Lebensdaten
1878 – 1960
Geburtsort
Bonn
Sterbeort
Tiefenbach bei Oberstdorf (Oberallgäu)
Beruf/Funktion
Wirtschaftswissenschaftler ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118768166 | OGND | VIAF: 103124736
Namensvarianten
  • Vershofen, Wilhelm L.
  • Vershofen, Wilhelm
  • Vershofen, Wilhelm L.
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Zitierweise

Vershofen, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768166.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus rhein. Handwerkerfam.;
    V N. N.;
    M N. N.;
    1907 Maria Elisabeth (Gustava) ( 1957), T d. Alfred Winckler, Dr. iur., Dir. d. Saline Gottesgabe in Bentlage b. Rheine (Westfalen), u. d. Maria Nieland; kinderlos; Schwager Josef Winckler (1881–1966), Med., Schriftst., Mitgl. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Ehrenmitgl. d. Westdt. Schriftst.verbands (s. Westfäl. Autorenlex.; Killy; Rhein. Lb. 13, 1993, S. 297–313).

  • Biographie

    V. besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Bonn, Oberlahnstein und Wiesbaden, zwischenzeitlich auch das engl. Deal College bei Dover. Nach dem Abitur 1901 in Wiesbaden studierte er in Bonn, München und Jena Germanistik, Anglistik, Philosophie, Kunstgeschichte, Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft (Dr. phil 1905, pro facultate docendi 1906, jeweils in Bonn). 1906–16 arbeitete er als Lehrer an einer Oberrealschule in Jena, 1916 wurde er Syndikus der Industrie- und Handelskammer Sonneberg. Seit 1917 betätigte er sich in der Organisation und Führung von Wirtschaftsverbänden, zunächst in der thür. Spielwaren- und Christbaumschmuck-Industrie, und übernahm 1919 die Leitung der Interessensgemeinschaft der dt. Porzellanindustrie in Bamberg. 1921 wurde er, zunächst als nebenamtlicher Dozent, seit 1924 als Ordinarius für Wirtschaftswissenschaften, nach Nürnberg an die Handelshochschule (Rektor 1925/26) berufen. Für den von ihm geleiteten Wirtschaftsverband hatte er schon 1919 in Bamberg das „Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware“ (IfW) gegründet und damit den ersten Schritt zu einer Institutionalisierung der Marktforschung unternommen. 1923 überführte er dieses Institut nach Nürnberg, das 1925 als eines der fünf betriebswirtschaftlichen Institute in die Handelshochschule eingegliedert wurde und sich vorwiegend mit Betriebs- und Vertriebskosten-, Absatz- und Verbrauchsforschung, daneben auch mit der akademischen Ausbildung und der Realisierung von Auftragsstudien für Unternehmen befaßte. V. war Vorstand und bis 1933 auch Geschäftsführer des IfW, 1928–42 war Ludwig Erhard (1897–1977) Assistent, seit 1933 Geschäftsführer und stellv. Leiter des Instituts. Da die Arbeit für externe Auftraggeber ständig zunahm und mit den Strukturen des IfW nicht zu bewältigen war, wurde 1934 die bis heute als größtes dt. Marktforschungsinstitut in Nürnberg ansässige „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GfK) gegründet, deren Vorstände V., Erhard und Erich Schäfer (1900–84) waren. Die GfK führte die praktische Verbrauchsforschung durch, während das IfW sich auf wissenschaftliche Studien und die Auswertung der durch die GfK erhobenen Daten konzentrierte. Die beiden Institute führten Praxis und Wissenschaft in Markt- und Verbrauchsforschung zusammen und hatten vor dem 2. Weltkrieg eine Pionierrolle für die Absatzwirtschaft und -förderung, auch in ihrer Netzwerkfunktion.

    V. engagierte sich zeitweise parteipolitisch: 1904 Mitglied der „Jungliberalen“, 1907–18 der „Fortschrittlichen Volkspartei“, gehörte er 1918–20 der „Deutschen Demokratischen|Partei“ an, für die er als Spitzenkandidat für Thüringen 1919 in die Verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt wurde. V. trat nie der NSDAP bei, unterzeichnete aber das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ vom Nov. 1933. 1936 zog er sich aus der Lehre an der inzwischen in „Hindenburg-Hochschule“ umbenannten Handelshochschule aus gesundheitlichen Gründen zurück, leitete aber bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1942 das IfW und die GfK. In der Nachkriegszeit war er bis 1949 Mitglied der SPD, anschließend stand er der FDP nahe.

    Neben seiner wirtschaftswissenschaftlichen Publikationstätigkeit veröffentlichte V. literarische Texte und publizierte zu literaturgeschichtlichen, religiösen und philosophischen Themen. 1912 war er Mitgründer des |Dichterbunds der Werkleute auf Haus Nyland“.

  • Auszeichnungen

    A Kulturpreis d. Stadt Nürnberg (1952 oder 1953);
    Gr. BVK (1954);
    Viktor-Mataja-Gedächtnismedaille d. Österr. Werbewiss. Ges., Wien (1957);
    Bayer. Verdienstorden (1959);
    – W.-V.-Gedächtnismedaille.

  • Werke

    W Der Fenriswolf, Eine Finanznovelle, 1914;
    Das Weltreich u. sein Kanzler, 1917;
    Die Statistik d. Wirtsch.verbände, 1924;
    Über d. Verhältnis v. techn. Vernunft u. wirtschaftl. Wertung, Rede z. Übernahme d. Rektorats d. Handelshochschule Nürnberg, 1926;
    Die Grenzen d. Rationalisierung, Ges. Aufss. u. Vortrr., 1927;
    Wirtsch. als Schicksal u. Aufgabe, 1930, ²1950;
    Hdb. d. Verbrauchsforsch., 2 Bde., 1940;
    Das J. e. Ungläubigen, 1942;
    Die sittl. Grundlagen d. Konsumgenossenschaft, 1949;
    Freie Zeit f. d. schöpfer. Menschen, 1957;
    Die Marktentnahme als Kernstück d. Wirtsch.forsch., 1959;
    Erlebnis u. Verklärung, in: ders. (Hg.), Phil. Schrr., 1966, S. 301–471;
    Nachlaß: Univ.archiv Erlangen-Nürnberg, Ms. 2763.

  • Literatur

    L G. Bergler (Hg.), Marktwirtsch. u. Wirtsch.wiss., Eine Festgabe aus d. Nürnberger Schule z. 60. Geb. tage v. W. V., 1939;
    Hanns-J. Schneider, W. V., Der Philos. d. wirtschaftenden Menschen, in: G. Bergler (Hg.), Kultur u. Wirtsch., Eine Festgabe z. 70. Geb. tag v. W. V., 1949, S. 73–114;
    W. Ott, V. u. d. GfKNürnberg, in: Wilhelm-Vershofen-Ges. e. V. (Hg.), W. V. 1878–1978, 1979, S. 49–52; B. S. Ivens, Ein Rückblick auf d. wirtsch.wiss. Pionier W. V. z. seinem 125. Geb.tag, in: Jb. d. Absatz- u. Verbrauchsforsch. 49, 2003, S. 336–60 (P, W
    , L);
    Bonner Personenlex.;
    Rhdb.;
    Killy.

  • Autor/in

    Björn Sven Ivens
  • Zitierweise

    Ivens, Björn Sven, "Vershofen, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 770-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768166.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA