Lebensdaten
1859 – 1918
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Anatom ; Zoologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118764497 | OGND | VIAF: 66610255
Namensvarianten
  • Semon, Richard Wolfgang
  • Semon, Richard
  • Semon, Richard Wolfgang
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Semon, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764497.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Sir Felix (s. 1);
    München 1899 Maria ( 1918, Ludolf v. Krehl, 1861–1937, württ. Personaladel 1904, Prof. f. Pathol. in Tübingen, Straßburg u. Heidelberg, s. NDB XII), Zool., Übers. v. S., C. Lloyd Morgan, Instinkt u. Gewohnheit, 1909; August Forel, Das Sinnesleben d. Insekten, Eine Slg. v. experimentellen u. krit. Stud. über Insektenpsychol., 1910; Charles Darwin, Die Fundamente z. Entstehung d. Arten, 1911, T d. Carl Geibel (1806–84), Verl. in Pest u. Leipzig (s. ADB 49), u. d. Leonore Weiß (* 1820); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Berlin 1879 studierte S. Zoologie bei Ernst Haeckel (1834–1919) in Jena, zu dessen Lieblingsschülern er bald gehörte. 1881 wechselte er nach Heidelberg und begann ein Medizinstudium, besuchte aber daneben die zool. Vorlesungen von Otto Bütschli (1848–1920) und Carl Gegenbaur (1826–1903). 1883 wurde S. in Jena bei Haeckel mit einer Arbeit über „Das Nervensystem der Holothurien“ zum Dr. phil. promoviert, im Dez. 1884 legte er das med. Staatsexamen in Heidelberg ab und erhielt 1885 die Approbation als Arzt. 1886 erfolgte die Promotion zum Dr. med. (Btrr. z. Naturgesch. d. Synaptiden d. Mittelmeeres). 1885 war er zunächst als Arzt und Zoologe an der Erforschung der Gegend des Niger Binuë (Niger u. Nigeria) in Westafrika beteiligt (mit Eduard Robert Flegel, 1852–86), arbeitete danach bis Oktober 1886 in Neapel an der Zool. Station (bei Anton Dohrn, 1840–1909) und wechselte anschließend als Assistent von Oscar Hertwig (1849–1922) an das Anatomische Institut in Jena. Hier habilitierte sich S. 1887 mit der Arbeit „Die indifferente Anlage der Keimdrüsen beim Hühnchen und ihre Differenzierung zum Hoden für normale und vergleichende Anatomie“ (PD 1887, ao. Prof. 1891). Nach einer großen zool. Forschungsreise (1891–93) nach Australien und dem Malayischen Archipel blieb er bis 1897 in Jena, beantragte dann aus privaten Gründen seine Entlassung und lebte anschließend weitgehend zurückgezogen in München. In seinem Testament verfügte er zur Verbreitung seiner „Mneme-Theorie“ (Neo-Lamarckismus) die Gründung einer „Mneme-Stiftung“ in Jena (1919), die aber nur kurze Zeit bestand. Haeckel blieb S. bis zuletzt freundschaftlich verbunden und hat dessen Hypothesen als Ergänzung seiner Anschauungen über die „progressive“ Vererbung begrüßt.

    Anknüpfend an seine Promotion bearbeitete S. zunächst weiter die zoologischen Gruppen der Echinodermata (Stachelhäuter), Mollusca (Weichtiere) und Monotremata (Kloakentiere), bevor er sich zwischen 1887 und 1891 auch vergleichend anatom. Studien zuwandte (Entwicklung d. Keimdrüsen b. Wirbeltieren u. a.). Hieran schloß sich – mit Hilfe zahlreicher Kollegen – eine mehrjährige, umfassende Auswertung seines Sammlungsmaterials aus Australien und dem Malayischen Archipel an, wobei der erste Band „Ceratodus“ (Lungenfische) mit seinen prächtigen Normentafeln herausragt. In dem Sammelwerk „Zoologische Forschungsreisen in Australien und dem Malayischen Archipel (11 Bde., 1893–1913) wurden über 200 neue Arten beschrieben. In seiner Münchner Zeit begann S. sich mehr mit biophilosophischen Problemen der Entwicklungslehre zu beschäftigen. Er war Anhänger der Lehre von der Vererbung erworbener Eigenschaften (Lamarckismus) und formulierte daraus 1904 seine „Theorie der Mneme“, mit welcher er – in der Blütezeit des Neo-Vitalismus – viele Fragen der Vererbungslehre, des Lernens bzw. Lernvermögens und des Lamarckismus näher erklären konnte. 1906 zählte S. zusammen mit Haeckel zu den Gründern des Dt. Monistenbundes.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1895).

  • Werke

    Im austral. Busch u. an d. Küsten d. Korallenmeeres, Reiseerlebnisse u. Beobachtungen e. Naturforschers in Australien, Neu-Guinea u. d. Molukken, 1896, ²1903, engl. u. d. T. In the Australian Bush and on the coast of the Coral Sea, Being the experiences and observations of a naturalist in Australia, New Guinea and the Moluccas 1899 (übers. v. Maria S.);
    Die Mneme als erhaltendes Prinzip im Wechsel d. organ. Geschehens, 1904, ³1911, engl. 1921;
    Die mnemischen Empfindungen in ihren Beziehungen zu d. Originalempfindungen, 1909, ²1922;
    Das Problem d. Vererbung erworbener Eigenschaften, 1912.

  • Literatur

    W. Gutmann, Psychomechanik, Freud u. S., 1922;
    G. Uschmann, Gesch. d. Zool. u. d. zool. Anstalten in Jena (1779–1919), 1959 (P);
    J. Schatzmann, R. S. (1859–1918) u. seine Mnemetheorie, 1968;
    D. L. Schacter, Forgotten ideas, neglected pioneers, R. S. and the story of memory, 2001;
    R. Bindl, Vom Lungenfisch z. Mneme-Theorie, Leben u. Werk v. R. S., 2004;
    Enc. Jud. 1971;
    Fischer;
    Henze, Entdecker;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Complete DSB.

  • Porträts

    Porträtfoto, o. J. (Jena, Univ.archiv, Medizineralbum;
    ebd., Archiv d. Ernst-Haeckel-Hauses).

  • Autor/in

    Uwe Hoßfeld
  • Zitierweise

    Hoßfeld, Uwe, "Semon, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 241-242 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764497.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA