Lebensdaten
1692 – 1763
Geburtsort
Neustettin
Sterbeort
Königsberg (Preußen)
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Generalinspektor des preußischen Schulwesens
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11876229X | OGND | VIAF: 34734027
Namensvarianten
  • Schultzius, Franziscus Albertus
  • Schultz, Franz Albert
  • Schultzius, Franziscus Albertus
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Zitierweise

Schultz, Franz Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876229X.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin, , Bgm. in N.; M Eleonora Christine, T d. Franz Heinrich Richter ( 1684), Propst;
    Königsberg 1731 Anna Elisabeth (* 1713), T d. Gabriel Fischer (* 1679). Kaufm. in Stolp; mind. 5 K u. a. Albertina (* 1745, Johann August Frhr. v. Starck, 1741-1816, hess. Frhr. 1811, aus Schwerin, D. Dr., preuß. Hofprediger, dann ghzgl. hess. Oberhofprediger in Darmstadt, Prof. d. Theol., Orientalist, Freimaurer, Gen.sup. in K., s. ADB 35; Grewolls; Internat. Freimaurerlex.); Schwägerin Anna Margarethe Fischer ( Christian Schiffert, 1688–1765. Schulinsp. in K., Vf. d. „Nachr. v. d. jetzigen Anstalten d. Collegii Fridericiani“, 1745, s. L).

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Neustettin studierte S. seit 1712 am Collegium Groeningianum in Stargard bei dem Pietisten Johann Wilhelm Zierold (1669–1731) und seit 1715 Theologie und Philosophie, u. a. bei August Hermann Francke (1663–1727), an der Univ. Halle. Hier lernte er die Philosophie Christian Wolffs (1679–1754) schätzen und erlebte unmittelbar die Konfrontation des Pietismus mit dem philosophischen Rationalismus. Zwei von Francke und Wolff vermittelte Professuren in Halle und Frankfurt/Oder schlug S. 1718 aus und ging als Hofmeister nach Königsberg. Dort gab er Privatvorlesungen über Wolffs Philosophie, pflegte aber zugleich engen Briefkontakt zu den Halleschen Pietisten. 1723 ging S. als Lehrer an die Berliner Kadettenschule, 1724 als Feldprediger nach Mohrungen, 1727 als Pfarrer nach Rastenburg und 1729 als Propst nach Stolp. Auf Vermittlung Georg Rogalls (1701–33) berief ihn Kg. Friedrich Wilhelm I. 1731 als Pfarrer und Konsistorialrat nach Königsberg. 1737 wurde er Generalsuperintendent für das Kirchenwesen in Preußen.

    S.s 1732 verteidigte Dissertation „De Concordia Rationis cum Fide“ (1732, Nachdr. 1735) veranschaulicht die luth. Rechtfertigungslehre mit Wolffschen Vernunftprinzipien und bietet zugleich starke Anhaltspunkte für das pietistische Verständnis der geistigen Erneuerung. Unmittelbar im Anschluß an seine Promotion zum D. theol. wurde S. Theologieprofessor in Königsberg; seine fragmentarisch erhaltenen Dogmatikvorlesungen stützen sich gleichfalls auf Wolffs Metaphysik und Lehrart. 1733 erfolgte die Ernennung zum Direktor des Collegium Fridericianum, wo er Immanuel Kant unterrichtete, dessen Mutter die von S. geleiteten Gebetsstunden besuchte. Er begleitete nach 1740 auch das Universitätsstudium Kants, der wohl S.s Dogmatikvorlesungen hörte.

    S. initiierte den Ausbau des Schulwesens in Ostpreußen und Preuß.-Litauen, überzeugt davon, daß die Erziehung als Mittel zur Vertiefung des lebendigen Glaubens und praktischer Besserung des Volks nützlich sei. Dazu entwarf er 1734 auf kgl. Befehl eine Schulordnung, die die obligatorische Gründung von Grundschulen in allen Pfarrbezirken Preußens veranlaßte; bis 1742 richtete er zusammen mit der Schulkommission über 1660 Schulen ein. Vertrauter Kg. Friedrich Wilhelms, jedoch unter Friedrich II. politisch entmachtet, beschränkte sich S. fortan auf Pfarr- und Lehraufgaben.

  • Werke

    u. a. Zwey nützliche Lehren d. wahren Christenthums, 5 Aufll.;
    Actenmäßige Darst. d. unter Friedrich Wilhelm in Preußen in Kirchen-, Schulu. akad. Angelegenheiten getroffenen Anstalten, 1738;
    Vorrede v. d. Verbindung d. Heiligung mit d. Rechtfertigung, 1744;
    - Korr.: E. Riedesel, Pietismus u. Orthodoxie in Ostpreußen, Auf Grund d.|Briefwechsels G. F. Rogalls u. F. A. S.s mit d. Halleschen Pietisten. 1937.

  • Literatur

    ADB 32;
    H. Langel, Die Entwicklung d. Schulwesens in Preußen unter F. A. S., 1909;
    E. Riedesel, G. F. Rogall u. F. A. S., Diss. Königsberg 1937;
    W. Hubatsch, Gesch. d. Ev. Kirche Ostpreußens, I-III, 1968;
    C. Hinrichs, Pietismus u. Preußentum. 1971;
    J. J. Fehr. Ein wunderlicher nexus rerum, 2005;
    ders., Die Verwiss.lichung d. „Herzens=Glaubens“ in Königsberg, F. A. S. als Pietist u. Aufklärer, in: U. Sträter (Hg.). Interdisziplinäre Pietismusforsch., 2005, S. 223-33;
    Altpreuß. Biogr. II;
    RGG22-4;
    BBKL 17 (W, L); - zu Christian Schiffert:
    H. F. Klemme (Hg.). Die Schule Immanuel Kants, Mit d. Text v. C. S. über d. Königsberger Collegium Fridericianum. 1994.

  • Autor/in

    James Jakob Fehr
  • Zitierweise

    Fehr, James Jakob, "Schultz, Franz Albert" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 698-699 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876229X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schultz: Franz Albert S., Königsberger Theologe, 1763. Der Name dieses Mannes verdient bekannt zu bleiben, weil hauptsächlich er es war, welcher in Königsberg zwischen 1720 und 1740 diejenige geistige Atmosphäre schuf, in welcher kein Geringerer als Immanuel Kant aufwuchs und heranreifte. S. war der Gewissensrath der Eltern Kant's und hat als Gönner und Lehrer dieses ihres Sohnes sich um diesen so verdient gemacht, daß Immanuel Kant stets mit Hochachtung sich seiner erinnerte. Wissenschaftlich repräsentirt S., wie der Hallesche Sigismund J. Baumgarten, den Uebergang vom Pietismus zur Aufklärung: als Christ entschiedener Pietist und als Denker ein von Christian Wolf selbst hoch geschätzter Wolfianer schuf er in Königsberg jene „Milde der Gesinnung“, welche unter Wahrung der christlichen Frömmigkeit für die Aufgaben der neuen Zeit empfänglich war. Schultz' Stärke beruhte aber nicht auf theoretischen, sondern auf praktischen Arbeiten: als Schulmann, als Universitätslehrer, als Verwaltungsbeamter im Consistorium und in der Schulverwaltung Altpreußens hat er in seiner Zeit mit gutem Grunde die leitende Stellung eingenommen.

    S. wurde zu Stettin in Pommern, wo sein Vater Bürgermeister war, 1692 geboren, erhielt seine Vorbildung in Stargard und studirte in Halle bei der pietistischen Facultät Theologie, aber auch gleichzeitig bei Christian Wolf Philosophie. Nach Beendigung seiner Studien wirkte er in verschiedenen Stellungen als Hofmeister in Königsberg und in Berlin, als Feldprediger bei dem preußischen Regiment Blankensee, als „Erzpriester“ (Superintendent) der Diöcese Rastenburg in Ostpreußen, als Propst des Stolpischen Districts in Pommern, bis er 1731 zum Pfarrer an der Altstädtischen Kirche und Consistorialrath in Königsberg ernannt wurde. Das ist die Stellung, in welcher er seine hauptsächlichste Thätigkeit entfalten sollte. Zu diesem seinem Hauptamte erhielt er nämlich noch eine ganze Anzahl wichtiger Aemter dazu verliehen: durch speciellen Befehl des ihm sehr wohl gesinnten (pietistischen) Königs Friedrich Wilhelm's I. erhielt er 1732 eine ordentliche Professur der Theologie an der dortigen Universität; dazu wurde er Mitglied der Kirchen- und Schulcommission, zugleich aber auch Director der bedeutendsten Gelehrtenschule Königsbergs, des Collegium Fridericianum. In Gemeinschaft mit dem Oberhofprediger Quandt versah er außerdem die Generalinspection über das gesammte Kirchen-, Schul- und Armenwesen des „Königreichs“ Preußen. Da der König Friedrich Wilhelm I. auf S. ein fast ungemessenes Vertrauen setzte, so gelang es diesem, die Besetzung der theologischen Professuren mit Männern seiner Gesinnung (Kypke, Arnoldt, Chr. Lilienthal, Salthenius u. s. w.) zu erreichen, das Schulwesen Preußens entsprechend der Halleschen Pädagogik August Hermann Francke's zu gestalten und für die Königsberger Facultät (1736) das Privilegium zu erwirken, daß ihre Studenten|der Theologie nicht, wie alle anderen preußischen Candidaten, zwei Jahre in Halle zu studiren brauchten, sondern das Zeugniß ihrer Anstellungsfähigkeit von der Königsberger Facultät erhalten sollten — ein Privilegium, dessen diese Facultät sich bis 1880 erfreut hat. Unter der Regierung Friedrich's des Großen hatte S. nur noch einen geringen Einfluß in Personal- und Verwaltungsangelegenheiten. Er starb 1763. Abgesehen von wenigen bei Pisanski (s. u.) citirten Programmen und Predigten existiren von ihm keine gedruckten Werke.

    • Literatur

      Ueber S. handeln Zedler's Universallexikon XXXV (1743), 1606 ff. — D. J. Arnoldt, Historie der Königsbergischen Universität, II (1746), 189; 187. — G. C. Pisanski's Entwurf einer preußischen Litterärgeschichte (aus dem 18. Jahrh.), hrsg. von Philipp: 1886, S. 576 ff. — Benno Erdmann, Martin Knutzen und seine Zeit, 1876, S. 22—47.

  • Autor/in

    Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Schultz, Franz Albert" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 705-706 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876229X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA