Lebensdaten
1733 – 1807
Geburtsort
Creußen (Markgraftum Bayreuth)
Sterbeort
Erlangen
Beruf/Funktion
Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118760688 | OGND | VIAF: 35252262
Namensvarianten
  • Seiler, Georg Friedrich
  • Sailer, Georg Friedrich
  • Seiler, G. F.
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Zitierweise

Seiler, Georg Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760688.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Balthasar (1702–42), Hafnermeister (Krugmacher) in C.;
    M Christiana Catharina (1708–64), T d. Schlossermeisters Conrad Hammeran;
    Stief-V seit 1743 Jacob Eyrich (1722–62), Hafner in C.;
    1 B, 2 Schw, 4 Stief-B;
    Neustadt b. Coburg 1762 Eleonora Wilhelmina Juliana (1740–1805), aus Neustadt b. Coburg, T d. Christoph Conrad Baumann (1694–1754), Chirurg, u. d. Catharina Christiana N. N.;
    2 S Georg Christian Friedrich (1764–1834), Jur., hzgl. sachsen-coburg-saalfeld. Rat, Burkhard Wilhelm (1779–1843), Prof. d. Chirurgie u. Anatomie in Wittenberg, Mitgl. d. Ac. de Médecine, Paris, HR (s. ADB 33; BLÄ), 4 T.

  • Biographie

    S. besuchte seit 1745 das Gymnasium in Bayreuth und begann 1754 ein Studium der Theologie und Philosophie an der Univ. Erlangen, u. a. bei dem orthodoxen, doch zeitgeistsensiblen Lutheraner Caspar Jacob Huth|(1711–60) sowie dem Physiker und Philosophen Simon Gabriel Succov (1721–86), einem Schüler Christian Wolffs. Nach einem Zwischenspiel als Hofmeister in Tübingen 1758–61 legte S. 1762 das theol. Examen ab, wurde ordiniert und erhielt ein Diakonat in Neustadt auf der Heide bei Coburg. 1765 wechselte er als Pfarrer nach Coburg, 1767 als Hofdiakon und Gymnasialprofessor nach Bayreuth. 1770 folgte er einem Ruf an die Univ. Erlangen. Dort amtierte er zunächst nur als vierter Professor der Theologie, baute aber nach der Promotion zum D. theol. (1771) sukzessive seine Stellung in Universität (sechsmaliger Prorektor) und Kirchenleitung aus. Abgelehnte Rufe – u. a. an die Univ. Göttingen und auf hohe Kirchenämter nach Hannover, Frankfurt/M. und Leipzig – honorierte die Regierung der Mgft. Bayreuth mit Gehaltserhöhungen, Titeln und Ämtern: 1775 wurde S. zum Ersten Wirklichen Konsistorialrat ernannt und übernahm damit die Aufsicht über das gesamte Schulwesen des Fürstentums.

    Rang und Ruhm als führender Theologe der Universität – 1788 stieg S. zum Superintendenten und ersten Professor seiner Fakultät auf – verdankte er neben seinem Erfolg als Prediger und einer immensen literarischen Produktivität auch karitativ-gemeinschaftsorientiertem Engagement und großem Organisationstalent: Die Gründung des Erlanger Armeninstituts (1776) geht auf S.s Initiative zurück, ebenso das Predigerseminar (1772/73) und die Bibelanstalt (1779), die er auch für die Verbreitung seiner mehr als 150, vielfach übersetzten und auflagenstarken Schriften nutzte. Kontroverstheologischer Zuspitzung abgeneigt, apologetisch versiert und im Geist einer vermittlungsfreudigen Neologie auf den harmonischen Ausgleich von Vernunftorientierung und Offenbarungsglauben bedacht, repräsentierte S. als Gelehrter, Kirchenmann und Pädagoge besonders wirkmächtig den Typus des moderaten Aufklärungstheologen. So sehr er sich dem Humanitätsideal der Epoche verpflichtet wußte, so lebendig blieb ihm zugleich der Wunsch, in theologischer Reflexion und Alltagspraxis die Freiheitsformeln und Toleranzideen einer neuen Zeit mit dem reichen Erbe der ev. Tradition möglichst konfliktfrei zu verschmelzen.

  • Auszeichnungen

    Geh. Kirchenrat (1773);
    Mitgl. d. Teutschen Ges., Königsberg (1755, Ehrenmitgl. 1793), d. Societas Suecana pro fide et christianismo, Stockholm (1776).

  • Werke

    Der Geist u. d. Gesinnungen d. vernunftmäßigen Christentums z. Erbauung, 2 T., 1769/75;
    Kurze Gesch. d. geoffenbarten Rel., 1772;
    Rel. d. Unmündigen, 1772, 181806;
    Über d. Gottheit Jesu Christi beides f. Gläubige u. Zweifler, 1775;
    Kl. u. hist. Katechismus, 1775;
    Ueber d. Versöhnungstod Jesu Christi, 4 T., 1778/79;
    Katechet. Methodenbuch, 1789;
    Bibl. Rel. u. Glückseligkeitslehre, 1789;
    Der vernünftige Glaube an d. Wahrheit d. Christentums, 1795;
    Gespräche v. Gott u. Jesu, 1801.

  • Literatur

    ADB 33;
    F. W. Kantzenbach, Die Erlanger Theol., 1960;
    O. Jordahn, G. F. S.s Kindheit, Ausbildung u. erste Amtsjahre 1733–70, in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 28, 1968, S. 93–214;
    ders., G. F. S.s Wirksamkeit als Prof. in Erlangen, ebd. 29, 1969, S. 39–211;
    ders., G. F. S.s Wirksamkeit in d. kirchl. Praxis 1770–1807, ebd. 30, 1970, S. 83–252;
    ders., G. F. S.s Btr. z. Prakt. Theol. d. kirchl. Aufklärung, 1970 (W);
    ders., G. F. S.s Andachts- u. Predigtbücher, seine Bibelüberss. u. Bibelausgg., in: Zs. f. bayer. KGesch. 48, 1979, S. 28–55;
    G. Ph. Wolf, in: Fränk. Lb. 17, 1998, S. 99–109 (P);
    O. Willett, Sozialgesch. Erlanger Prof. 1743–1933, 2001;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Erlanger Professoren I;
    Erlanger Stadtlex. (P).

  • Porträts

    P Schabkunstbl. v. J. E. Haid nach e. Gem. v. J. P. Bach, 1777 (StadtA Erlangen), Abb. in: Erlanger Stadtlex. u. Fränk. Lb. 17 (s. L).

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Seiler, Georg Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 193-194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760688.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Seiler: Georg Friedrich S., Erlanger Theologe, 1807. S. wurde am 24. October 1733 zu Creußen bei Baireuth in bürgerlichen Verhältnissen geboren, erhielt seine Vorbildung zu Baireuth und bezog 1754 die Universität Erlangen. Hier studirte er Philosophie und Theologie, orientalische Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte, bis er 1759 als Aufseher eines jungen Adeligen nach Tübingen ging, wo er noch zwei Jahre seiner wissenschaftlichen Ausbildung leben konnte. Seine erste amtliche Anstellung erhielt S.|im Coburgischen, wo er 1761 Diakonus zu Neustadt an der Heyde wurde und später ein Predigtamt in Coburg verwaltete. Im Jahre 1769 erhielt er einen Ruf als vierter ordentlicher Professor der Theologie nach Erlangen, siedelte im März 1770 dahin über und hielt am 2. Mai dieses Jahres seine Antrittsvorlesung an der dortigen Universität. Von da an hat er dieser Hochschule bis an seinen Tod (1807) angehört. Am 21. August 1771 promovirte er in Erlangen als Dr. theol., disputirte sich im September darauf in die Facultät ein und erhielt 1772 die dritte theologische Professur nebst der Universitätspredigerstelle. Seine akademische Thätigkeit verschaffte ihm bald ein so hohes Ansehen, daß die verschiedensten Berufungen nach auswärts an ihn ergingen, so nach Göttingen, Leipzig, Lübeck, Hamburg u. s. w. Er lehnte sie aber alle ab, und die heimische Staatsregierung belohnte ihn dafür durch ansehnliche, Gehaltserhöhungen, Rangauszeichnungen und durch Uebertragung von ehrenvollen Nebenämtern auf ihn. So erhielt er 1773 den Charakter eines geheimen Kirchenrathes, 1775 eine wirkliche Consistorialrathsstelle in Baireuth mit dem Decernat über das gesammte Schulwesen des Fürstenthums Baireuth. 1779 wurde er zweiter, 1788 erster ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen und rückte zugleich als Superintendent, erster Prediger der Stadtkirche und Scholarch des Gymnasiums ein. Durch diese seine praktischen Nebenämter ganz von selbst auf die Praxis in Kirche, Schule, Gemeinde und Staat hingewiesen, hat er nie unterlassen neben der Pflege ernster Wissenschaft durch populäre Belehrung und durch Erweisung thätiger Liebe dem Wohle seiner Nebenmenschen zu dienen. — In seiner Denkweise hat er zwar das orthodoxe kirchliche Lehrsystem abgelehnt, aber als ernster Christ sich vor frivoler Aufklärung gehütet und zur Vertheidigung des Christenthums die Harmonie von Vernunft und biblischer Religion zu erweisen gesucht; er gehörte zu den „Aufklärern", aber zu den besonnenen, welcher noch „göttliche Offenbarungen" anerkannte, „die Jesus und seine Gesandten empfangen haben". Von den zahlreichen Schriften, welche seinem nie ermüdenden Fleiße ihren Ursprung verdanken, nennen wir als die wichtigeren in chronologischer Reihenfolge: „Der Geist und die Gesinnungen des vernunftmäßigen Christenthums zur Erbauung" (Th. I) 1769, 6. Aufl. 1779; (Th. II) 1775, 2. Aufl. 1778 (es wurde in mehrere neuere Sprachen übersetzt); „Kurze Geschichte der geoffenbarten Religion, mit Kupfern und Landcharten“ 1772; 9. Aufl. 1800 (ebenfalls in mehrere neuere Sprachen übersetzt); „Religion der Unmündigen“ 1772; 16. Aufl. 1797, wurde in das Lateinische und in sieben neuere Sprachen übertragen, in's Böhmische sogar in zwei Ausgaben, einer für Katholiken und einer für Protestanten; „Theologia dogmaticopolemica, cum compendio historiae dogmatum succinctae, in usum praelectionum academicarum adornata“ 1774; 3 ed. 1788; „Ueber die Gottheit Christi, beides für Gläubige und Zweifler“ 1775; „Kleiner und historischer Katechismus etc.“ Bayreuth 1775; 16. Aufl. 1801 (vielfach in Deutschland nachgedruckt). „Gemeinnützige Betrachtungen der neuesten Schriften, welche Religion, Sitten und Besserung des menschlichen Geschlechts betreffen, in Vereinigung mit einer Gesellschaft von Gottesgelehrten", I. bis XXV. Jahrg., 1776—1800; „Das größere biblische Erbauungsbuch, zum Theil aufgesetzt und herausgegeben." Alten Testamentes Theil I bis X, 1785—1795. Neuen Testamentes Theil I bis VII, 1786—1792. Beide in 8°. Neue Ausgabe in 4° 1788—1793. „Schullehrer-Bibel." Des Neuen Testamentes Theil I—III, 1790—1793; „Die Religion nach Vernunft und Bibel in ihrer Harmonie etc." 1798; dazu: „Kurzer Inbegriff der Religion nach Vernunft und Bibel, ein Lehrbuch für Studierende etc.“ 1799; „Das Zeitalter der Harmonie der Vernunft und der biblischen Religion, eine Apologie des Christenthums gegen Thom. Payne“ 1802. Die übrigen Schriften|Seiler's, lateinische und deutsche, gelehrte und praktische, theoretische und erbauliche, Programme, Abhandlungen, Recensionen, Predigten und einzelne Blätter, mit den oben citirten zusammen 173, sind aufgezählt bei Fikenscher (Georg Wolfg. Augustin), Vollständige akad. Gelehrten-Geschichte der Universität Erlangen. Erste Abth. (Nürnberg 1806), S. 101—124; ein Abriß des Lebens Seiler's ebendaselbst, S. 95—101; die vorangehende Litteratur zur Biographie Seiler's ebendaselbst, S. 95, Anm. m. An demselben Orte, am Schlusse, Nachrichten über Bildnisse Seiler's.

  • Autor/in

    Paul Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Seiler, Georg Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 647-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760688.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA