Lebensdaten
1916 – 1999
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Künstler ; Maler
Konfession
-
Normdaten
GND: 118756974 | OGND | VIAF: 42633571
Namensvarianten
  • Thieler, Fritz Wilhelm Ernst Richard
  • Thieler, Fred
  • Thieler, Fritz Wilhelm Ernst Richard

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Zitierweise

Thieler, Fred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118756974.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Richard (1877–1940, ev.), Volksschullehrer in Ragnit (Ostpreußen), Rektor d. Stadtschule Zinten b. Königsberg;
    M Lina Miserowitz (1884–1961, jüd.);
    1952 Willemine Adriane (Mienske) Janssen;
    1 S Richard (* 1963), Photograph, 2 T Karin (* 1956), Gabriele (Ps. G. L. Gabriel) (* 1958), Malerin.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1937 in seiner Heimatstadt begann T. an der Univ. Königsberg ein Medizinstudium, das er – bedingt durch Arbeitsdienst und Kriegseinsätze in Polen und Frankreich – wiederholt unterbrechen mußte. Nach dem Tod seines Vaters wurde er im Jan. 1941 vom Heeresdienst aus „rassischen“ Gründen suspendiert und gleichzeitig exmatrikuliert; dem Versuch, in München einen Studienplatz für Chemie zu erhalten, folgte ein endgültiges Studienverbot. Er arbeitete als Werkstudent für eine Münchner Licht- und Fotopauserei und schrieb sich gleichzeitig in der privaten Malschule von Hein König (1891–1971) ein. Eine Vorladung 1942 durch die Gestapo zwang T. unterzutauchen; während dieser Zeit ergaben sich u. a. Kontakte zum Umfeld der „Weißen Rose“.

    Nach dem Krieg studierte T. 1946–50 an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei in der Klasse von Karl Caspar (1879–1956). Hier malte er nach figürlichen Anfängen 1947 sein erstes abstraktes Gemälde und lernte Rupprecht Geiger (1908–2009), Willi Baumeister (1889–1955) und Fritz Winter (1905–76) kennen, die zu den Gründungsmitgliedern der Avantgarde-Gruppe ZEN 49 gehörten. Nach Beendigung des Studiums folgten 1950–51 zusammen mit Mienske Janssen, seiner späteren Frau, mehrere Reisen nach Holland und 1951–53 ein Aufenthalt in Paris, wo er im „Atelier 17“ bei Stanley William Hayter ein Graphikstudium aufnahm. Die hier geknüpften Kontakte zu Hans Hartung (1904–89), Serge Poliakoff und Pierre Soulages waren für T.s weitere künstlerische Entwicklung von großer Bedeutung. 1952 wurde er in die Gruppe ZEN 49 aufgenommen, 1954 in den Dt. Künstlerbund. Der Teilnahme an der ersten Nachkriegsausstellung dt. Kunst 1955 in Paris im „Cercle Volney“ schlossen sich zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland an, darunter 1964 die Teilnahme an der documenta III. 1959 wurde T. als Professor für Kunstpädagogik an die Staatl. Hochschule für Bildende Künste in Berlin berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1981 tätig blieb, unterbrochen 1973 von einer Gastprofessur am College of Art and Design in Minneapolis. Seit Mitte der 70er Jahre übernahm T. neben der Lehre auch Funktionen in der International Association of Art und seit den 80er Jahren in verschiedenen Ankaufskommissionen.

    T. ist neben Emil Schumacher (1912–99) und Bernard Schultze (1915–2005) einer der herausragenden Maler des dt. Tachismus bzw. Informel. Frühen, noch von Lovis Corinth beeinflußten Landschaften folgten schon in den späten 40er Jahren erste ungegenständliche Versuche, die T.s Nähe zur Gruppe ZEN 49 belegen. Werke wie „Zu spät“ 1947 zeigen bereits die gestische Spontaneität späterer Arbeiten, doch bleibt ein kompositorisches Gerüst erkennbar, in dem sich die Farbe als subjektives Ausdrucksmittel noch nicht vollständig emanzipiert hat. Die Berührung mit dem franz. Tachismus zu Beginn der 50er Jahre schärfte entschieden das Bewußtsein für die bildnerische Autonomie der Farbe. Seit Mitte der 50er Jahre entstanden zunächst kleinformatige Spachtelbilder (e. III. 57, 1957), die seit den 60er Jahren durch großformatige, tonige Farbmodulationen abgelöst wurden, z. B. in den „Wannseebildern“, die 1962 für ein Erholungshaus in Berlin-Wannsee entstanden. Konsequent überführte T. seine Malerei in räumliche Zusammenhänge – am eindrucksvollsten in den Wandbildern für die Heilig-Geist-Kirche in Emmerich/Niederrhein und 1989 im Residenztheater in München. Malen als Prozeß und Farbe als Experimentierfeld blieben bis zu T.s Tod das Thema seiner Malerei, in der er immer wieder zu neuen technischen Möglichkeiten fand – etwa Mitte der 60er Jahre in den Collage- und De-Collage-Bildern (Großer Gong, 1965), in den 70er Jahren in der Gußtechnik, die eine neue Präzision des Farbauftrags ermöglichte (WaFa, 1971), und zuletzt in einer neuen Kraft und Unbändigkeit des Farbauftrags, die den Bildern eine ungewohnte Monumentalität verleiht (Dominantes Rot [Klein], 1990).

    Zu T.s Schülern gehörten u. a. Bernd Damke (* 1939), Karl Horst Hödicke (* 1938), Matthias Hollefreund (* 1947), Markus Lüpertz (* 1941) und Peter Sorge (1937–2000).

  • Auszeichnungen

    A BVK (1981);
    Lovis-Corinth-Preis (1985);
    BVK 1. Kl. (1985);
    Harry Graf Kessler-Preis (1988);
    – F.-T.-Preis d. Berlin Gal. (seit 1992).

  • Werke

    Weitere W u. a. O.V.O.57, 1957;
    Epitaph f. Franz Kline, 1962;
    NEW-S./II/64, 1964;
    K.B.I/69, 1969;
    B 17.III.80, 1980;
    RA I/85, 1985;
    Ohne Titel, 1996.

  • Literatur

    L Trümmerzeit in München, hg. v. F. Prinz, 1984;
    C. Blechen, Die Bilder malen sich selbst, F. T., der unerschrockene Tachist, wird achtzig, in: FAZ v. 16. 3. 1996 (P);
    dies., Kosmische Kraftfelder, Zum Tod d. dt. Tachisten F. T., ebd. v. 9. 6. 1999 (P);
    A. Firmenich (Hg.), F. T. – Dialog mit d. Farbe, Ausst.kat. Kunsthalle Emden, Daniel-Pöppelmann-Haus, Städt. Mus. Herford, Städt. Slgg. Schweinfurt 1991;
    dies. u. J. Merkert (Hg.), F. T., Monogr. u. Werkverz., Bilder v. 1942–1993, 1995;
    F. T., Im Flow d. Farbe, Gal. Maulberger, München 2011;
    A. Brandl, F. T. (1916–1999), Ein ermaltes Leben, Arbb. auf Lwd. u. Papier 1952–1996, Schweinfurter Mus.schrr. 181, 2011;
    Altpreuß. Biogr. V/2;
    Vollmer; Dict. of Art

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Thieler, Fred" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 118-119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118756974.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA