Lebensdaten
1915 – 2005
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Geiger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118758683 | OGND | VIAF: 114268491
Namensvarianten
  • Schneiderhan, Wolfgang Eduard
  • Schneiderhan, Wolfgang
  • Schneiderhan, Wolfgang Eduard
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Zitierweise

Schneiderhan, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758683.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Theodor Felix (1876–1929 oder 1932), Schausp., S d. Johann Heinrich, Schausp., u. d. Maria Bauschka;
    M Emma (1876–1946), Zither-Virtuosin, T d. Engelbert Fallmann, Zimmermaler, u. d. Franziska Dworak (um 1851/52-1933);
    Gr-Ov Franz (1863–1938), Industr., Kulturfunktionär, 1926-33 Gen.intendant d. österr. Bundestheaters in Wien (s. ÖBL), S d. Josef (1837–95), Bäckermeister, Bgm. v. Untermeidling, WGR (s. Hist. Lex. Wien);
    2 B u. a. Walther (1901–78), Geiger, Dirigent, Päd., Schüler v. Arnold Rosé u. Otakar Ševčík, 1928-36 Konzertmeister am Sender Köln, seit 1948 Konzertmeister d. Wiener Symphoniker (s. Teichl; MGG);
    1 Schw Isabella ( Bernhard Gutmann), lebt seit 1960 in New York;
    1) 1940 Marianne Leibenfrost, Tänzerin, 1927–43 Mitglied des Wiener Staatsopernballetts, 2) Irmgard (1919-88), Opern- u. Konzertsängerin, seit 1943 Ensemblemitgl. d. Wiener Staatsoper (s. MGG; Munzinger; L), T d. Heinrich Seefried (1888–1936), Hauptschullehrer, u. d. Maria Scharpf (* 1898);
    1 T aus 1), 2 T aus 2) Barbara (* 1950), Bühnenbildnerin, Monica (* 1957), Schausp.

  • Biographie

    Von seiner Mutter früh gefördert, trat S. schon mit fünf Jahren in seiner Heimatstadt Wien als Wunderkind öffentlich auf. Mit sieben Jahren wurde er Schüler von Otakar Ševčík (1852-1934), dessen strengem Unterricht S. seine später nahezu unfehlbare Technik verdankte. Seine musikalische Ausbildung vervollkommnete er seit 1925 bei Julius Winkler (1855–1938), einem Schüler Carl Heisslers und damit Enkelschüler von Joseph Böhm, der ihm die Tradition der Wiener klassischen Musik vermittelte.

    Mit elf Jahren gab S. sein Debüt in Kopenhagen, gefolgt von Konzerttourneen durch ganz Europa. 1933 wurde er 17jährig Konzertmeister der Wiener Symphoniker, 1937 wechselte er zu den Wiener Philharmonikern. Sein im gleichen Jahr gegründetes Streichquartett (mit Otto Strasser, Ernst Morawec und Richard Korschak) bestand bis 1951 und zählte zu den herausragendsten Quartett-Vereinigungen. Bis 1949 war S. auch Konzertmeister der Staatsoper, konzertierte neben diesen Verpflichtungen aber weiterhin als Solist und musizierte u. a. mit den Dirigenten Hermann Abendroth, Karl Böhm, Wilhelm Furtwängler und Clemens Krauss.

    Seine Mitgliedschaft in der NSDAP (seit 1940) belastete ihn nach dem Krieg nur kurz; 1946 rehabilitiert, konnte er an seine Konzerttätigkeit nahtlos anknüpfen. Seit 1949 bildete er gemeinsam mit Edwin Fischer und dem Cellisten Enrico Mainardi ein Klaviertrio, das für einzigartige Kammermusikabende garantierte. Duo-Partner am Klavier waren u. a. Wilhelm Kempff und 1952-66 Carl Seemann.

    Zeit seines Lebens war S. ein gesuchter und passionierter Lehrer. 1938-56 war er Dozent bei den Sommerkursen am Mozarteum Salzburg, 1939 erhielt er eine Professur an der Staatsakademie für Musik in Wien, 1949 trat er die Nachfolge Georg Kulenkampffs als Dozent der Meisterkurse beim Internationalen Musikfest Luzern an. Aus der letztgenannten Tätigkeit ging 1956 das gemeinsam mit Rudolf Baumgartner (1917–2002) gegründete Kammerensemble der „Festival Strings Lucerne“ hervor, mit dem S. als Leiter und Solist zahlreiche Konzerttourneen unternahm. Die qualifizierte musikalische Arbeit ist in vielen Plattenaufnahmen dokumentiert. 1975-85 wirkte er als Ordinarius an der|Hochschule für Musik in Wien. Trotz internationaler Verpflichtungen und Konzerttourneen durch Amerika und Australien blieb S. seiner Heimatstadt stets auch künstlerisch verbunden. Der Musikwelt galt S., der eine Stradivari von 1727 spielte, als Vertreter spezifisch Wiener Geigenkunst mit einem noblen, nicht großen, aber wunderbar artikulierten und stets makellos intonierten Geigenton. Sein Repertoire reichte von Vivaldi und Bach bis hin zu Frank Martin, Karl Amadeus Hartmann und Werner Henze, wenn auch die Werke von Mozart und Beethoven im Zentrum seines Wirkens standen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Sopranistin Irmgard Seefried, brachte er das für sie komponierte „Capriccio“ von Rolf Liebermann zur Uraufführung (1959, Paris) und 1968 das ebenfalls für sie geschriebene „Magnificat“ von Frank Martin.

    In der Reihe „Original Masters“ erschien 2004 auf CD eine Sammlung aller mit S. in den 50er Jahren für die „Deutsche Grammophon“ verwirklichten Konzert-Aufnahmen (DG 477 5263).

  • Auszeichnungen

    Mozartmedaille (1941 u. 1953);
    Goldene Schallplatte d. „Dt. Grammophon“;
    Gr. Ehrenkreuz I. Kl. f. Kunst u. Wiss. (1961);
    Gr. BVK (1965);
    HR (1986).

  • Werke

    u. a. Editionen: Kadenzen z. Violinkonzert op. 61 v. L. v. Beethoven, übertragen nach Beethovens Originalkadenzen z. Klavierfassung d. Konzerts, 1968, neue verbesserte Ausg. 1971;
    ferner Kadenzen zu Violin-Konzerten v. Mozart, Haydn, Brahms;
    Schr.:
    Julius Winkler, Die Technik d. Geigenspiels, neu hg. v. W. S. u. M. Jäger-Mebes, 1995;
    Diskographie:
    Mozart, Violinkonzerte 1-5, W. S., Violine u. Ltg., Berliner Philharmoniker, 2 CD, Dt. Grammophon;
    Beethoven, Sonatas for Piano and Violin, W. Kempff u. W. S., DG Originals, 2001;
    Fischer – S. – Mainardi: L. v. Beethoven, Klaviertrio op. 70,1 u. op. 97: Festspieldokumente, Live Recording 1952/53, Orfeo, 2002.

  • Literatur

    F. Fassbind, Cantabile: W. S. – Irmgard Seefried, 1960, Neuausg. 1991 (P);
    J. W. Hartnack, Gr. Geiger unserer Zeit, 1968, S. 218 ff.;
    A. Inglis, Master Class, in: The Strad 95, 1985, S. 749 f. (P);
    A. Roeseler, Gr. Geiger unseres Jh., 1987, S. 103-108 (P);
    H. Eggebrecht, Gr. Geiger, 2000, S. 102 ff. (P);
    C. Hellsbert, „im Herzen e. Teil d. Wiener Philharmoniker“, in: Der Musikver., Zs. d. Ges. d. Musikfreunde Wien, Sept./Okt. 2002;
    MGG;
    Riemann mit Erg.bd.;
    New Grove;
    New Grove²;
    Munzinger;
    Schweizer Lex.; Nachrufe
    in: NZZ v. 22.5.2002, FAZ u. SZ v. 23.5.2002.

  • Autor/in

    Marion Brück
  • Zitierweise

    Brück, Marion, "Schneiderhan, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 313-314 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758683.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA