Lebensdaten
1909 – 1998
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Germanist ; Komparatist ; Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118766090 | OGND | VIAF: 44395474
Namensvarianten
  • Wehrli, Max
  • Wehrli, M.

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Wehrli, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118766090.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1551 in Z. nachweisbarer Fam.;
    V Robert, Kaufm.;
    M Martha Naef;
    B Fritz (1902–87), o. Prof. f. klass. Philol. an d. Univ. Zürich (s. HLS; Kosch, Lit.-Lex.³);
    1) 1938 Verena Herzog ( 1942), 2) 1945 Dorothee Blass ( 1995);
    1 S aus 1) Christoph, Dr. phil., Journ. in Z., 1 S aus 2), 2 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Zürcher Literargymnasium 1928 studierte W. – unterbrochen von einem Gastsemester in Berlin 1931 – Germanistik, Altgriechisch und Altnordisch an der Univ. Zürich. 1935 wurde er hier bei Emil Ermatinger (1873–1953) mit der Arbeit „Johann Jakob Bodmer und die Geschichte der Literatur“ (gedr. 1937) zum Dr. phil. promoviert. 1937 habilitierte er sich ebenfalls in Zürich mit der Schrift „Das barocke Geschichtsbild in Lohensteins Arminius“ (gedr. 1938), lehrte danach als Privatdozent und seit 1947 als ao. Professor Dt. Literaturwissenschaft; seit 1953 war er Inhaber des neueingerichteten Lehrstuhls Ältere dt. Literaturwissenschaft (mit Einbeziehung d. 16. u. 17. Jh.) in Zürich (Dekan 1965–67, Rektor 1970–72). Über seine Emeritierung 1974 hinaus blieb er 1973–77 Präsident der Schweizer. Hochschulrektorenkonferenz. Im Sommer 1955 war W. Visiting Professor an der Columbia-Univ. New York. Zu seinen wichtigen Mitwirkungen im Ausland zählt seine Mitgliedschaft in der Senatskommission für germanistische Forschung bei der DFG 1974–79.

    W. verstand Literaturgeschichte, Interpretation und Komparatistik nicht als getrennte Fachgebiete, sondern als interaktiv literaturerschließende Bereiche (Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen bis z. Ende d. 16. Jh., 1980, ³1997). Er wies auf die besondere Perspektive von Mediävisten auf die Voraussetzungen frühneuzeitlicher Literatur hin und betonte, daß eine Steigerung der Wahrnehmungsmöglichkeiten auch durch die Kontextualisierung dt. Texte mit zeitgenössischer Literatur anderer Sprachen – insbesondere des Lateinischen – geleistet werden könne. W.s Ausweitung von Erfahrungen und Fragen der Mediävistik auf literarische Gegenstände bis um 1700 wurde als „Zürcher Modell“ im Fach als programmatisch verstanden und ermöglichte wegweisend neue texterschließende Perspektivierungen.

    Die Botschaften literarischer Werke – von Werkteilen, Metaphernfeldern bis hin zu einzelnen Wörtern – erfahren, so W., abhängig von den Vorbedingungen und Möglichkeiten der Leser Wandlungen, ohne daß diese auf fehlerhafte Interpretationen zurückzuführen seien. Gerade auch durch die Beobachtung solcher Wandlungen erwies sich W. als Historiker: Er nahm die Voraussetzungen und Umfelder, in denen Literatur als Teil von Geschichte wirksam wird, ernst und entwickelte einen leser- und objektbezogenen Frage- und Methodenpluralismus, der dem Bemühen um das Erkennen literarischer Qualitäten die Annahme von Bewegungen zugrunde legt. Um einen traditionelle Epochengrenzen überschreitenden „Verständniszusammenhang“ wahrnehmbar machen zu können, muß nach W. die Fremdheit mittelalterlicher| und frühneuzeitlicher Werke und ihrer Autoren erkannt und berücksichtigt werden, damit dann von unterschiedlichen Leserpositionen her das Potential und damit die Qualität und speziell das Spektrum der Botschaften verstanden werden kann (Lit. im dt. MA, Eine poetolog. Einf., 1984, ⁵2006). Wie gegenüber der Literaturwissenschaft des Mittelalters und der Frühen Neuzeit stellte W. auch bei Ansätzen und Ergebnissen zur Literatur des 20. Jh. „statische Konzepte der Literatur- und Kunstwissenschaft in Frage“ (P. Rusterholz, in: Kiening u. Schnyder, s. L), nicht zuletzt durch die Einbeziehung von Gegenständen, die den traditionellen Kanon sprengten.

    W. kritisierte die zeitweise zugkräftige werkimmanente Interpretation als ahistorisch (u. a. in: Allg. Lit.wiss., 1951); den Nachweis von „Fortschritt“ oder „Verfall“ in der Literatur oder die Einschätzung eines literarischen Kunstwerks als unauflösbare, mit dauerhafter Gültigkeit ausgestattete Einheit stufte er als nicht-literaturgemäße Mutmaßungen ein. W., der eigene Ergebnisse selbstkritisch hinterfragte, entwickelte immer wieder neue Ansätze, die das einzelne Werk in seinen historischen und aus späterer Sicht erkennbaren Zusammenhängen wahrnehmbar machen. Zu W.s Schülern zählen u. a. Harald Burger (* 1940), Alois M. Haas (* 1934), Urs Herzog (* 1942), Paul Michel (* 1947) und Peter Rusterholz (* 1934).

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Modern Language Ass. of America (1964);
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Heidelberg (1977), Göttingen (1981) u. München (1983);
    – Goethe-Medaille in Gold d. Goethe-Inst. (1970);
    Goldmedaille d. Kt. Zürich (1972);
    Gottfried-Keller-Preis d. Martin-Bodmer-Stiftung (1979);
    Goethe-Medaille d. Hamburger Stiftung F. V. S. (1986);
    Dr. phil. h. c. (Univ. München 1986);
    Johann-Jacob-Bodmer-Medaille in Gold d. Stadt Zürich (1987).

  • Werke

    Weitere W u. a. Formen ma. Erz., Aufss., 1969;
    Wolframs Titurel, 1974;
    Humanismus u. Barock, Aufss., hg. v. F. Wagner u. W. Maaz, 1993;
    Gegenwart u. Erinnerung, Ges. Aufss., hg. v. dens., 1998;
    Hg.: Dt. Barocklyrik, 1945, ⁵1977;
    Bibliotheca Germanica 1–11, 1951–67 (Mithg.);
    Dt. Lyrik d. MA, 1955, ⁸2002 (auch Übers.);
    Bibliogr.: Typologia litterarum (s. L), S. 495–508;
    Kiening u. Schnyder (s. L), S. 83 f.;
    Nachlaß: DLA Marbach/ Neckar.

  • Literatur

    |St. Sonderegger u. a. (Hg.), Typologia litterarum, FS f. M. W., 1969 (W, P);
    A. M. Haas, in: NZZ v. 14. 9. 1979 (P);
    ders., ebd. v. 21. 12. 1998;
    ders., in: J.ber. d. Univ. Zürich 1998 / 99, S. 223–26;
    F. Ohly, Das Verwandte im Fremden entdecken, Literarhist. M. W. z. Achtzigsten, in: FAZ v. 19. 9. 1989;
    K. Bertau, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1999, S. 259–63 (P);
    P. v. Matt, in: Mittellat. Jb. 34, 1999, S. 1–6;
    Ch. Kiening u. M. Schnyder (Hg.), M. W. 1909–1998, 2010 (darin: P. Rusterholz, M. W. z. Gedenken, S. 71–82;
    W);
    W. Harms u. M. W., in: Internat. Germanistenlex. (L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    HLS.

  • Autor/in

    Wolfgang Harms
  • Zitierweise

    Harms, Wolfgang, "Wehrli, Max" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118766090.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA