Lebensdaten
1928 – 1994
Geburtsort
Rickenbach (Kanton Solothurn)
Sterbeort
Solothurn
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Verleger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118764195 | OGND | VIAF: 110561190
Namensvarianten
  • Walter, Otto F.
  • Walter, Otto Friedrich
  • Walter, Otto
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Walter, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764195.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1889–1944), aus d. Kt. Solothurn, Druckereibes., Verl., Pol., gründete 1912 mit Robert Mäder u. Johann Baptist Rusch d. Wochenschr. „Schildwache“, kaufte 1915 d. Druckerei d. „Oltner Nachrr.“, gründete 1916 d. „W. Verlag“, 1917–37 kons. Kt.rat (1929 Präs.), 1925–39 Solothurner Nat.rat, 1932–38 kantonaler Parteipräs. (s. HLS; Kosch, Lit.-Lex.³, W, L), S d. Otto Arthur (1856–1941), Fabr., Kammfabrikdir. in Mümliswil (Kt. Solothurn), u. d. Lina Obrecht;
    M Maria Anna Cäcilia, T d. Friedrich Glutz;
    8 ältere Schw u. a. Silja (Cécile) (Ordensname Sr. M. Hedwig) (1919–2011), Benediktinerin in Fahr (s. L, W);
    1) 1952 1964 Rita Kamber, 2) Marlies Dominique N. N. ( v. 2016), 3) 1994 Michèle Scholl;
    3 S Daniel ( 2008), Kuno, Otto.

  • Biographie

    W. brach den Besuch des Gymnasiums in der Klosterschule Engelberg (Kt. Obwalden) 1946, zwei Jahre nach dem Tod des Vaters, ab und absolvierte eine Ausbildung als Sortimentsbuchhändler in Zürich sowie ein Volontariat in Köln. 1951 trat er als Privatsekretär des Verlegers Jakob Hegner (1882–1962) in den von W.s Vater 1916 gegründeten, aber nicht mehr im Familienbesitz befindlichen konservativ-kath. „Walter Verlag“ in Olten (Kt. Solothurn) ein. Auf Hegners Empfehlung wechselte er 1956 in das literarische Programm des „Walter Verlags“, wo er belletristische Publikationen verantwortete. In dieser Zeit veröffentlichte W. erste eigene Erzählungen in der NZZ. Auf große Resonanz stieß sein Roman „Der Stumme“ (1959, als Fernsehfilm d. DRS 1976 mit H. Schygulla u. W. Kaiser, Regie: G. Meili). Er erzählt die Geschichte Lothar Ferros, der die Ermordung seiner Mutter durch seinen Vater mit ansehen mußte, dabei seine Sprache verlor und sie erst wiedergewann, als sein Vater bei einem Sprengunglück ums Leben kam. 1962 folgte „Herr Tourel“ (Neuausg., mit e. Nachwort v. P. v. Matt,|2008), die Geschichte einer Rückkehr in ein Dorf. W. stellte in diesen und den folgenden Romanen die fiktive Stadt Jammers in den Mittelpunkt seiner realistischen und zugleich utopischen Erzählprojekte. Erst 1972 publizierte er einen weiteren Roman, „Die ersten Unruhen“, eine erzählerische Collage. Mit „Zeit des Fasans“ (1988), der den Niedergang einer Unternehmerfamilie schildert, schuf W. eine bedeutsame Darstellung der schweizer. Gesellschaft und ihrer jüngsten Geschichte. In seiner letzten Erzählung, „Die verlorene Geschichte“ (1993), nahm er das Motiv der Sprachlosigkeit wieder auf.

    Als Verleger betreute W. u. a. die Werke Alfred Anderschs, Wolfdietrich Schnurres, Gabriele Wohmanns, Reinhard Baumgarts, Ernst Jandls, Helmut Heissenbüttels, Peter Bichsels, Jörg Steiners, Alfred Döblins und Alexander Kluges. Mit Heissenbüttel begründete er 1964 die „Walter-Drucke“, in der eine Reihe innovativer, literarisch bedeutsamer Arbeiten erschien. Ende 1966 wurde W., u. a. wegen der Publikation von Jandls Gedichtband „Laut und Luise“, entlassen. 1967 übernahm er die Leitung des literarischen Verlags der „Hermann Luchterhand Verlag GmbH“ in Neuwied, seit 1972 in Darmstadt und betreute u. a. die Werke von Günter Grass, Peter Härtling, Alexander Solschenizyn, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Christa Wolf, Jurek Becker, Peter Bichsel und Kurt Marti. Analog zu den „Walter-Drucken“ begründete er 1970 die „Luchterhand-Drucke“ und schuf im selben Jahr die erfolgreiche „Sammlung Luchterhand“. 1973–82 arbeitete W. als Herausgeber und Berater des Verlags von der Schweiz (Oberbipp, später Solothurn) aus und widmete sich danach ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Politisch engagierte sich W. als Mitglied der SPS sowie in der Anti-AKW- und Friedens-Bewegung. 1978 initiierte er mit Bichsel und anderen die Gründung des „Vereins Solothurner Literaturtage“. 1986 war er Mitgründer der „Bewegung für eine offene, demokratische und solidarische Schweiz“ (BODS).

  • Auszeichnungen

    |Charles-Veillon-Preis (1959);
    Kulturpreis d. Kt. Solothurn (1972);
    Buchpreis d. Kt. Bern (1977);
    Lit.preis d. Südwestfunks (1980);
    – Mitbegründer u. Mitgl. d. Gruppe Olten (1969);
    Mitgl. d. P.E.N.-Zentrums Dtld.

  • Werke

    |Prosa: Die Verwilderung, 1977;
    Wie wird Beton zu Gras, 1979;
    Das Staunen d. Schlafwandler am Ende d. Nacht, 1983;
    Gegenwort, Aufss., Reden, Begegnungen, 1988;
    Auf d. Suche n. d. anderen Schweiz, 1991;
    Theaterstücke: Elio oder Eine fröhl. Ges., 1965 (UA Zürich 1965);
    Die Katze, 1965 (UA Zürich 1967);
    Nachlaß: Schweizer. Lit.archiv, Bern(P);
    zu Silja: Werkausg., hg. v. U. Wolitz, 10 Bde., 1999–2005.

  • Literatur

    |G. Zeltner, Das Ich ohne Gewähr, Gegenwartsautoren aus d. Schweiz, 1980;
    G. Schiesser, Ein „Konzept“ u. seine Verwirklichung, O. F. W.s Versuch, d. siebziger J. lit. zu bewältigen, 1981;
    M. König, Die Spiegelung in O. F. W.s Werk, 1991;
    E. Schild-Dürr, O. F. W., Sperrzone u. Wunschland, 1992;
    C. Jäger-Trees (Red.), Dossier O. F. W., 1993 (P);
    M. Lüdke (Hg.), Der Ort e. verlorenen Utopie, 1993;
    M. Zingg (Hg.), Folgendes, O. F. W. über d. Kunst, d. Mühe u. d. Vergnügen, Bücher zu machen, 1998 (P);
    ders., O. F. W. u. Paul Celan, Ein kl. Kap. Verlagsgesch., 2015;
    P. Heller, „Ich bin der, der das schreibt“, Gestaltete Mittelbarkeit in fünf Romanen d. dt. Schweiz, 2002;
    KLG (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy;
    Munzinger;
    zu Silja: U. Wolitz, Der neue Mensch, Theol. Grundlinien im Werk S. W.s, 1998;
    S. Peng-Keller (Hg.), Aufbruchsfreude u. Geistesgegenwart, Gestalten e. erneuerten christl. Spiritualität, 2007;
    E. Pormeister, Grenzgängerinnen, Gertrud Leutenegger u. d. schreibende Nonne S. W. aus d. Schweiz, 2010;
    Killy;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Theaterlex. Schweiz;
    HLS.

  • Porträts

    |Photogrr. im Nachlaß (Schweizer. Lit.archiv, Bern).

  • Autor/in

    Martin Zingg
  • Zitierweise

    Zingg, Martin, "Walter, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 364-365 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764195.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA