Lebensdaten
1710 – 1797
Geburtsort
Ehrenstetten (Breisgau)
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Maler ; Bildhauer
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Wenzinger, Johann Christian
  • Wentzinger, Christian (bis 1743)
  • Wentzinger, Johann Christian
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Zitierweise

Wentzinger, Johann Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140512.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joachim (1671–1738), aus Ebringen (Breisgau), Mühlenbes. in E.;
    M Anna Maria Wümbl(er)in ( 1747);
    5 Geschw;
    – ledig.

  • Biographie

    Über W.s Lehrzeit ist nichts bekannt. Am 9. 6. 1731 wurde dem erst 20jährigen, angeblich „vieljährigen Schüler“ in Rom ein Paß für die Rückreise in seine Heimat ausgestellt. 1732 ist er in Straßburg als Geselle des Bildhauers François Fosset bezeugt. Außerdem verbrachte er zwischen März 1735 und Dez. 1737 einige Zeit studienhalber in Paris; beide Städte waren damals für einen jungen dt. Bildhauer ungewöhnlich ambitionierte Ausbildungsorte. Als „dreymal gekrönter Akademiker in Paris“ wurde er von seinem Freund Heinrich Sautier (1746–1810) in einem Nachruf gerühmt.

    Nach den noch tastenden Erstlingswerken aus den 1730er Jahren besitzen W.s ein Jahrzehnt später entstandene Steinskulpturen mit ihrer an Ton erinnernden Modellierung hervorragende künstlerische Qualität, so die Statue der Maria Immaculata (1741) an der Fassade der Pfarrkirche von Merdingen und v. a. das Grabdenkmal für den 1743 verstorbenen General Franz Christoph v. Rodt (1743 / 45) im Freiburger Münster. Gleiches gilt für die Gartenfiguren der vier Jahreszeiten von Schloß Ebnet bei Freiburg (vollendet 1749, heute im Augustinermus. Freiburg). Immer wieder benutzte W. Ton nicht nur als Material für Entwürfe, sondern auch für die Ausführung. Einige seiner Erfindungen sind nur in Versionen anderer Künstler überliefert. 1752 schuf er für die zwölf allegorischen Figuren der Bibliothek von St. Peter im Schwarzwald lediglich Tonmodelle; die Ausführung übernahm Matthias Faller (1707–91). Den 1768 entworfenen Taufstein im Freiburger Münster führten die Bildhauer Joseph Hörr (1732–85) und Anton Xaver Hauser (1712–72) aus. Auch in anderen Fällen war W. nur als Berater und Entwerfer tätig.

    1757 wurde W. als Generalunternehmer die gesamte Ausstattung der Klosterkirche von St. Gallen übertragen: Steinskulpturen am Außenbau sowie Malerei und Stuck im Inneren. Für die im Sommer 1760 abgeschlossenen Arbeiten erhielt er 52 000 fl., von denen er allerdings auch die anderen beteiligten Künstler bezahlen mußte, den Stuckator Johann Georg Gigl (1710–65) und seine Mitarbeiter, den Maler Josef Wannenmacher (1722–80) und den Bildhauer Fidelis Sporer (1731–1811). W. lieferte die Entwürfe und koordinierte die Arbeiten vor Ort, so daß ein einheitliches Ganzes nach seinen Vorstellungen entstand. Das gilt für die in Öltempera ausgeführten Malereien ebenso wie für den Stuck. Dessen figürliche Teile, wie die acht originellen Reliefs mit Szenen aus dem Leben des Hl.|Gallus, schuf er weitgehend selbst, ebenso die Sandsteinskulpturen am Äußeren.

    W. blieb unverheiratet und ließ sich erst mit 45 Jahren in Freiburg (Br.) fest nieder. Da er auch ohne Meisterwürde als „ein distinguirt und weith renomirter Künstler“ galt und zudem wohlhabend war, nahm ihn die Stadt 1755 als Satzbürger – „pro cive honorario“ – auf. Bereits im Sommer desselben Jahres kaufte W. ein Haus am Münsterplatz, 1761 erwarb er das angrenzende Anwesen und erbaute auf den beiden Grundstücken nach eigenen Plänen sein heute noch erhaltenes palaisähnliches Wohnhaus „Zum Schönen Eck“.

    Als der führende und stilprägende Bildhauer im vorderösterr. Breisgau erlangte W. überregionale Bedeutung. Er starb in hohem Ansehen; 1780 war er sogar ehrenhalber zum Ratsherren ernannt worden. Die Inschrift „Stadtrath, Bildner, Architekt, Mahler“ auf seinem Grabstein (Kopie; original erhalten der Giebel mit Reliefmedaillon, Freiburg, Augustinermus.) weist darauf wie auch auf seine künstlerische Vielseitigkeit hin. Er schuf auch Deckenmalereien, malte Porträts, darunter zwei Selbstbildnisse (s. u.) und Stilleben. Besonders engagierte er sich für den Ausbau des Armenspitals, dem er sein gesamtes Vermögen von mehr als 70 000 fl. vermachte.

  • Werke

    Weitere W Taufstein, 1733, St. Peter (Schwarzwald);
    Ölberg u. Maria Immaculata, 1734, Kenzingen;
    Hochaltar, 1737 / 38, Oberried;
    Ölberg aus Staufen, 1745 (Frankfurt/M., Liebieghaus);
    Skulpturenschmuck d. Fassade v. Schloß Ebnet, 1748 / 49;
    Maria Immaculata, um 1760 / 70 (Freiburg, Augustinermus.);
    Entwurf f. d. Ehrenpforte d. Landstände z. Einzug d. Ehzgn. Maria Antonia (Marie Antoinette) in Freiburg, 1770 (2 Stiche v. P. Mayer);
    Gem.: 2 Selbstbildnisse (s. u.);
    Bildnisse d. Frhr. F. S. v. Sickingen u. seiner Gemahlin, um 1750 (Privatbes.);
    3 Stilleben, eines sign. u. 1753 dat. (Freiburg, Augustinermus.), alle Öl/ Lwd.;
    –2 Entwürfe f. Deckenbilder in St. Gallen, 1757 / 58 (St. Paul im Lavanttal);
    Deckenbilder im Treppenhaus d. Wentzingerhauses in Freiburg, 1761 / 62;
    Kuppelgem. d. Klosterkirche St. Blasien, 1779 / 80 (1874 verbrannt).

  • Auszeichnungen

    | W.haus (seit 1994 Freiburger Mus. f. Stadtgesch.);
    W.-Str., W.-Gymnasium u. W.-Realschule, alle Freiburg (Br.).

  • Literatur

    |I. Krummer-Schroth, J. C. W., 1987 (mit Œuvrekat.);
    S. Durian-Ress, C. W., 2010;
    P. Kalchthaler (Hg.), Freiburg baroque, J. C. W. u. seine Zeit (1710–1797), Ausst.kat. Städt. Museen Freiburg, Augustinermus., Mus. f. Stadtgesch. 2010;
    ThB (unter Wenzinger);
    Dict. of Art;
    Freiburger Biogrr., S. 90 f. (P);
    LThK³.

  • Porträts

    |2 Selbstbildnisse, Öl/ Lwd., um 1740 / 45 u. um 1760 (Freiburg, Br., Augustinermus.), Abb. in: Freiburg baroque, Ausst.kat. 2010, S. 93 u. 95;
    Mann mit Muff (Selbstbildnis?), Terrakotta, 1745 (Frankfurt/M., Liebieghaus), Abb. ebd., S. 141;
    Selbstbildnis in Büstenform, Blei, n. 1761 (Freiburg, Br., Augustinermus.), Abb. ebd., S. 97;
    F. A. X. Hauser zugeschr., Relief im Profil an W.s Grabmal, Sandstein, um 1797 (ebd.), Abb. ebd., S. 113;
    S. Göser zugeschr., Ölgem., um 1797 / 1800 (Freiburg, Br., Stiftungsverw.), Abb. ebd., S. 107.

  • Autor/in

    Peter Volk †
  • Zitierweise

    Volk, Peter, "Wentzinger, Johann Christian" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 792-793 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140512.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA