Lebensdaten
1890 – 1961
Geburtsort
Friedberg (Oberhessen)
Sterbeort
Seligenstadt
Beruf/Funktion
Bischof von Mainz ; katholischer Theologe ; Professor für Kirchengeschichte und Homiletik in Mainz
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11875551X | OGND | VIAF: 25398019
Namensvarianten
  • Stohr, Albert

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Zitierweise

Stohr, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875551X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil Bernhard (1858–1951, Reichsbahn-Obersekr., S d. Johann Peter (* 1819), Schreiner, u. d. Maria Josepha Fecher (* 1823);
    M Elisabeth Eva (1858–1934), T d. Jakob Braun (1840–1911), Schneider, u. d. Eva Elisabeth Bach (1836–1917;
    1 Schw Katharina Louise Elisabeth (1892–1975, Heinrich Wilhelm Ludwig Karl Kmietsch, 1885–1918, Bez.sparkassendir.);
    N Bardo Bernhard Kmietsch (1919–75), Pfarrer, Clemens Maria Kmietsch (1921–71), Missionsarzt, Albert Josef Karl Kmietsch (1928–91), kaufmänn. Angest.

  • Biographie

    Im Anschluß an das Abitur in Friedberg studierte S. 1909–13 Philosophie und Theologie im Priesterseminar Mainz, wo er Romano Guardini (1885–1968) begegnete, dem er freundschaftlich verbunden blieb. 1913 von Bf. Georg Heinrich Kirstein (1858–1921) zum Priester geweiht, wurde er 1914 in Mainz Subrektor im Konvikt und 1915 Kaplan in St. Emmeran, dann 1916 Subrektor im Konvikt zu Bensheim und 1918 Kaplan in Viernheim. 1919/20 vertrat er den Abgeordneten im Hess. Landtag Georg Lenhart (1869–1941) am Lehrerseminar in Bensheim. 1920 setzte er seine Studien in Freiburg (Br.) fort und wurde dort 1921 bei dem Dogmatiker Engelbert Krebs (1881–1950) zum Dr. theol. promoviert. 1922 war er als Pfarrverwalter in Dietersheim und in Ober-Hilbersheim tätig und wurde 1923 zum Weiterstudium beurlaubt, zunächst in Gießen und dann in Rom, wo er im Kolleg S. Maria dell’Anima wohnte und an der Gregoriana Vorlesungen von Kard. Franz Ehrle SJ (1845–1934) besuchte. In Rom lernte er Martin Grabmann (1875–|1949) kennen, bei dem er sich 1924 in München habilitierte.

    Im Okt. 1924 erhielt S. am Mainzer Priesterseminar einen Lehrauftrag, wurde 1925 Professor für Kirchengeschichte und Homiletik und lehrte 1926–35 als Ordinarius für Dogmatik. Zudem war er 1925–32 Lehrbeauftragter für theol. Propädeutik am Pädagogischen Institut in Mainz und Mitarbeiter an der Zweigstelle des Dt. Instituts für Wissenschaftliche Pädagogik in Eltville. Politisch sehr engagiert, war er 1931–33 Abgeordneter der Zentrumspartei im Hess. Landtag. Nach dem Tod von Bf. Ludwig Maria Hugo (1871–1935) wählte ihn das Mainzer Domkapitel zum Nachfolger. Nach päpstl. Wahlbestätigung und Ernennung wurde S. am 24. 8. 1935 durch Ebf. Conrad Gröber (1872–48) im Dom zu Mainz zum Bischof geweiht.

    Das erste Jahrzehnt von S.s Pontifikat stand im Zeichen der zahlreichen Auseinandersetzungen mit dem NS-Regime und der Bedrängnisse des 2. Weltkriegs. Seine deutliche Abgrenzung von diesem Regime bekundete S. weniger durch oppositionelle Stellungnahmen zu aktuellen politischen Vorgängen als durch die mutige Führung seines Bistums. Er versuchte, antikirchlichen Entwicklungen entgegenzuwirken, so etwa 1938 mit seinen Hirtenbriefen zum Verbot der kirchlichen Jugendvereine und zur Aufhebung der Konfessionsschulen. 1944 entging er trotz eines ausgestellten Befehls nur knapp der Verhaftung. Zur Judenverfolgung äußerte er sich in seinen Hirtenbriefen nicht. In der Dt. Bischofskonferenz übernahm S. 1937 mit Ludwig Wolker (1887–1955) das Jugendreferat und wurde 1940 zusätzlich mit der Leitung der „Liturgischen Kommission“ betraut. Über sein Mitwirken an den neuen Richtlinien zur liturgischen Gestaltung und an den schwierigen Verhandlungen, die 1952 in Rom zur Anerkennung des „Dt. Rituale“ führten, wurde er zu einem der Wegbereiter der Liturgiereform des II. Vatikan. Konzils. Hoch anzusetzen sind seine Leistungen nach 1945 für den Wiederaufbau von Dom und Stadt Mainz und die Neugestaltung des Bistums, dessen Katholikenzahl sich durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene auf über 800 000 nahezu verdoppelt hatte. 1946 gliederte S. die Phil.-Theol. Lehranstalt des Priesterseminars in die Kath. Theol. Fakultät der Univ. Mainz ein. Ebenfalls in diesem Jahr von Pius XII. zum Thronassistent Seiner Heiligkeit ernannt, berief ihn Johannes XXIII. 1959 in die Theol. Kommission zur Vorbereitung des Konzils, dessen Eröffnung S. nicht mehr erlebte. Er erlag 1961 während einer Firmreise einem Herzinfarkt.

  • Auszeichnungen

    A Dr. iur. h. c. (Mainz 1947);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1960).

  • Werke

    Die Trinitätslehre d. hl. Bonaventura, 1923 (Diss.);
    Ev. Katholizität, in: Pastor Bonus 43, 1932, S. 32–64;
    Streiflichter in d. modernen Protestantismus, ebd., S. 167–76;
    Die rel. Krise d. Gegenwart in kath. Sicht, ebd. 44, 1933, S. 26–31, 113–25 u. 188–95;
    P. Casels Mysterium u. d. thomist. Spekulation, ebd., S. 374–89;
    Die Hauptrichtungen d. spekulativen Trinitätslehren in d. Theol. d. 13. Jh., in: Theol. Quartalschr. 106, 1925, S. 113–35;
    Gottfried v. Fontaines Stellung in d. Trinitätslehre, in: Zs f. Kath. Theol. 50, 1926, S. 177–95;
    Randbemm. zu Solowjews Sophialehre, ebd. 52, 1928, S. 532–40;
    Auf Bf. Kettelers Pfaden, Zur Schulfrage, 1927;
    Die Trinitätslehre Ulrichs v. Straßburg, 1928 (Habil.schr.);
    Augustinus als Mensch u. Denker, 1930;
    Der hl. Albertus über d. Ausgang d. Hl. Geistes, in: Divus Thomas 10, 1932, S. 109–23;
    Wollt Ihr d. Hitler?, in: Mainzer Journal, Nr. 83, 1932;
    Warum wir d. Hitler nicht wollen!, ebd. Nr. 86, 1932;
    Zur Erbsündenlehre Alberts d. Gr., in: Aus d. Geisteswelt d. MA, Stud. u. Texte, FS Martin Grabmann, hg. v. A. Lang u. a., 1935, S. 627–50;
    Vom Gnadenreichtum Gottes, 2 Bde., 1936;
    Ein Wort z. liturg. Frage, 1940;
    Leitsätze z. Gebetserziehung d. Jugend, 1940;
    Predigt (…) b. d. Pontifikalmesse d. 72. dt. Katholikentages am 5. Sept. 1948, 1948;
    Es pocht d. Tod, ²1949;
    Liturgie u. Moderne, Reden, hg. v. L. Lenhart, 1950 (mit S.-P. Doncoeur);
    Gottes Ordnung in d. Welt, 25 J. dt. Vergangenheit in Hirtenbriefen d. Mainzer Bf., ausgew. u. hg. v. H. Berg, 1960;
    Qu u. Nachlaß:
    Dom- u. Diözesanarchiv Mainz, Best. 45,1.

  • Literatur

    J. Kraus, Dominus Fortitudo, Dr. A. S. 25 J. Bf. v. Mainz, in: Mainzer Alm. 1960, S. 5–38;
    ders., Bf. Dr. A. S., Sein Aufbauwerk nach d. Kriege, ebd. 1961, S. 28–101;
    L. Lenhart, Neuzeitl. Mission in e. fünfundzwanzigj. Episkopat, ebd. 1965, S. 84–107;
    F. Jürgensmeier, Das Bm. Mainz, Von d. Römerzeit bis z. II. Vatikan. Konzil, 1988, S. 314–21 (P);
    H. Berg, Bf. Dr. A. S., 1990;
    H.-J. Braun, Das Bm. v. 1866 bis z. Ende d. Zweiten Weltkrieges, in: F. Jürgensmeier (Hg.), Hdb. d. Mainzer KGesch. 3/2, 2002, S. 1142–260;
    F. M. Figura, Das Bm. v. d. Nachkriegszeit bis z. Gegenwart (1945–2000), ebd., S. 1261–312;
    H.-J. Braun, Bf. A. S. (1890–1961 u. d. Gründung d. Johannes Gutenberg-Univ., in: Ut omnes unum sint, T. 2, Gründungspersönlichkeiten d. Johannes Gutenberg-Univ., hg. v. M. Kißener u. F. Moll, 2006, S. 33–61;
    K. Lehmann, „Dominus fortitudo, Der Herr ist meine Stärke“, Bf. Dr. A. S. (1890–1961), Hirte in schwieriger Zeit, in: F. J. Felten (Hg.), Mainzer (Erz-)Bischöfe in ihrer Zeit, 2008, S. 143–65 (P);
    W. Balzer, Mainz, Persönlichkeiten d. Stadtgesch. I, 1985 (P);
    Gatz I u. V (P);
    LThK³;
    BBKL X (W, L);
    MdL Hessen;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Munzinger.

  • Porträts

    Dom- u. Diözesanarchiv Mainz, Fotoslg.

  • Autor/in

    Friedhelm Jürgensmeier
  • Zitierweise

    Jürgensmeier, Friedhelm, "Stohr, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 402-403 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875551X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA