Lebensdaten
1912 – 2000
Geburtsort
Gnadenfeld (Oberschlesien)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118762524 | OGND | VIAF: 84528548
Namensvarianten
  • Schulz, Walter
  • Šulc, Valter
  • Schulz, Walther
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schulz, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118762524.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm August (1874–1945), seit 1899 Mitgl., seit 1902 Diasporaprediger, seit 1932 Diaconus d. Herrnhuter Brüdergemeine in G., S d. Friedrich u. d. Emilie Kelm;
    M Emilie Marie Louise Müseler (1867–1946);
    Leipzig 1943 Ruth-Eva S.-Seitz (1918–95), Dr. phil., Philosophin, 1949/50 Assistentin v. E. Bloch, 1974 Mitgründerin d. Internat. Assoziation v. Philosophinnen in Würzburg, seit 1989 in Berlin;
    2 S Georg-Michael (* 1945), Prof. f. Germanistik in Kassel (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2005; W), Christian (* 1946), RA in T.;
    1 T Angelika (* 1949, Gottfried Schweitzer, Soz.päd.), kaufmänn. Angest.

  • Biographie

    S. besuchte 1925-33 das Pädagogium der Brüdergemeine in Niesky (Niederschlesien). 1933-38 studierte er in Marburg und kurzzeitig in Breslau Philosophie v. a. bei Karl Löwith (1897–1973) und Hans-Georg Gadamer (1900–2002), klass. Philologie und ev. Theologie bei Rudolf Bultmann (1884–1976). Seinem philosophischen Lehrer Gadamer folgte S. 1939 nach Leipzig, wurde aber wenig später zum Kriegsdienst eingezogen. Einen Lazarettaufenthalt nach einer seiner beiden schweren Verwundungen nutzte er zur Fertigstellung einer Arbeit über Unsterblichkeitsbeweise im Platonischen Phaidon, mit der er 1944 bei Gadamer promoviert wurde. Auf dessen Anregung habilitierte sich S. 1951 in Heidelberg mit der Abhandlung „Die Vollendung des Dt. Idealismus in der Spätphilosophie Schellings“ (1955, ²1975). 1955 erhielt er ein Ordinariat in Tübingen, wo er seit 1954 vertretungsweise gelehrt hatte (em. 1978). Von Studenten aller Fachrichtungen besucht, zählten seine mitreißenden Vorlesungen zu den universitären Ereignissen, womit er zu einer, Tübinger Institution' wurde und neben Ernst Bloch (1885–1977) und Otto Friedrich Bollnow (1903–91) das philosophische Renommee der Universität prägte. Mehrere Rufe, u. a. nach Freiburg (Br.), wo er 1958 die Nachfolge Martin Heideggers (1889–1976) antreten sollte, lehnte er ab. Politisch linksliberal, begleitete S. die Studentenbewegung mit kritischer Sympathie.

    Auch als Autor fand der besonders vom Dt. Idealismus und von Heidegger beeinflußte S. Gehör, v. a. mit dem „Gott der neuzeitlichen Metaphysik“ (1957, ⁸1991; span., japan., franz. Überss.) und seinem Hauptwerk „Philosophie in einer veränderten Welt“ (1972, ⁷2001; ital., Jjpan. Überss.). Dieses stellt den großangelegten Versuch dar, die Philosophie in der Nachfolge Hegels als Theorie der Wirklichkeit zu begründen, wobei S. der Frage nach dem Sein (Begriff) des Faktischen (dem Wirklichen der Wirklichkeit) nachgeht. Damit greift er v. a. auf Schellings Spätphilosophie zurück, die das Ende der neuzeitlichen Metaphysik als Scheitern an der Frage nach der Wirklichkeit bestimmt und das Tor zu einer nachmetaphysischen Philosophie aufgestoßen habe. Diese durchmessend, suchte S. jene auch in seinen späteren Werken aus der paradoxen Struktur der Subjektivität verständlich zu machen.

  • Auszeichnungen

    Verdienstmedaille d. Landes Baden-Württ. (1983).

  • Werke

    Weitere W Seele u. Sein, Btrr. z. phil. Interpretation d. Unsterblichkeitsbeweise im Platon. Phaidon, Diss. Leipzig 1944;
    Wittgenstein. Die Negation d. Philos., 1967, ²1979 (span., japan. Überss.);
    Johann Gottlieb Fichte, Sören Kierkegaard, ²1977 (= J. G. Fichte, Vernunft u. Freiheit, 1962 [span. Übers.] u. S. Kierkegaard, Existenz u. System, 1967);
    Ich u. Welt, Philos. d. Subjektivität, 1979 (japan. Übers.);
    Vernunft u. Freiheit. Aufss. u. Vortrr., 1981;
    Metaphysik d. Schwebens. Unterss. z. Gesch. d. Ästhetik, 1985;
    Grundprobleme d. Ethik, 1989, ²1993;
    Subjektivität im nachmelaphys. Za., 1992;
    Der gebrochene Weltbezug, 1994;
    Prüfendes Denken, hg. v. G. Ueding, 2002;
    Autohiogr. in: L. J. Pongratz (Hg.). Philos. in Selbstdarst., II, 1975, S. 270-315 (W, L);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Tübingen; Bayer. Staatsbibl., München; DLA, Marbach; Staatsbibl. Berlin; Verlagsarchiv Klett-Cotta. Stuttgart; Privatarchiv Georg-Michael Schulz, Aachen.

  • Literatur

    H. Fahrenbach, Die gegenwärtige Kierkegaard-Auslegung in d. dt.sprach. Lit. v. 1948 bis 1962, Prof. W. S. z. 50. Geb.tag, 1962;
    ders. (Hg.). Wirklichkeit u. Reflexion, W. S. z. 60. Geh.tag. 1973;
    ders., Philos. in d. veränderten Wult, Zum phil. Werk v. W. S., in: Bloch-Jb. 2000, S. 155-84;
    H. Alfes, Dialektik d. Engagements. Elemente e. „Theorie d. Engagements“ entwickelt an W. S.s „Philos. in e. veränderten Welt“. Diss. München 1980;
    F. J. Wetz, Tübinger Triade, Zum Werk v. W. S., 1990;
    D. Wandschneider, Eine Metaphysik d. Schwebens, Zum phil. Werk v. W. S., in: Zs. f. phil. Forsch. 46, 1992. S. 557-68;
    R. A. Röhrner, Implikationen christl. Soziallehre in d. Philos. b. W. S., Versuch e. Ethik d. Schwebens, Lic.arb. München 1999;
    R. Breuninger. Die Philos. d. Subjektivität im Za. d. Wiss., Zum Denken v. W. S., 2004;
    S. Reusch, Subjektivität, Subjectum d. Macht, Diss. Stuttgart 2004 (Online-Ressource);
    R. Schulz, Wozu noch Metaphysik?, in: Allg. Zs. f. Philos. 30, 2005, S. 253-69;
    Baden-Württ. Biogrr. IV;
    BBKL 21 (W, L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Renate Breuninger, Werner Raupp
  • Zitierweise

    Breuninger, Renate; Raupp, Werner, "Schulz, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118762524.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA