Herausgeber befähigen, Artikel, mit denen er im Stich gelassen wurde, selbst zu schreiben; von seinen eigenen insgesamt 403 Artikeln seien die archäologischen sowie „Kirchenbau“ oder „Monogramm Christi“ genannt. Die Größen des Faches stellten sich ihm zur Verfügung, für das Kirchenrecht Hinschius, Friedberg und Schulte, für H.s eigenstes Fach, die Kirchengeschichte C. Mirbt; dies wurde bewirkt durch das hohe Ansehen des Verfassers der Kirchengeschichte Deutschlands. Diese ist als klassisches Werk in die Kirchenhistorie wie in die allgemeine Geschichtswissenschaft eingegangen – auch sie ein Kind einer Zeit, die genug Quellen und Forschungen bereitgestellt hatte, um das in der Nachfolge Rettbergs begonnene Werk möglich zu machen, aber die Methode noch nicht so weit verfeinert hatte, daß der Verfasser abgeschreckt worden wäre. Das bis zur 4. Auflage gediehene Werk fesselt durch dichte, nie gedrängte, plastische, vorwärtsdrängende Schreibweise; Erzählung und Urteil werden nicht durch Forschung unterbrochen, diese vielmehr in die oft hoch auf der Seite aufsteigenden Anmerkungen verwiesen. Eine besonderen Nutzen stiftende Forscherleistung sind die Bischofslisten und Klosterverzeichnisse – eine „Germania Sacra“ im Kleinen. Die Verehrung Rankes prägt den Stil mit, oft in einem sentenzenhaften Stauen der Erzählung. Neben den oft gerühmten, nicht gleichmäßig gelungenen Personenschilderungen sind als gelehrte und darstellende höchste Leistungen hervorzuheben die Abschnitte über das religiöse Leben selbst, das Wirken der Kirche und die Frömmigkeit in Klerus und Volk: Gegenstände, welche nicht aus verhältnismäßig geschlossenen Quellengruppen zu bearbeiten sind, sondern aus versteckten Andeutungen aufgebaut werden müssen, somit religiöse Erfahrung des Autors und die ausgebreitete Lektüre fordern, die „zwecklos“ erwachsene Bildung, die den großen Gelehrten ausmacht. H. hat sein Hauptwerk, dem er den Augsburger Religionsfrieden als Ziel gesteckt hatte, unvollendet lassen müssen. Sein Kollege und Biograph Böhmer konnte aufgrund von H.s Vorarbeiten den 5. Band bis zu den Böhmenverhandlungen auf dem Basler Konzil (1437) führen. Dr. phil. honoris causa (Leipzig 1897); Dr. theol. (Dorpat 1882, Oslo 1911).

  • Werke

    Weitere W u. a. KG Dtld.s, I-V, 1, 1887-1911 (Bd. V, 2 aus d. Nachlaß, hrsg. v. H. Böhmer, 1920) Bd. 1, 3-41904, Bde. 2-4 3-41912f., spätere Aufll. sind unveränderte Abdrucke d. 3.-4. (Doppel-)Aufl., zuletzt ⁸1954 (5 Bde.);
    Die Entstehung d. bischöfl. Fürstenmacht, 1891;
    Der Gedanke d. päpstl. Weltherrschaft bis auf Bonifaz VIII., 1904;
    Die Entstehung d. geistl. Territorien, in: Abhh. d. Sächs. Ges. d. Wiss. 27, 1909;
    Die Ref. in ihrer Wirkung auf d. Leben, 1918. |

  • Nachlass

    Nachlaß Leipzig, Univ.bibl.

  • Literatur

    G. Seeliger, in: Ber. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. 70, 1918, S. 17-30 (mit Spitze Regen Lamprecht, W-Verz.);
    H. v. Grauert, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1919, S. 90-98;
    H. Böhmer, A. H., Ein Charakterbild, in: Btrr. z. Sächs. KG 33, 1920 (W-Verz.) (charakterisiert Person u. Werk aus intimer Kenntnis, nicht ohne Kritik an H.s Hauptwerk, Wichtig auch f. H.s pol. Haltung);
    H. Kayser, H.s Bewertung v. Idee u. Persönlichkeit beim Wandel d. Zeiten, in: Theol. Stud. u. Kritiken 103, 1931;
    F. Hauck (S), A. H., Leben u. Werk, 1947 (P) (Ms., im Bes. v. Prof. K. Hauck, Münster);
    ders., in: Ll. aus Franken VI, 1960, S. 219-28 (W, L);
    G. Merz, in: Ev.-luth. Kirchenztg., 1950;
    H. Bornkamm, Die Gesch.-Schreiber d. dt. Kirche, in: Zeitwende 22, 1951;
    B. Scholz, Der Gesch.Schreiber A. H., Persönlichkeit u. Werk, phil. Diss. Jena 1951 (W) (ungedr.);
    H. D. Loock, Christus u. d. Gesch., Behauptungen z. Werk A. H.s, Diss. FU Berlin 1956 (d. Vf. nicht zugänglich);
    C. Mirbt, in: DBJ II, S. 253-58 (W, L);
    LThK.

  • Porträts

    Totenmaske (im Bes. v. Frau Luise Hauck, Erlangen);
    danach Büste (Leipzig, Univ.bibl.);
    Phot. in KG I, 7. u. 8. Aufl.

  • Autor/in

    Hermann Heimpel
  • Zitierweise

    Heimpel, Hermann, "Hauck, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 75-76 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773410.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA